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Kapitän Mok erhielt das Telegramm Wellings aus Wok- kenburg. Er las es und war sehr befriedigt. Unverzüglich fuhr er zum Außenminister, dem der britisch, Geheimdienst provisorisch untergeordnet war. Außem Minister Lobell empfing ihn sofort „Wichtige Nachrichten Herr Kapitän?" „Ja, Sir! Welling telegraphiert aus Sachsen Feodor« hat ein chiffriertes Telegramm aus Moskau erhalten. Es ff ihm gelungen, sich eine Abschrift zu verschaffen und er Hw die Chiffre gelöst. Hier ist der Text." Der Außenminister las gespannt: „Rußland braucht R» stoff oder Karners Werk zerbricht Maxim Donell." Befriedigt sah der Minister auf. „Diese Meldung ist nich mit Gold zu bezahlen, Kapitän. Wir muffen handeln Wo« haben Sie unternommen?" „Ich habe unseren Vertrauensleuten den Text telegra phiert." „Unsere Vertrauensleute in Rußland sind Russen/ „Bis auf einen, meinen Bruder, der sich in Petersburg aufhält und russischer Leutnant auf einem Schlachtschiff ist Die Ruffen sind Angehörige des Sowjetbundes, der gege» Herrn Karner steht. Gestern erhielten wir bereits eine Reih, politische Rundschau. — Berlin, den 23. Mat 1929. . — Ler Reichspräsident, der R;ichSkgnzlerund de« «lUUN!Il.vL«F oiuraro» G »esrievtgten GlSublgermLchte England, Italien MS Belgien verwendet werde«. ES braucht kein Wort darüber verloren zu wer» den, daß ein derartiger Vorschlag für Deutsch« land unannehmbar ist. Die deutsche Delegation hat sich für den Youngschen Zahlungsplan nur unter dem Vorbehalt ausgesprochen, daß die Alliierten sich ebenfalls mit diesem Plan einverstanden erklären. Die Gegenseite hat jedoch den Plan zu unseren Ungunsten abgeändert. Damit ist auch die deutsche Delegation an den Youngschen Plan nicht mehr gebunden und in ihren Entschlüssen vollständig frei. (47. Fortsetzung.) „Das ist wertvoll! Noch heute wirst du mit dem Motor rad nach Wolkenburg fahren und die Depesche an Mok auf geben. Karners Werk ist also im Wanken!" „Glaubst du, daß Rostoff geht?" Welling schüttelte den Kopf. „Der Mann kann nicht, selbf wenn er wollte. Er ist mit Ketten an seine kranke Fra« gebunden. Aber ich fürchte, daß das Telegramm Feodor« Tomary zu einem letzten Schritt treiben wird." Christian Tomme raste eine halbe Stunde später naH Wolkenburg Müller und Stresemann bei Hindenburg. Ernste Stimmung in Berlin. Der Reichspräsident hat Mittwoch vormittag den Reichskanzler Müller und den Außenminister Dr. Stresemann zu einer „gemeinsamen Aussprache über die außenpolitische Lage" empfangen. Gegenstand die ser Besprechung dürfte wohl die neue Wendung in Paris gewesen sein. In Berliner politischen Kreft sen sieht man die Lage in Paris nach wie vor als sehr ernst an. Es wird erwartet, daß jede For derung auf Erhöhung der Jahresraten von der deut schen Abordnung abgelehnt werden wird. Auch ist es sehr zweifelhaft, ob die deutsche Abordnung einem Vorschlag zustimmen werde, wenn einige der deut schen Vorbehalte irgendwie abgeändert oder aar ab-, gelehnt werden sollten. Die Festtage in Speyer. Die Protestationsfcier in der Gedächtniskirche. Die 400-Jahrfeier der Protestation von Speyer fand am Pfingstdienstag in einem Festakt in der Ge dächtniskirche ihren Höhepunkt. Wie an den Vor tagen, so war auch am Dienstag die Teilnahme der ganzen Bevölkerung an diesen Feierlichkeiten außer ordentlich stark. Professor Dr. Zscharnack-Königs- berg hielt die Festrede über das Thema „Die Pro testation von Speyer in ihrer geschichtlichen Bedeu tung." Er bezeichnete den Reichstag zu Speyer,, aus dem im Jahre 1529 sechs Fürsten und 14 Reichs städte feierlich Protest erhoben gegen die Bedrohung des evangelischen Glaubens als