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Der Verein. »i« Unterschirve Mischen dem eingetragenen und nicht- «ingetragencn Verein. — Rechte und Pflichten der Mitglieder. Lon Justizoberinspektor Karl Fuchs (Neuß). „Alle Deutschen haben das Recht, zu Zwecken, vtv den Strafgesetzen nicht zuwiderlaufen, Vereine oder Gesellschaften zu bilden." Von diesem, durch Ar tikel 124 der RcichSvcrfassung verbürgten Recht wird bekanntlich in Deutschland ausgedehnter Gebrauch ge macht. Besonders zahlreich sind Vereine mit idealen Zwecken, also solche, die geistige, sittliche, gesellige oder ähnliche Zwecke versorgen; z. B. Gesang-, Kunst-, Sport-, Stenographeuvereine. Diese Vereine, deren Zweck nicht auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet -ist, können die Eigenschaften einer Person, einer Persönlichkeit, durch Eintragung in das bei dem Amtsgericht geführte Vereinsregister erlangen. Sie werden hierdurch rechtskräftig und heißen „eingetra gener Verein". So lange die Eintragung nicht erfolgt ist, unterliegen sie den gesetzlichen Vorschriften über die „Gesellschaft". Zur Prüfung der Frage, ob cs für einen nicht eingetragenen Verein ratsam ist, durch Eintragung in das Vereinsregister die Rechtsfähigkeit zu erlangen, ist es erforderlich, den Unterschied zu kennen. Die Eintragung kann erfolgen, wenn mindestens sieben Mitglieder vorhanden sind. Die Führung der Geschäfte. Der eingetragene Verein mutz Satzungen und einen Vorstand haben. Dieser vertritt den Verein gerichtlich und außergerichtlich, er führt die Geschäfte und hat die Stellung eines gesetzlichen Vertreters. Bei dem nicht eingetragenen Verein werden die Geschäfte von den Mitgliedern gemeinschaftlich geführt. Für jedes Geschäft ist die Zustimmung aller Mitglieder erforderlich. Hat der Verein jedoch Satzungen auf gestellt und hat nach diesen die Mehrzahl der Stim- " men zu entscheiden, so ist die Mehrheit nach der Zahl der sämtlichen Mitglieder zu berechnen. Das Vermöge» des Vereins, (das heißt, die Rechte und Pflichten, also auch die Schulden,) steht bei dem eingetragenen Verein diesem zu, unabhängig von den einzelnen gegenwärtigen Mit gliedern. Grundstücke und Hypotheken können auf den Namen des Vereins eingetragen werden. Bet dem nicht eingetragenen Verein ist das Ver mögen an die Person der einzelnen Mitglieder ge bunden. Die Beiträge, angesckafften ErnrichtunaS- gegenstände und dergleichen sind gemeinschaftliches Eigentum der gegenwärtigen Mitglieder. Die Anteile sind gleich. Das einzelne Mitglied kann aber nicht über seinen Anteil verfügen oder Teilung verlangen. Grundstücke und Hypotheken können nur aus den Na men der einzelnen Mitglieder eingetragen werden. Prozeßfähigkeit. Der eingetragene Verein kann unter fernem Na men klagen und verklagt werden und wird alsdann durch den Vorstand vertreten. Die Mitglieder können als Zeugen vernommen und vereidigt werden. Bei dem nicht rechtsfähigen Verein können nur alle einzelnen Mitglieder zusammen, also als Streit genossen, klagen. Weil sie Partei sind, können sie in dem Prozeß nicht als Zeugen auftreten. Anders ist es, wenn der Verein verklagt wird, alsdann er langt der nicht eingetragene Verein für diesen Prozeß Sie Stellung einer juristischen Person, er wird rechts fähig und kann daher, genau wie ein eingetragener Verein, unter seinem Namen verklagt werden. Der Vorstand erlangt die Eigenschaft eines gesetzlichen Vertreters. Die einzelnen Mitglieder des beklagten Vereins können als Zeugen auftreten. Zur Zwangs vollstreckung genügt bei beiden Arten der Vereine ein gegen den Verein ergangenes Urteil. Dieses kann aber nur in das Vereinsvermögen vollstreckt werden. Die Haftung des Vereins und seiner Mitglieder. Der eingetragene Verein haftet als solcher für den Schaden, den der Vorstand oder ein Vertreter einem Dritten zufügt. Im Interesse der Verkehrs sicherheit ist diese Haftung bei dem nicht eingetra genen Verein erheblich erweitert. Bestellt z. B. der Vorsitzende eines nicht eingetragenen Vereins die Musi! zu einer Festlichkeit, so