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SiedellalMlM ULULDLK KLcttlSr 21. Fortsetzung „Herr Wiemar, Sie werden allein sein heute abend, Ihn Frau Wirtin ist mit Beria zum Ball gegangen, wie dies« mir erzählte. Kommen Sie zu uns hinüber, es sind noch ein paar Herren da. Wir wollen den Anwesenden ein Glas weihen, tun Sie mit? Und — einen Gruß soll ich Ihnen bestellen, und die Bilder schauten wie klare, Helle Augen von der Wand herab. Nächstens schickt sie uns eine Be- sprechung." > Er sprang auf. „Christine!" ries er und legte die Hanl über die Augen. „Soll ich noch einmal glücklich werden?' Hellas Bitten vermochte er kein „Nein" entgegenzusetzen Deshalb ergriss er die Hand, die noch aus der seinen lag. »Ich — komme, Fräulein Hella, und das Glas für dis Abwesenden Men Sie mir ganz besonders voll. Ich soll Sie auch grüßen." Hella wurde rot, sie ward es ohne Scheu, denn er sah es fa nicht. „Danke," sagte sie, und wagte doch nicht zu fragen, w» Hellmut lebte. Aber er kam ihr zu Hilse. „Im Zwergenhäuschen der Frau von Breskow gibt's nock Lagerstätten im Heu." Sie antwortete nicht, drückte ihm die Hand und lief eilij wieder davon, denn sie hatte noch einiges zu richten für dev Abend. Der Geheimrat lief geschäftig hin und her, er hatte Zk narren und Likör besorgt, alles zur Zeit entsetzlich teur« Dinge, die ihm die Geldtasche geleert hatten. Aber ei Lonnie sich nicht genug tun mit Anschaffungen, denn et freute sich, wieder einmal Gaste bei sich zu sehen. Endlick brachte er auch noch den Rum zum Tee, und ein paar seins Pralinen. „Für dich, du Leckermäulchen!" sagte er scherzend. „Wer Väterchen, das hat doch Zeit, wenn wir Maturut feiern, dann aber — dann wollen wir jubeln," rief sie Heitel aus. „Ich denke, wir feiern schon eher," erwiderte er. Unk dann faßte er sie unter das Kinn und hob ihr Antlitz zv sich empor. „Sag' mal, Madel, wie wär's denn, gefällt dir der Ba- ron nicht?" Hella blickte weg. „Ach — Bateri" Sie wich ihm mit der Antwort aus Wer er ließ nicht locker. „Du bist ja mein liebes Kind, und ich möchte dich immei bei mir behosten, aber wenn das Glück sich naht, sollen di« Eltern nicht selbstsüchtig sein. Wie würde deine Mutter sick freuen!" Hella stand Qualen aus. „Väterchen, du weißt doch, ich will meine Maturusprü- Lag wald> Nr s Mr musil — Sei ch auch i lsW chnis fii Am Di aelsibtelen! Samm- Dippoldisw Dippol ppiMsw , wie im n 18 n Luge da, - Famv omrte. S Zinmval n im G, n Ker „N brt. 2 licheni ! rn, ist < rtenid-e stunden lieber aus llige Gal chst gviau te i W. s ührung ge hrfach s> liederu dk Sänger bin nach allem nickt mehr imstande, .dein Studium zu be> zahlen, zum Spekulieren habe ich kein Geschick, das bißchen Vermögen, das uns geblieben ist, wage ich nicht anzugreifen Christine dürfen wir nicht immer wieder bitten, sie tut ohne- hin genug, und mein abgebautes Gehalt geht im Haushali auf. Hast du dir dies alles überlegt?" Sie hatten das Gespräch, während Hella den Tisch für di« Gäste deckte, und der Geheimrat die Gläser ausputzte. Ei half ihr tapfer mit. „Nein, Vater," sagte Hella kleinlaut, „soweit habe ich dar - nicht überlegt, aber ich glaubte doch, es müßte gehen" - „Viele Jünglinge verzichten in unserer Zeit auf das Stu- dium und du als Frau willst den schweren Kampf dennock wagen? Ziehst du dir nicht ein stilles Glück im Hause vor?/ „Wenn ich einen Menschen sehr lieb hätte, ja!" - „Nun, siehst du, Kind." ! Sie schwiegen beide, der Geheimrat beobachtete sein« - Tochter und vermeinte in seinem Innern stolz, eine Wah.