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eine ganze Reihe von Angeklagten vor, hie sich über die Korm des durch den Zengen angestellten Verhörs in heftigen Worten beschweren. So sagt -er Ange« Nagte Krah aus, daß er bei seiner Vernehmung dnrch den AmtsgerichtSrat mit den Worten angefahren wor den fei: „Sind Sie der Mann gewesen, der die große Schnauze so weit aufgerissen hat?" Ein Antrag des Rechtsanwalts Dr. Kay, den Reichstagsabgeoroneten Soth-Lockstedt zu vernehmen, wurde angenommen. Hierauf wurde die Sitzung bis aus Montag vertagt. Mit der Urteilsfällung wird voraussichtlich nicht vor Mittwoch zu rechnen seiw Der Lohnstreit im Nuhtbergbau. Die EinigungSverhaudlungen gescheitert. — Am 22. April Schlichtnngsverhandlungen. In Essen sanden Verhandlungen über den Lohn streit im Ruhrbergbau statt. Lie Bergarbeiterverbände forderten u. a. eine Erhöhung der Löhne um 1 M. pro Schicht, sowie die Herabsetzung der Grenze für Jugend liche vom 21. auf das 20. Lebensjahr. Der Zechen verband forderte eine Verlängerung der Arbcitsschicht unter Tage um eine halbe Stunde und für den Fall, daß dazu keine Neigung bestehe, eine Lohnkürzung um ü Prozent. Die Vertreter der Bergarbeiterverbände lehnten die Forderungen der Zechenverbändc geschlossen ab. Sie erklärten, der jetzige Neallohn habe den Lohn von 1013 noch nicht erreicht, obwohl der Fördcrschicht- anteil um 32 Prozent höher sei. Die Verhandlungen endeten mit einem Mißerfolg: eine Einigung kam nicht zustande! Die Gewerkschaften haben nunmehr die Einleitung eines Schlichtungs verfahrens beantragt. Der Termin für die Schlich» tttUgSvcrhandlungcn wurde auf den 22. April an- bcraumt. Alles weitere hängt nunmehr von dem Ausgang des Schlichtungsverfahrens ab. Im Interesse des deutschen Wirtschaftsfriedens wäre zu wünschen, datz der Schlichter eine für beide Parteien annehmbare Grundlage zu einem neuen Abkommen findet. Ein offener Konflikt im Ruhrbergbau müsste selbstverständ lich fast die gesamte Wirtschaft in Mitleidenschaft ziehen. Vom Kindesmord freigesprochen« Auch der Staatsanwalt beantragte Freisprnch. Vor dem Schwurgericht Stettin war der in Ber lin wohnhafte Hotelier Badermann aus Gülzow an- geklagt, im Oktober v. I. seinen 21jährigen Sohn Ger- hard vorsätzlich erschlagen zu haben. Die Anklage lautete also auf Mord. Der An. geklagte hatte jedoch stets behauptet, in Notwehr gc. handelt zu haben. Die Mordanklage gründete sich in der Hauptsache auf die Tatsache, daß die beide« Söhne des Hoteliers zwei Monate vor der Tat mii Hilfe eines Rechtskonsulenten die sterbende Mutter zu« Widerruf eines für den Vater günstigen Testament« gebracht haben. Der Einwand des Angeklagten, er habe in Not wehr gehandelt, da der total betrunkene Sohn ihr wie ein Rasender ohne jedes Motiv angegriffen habe, lieft sich nicht widerlegen. Ein unmittelbarer Zu sammenhang zwischen dem Angriff des Vaters ach den betrunkenen und tobenden Sohn und der Testa- mentS-Afsäre war nicht festzustellen. Der Antrag des Staatsanwaltes lautete aus Frei spruch wegen Mangels an Beweisen. Das Gericht er kannte -"-aemäß. Prozeß um Pulvertabellen« Dietz und Goldmann vor dem Schöffen gericht .— Freisprechung der Angeklagten. Das Schöffengericht Berlin-Mitte verhandelte un ter dem Vorsitz des Laudgerichtsdirektors Steinhan» und unter starkem Andrang der Presse gegen den ehe maligen Studienassessor Heinrich Dietz und den Stu- dienrat a. D. Dr. Karl Goldmann aus Elberfeld wegen versuchten Verrats militärischer Geheimnisse. Nach längerer Verhandlung wurden beide Angeklagten mangels ausiwtcheuder Beweise sreigesprochen. Die Kosten des Mrfahrens wurden der Staatskasse auf- erlegt. Im Prozeß handelte es sich im wesentlichen dar um, ob Goldmann mit Hilfe von Dietz versucht hatte, eine von der deutschen Militärbehörde abgelehnte Erfindung für Ferngeschütze — Pulvertabellen — an das Ausland zu