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N L » Z s-sLZ- _ -SZZZLLo- 22 Staudinger stöhnte als Antwort nur laut. „Ader so suchen Sie doch diesen Herrn Kaminsky so gleich auf, vielleicht haben Sie einen ganz falschen Ver- dacht. Wo wohnt das Ehepaar denn eigentlich?- warf Ilona Takats jetzt ein. „Ja, wo wohnen sie denn eigentlich', murmelte Stau- dinger, der sich noch immer nicht ganz erholt hatte, und dann sahen sie sich alle drei an, und es wurde ihnen dabei klar, daß das Ehepaar Kaminsky wohl nirgends zu finden sein würde. ' „Ich will sofort selbst zur Polizei fahren', sagte Doktor Staudinger, sich endlich zusammenreißend. „Und ich werde Sie begleiten', erklärte die resolute Ungarin. Frau Maria blieb zurück. Die surchtbare Erregung war für ihren zarten Körper zu viel gewesen, und sie vermochte sich kaum noch aufrecht zu halten. „Willst du nicht Matthias Brecht benachrichtigen?' fragte sie matt. - ' „Ich werde es jetzt allerdings wohl tun müssen, doch will ich erst abwarten, bis ich mit der Polizei Fühlung genommen habe', antwortete Staudinger. Dann verließ er mit Frau Ilona das Hotelzimmer. - Noch in dieser Nacht wurden fieberhaft Recherchen sei tens der Polizei nach dem Verbleib Christa Walds, der jungen Deutschen, angestellt, doch alle Spuren führten wie der und immer wieder vom Palast-Hotel zum Hotel am Bahnhof. Man konfrontierte den Portier des Palast-Hotels mit dem Ehepaar Staudinger, und dieser gab an, das Ehe paar nie im Leben gesehen zu haben. Man wußte also mir Bestimmtheit, daß sich Leute, die sich als das Ehepaar Staudinger ausgegeben halten,-in verbrecherischer Absicht Christa Wald genaht und sie entführt hatten. Wohin? Dies war die Frage, die das richtige Ehepaar Stau dinger bald zur Verzweiflung brachte. Ilona Takats blieb die Nacht bei ihnen, da ohnedies keiner an eine Nachtruhe -dachte. , , . Professor Matthias Brecht saß in seinem Arbeits zimmer in Ler kleinen, entzückenden Villa des Europäer- Viertels von Kairo, und rauchte, nach alter Gewohnheit, noch kurz vor dem Schlafengehen eine Zigarette. Mitternacht war längst vorüber, draußen am Horizont graute schon der erste Morgen. Matthias Brecht fand heute keine Ruhe. Er gedachte der Geliebten in der Ferne, die nun in Triest eingetroffen seinwußte. Seltsam, daß ihn dieser Gedanke so ruhig machte! Es War dies nicht die freudige Unruhe des immer näher rückenden, lange ersehnten Wiedersehens, sondern etwas anderes. Beinahe ein Ahnen von etwas Schlimmem, Un heilvollem. Umsonst versuchte Matthias Brecht dieses Gefühls Herr zu werden, auch die zweite und dritte Zigarette vermochten ihn nicht zu beruhigen. Völlig versunken hielt er jetzt Christa Walds Bild in der Hand und sah verträumt auf das zarte, feine Gesicht chen, das ihm entgegenlachte. „Du mein Liebling, meine Christa, mein alles aus Ler Welt, und bald, bald mein süßes Weib', flüsterte er selbst vergessen, in andächtiges Schauen versunken. Mitten in diese Träume hinein schrillte draußen kurz und heftig die HauSNingel. Hallo, wer begehrte um diese ungewohnte Stunde Einlaß? Das hatte etwas Besonderes zu bedeuten! Wieder schrillte die Klingel durch das stille Haus. Professor Brecht sprang aus, und eilte zum Fenster. „Ein Telegramm, Mister Brecht!' ließ sich von draußen die Stimme eines braunen Burschen vernehmen. „Ein Telegramm! Ich komme!' entgegnete