einen ganz besonders bedeutungsvollen Akt in der politischen Geschichte der Reformation. Freilich dürfe das Gewissen, auf das man sich damals berief, nicht modernisiert werden. Es sei doch nur das Obrigkeitsgewissen, das sich geltend gemacht habe, die Idee der Einheit und Freiheit. Schon hierin sei die Sicherheit der protestantischen Zu kunftsaufgaben gewährleistet worden. Anschließend überbrachte der Dekan der tyeM« gischen Fakultät der Universität Heidelberg, Dr. Dr, Beer, Glück- und Segenswünsche der deutschen theo logischen Fakultäten. Er hob in seinen weiteren Wor« ten die Bedeutung Speyers für die theologischen Fa« kultäten der Universitäten hervor. Anschließend gab er die Namen führender Persönlichkeiten des Pro« testantismus bekannt, denen die Universität Heidel« berg de« Ehrendoktortitel verliehen hat: Kirchenrat Karl Canzler.Speyer, Kirchenrat Kleinmann-Ludwigshafen, Pfarrer Dr. Luther- Charlottenburg, Dekan Johann Reichardt-Kron- ,stadt (Ungarn). Auch die Universitäten Erlangen, Göttin« gen und Gießen haben mehreren in- und auslän dischen Führern des Protestantismus die Ehrendoktor« würde verliehen. Die Protestationsseierlichkeiten wurden mit einem Ausflug zur Klosterrmne Limburg bei Bad Dürkheim beschlossen. ms zuverlässig, und wenn man ihn ist er wie ein Bluthund. Was ie st Mitglieder des Sowjetbundes, sind es?" 1827 Mitglieder/ Donell wollte sich gerade zu Karner begeben, als ihm Po lizeikommissar Tukutschoff gemeldet wurde, ein Mann Ende der Zwanzig, der in seiner Aufgabe, Karner und sein Werk zu schützen, aufging. „Zurück aus Petersburg? „Jawohl, Herr Donell!" „Wer vertritt Sie jetzt dort? guter Meldungen. In Kasan, Petersburg und verschiedener anderen Flecken ist die Arbeitsarmee aufsässig geworden Wirklich, unsere russischen Verbündeten gegen Korner arbei ten gut." Der Minister nickte befriedigt. „Es ist gut, Kapitän. Ick bin heute zum König befohlen — auch Sir Caine, das wir! Sie interessieren — und werde Bericht erstatten. Ich lasst Sie morgen zu mir bitten." „Inspektor Kalenborg " „Kein großes Licht, aber , auf eine Fährte setzt, dann haben Sie erreicht?" „Ich habe die Liste der „Ausgezeichnet! Wieviel „Der Sowjetbund umfaßt »bicht daq „Eine stattliche Zahl. So viel entlassene Kommissare können doch nicht in Petersburg sitzen." „Es sind viele unzufriedene Beamte in dem Bund, und es hat den Anschein, als ob die Besatzung der beiden Kreuzer „Lenin" und „Stalin" im Sinne des Sowjetbundes be einflußt ,st." „Da heißt es sofort eingreifen! „Ich weiß auch das Lokal des Sowjetbundes. Er wird ständig überwacht. Die Truppen von Petersburg sind Kar ner unbedingt treu. Genosse Marek und Podolsa sind in Moskau Der Vorsitzende Salpen ist nach Deutschland ge reist. Wir haben sie in den Augen behalten. Es ist fest gestellt worden, daß man aus das Palais Karners wäh rend seiner Krankheit ein Attentat ausüben will. Man hält den Augenblick für günsttig. Seltsam ist aber, daß die beiden aus Petersburg ohne Gepäck gereist sind. Anscheinend erhalten sie das Bombenmaterial erst gesandt, oder sie haben in Moskau Helfer " „Das Letzte wird stimmen," sagte Donell. „In Moskau existiert der Sowjetbund. Ich habe aber noch nicht ein greifen lassen. Herr Karner wünschte es nicht. Es ist gut, lieber Tukutschoff. Ich bin mit Ihnen zufrieden. Resümieren wir also: Der Sowjetbund in Petersburg bereitet eine Ak tion gegen Karner vor. Wir müssen rechtzeitig eingreifen. Ferner: Wir spüren an verschiedenen Stellen bei der Ar beitsarmee, daß der Sowjetbund versucht, Zwietracht zu säen. Ich werde mit Herrn Karner reden." Rundschau im Auslands ! Die in der ostgalizischen Stadt Stantslau unter der Beschuldigung -er