verkaufen. Die Anklage wegen Lan desverrats, die anfangs schwebte, war bereits vor der Eröffnung des Prozesses fallen gelassen worden. Bei der Vernehmung der Angeklagten hatte Goldmann ausgeführt, er habe keineswegs die Ab sicht gehabt, seine Pulvertabellen an das Auslaild zu ^Kn die Eck-, v-f-u! Der moderne Straßenkehrer Wiens verrichtet jetzt seine Arbeit dadurch, daß er — auf einem Dreirad fährt; dieses enthält nämlich eine Sprengvorrichtung und Kehrmaschine. verkaufen. Er habe vielmehr eine Anstellung als Ballistiker gesucht, um dann seine Kenntnisse verwer ten zu können. Bedenken habe er nicht gehabt, weil schon vor dem Kriege Jnstruktionsofsizier« in das Aus land geschickt worden seien. Dietz habe in seinem Auftrage mit solchen Staaten verhandeln sollen, mit denen Deutschland menschlichem Ermessen nach nicht wieder in einen Krieg verwickelt werden könne, also mit Amerika und Rußland. Wenn er erzählt habe, im Krieg an dem Ferngeschütz mitgewirkt zu haben, das Paris beschossen habe, sei das nur geschehen, um aufzuschneiden. Nach der. Verkündung des Freispruchs wurden beide Angeklagten, die sich seit neun Monaten in Un tersuchungshaft befanden, sofort aus der Haft cnt- Mssen. Der Staatsanwalt hatte gegen die beiden An- geklagten eine Gefängnisstrafe von je einem Jahr be antragt. Aus Stadt und Land. 2000 Dollar Belohnung! Die Kriminalpolizei in Berlin ist durch amerikanische Behörden ersucht wor den, nach zwei Mördern zu fahnden, die vermutlich nach Deutschland geflüchtet sind. Der eine ist ein 41 Jahre alter John Teal, der im Jahre 1918 eine junge Lehrerin ermordete. Der andere, der 28 jährige Neger Shirley Dozier hat ein weißes Ehepaar und dessen Kinder umgebracht. Für die Ergreifung der beiden Schwerverbrecher sind 2000 Dollar Belohnung ausgesetzt. Wieder ein blinder Passagier entdeckt. In Ber lin wurde aus dem Schlesischen Bahnhof auf einem von Marienburg kommenden D-Zug ein „blinder" Passagier entdeckt. Es handelte sich um einen rus sischen Staatsangehörigen Nikolai Plagonow; dieser hatte sich auf der Zugmaschine unter der Kohle ver steckt gehalten und in diesem ungemütlichen Versteck die Reise von Marienburg nach Berlin zurückgelegt. Kurz vor dem Schlesischen Bahnhof hatte der Hei zer die Kohle mit Wasser besprengt, so wurde es in dem Schlupfwinkel noch ungemütlicher. Bei der An kunft des Zuges kroch der Mann vollkommen ermat tet und durchfroren hervor und konnte von den Bahn beamten der Polizei übergeben werden. Brand in Schöneberg. Wegen eines Großfeuers wurde die Berliner Feuerwehr in der Nacht nach dem Sachsendamm in Schöneberg alarmiert. Dort stand bei Ankunft der Feuerwehr der Dachstuhl eines Hauses in solcher Ausdehnung in Flammen, daß so fort dritter Alarm an die nächsten Wachen gemeldet werden mußte, worauf noch mehrere Züge ausrückten. Die Qualmentwicklung und die Hitze waren so groß, daß die Feuerwehr unter- Benutzung von Atmungs apparaten und Gasmasken vorgehen mußte. Erst nach mehrstündiger Tätigkeit konnte die Feuerwehr wieder abrücken. Der Dachstuhl ist vollständig niedergebrannt. Bier Pflänzchen von, „Klub des Westens". In Berlin nahmen in der letzten Zeit die Autodiebstähle und die Plünderung der Fernsprechautomaten in allen Gegenden der Stadt einen erschreckenden Umfang an. Bier junge Burschen im Alter von 17 bis 18 Jahren wurden jetzt dingfest gemacht. Sie gehören zu dem „Klub des Westens", in dem auch di« beiden Räuber aus den Kant-Lichtspielen Mitglieder waren. Die Festgenommenen sind ein Karl Wesel aus der Chaussee straße, ein Leo Lachmann aus der Motzstraße, ein Franz Wobel aus der Kufsteiner Straße un^ ein Walter Müller aus der Hauptstraße. Erst bestohlen, dann verhaftet. Vor einiger Zeit waren in Berlin einem Kaufmann Genzer die Brieftasche mit einigen hundert Mark und sämt lichen Ausweispapieren abhanden gekommen. In den letzten Tagen liefen von allen Seiten