haftet er persönlich für die vereinbarte Vergütung; haben mehrere diese Bestel lung anSgesührc, so hastet jeder persönlich für die ganze Forderung. Neben dieser persönlichen Haftung besteht aber auch noch die Haftung eines jeden ein zelnen Vcrcinsmitgliedes, mindestens mit dem Ver einsvermögen. Ter Austritt aus dem Bereu; ist bei dem eingetragenen Verein durch die Satzungen geregelt. Der Verein kann durch Beschluß der Mit gliederversammlung aufgelöst werden. Das Vermögen fällt an die in der Satzung bestimmten Personen. Beim nicht eingetragenen Verein ist der Austritt jederzeit möglich. Bei Auflösung des Vereins findet über das Vereinsvermügcn unter den Mitgliedern eine Auseinandersetzung statt. Die Nutzanwendung. Vereine mit einer umfangreichen Geschäftsfüh rung und Vermögensverwaltung können erhebliche Schwierigkeiten vermeiden, insbesondere beim Wechsel und Ausscheiden von Mitgliedern, wenn sie durch Ein tragung in das Vereinsregister die Rechtsfähigkeit und hiermit die Eigenschaft einer juristischen Person er langen. Talers Wanderjahre. einer alten Wunderfibel, di« heute nichts «ehr Kitt. „Täler, Taler, Du mußt wandern!". Wer er innert sich nicht des alten Spieles aus der Kinderzeit? „Bon dem einen Ort zum andern", tönte es im Kehr reim zurück. Wir alle haben uns, wenn wir als Kinder das hübsche Lieblein sangen, bestimmt nichts dabet gedacht. Aber eines Tages zeigte mir unser Lehrer ein Buch, auf dessen Deckel stand: „Thaler, Thaler, Du «aßt wandern!" und dtWytt«: „Dle «undersibel der Bolkswtrtfchaft." Aus der ersten Seite des „Wunderbuches" war ein einfacher Briefträger abgebildet, der sein Gehalt in Empfang nahm; es waren lauter Talerstücke, nicht sehr viele; aber um das Jahr 1900 war eben mit einem Taler unendlich viel mehr zu kaufen als heute mit seinen; verkrüppelten Stiefbruder, dem Dreimarkstück von 1929! ' Auf dem zweiten Bilde sah man, wie der Brief träger daheim seiner Frau einen von den Talern gab, die er als Lohn empfangen hatte. Die nahm das Geldstück und ging damit zum Bäcker, kaufte dort Brot. O, wie groß das Brot war und beträchtlich erst die Summe, die die gute Frau auf den in Zahlung gegebenen Taler von dem Bäcker herausbekam! — Im weiteren sah man nun in dieser „Wunderfibel der Volkswirtschaft", wie der Bäcker mit dem Taler bei der Mehleinkaufsgenossenschaft seiner Innung seine Rechnung bezahlte, und wie die Genossenschaft dann den Taler an einen von den Müllern weitergab, die ihr Mehl gebracht hatten. Und schließlich wurde ge zeigt, wie der Müller treu und brav einem schlichten Bäuerlein den Taler für geliefertes Getreide aushän digte. Unser Bauer steckte den Taler in einen Strumpf, in dem schon manch anderes rundes Geldstück Unter schlupf gefunden hatte. Doch aus dem nächsten Bilde schon ging hervor, daß der Bauer kein geiziger Sparer war: man sah ihn den zurückgelegten Taler aus dem Strumpfe hervorholen, während vor der Tür des Hauses der Knecht schon den Wagen bereit hielt, mit dem der Bauer zur Stadt fahren wollte. In einem kleinen Laden der Stadt kaufte der Bauer mit dem Taler eine Pferdedecke, und der Kauf mann zahlte anderen Tages seine Rechnung bei der Fabrik, von der er die Decke bezogen hatte. Wieder war unser Taler weitergewandert, aber auch hier wird ihm keine Ruhe gegönnt; denn der Fabrikant mußte seine Steuern bezahlen; Finanzämter gab es damals noch nicht, und so kam der Taler mit anderen seiner Brüder in die städtische Steuerkasse, die ihn, dann dem Staate ablieferte. Der aber, der gute, wohlgenährte Papa Staat, entlohnte damit am nächsten Termin den gleichen Briefträger, der in der Wunderfibel unseres väterlichen Freundes des Talers Rundreise in Be wegung gesetzt hatte. Gewiß war das Buch, das wir mit Staune:; und immer wachsendem Interesse betrachteten, recht pri mitiv ersonnen, etwas für ganz ungelehrte Köpfe; aber cs regte zum Nachdenken an und war, mit einzelnen Ausnahmen, ein ehrliches Spiegelbild der deutschen Volkswirtschaft vor 30 Jahren. Heute würde so eine Wirtschaftsfibel allerdings