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)er sich len el« en- eht ink» Die LNS, den och sen lest die deS die !och es odt. Ken und :der ius- fien >ld. > des >f Z» trag), isder. tung. M h D. V. Iiä tgegen «stand U. men. Ät ilhr letzend gebens »ildern. »rstand. Vf d Fran »Vf Oppelk Ke «e 100 Beilage zur Weiheriy-Zeitung Nr. 91 ' Freitag, am 19. April 1929 95. Jahrgang UM 7ISSSSS«»»WSSi--<--^—iiS—. - >> » >« Chronik des Tages. — Ein Unterausschuß der Reparationskonferenz nahm die Behandlung der deutschen Denkschrift in Angriff. — Der Preußische Staatsrat hat die neue Gewerbe steuervorlage genehmigt und den Entwurf des Polizei- kostcngesetzes abgelehnt. — Von Agram aus ging die Fahrt das A.D^As.C. durch Bosnien nach Mostar, der Hauptstadt der Herzego wina. — In Jannowitz findet am Sonnabend die Trauung der Komtesse Antonie zu Stolberg-Wernigerode mit dem Berliner Diplom-Ingenieur Wolfgang von Ohnesorge statt. — Am 15. April ist Fräulein Renate Ludwig In den Dienst der evangelischen Landeskirche Württembergs' ein getreten. Als Dienstanfgabe ist in erster Linie die Er teilung von Religionsunterricht in den Mädchenschulen in Aussicht genommen. — Der Amsterdamer Industrie-Verlag ist vollständig niedergcbrannt. — Der Lokomotivführer des verunglückten belgischen D- Zuges ist verhaftet worden. — Die Hungersnot in Belgisch-Kongo hat bisher 15 000 Todesopfer gefordert. Entrüstung im Unterhaus. — London, 19. April. London meldet eine „Sensation"; jeder „gute* Engländer schäumt über vor Entrüstung. Der Schatz kanzler der früheren Arbeiterregierung, Snowden, hat im Unterhaus an der Schuldenpolitik der Regierung Baldwin Kritik geübt und die Abkommen mit Frank reich und Italien als skandalös charakterisiert. Wenn diese Mächte es sich leisten könnten, die Amerika ge schuldeten Beträge abzutragen, dann, so meinte Snow den, sollte es ihnen nicht schwer fallen, auch England sein gutes Geld zurückzugeben, sintemalen es ohne di« Einsetzung englischer Divisionen im Kriege heute kein unabhängiges Frankreich mehr geben würde. Tatsächlich bezahlen natürlich die Franzosen und Italiener auch den Engländern die Schulden, nur führt heute England mehr an die Vereinigten Staaten ah als es selbst an Reparationen und Darlehnszahlungen erhält. Das, und der Wille, der Arbeiterpartei vor den Wahlen eins auszuwischen, hat die britisch« Regierung bewogen, schwerstes Geschütz gegen Snowden aufzufahren. Die erste Attacke ritt Kriegsminister Sir Wor thington Evans. Worthington Evans begann mit einer falschen Auslegung der Rede Snowdens und verdächtigte die Arbeiterpartei, den Grundsatz zu ver leugnen, wonach England von seinen europäischer Schuldnern nicht mehr verlangt, als es selbst den Ame rikanern zahlen muß. Nach dieser Einleitung war es dem Kriegsminister ein leichtes, den Teufel an di« Wand zu malen und die Katastrophen zu schildern, die eintreten würden, wenn England sich zum „Shy- lock Europas" hergeben und seinen Kriegskameraden das letzte Hemd nchmen würde. Snowden, der darob sofort das Wort nahm gab seinem Erstaunen darüber Ausdruck, daß man seine Aeutzerung zum Gegenstand eines Kabinetts rates gemacht und sie dann mit dem Aufgebot allen Scharfsinns falsch ausgelegt habe. Grundsätzlich, st führte Snowden aus, befürworte seine Partei die Strei chung der Schulden und Tribute. Wenn das allgemein nicht möglich sei, dann wende er sich dagegen, daß England nun die Lasten der anderen auf seine Schul tern nehme. Und dann versetzte Snowden seinem Gegner einen scharfen Hieb. Er erinnerte an das Wort, die Labour Party sei der Freund jedes Landes, ausgenommen England, und schleuderte dann den Sah in das Unterhaus, er sei Engländer genug, um sich nicht damit zufrieden zu geben, sein eigenes Voll für ein Volk bluten zu sehen, dem es weit besser gehe als England. Diese Feststellung Snowdens schlug