Professor Brecht bestürzt, und eilte zur Tür. Wenige Minuten später hielt er das schmale Tele grammformular in Händen. Der Bote eilte davon, und Matthias Brecht ging merkwürdig schweren Schrittes ins Haus zurück. „Meine Ahnung! Wie, wenn Christa etwas zugestoßen wäre?' durchzuckte ihn dabei der Gedanke. Im Zimmer angekommen, zögerte er sichtlich, das Formular aufzureitzen. Seine Hände bitten leise, als er es endlich öffnete. „Christa Wald in Triest spurlos verschwunden, seit Stunden alles Suchen nach ihr vergeblich. Was tun? Staudinger!' las er, und im nächsten Moment begannen die Worte vor seinen Augen wild durcheinander zu tanzen. Christa verschwunden, nicht auffindbar! Was bedeutete das? Brecht sank ausstöhnend auf einen Stuhl und starrte verständnislos auf das Telegramm, das er noch immer in der fest verkrampften Hand hielt. Und wieder las er das Ungeheuerliche, Furchtbare. Seine Blicke sogen sich förmlich an diesen Worten fest. „Christa verschwunden, Christa verschwunden!' Nur dies eine murmelten seine bebenden Lippen wieder und wieder, und in seinem Gesicht prägte sich ein beinahe fassungsloses, ungläubiges Staunen aus. Plötzlich aber riß er sich aus dieser völligen Verstört heit auf. Es mußte etwas geschehen, er durste ja hier nicht so tatenlos sitzen. Gott im Himmel, die Worte des Tele- gramms waren ja so wenig klar, ließen soviel Möglich keiten offen! Professor Brecht trat zum Fenster und starrte mit finster zusammengezogener Stirn, den Mund schmerzlich ver- krampst, in den dämmernden Morgen. „Ich muß nach Triest, sofort', stöhnte er. „Ich weiß, Firth wird mich fahren!' Der Gedanke an Bill Firth, den befreundeten Flieger, gab ihm neuen Mut. Ohne Hut und Mantel stürzte Matthias Brecht aus dem Hause. Er wußte, daß der Flieger augenblicklich in Kairo weilte. Bill Firth war kein Berufsflieger, sondern ein etwas schrullenhafter junger Engländer, dessen einziges Stecken- Pferd der Flugsport war. Brecht hoffte, auf ihn zählen zu können. Der indische Diener war in dem parkähnlichen Garten von Firths Villa mit der Besprengung des Rasens be schäftigt, als Professor Brecht die Villa erreichte. „Dein Herr schon auf!?' ries er dem Manne zu. „>lo, 5ir, Mister Firth schläft noch', antwortete der Diener in tadellosem Englisch. „So wecke ihn; bitte ihn, daß er mir eine kurze Unter - redung gewährt. Sage ihm, daß ein Unglück geschehen ist', stieß Brecht atemlos hervor, und warf dem Burschen ein Trinkgeld zu. Dieser eilte schnell davon, kehrte sehr bald zurück, unt> führte Matthias Brecht ins Haus. Bill Firth erwartete-ihn etwas verwundert und ver schlafen im Pyjama in der Vordiele. „Professor, ja um Gottes willen, wie sehen Sie aus?, welcher Geist ist Ihnen denn erschienen!' rief er er schrocken aus, als er den völlig Verstörten vor sich sah. „Kommen Sie ins Zimmer. Firth, ich danke Ihnen, daß Sie mich zu einer mehr als ungewohnten Zeit emp fangen', entgegnete Brecht erregt. Drinnen, in dem Hellen eleganten Arbeitszimmer, be richtete Matthias Brecht, was ihm widerfahren war, und trug Mister Firth seine Bitte vor. Bill Firth war bei dieser Eröffnung sehr schnell munter geworden. Ohne eine Entgegnung drückte er auf die Klingel, und befahl dem herbeieilenden Diener kurz: „Die Maschine fahrtbereit machen, Benzin für Ueber- seefiua. aenüaend Proviant. Vroveller anlaufen lasten.