ganz, ganz anders aussehen; gerade bis zur Mehlcin- kaufsgenossenschaft der Bäckerinnung würde der Taler kommen; dann würde er von den Händen des Staates ergriffen werden und unbarmherzig in buntes Papier' verwandelt werden; aber nicht einmal in leidlich gutes deutsches Papiergeld würde er sich verwandeln, sondern in Devisen, in Wechsel, die im Auslande zahlbar sind und auf fremde Währung lauten. In einem grotzen Buche würde der arme kleine Taler in einer Riesen summe verschwinden, unter die der Herr Reparations agent seinen Stempel drücken ließe: „Jssued sor soreign currency" (Ausgegeben für fremde Währung!). Und die Summe, von der unser Taler einen mi nimalen Bestandteil bildete, würde in die Millionen gehen! Denn das deutsche Volk, das verarmt und so zusagen bis ans den letzten Pfennig ausgeplündert ist, erlaubt sich heute den Luxus für weit über vier Milliarden Reichsmark landwirtschaftliche Erzeugnisse aus dem Auslande zu beziehen, die es in Devisen wie oben geschildert, bezahlen mutz. Statt sein eigenes, schönes, rechtschasfenes und gesundes Brot zu essen, führte Deutschland im vergangenen Jahre 192» für 501,4 Millionen Mark allein an ausländischem Weizen ein, während der einheimische Roggen fortgcschüttet oder als Viehfutter verwendet werden mutzte! Wo bleiben da der Müller und der Bauer aus der Fibel unseres Freundes? Wo der Kaufmann und der Pferde- dcckcnfabrikant? Und wo nicht zuletzt der Staar? Kein Taler kehrt mehr wie einst in die Hand dessen zurück, der ihn vorher in Verkehr gesetzt hatte; leichtsinnig und töricht kaufen wir unnötige ,remde Ware und werden so dem Ausland«, dem wir sowieso schon aus dem DaweSplau Milliarden im Jahre zahlen müssen, mehr und immer mehr verschuldet. Leun jeder durch die Teviscnmaschine ins Ausland gelangte Taler mutz natürlich ersetzt werden. Und da wir nicht mehr so viel Geldnöten drucken dürfen wie in der unseligen Inflationszeit, so leben wir eben auf Pump. Gerade wie der Bruder Leichtikuö aus der Vorkriegszeit, der Geld auf Wucherzinseu aufnahm, ohne danach zu fra gen, wer cs einmal zuriickzahlen solle. Ter brave, an ständige Kreislauf des Talers aus der alten Wundcr- fibel, der ist dahin für immerdar, und unsere Zu kunft liegt vor un-S wie schwarze Wolkenschwaden über einem Bergland. Ein wenig könnten wir selbst das so hcraufziehende, neue Unheil beschwören, wenn wir unsere Einkäufe aus dem Auslände auf das allernot wendigste beschränkten. Ist doch das Nachdenken über die Forderungen einer vernünftigen Volkswirtschaft heute noch tausendmal notwendiger als damals, wo die Wunderfibel vom wandernden Taler noch aus Wahrheit beruhte und ein Spiegelbild war des ge sunden Wirtschaftslebens unseres deutschen Volkes. Das Ängstgespenst. Lie letzten langen Abendschatten vermischten sich mit dem Dämmergrau der heraufsteiaenden Nacht. Am Fenster des Herrenhauses stand Erika von Tümpling. Ueber das mildschöne Antlitz der jungen Frau fiel ein leichter Schatten. Ihr Blick hing suchend im Däm merblau der schwindenden Berge. Es war, als ob ihre Augen den letzten Hauch des Tages am Horizont festkalten wollten, aber die Zeit verrann lautlos und stetig wie der Sand einer Sanduhr. JedchS Zeiten korn nagte immer und immer wieder am gleichen Nerv ihrer Gedanken: „Wo bleibt er nur?".. „Wo bleibt er nur?" Sie wußte, daß Joachim in der nahen Stadt weilte, aber noch niemals war sie in ihrer jungen Ehe ohne Nachricht allein geblieben. Sie wollt« in Ruhe über die Ursache seines Ausbleibens nachdenken, aber ihr banger Herzschlag zerriß in bühnenden Synkopen ,eve auskeimende Beruhigung. Sie spürte nicht den Sommernachtzauber, sah nicht das milde Licht der duft verschleierten Sterne. Sie sah nur, wie Bäume und Büsche aus tiefem Dunkel gespensterten, und fühlte nur, wie jöder Laut zu bangem Spuk ward. Die Hunde schlugen an. Hoffend lauschte Erika, aber es knirschte nur sausend ein fremdes Rad durchs einsame Dors. Die Riesenangst und Einsamkeit dehnten die Minuten zu Stunden. ES war so still, so marter voll still, daß sie ihren