wie ein« Bombe ein. Als Antwort darauf schickte die Negie rung ihren besten Redner, den Schatzkanzler Chur, chill ins Feuer. Geschickt wie immer, knüpfte Chur chill an einen ungeschickten Ausdruck Snowdens an. Er erklärte, Snowden habe Haß und Verachtung gegen Englands besten Freund und nächsten Nachbarn zum Ausdruck gebracht, obwohl. England mit dieser Macht das Fegefeuer des Krieges durchgemacht habe. Und dann übertrumpfte sich Churchill noch, er schrie, Snowden haben die Franzosen als bilkers (Schwind, ler) bezeichnet und sie beschuldigt, sich von ihren Ver pflichtungen zu drücken: das sei ein Slang-Ausdruck, der aus dem Rinnstein stamme. Churchills Ausfall wiederum rief den Führer der Arbeiterpartei, Macdonald, auf den Plan, der feierlichst gegen die Erklärung des amtierenden Schatz- kanzlers protestierte. Zum Schluß der stürmischen Sitzung bestieg der steife Chamberlain die Tri büne, das Monokel im Auge. Er versicherte, sich als „Mann von Welt" benehmen und keine Worte gebrauchen zu wollen, wie man sie „an den Straßen ecken" spreche. Er wolle nur seststellen, daß das eng lische Unterhaus einen sehr schlimmen und garstigen Tag erlebt habe, und die Arbeiterpartei bitten, deut lich zum Ausdruck zu bringen, daß Großbritannien unter allen Umständen sein Wort halte, welche Re gierung auch immer am Ruder sei. Und der Erfolg der stürmischen Auseinander setzungen? Hat nun Baldwin seinem gefährlichsten Gegner, der Labour Party, eine „Moralische Nieder lage" beigebracht oder hat im Gegenteil die Arbeiter partei von der Debatte profitiert und erfreut sie sich jetzt des Rufs, England vor dem „AuSgebeutetwerden" durch das reichere Frankreich und Amerika schützen zu können? In London glauben vorerst beide Parteien an ihren Sieg, in Parrs aber studiert man den Sinn des Angriffs der Arbeiterpartei. Man vermutet, Snowden habe mit dem Zaunpfahl gewinkt und zu verstehen geben wollen, daß er bei einer neuen Re parations-Konferenz als Schatzkanzler erheblich un- gemütlicher sein werde als Churchill, so daß man gut' daran täte, sich vor den englischen Wahlen zu einigen. Geheimheratungen in Paris. Mathematische Berechnungen. — Zwei Zahlungspläne. — Unerfreuliche Begleitmusik. Paris, 19. April Man wird aus Paris in den nächsten Tagen , wenig Positives und nichts Entscheidendes hören. Die i Sachverständigen beraten im engsten Kreis, einem Un-, j terausschuß, in dem Deutschland allein durch Reichs bankpräsident Schacht vertreten ist. Zur Debatte stehe« zwei Zahlungspläne: eine For derung der Gläubiger, die Deutschland 88 Fahre lang z« Zahlungen von etwas über zwei Milliarden Mart verpflichten will, ohne Rücksicht auf die künftige Wirt- schaftskonjunktur und die Leistuugsmöglichkeit, die der Tawcsplan immerhin noch schonen will. Der zweite Pla» ist das deutsche Zahlungsangebot, 37 Jahre lang 165« Millionen Mark jährlich an die Gläubiger ab- zusühren, allerdings unter der Boraussetzung, daß der im Tawcsplan vorgesehene Transferschutz mindestens für die Hälfte jeder Jahresleistung gewährleistet wird. Etwa ein Drittel der Annuität soll durch «Nachlieferun gen getilgt werden. Die französische Presse macht zu den jetzt be ginnenden geradezn mathematischen Erörterungen der prominentesten Wirtschaftssachverständigen eine un freundliche politische Begleitmusik. Sie ist „ent rüstet, höchst erstaunt," daß Deutschland ein An gebot macht, das so weit hinter den „bereits aufs äußerste reduzierten Forderungen" zurückbleibt. Sie sieht das bittere Ende, das Scheitern der Konferenz an dem Leistungswiderstand der Deutschen voraus. Es ist nur gut, daß die Sachverständigen sich ihre Unabhängigkeit bewahren und die ihnen« lebensgewohnte Zahlenatmo sphäre nicht durch politische Angriffe aus ihre Ver handlungspartner vergiften lassen. Käme zu den Zah lendifferenzen eine politische Konfliktstimmung, dann