Spionage verhafteten drei Ber liner Studenten sind nach Lemberg uvergeführt worden. T Der Kasseler Oberpostdirektor Orth, der von der türkischen Regierung gebeten wurde, den Postbetrteb in der Richtung auf Verbringung und Vereinfachung zu prüfen, ist in Angora eingetroffen. mtM-auyemmnL«r vävM « in Berkin, Dr. Tchurma«. tage- ihre herzlichen GÜlckwü Der deutsche Botschafter erhielt die Order seiner Re gierung, umgehend und ausführlich über Karners Krankhet zu berichten. In den Berliner Regierungskreisen war mar sehr bestürzt. Er ging zu Maxim Donell und erfuhr, daß die Krankheit islbst nicht gefährlich war, aber daß Karner vielleicht wochenlang den Regierungsgeschäften fernbleiben mußte. „Wir bemühen uns seid langem schon um die Mitarbeit eines Mannes, der anscheinend derjenige ist, den Karner braucht. Es ist Wladimir Rostoff. Ich kenne ihn von früher. Er ist ein Mann von Karners Format. Karner ist krank! Dieser Umstand genügt schon, um tausend Schwierigkeiten auf kommen zu lassen. Hunderte von Meldungen sind einge laufen, die zum größten 2^il die Arbeitsarmee betreffen und die zu Bedenken Anlaß geben. Man spürt: Karners Feinde sind wieder an der Arbeit." Der deutsche Gesandte hörte Donell interessiert zu. „Ist dieser Rostoff, dessen interessante Erinnerungen ich übrigens gelesen habe, nicht zu finden?" „Wir haben ihn gefunden und Feodora Tomary zu ihm gesandt, aber er kann unserem Ruf nicht folgen. Er lebt in Deutschland, hat Frau und Kind, und seine Frau ist ge lähmt." Der Gesandte war erschüttert. „So vermag er nicht, Frau und Kind der höheren Auf gabe zu opfern? Können Sie mir die Adresse Rostoffs sagen? Ich will meiner Regierung berichten und darum bitten, daß man dem Manne alle Sorgfalt angedeihen Donell gab die Adresse und der Gesandte berichtete nack» Deutschland. 86. evangelisch-soziM Konmeß statt «NW W» früheren ReichschÄchtSpcäswenten. Dr, TMM«, W xW malig« Tagung befaßt sich hauptsächlich mit des Industrialismus. , :: De« Deutsche Lehrerverein, dem über 250 000 deutsche Lehrer und Lehrerinnen angehöron, hielt seine diesjährige Hauptversammlung in Dresden ab. Im Mittelpunkt der Beratungen stand das Thema „Die Beziehungen zwischen Kirche und Schule". In einer Entschließung bekennt sich der Deutsche Lehrerverein erneut zu der Auffassung, daß nur der Staat Träge« der Schulhoheit sein darf, daher lehnt er Konkordats oder Kirchenverträge, in denen staatliche Bindungen bezüglich der Schule enthalten sind oder auch nur an gedeutet werden, aus das entschiedenste ab. In eine« zweiten Entschließung wird an die Länderregierungen die Bitte gerichtet, sich mit der Reichsregierung mög« lichst schnell über das Entschädigungsgesetz betreffend Privatschulen zu einigen, damit das Grundschulgesetz restlos in Kraft treten könne. Ein« dritte Entschlie,- tzung fordert endliche Lösung der Junglehrerfrags als dringende Pflicht des Reiches. Scherz und Ernst. tk.^ Blüteubestäubung durch Wasscrbewegung. Eine ganz eigenartige Bestäubungsart kann man bet den rn Südeuropa vorkommenden Wasserpflanze Vallts- neria spiralis beobachten. Diese Pflanzen, deren schmale bandförmige Blätter unter dem Wasserspiegel senkrecht nach oben wachsen, besitzen Blüten von ver schiedener Gestalt. Die Blütenstände, welche den Blü- Gedenttafel für den 24. Mai. 1543 f Der Asttonom Nikolaus Kopernikus in yraurn- Vurg (* 1478) — 1699 * Der preußische Reitergenerat Hans Joachim v. Zielen auf Wustrau (7 1786) — 1848 f Die Dichterin Annette v. Droste-Hülshosf auf Schloß Meersburg am Bodensee (* 1797). Sonne: Aufgang 3,57, Untergang 19,56. Mond: Ausgang 21,21, Untergang 4,12- Mitteldeutscher Rundfunk. Freitag, 24. Mai. 12.00: Schallplattenkonzert. 