jagenden PulSschlaa wie daS Dröhnen einer Maschine empfand. Zwischen jedem Biertelstundenschlag der Turmuhr lagen bange Ewig keiten. Die geauälte Frau suchte taufend vernünftige Gedanken, die das grundlose Fernbleiben des Gatten erklären sollten. Sie fand jedoch nur tausend wilde Phantasien, Bilder des Grauens, die in dieser Nacht nicht schwinden wollten. Erika suchte im Dunkel Er lösung, aber ihr Blick wurde immer schmerzhafter. Plötzlich erschütterte sie ein wilder Schreck. Vom Turm war der groteske Schatten einer Fledermaus ins nahe Feld gefallen; und darüber hinweg heulte das Gelächter eines Waldkauzes. In abergläubischer Furcht schloß Erika das Fenster. Der Schatten und der Schrei ließen sie aber nicht mehr los. Tod schrie der Waldkauz... Todesgrauen schrie ' in ihr. Irgendwo spukte das Schicksal und weckte die Aberglaubensängste des Mittelalters. Qualvoll schlich die Nacht dahin. Zur Angst um den Gatten mischte sich die Urangst der Einsamkeit und Hilflosigkeit. Warum tötete kem Lärm die grausame Stille? Kaum hatte Erika diesen Gedanken gefühlt, da wurden Stimmen und Hundegebell im Schloßpark laut. Erika erschrak, als habe sie böse Geister gerufen. Sie fühlte schon den Würgegriff anschleichender Mörder. Aber dieser letzte Schreck löste die Angst. Trotz und neuer Lebenswille packten sie an. In wenigen Se kunden stand Erika mit gespanntem Browning mitten im Zimmer und äugte wie ein Gefahr witterndes Tier nach der Tür. Die Treppenstufen knarrten, leis« Schritte nahten, es senkte sich langsam der Türgriff. Den Revolver auf den wachsenden Türspalt ge richtet, stand Erika, regungslos wartend. Die Tür ging vollends auf, es fiel kein Schuß. Das Weib zitterte und taumelte weinend in einen Sessei. Um eine;; Wimpernschlag hätte Erika auf ihren Gatten geschossen. Angst und Erlösung, Liebe und Schani durchsänitterten sie in wilden Krämpfen. Sorgend und sehnend hauchten ihre Lippen des Gatten Namen: „Achim..., Achim..., gelt du läßt mich nie wieder allein?!" In der Stimme Erikas schwang schmerzhafte Selig keit. Joachim von Tü npiiug war erschüttert. Die Urtiefe ihrer Gefühle hatte ihn berührt und seine Hand glitt wie Trost und Gebet über Erikas Haupt. In der Ferne : vpG der Wa-d»auz, aber er konnte kein Angstec:penst meb:' eeve c.;. Geeeg Mellior Lin »euer deutscher Gesandter. Botschaftsrat Hey, der bisher bei der deutscheu Botschaft in Moskau tätig war, ist zum Gesandten von Tirana (Albanien) ernannt worden. Vom Würzen der Speisen. Ohne behaupten zu wollen, daß man die Speijen stark würzen soll, muß man trotzdem immer bedenken, daß die Gewürze eines der ausgezeichnetsten Reiz mittel nicht nur auf den Gaumen, sondern auch auf den menschlichen Geist darstellen. Es ist nachgewie sen, daß die größten Dichter und Maler und sonsti gen hervorragenden Persönlichkeiten immer stark ge würzte Speisen liebten und nach ihrem Genuß ihren Geist besonders erfrischt fühlten. Bekannt ist es, daß Tasso, Ariost, Boccaccio, Titian und andere durch stark gewürzte Speisen ihre Phantasie zu jenen Mei sterwerken befeuerten, die noch heute unser Entzücken bilden. Besonders die großen Maler sind hervor ragende Feinschmecker gewesen. Im 13. Jahrhundert trug der Abt von St. Gilles in Languedoc dem König Ludwig eine Bitte vor und unterstützte sein Gesuch dadurch, daß er dem König von Frankreich ein Bündel Zimt und einige Muskatnüsse überreichte, und dies machte in- folge seines ungeheuren Wertes auf den beschenkten König einen solchen Eindruck, daß das Gesuch sofort bewilligt wurde. Wie schwer muß es damals gewesen sein die feine < Küche durchzuführen. Gewürze stellten überhaupt frü- ! her stets besonders wertvolle Geschenke dar, und Ge- ' schenke an richterliche Beamte, um sich deren Gunst zu sichern, wurden allgemein „Gewürze geben" ge nannt. Man muß bedenken, daß eS erst kaum 200 Jahre her ist, daß wir Pfeffer zur Zubereitung der Spei sen verwenden können. Wenn der Spezereiwarcu- händler in der Lage war, auf seinem Firmneschild als Untertitel noch den Zusatz „Gewürzkräuter" zu