wäre die Konferenz nicht wert, gerettet zu werden. Denn sie brächte kein unabhängiges und unparteiisches Urteil zustande. Verlegung der Konferenz nach Berlin? Glücklicherweise lassen sich die Sachverständigen nicht beirren. Sie haben Donnerstag wirklich begonnen, Zahlen zu erörtern und werden sich nicht stören lassen. Vielleicht müssen sie, und das ist bereits an geregt worden, ihre Beratungen in Berlin sort- setzen, damit sich die Sachverständigen der Gläubiger länder davon überzeugen können, daß die Begrenztheit der deutschen Leistungsfähigkeit nicht nur auf dem Pa pier der in Parrs überreichten Denkschriften, sondern auch in Wirklichkeit besteht. Offenhattung des Kreditmarktes! Außer den Zahlungsdifferenzen gibt es noch eine andere Schwierigkeit zu beseitigen: die Kommerzialisie rung der deutschen Schulden! Frankreich will nämlich für einen Teil des Gegenwartswertes der zu erwar tenden deutschen Zahlungen einen Kredit aufnehmen. Eine solche „Reparationsanleihe" aber würde den inter nationalen Kreditmarkt für Deutschland zunächst ge radezu absperren. Liegt eine Reparationsanleihe auf den internationalen Märkten zur Zeichnung auf, so ist das nichts anderes, als eine Borausbeleihung deut scher Leistungen, eine Hypothek auf künftige Produk tion der deutschen Wirtschaft, aus der allein die Re parationszahlungen überhaupt erst möglich sind. Wenn also das deutsche Höchstangebot Geltung behalten und durchführbar bleiben soll, dann darf die deutsche Wirt schaft nicht vorbelastet, darf uns der internationale Kreditmarkt nicht abgeriegelt werden. Die französische Presse hofft noch immer auf das „große Wunder aus Amerika", auf eine» Schulden« Nachlaß. Nach dem Bersailler Vertrag hat Deutschland jedoch lediglich Reparationen zn leisten. Nnd diese Re parationsschulden haben die Gläubigersachverständigen mit einem Gegenwartswert von 1» Milliarden berech net, dann aber auf 13 Milliarden herabgestrichen. Deutschlands Angebot beziffert sich ans einen Gegen« wartswert von 26,5 Milliarden Mark, enthält also bereits sehr wesentliche Beiträge zur Kriegsschulden tilgung. Die Tatsache, daß man das deutsche Angebot dis kutiert, spricht dafür, daß die Sachverständigen zur Beruhigung der Weltwirtschaft die Einigungsformel finden wollen, und daß sie die Hoffnung haben, sie schon aus den beiden vorliegenden Dokumenten, For derung und Angebot, konstruieren zu können. Genf fürchtet die Wahrheit Die Abrüstungskommission drückt sich um die Ab stimmung. — Rußlands Vorschläge Material für die große Abrüstungs-Konferenz. — Genf, den 18. April. Obwohl der russische Abrüstungsvorstoß angesichts der Feindschaft der Mehrheit der Abrüstungskommis- sion gegen jede Rüstunasverminderung von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, haben die Russen die Kommission dock noch in arge Verlegenheit gebracht. Die Saboteure der Abrüstung scheuten sich, Farbe zu bekennen und wollten deshalb die russischen Vorfchläae sang- und klanglos in der Versenkung verschwinde» « lassen. l Zunächst schien das Erfolg zu haben. Außer der ! deutschen und japanischen Delegation nahm niemand I das Wort. Dann aber machte Litwinow den Intrigen ein Ende. Er faßte die Grundgedanken des rufst« j schen Entwurfs kurz zusammen und legte der Kommis« j sion den Antrag vor: Die Kommission beschließt, zur j Förderung der Abrüstung einen Entwurf für «ine l wesentliche Herabsetzung der Rüstungen auszuarbeUeu; ! die Abrüstung erfolgt auf der Grundlage eine- pro« j portionalen Verhältnisses, nach einem Koeffizienten für j die allgemeine und gleichmäßige Herabsetzung de« Rüstungen. Was nun? Präsident Loudon wußte in seine, Verwirrung keinen anderen Ausweg als den, die Be ratungen fürs erste einmal zu vertagen. In der Zwischenzeit setzte er dann Himmel und Hölle in Be wegung, um der Kommission eine klare Antwort zu ersparen. Nach