- nehmung gemacht zu haben. Kurze Zeit darauf klingelte der erste Gast. Geheimrai Germann ging selbst um zu öffnen. Sie stellten sich ja all« um in dieser Zeit, deshalb mußte man auch einmal der Türhüter machen. Cs ging ja alles mit gutem Willen. Nack lauter und herzlicher Begrüßung führte er den Archivrai Ermler herein. Hella begrüßte ihn hausfraulich zurückhal tend. Es war ein jovialer Herr, ein alter Junggeselle, de« seinen guten Manieren sogleich als Stempel die Tat auf setzte und Hella eine Tüte köstlicher Zuckerfrüchte überreichte.» „Meine Tochter wird heute allzusehr verwöhnt, mein lie ber Ermler," rief der Geheimrat. indem er den Gast an dev herbstlich geschmückten Tisch führte. „Kommen Sie, bester Freund, ich habe heute etwas Apar tes für Sie, einen alten Namen, da können Sie mal iw „Gotha" wälzen und den „Roland" durchsetzen, ob Sie dar Wappen dazu finden. Baron Nassau scheint ein alter Adel.' „Nassau,? Landadel, kaum hundert Jahre alt. Es gibt noch reichlich viel bürgerliche dieses Namens," ergänzte de« alte Herr. „S—o—o?" Das Gesicht des Geheimrats ward ein wenig länger. Kurse Zeit darauf stellte sich auch Frau von Breskow ein ' und wurde von dem Archivrat als aste Freundin begrüßt Die Unterhaltung bezog sich natürlich auf das Fach, da, diesem besonders geläufig war, er wußte ganz genqu, unter welcher Rubrik er Ihren Adel und den ihrer Ahnen zu buchen hatte, und ihre Unterhaltung war deshalb stets äußerst leb- hast und anregend. Frau von Breskow brachte auch heut« wieder eine kleine Neuigkeit mit, die Photographie eines alten Wappen» ihrer mütterlichen Familie, das der Fack, mann sogleich in eine Chronik heraldischer Eigentümlich, leiten einzureihen bemüht wär. Man saß schon heiter beim ersten Glase Wein, als der letzte Gast über' die Schwelle trat. „Baron Rassaul" Die etwas hagere, sehnige Gestalt neigte sich ein wenig. Cs lag Linie darin, wenn auch das Ganze nicht die Har. monie ausstrahlte, die einer wirklich vornehmen Persönlich ¬ keit eigen ist- Der Geheimrat ging mit lebhaften Schritten dem Gast ent- gegen. „Und nun kommen Sie, mein lieber Varon, in unsere Mitte, ganz bescheiden, der Zeit angemessen." Er führte ihn an den leeren Platz an Hellas Seite, dann schlug er ans Glas: „Aber wir wollen einmal dem bösen Alltag entraten und von Politik, Inflation und allen Tagesübeln schweigen. Ein bißchen frohe Laune soll unseren Kreis verschönen und eine recht anregende Unterhaltung. Dafür soll die Jugend sorgen, und wir Alten wollen gern einsetzen, wo man uns braucht." Er sah sich in dem kleinen Kreise um. „Nicht wahr, ^nein lieber Archivrat!" rief er heiter dem alten Herrn zu und hob sein Glas. Archivrat Ermler brummte etwas in sich hinein. „Alles was uns lieb und teuer ist. es lebe!" rief endlich Geheimrat Germann, und alle erhoben sich wie auf Kom mando. Die Gläser klangen schön aneinander, Hella wollte vermeiden, mit dem Baron anzustoßen. Sie schlüpfte zu Hermann Wiemar und ließ ihr Glas an das des Blinden klingen, das dieser gedankenvoll in der Hand hielt/ „Christine," flüsterte er, und Hella erwiderte leise: „Hell mut!" Da fühlte sie sich von hinten gefesselt, shre freie Hand ward von einer anderen ergriffen und sie mochte sich wehren oder zurückhalten, eine unbestimmte" Macht bannte st?, daß sie das Gefühl einer Schwäche hochkommen ließ, und dü Augen schloß. Stolz und etwas hochmütig neigte sie nur leicht den Kopf, als Baron Nassau zu ihr sagte: „Was uns lieb und teuer s ist, Fräulein Germann!" Die Gläser klangen ganz leise aneinander. Die kleine Gesellschaft fand, durch Frau von Breskow und den Archivrat geführt, bald den rechten Ton einer heitere» Unterhaltung. Nur Hella war befangen und flüchtete sich verfchiÄtane Male zu Hermann Wiemar, der väterlich ihre kühlen Hände mit den seinen umschloß. Baron Nassau schien sich ein wenig überflüssig vorzukom men. Geflissentlich mied er den Arckiorat. G-rvsetzmvg f»»^ „Sie werden sich täuschen, Bester. Baron Nassau er zählte, daß in den Hussitenkriegen die Nassau sich die Sporer verdient haben. Thüringer Adel glaub' ich Heute sitzev noch ein paar im Pommerlande. Dazu gehört er." „Sollte mich sehr freuen, etwas Neues auszugraben. Sie wissen ja, die Archive sind unerschöpflich, und ich würde dem Herrn Baron dankbar sein, wenn er mir vielleicht mit eine« Familienchronik oder sonst welchen Unterlagen zu Hilf« kommen würde," Hella, die dem Gespräck mit Aufmerksamkeit zugehört entfernte sich jetzt eilig, denn sie hatte die vordere Tür gehen hören. Ein paar Minuten später führte sie Hermann Wiemar herein. Sie ging mütterlich liebevoll mit ihm um, wies ihm den besten Platz und sorgte dafür, daß er ihr Nachbar wurde