4- 15.00—15.25: Priv.-Dozent Dr. Paul Fievig, Leipzig: Zahnheilkunde im Talmud. 4 15.25: Stunde der Hausfrau mit Funkwerbung und Schattplatten * 16.30: Kammermusik. Aussührende: Das Altenburger Streich quartett, die Herren Alfred Kunze, Rudolf Holdt, Oliver Zörner, Oswald Hanitzsch, * 18.05: Sozialversicherungsrund- sunk. * 18.30: Englisch für Fortgeschrittene. * 19.00: Pros. Dr. Erich Marx, Leipzig: Neues voin Radium. * 19.30: Min.-Nat Dr. Wagner, Berlin: Der Reichshaushaltsplan und seine Aus führung. * 20.00: Sudetendeutsche Siusoniker. Dirig.: Alfred Szendrei. Orchester: Das Leipziger Sinfonieorchester Solisten: Ilse Kögel (Gesang). Einfuhr Vortrag: Pros. Dr. E. Stein hardt (Prag). * 21.15: Zeitgenössische Dichter: Wilhelm von Scholz. Einleil. Worte: Dr. Kurt Martens. * Anichließend bis 24.00: Tanzmusik. Erstes Erscheinen des Papstes vor »er Peterskirche, ; Der Papst wird am 30. Mai, dem Fronleich-namS- tage, zum ersten Male seit 60 Jahren die engeren Mauern -es Vatikans verlassen und sich außerhalb der Peterskirche zeigen. Die Prozession wird sich daher in diesem Jahre besonders feierlich gestalten. Der Papst wird nicht wie sonst aus dem Thron sitzend an der Prozession teilnehmen, sondern zu Fuß das Allerheiligste unter einem kostbaren Baldachin persönlich vor der Prozession hertragen. Von der Frei treppe der Peterskirche wird der Papst dann der ver sammelten Menge den großen Segen erteilen. Italienischen Boden wird der Papst dabei nicht betteten, denn der Papst wird an der Schwelle der Vatikanstadt — das ist die Treppe der Peterskirche — halt macken. Die offizielle erste Aus fahrt kann erst nach der Ratifizierung der Lateranverträge am 24. Juni erfolgen. Fengs Gegenregierung in Peking. ? Der chinesische Marschall Feng hat sich jetzt offen gegen den Staatspräsidenten Tschiangkaischek und die Nan kinger Regierung aufgelehnt und sich zum Oberbefehlshaber der nördlichen Streitkräfte Chinas erklärt, unabhängig von der Nankingregierung. Dem ehemaligen Ministerpräsiden ten Panfu gab Feng den Auftrag, in Pekingetnneues Kabinett zu bilden, das sich aus Vertretern des linken Flügels der Kuomintang und der bürgerlichen Kreise zu sammensetzen soll. Feng erklärte ferner, daß die Kwangsi« Truppen, die vor Kanton stehen, ihm als Oberbefehlshaber unterstehen. Feng rief alle chinesischen Soldaten auf, gege» die Militär-Diktatur Tfchiangkaischeks zu kämpfen. Die Lage in Kanton ist sehr gespannt. Die internatio nale Niederlassung wird gegenwärtig durch drei englische und zwei französische Kanonenboote sowie zwei japanische Zerüörcr geschützt. lttvtesen, sondern nsvEnänd« att einem kolbenförmig«« Gebilde, lxq an «inen kurze» Stiel befestigt ist, und umer Masse« bleibt, di« Blüten, an denen di« Narben ausgebildet werden, Laben dagegen sehr lange Stiele und wachsen, in zahlreiche Spiralen gekrümmt, bi» an die Wasser« oberfläche, Über di« sie zur Zeit da« Blütenreife auch hinausragen. Goll nun die Bestäubung der BlÜtt vollzogen werden, so lösen sich di« tief unten im Masse« befindlichen Staubblüten von den Kolben und steigen, da sie mit Lust gefiült sind, an die Wasserfläche, wo sie sich alSbald öffnen und durch die Wellenbewegung de- Wassers zu den Narben hingetrteben werden, d nunmehr befruchten können. Die Vallisneria i mit nicht auf Jnsektenbestäubung angewtes überläßt die Vermittlung der BlütenAstäubung e Wasseroeweguna. Am Notlauveplay »es Luftschiffes. Auf dem Flugplatz bei Toulon, wo das Luftschiff „Graf Zeppelin" notlanden mußte, war auch ein Vertrete« der deutschen Botschaft in Paris erschienen. Unse« Bild zeigt den Botschaftsrat Dr. Clodius im Ge« sprach mit dem Führer Dr. Eckener.