langen Verhandlungen mit dem Ge neralsekretär des Völkerbundes und den Führern der ! einzelnen Delegationen brachte Loudon dann folgen- l des Projekt vor: Die vorbereitende Abrüstungskommission ist zu« Erörterung der russischen Anträge nicht ermächtigt; sie überweist deshalb die russischen Vorschläge und den neu formulierten Antrag a» die einzuberufende Ab« rüstungskonferenz. Politische Rundschau. - Berlin, den 19. April 1929. — Das Wahlprüfungsgericht beim Preußischen Land tag hat die Wahl der deutschnatronalen Awa. Frau Mehlis-- (Schleswig-Holstein) für gültig erklärt. — Lord Robert Cecil, der frühere FDrer der eng lischen Abrüstungsdslegation, hält am 31. Mai in Frank furt am Main einen Vortrag. * Unterredung Seeckts mit dem rumänische» Mi nisterpräsidenten. Generaloberst a. D. v. Seeckt hat kürzlich auf einer Reise in Rumänien dem Minister präsidenten Maniu einen Höflichkeitsbesuch abgestattet. Maniu und Generaloberst v. Seeckt hatten sich bereits während des Krieges kennengelernt. Rundschau im Auslande ! König Boris von Bulgarien traf, von Berlin kom mend, zu einem kurzen Aufenthalt in Brüssel ein. k In Paris fanden Verhandlungen zwischen Vertretern der Saarindustrie und französischen Industriellen statt. k Der englische Schatzkanzler Churchill will im Herbst in amerikanischen Städten Vorträge halten. Ein Pulverlager in Tiflis in die Luft geflogen. ; Nach Moskauer Meldungen ist in Tiflis ein Pulver lager in die Luft geflogen. Ein Soldat urck vier Arbeiter wurden getötet, eine Person schwer verletzt. Sämtliche Fensterscheiben gingen in weitem umkreis in Trümmer. Sächsischer Landesverein für Innere Mfflon. Der sächsische Landesverein für Innere Mission sielt seine öffentliche Hauptversammlung ab. Im An- chluß an eine Morgenandacht eröffnete der Vor sitzende, Graf Vitzthum v. Eckstä - t, die Tagung. Sieraus erstattete Pfarrer Wendelin den Jahres bericht, und Prof. v. Düring- Frankfurt a. M. hielt :inen Bortrag über moderne Erziehungsfrag.en. Der zweite Redner, Pfarrer Wolff-Hannover, betonte sie religiöse Seite der Erziehung. Weiter sprach der weiter der Evangelischen Schule für Volksmusik zn Lpandan, Dr. Reusch, über „Neues Leben in Musik an- Gesang". Er beklagte cs, daß heute viel zu wenig im Hause gesungen werde. Die Mutter sei fast die sinzige, die das Volkslied noch pflege. Aber das ganze Volk sehne sich ordentlich nach Gemeinschaftsliedern. Das empfinde man nicht nur in der Kirche, sondern «uch bei der wandernden Jugend. Die Evangelische Zinggemeindc nnd Posaunenchor von Pastor Adolf Nüller bereicherten den anregenden Abend durch gute Vorträge. llnregelmäßlgkelten del -er Dresdner vnaßenbahn. Einige Kassenbücher aus der Elbe gefischt. — Der Täter begeht Selbst ¬ mord. Anfang April hatten Spaziergänger am Elbufer sinige Kassenbücher aus dem Wasser gefischt, die in eine Abteilung der Betriebsdirektion der Dresdner Ltraßenbahnverwaltung gehörten, in welcher der ikassenoberassistent Friedrich Speck beschäftigt war. Line Nachprüfung ergab, daß Unstimmigkeiten vor lagen und das Verschwinden der Bücher damit in Verbindung zu bringen war. Speck hat sich am ver gangenen Sonnabend vergiftet und wurde bereits beerdigt. Dieser Fall, der durch den Selbstmord seinen Abschluß gefunden hat, hat zu allerlei Gerüchten geführt. Ein in der Betriebsdirektion beschäftigt gewesener Kanzleiassistent beendete gleichfalls sein Leben freiwillig. In diesem Falle liegen aber angeblich häusliche Verhältnisse vor. Aber noch ein rnderer Fall, der bereits im Dezember v. I. das Schöffengericht Dresden beschäftigte, hat mit der letzigen Angelegenheit nichts zu tun. Es, handelte sich am einen Stadtamtmaun, der in Schulden geraten war un- ein Schriftstück, -as ihm zur Erhebung eines Gehaltsvorschusses übergcbeu worben war, noch ein zweites Mal zur Erhebung eines Vor schusses verwendete.