bei der Kri minalpolizei Strafanzeigen wegen KreditsckwindelS gegen Genzer «in, so daß schließlich Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde. Es stellt« sich dann heraus, daß der Dieb auf den Namen Genzer« bet zahlreichen Berliner Abzahlungsgeschäften Ware entnommen hatte, für die er mit dem gestohlenen Gelds Anzahlungen leistete. Weitere Raten hat er nicht bezahlt, so datz die Geschäftsinhaber schließlich gegen ihn vorgingen. Gen zer kam wieder auf freien Fuß. Sin« eigenartige BetrugsaffSre. Die Heilsarmee hat gegen einen Mann namens Richard Harfenstellcr Anzeige erstattet, weil er durch Gründung einer „na tionalen" Heilsarmee in betrügerischer Weise der rich tigen Heilsarmee unlautere Konkurrenz mache, und »war zur eigenen Bereicherung. Er und seine Leute tragen fast Vie gleichen Uniformen wie die Soldaten der Heilsarmee, und sie tun überhaupt so, als ob sie zu ihr gehv- >. wobei Harfensteller in vielen Fällen zu direkt. betrügerischen Manipulationen gegriffen haben foll. Braud auf eiuem mecklenburgischen Gut. Ein Grotzfeuer vernichtete das Herrenhaus des Gutes Klein-Fhundorf bei Gadebusch i. M. Während ein Teil des Inventars gerettet werden konnte, brannte das große massive Gebäude bi« auf die Grundmauern nieder. Di« daneben liegenden Wirtschaftsgebäude konnten durch die Feuerwehr vor dem Uebergretfen der Flammen geschützt werden. Man nimmt an, daß der Brand durch Funkenflug aus dem Schornstein entstanden ist. Ein Nnterofftzier erschießt einen Gemeinen. In Helsing forö hat ein Unteroffizier «inen Gemeinen ohne jeglichen Grund erschossen. AIS am Abend der Zapfenstreich geblasen wurde, näherten sich der Ka serne zwei Gemeine, von denen einer dem anderen zurief, er solle sich beeilen. Ein Unteroffizier, der glaubte, daß der Ruf ihm gelte, hielt den Gemeinen an und befahl ihm zu folgen. Inzwischen lud er seinen Browning und feuerte einen Schutz auf den Ge meinen ab, der sofort tödlich wirkte. Der Unteroffi zier wurde verhaftet. Die „Europa" schwimmt wieder. Die unermüd lich fortgesetzte Pumparbeit auf der „Europa" hat das Schiff nunmehr wesentlich von den Wassermassen be freit. Der Schiffskörper hat sich von seiner Schlagseite fast gänzlich aufgerichtet und schwimmt wieder. Nach- dem noch das restliche Wasser ausaedumvt sein wird. wiöd Vas Schiff eingedockt werben. Man fürchtS, daß die Maschinen« und Kesselanlagen doch stärker gelitten haben, als anfänglich angenommen wurde. Brandstiftung? In Dommitzsch bei Torgau (Provinz Sachsen) wurden der Gasthof „Goldener Helm" und die anliegenden Hofgebäude durch ein Schadenfeuer völlig vernichtet. Der Besitzer des Gast hofes, Griel, und ein 19 jähriger junger Mann wurdett unter dem Verdacht der Brandstiftung festgenommen. Liebestragödie in Heidelberg. Am Riesenstein bei Heidelberg fand-man einen Mann und eine Frau mit schweren Schußverletzungen auf. Der so fort herbeigerufene Arzt konnte bei dem Mann, einem 22 jährigen Autosattler, nur noch den Tod feststellen, während das Mädchen, die 18 jährige Marcha Lacher, durch einen Schutz in den Mund so schwer verletzt war, datz an ihrem Aufkommen gezweifelt werden muß. Die Gründe zu der Tragödie konnten noch nicht festgestellt werden. In Bukarest streiken di« Metzger. Seit vier Ta gen streiken in Bukarest die Schlächter. Da der Oberbürgermeister Maximalpreise für Fleisch festge setzt hatte, die die Metzger für unzureichend erwar ten, wird in Bukarest seit zwei Tagen kein Vieh mehr geschlachtet. Um trotzdem den Fleischbedarf der Bee völkerung decken zu können, wurde geschlachtetes Vieh aus den umliegenden Dörfern von der Gemeindever waltung nach Bukarest gebracht. Schnellzug führt in «ine «rbeiterkolonne. In der Nähe von Modane ereignete sich ein schreckliches Eisenbahnunglück. Sechs Arbeiter zogen einen Eisen bahnwaggon, als plötzlich von einer Weiche der Schnell zug Paris—Mailand heransauste. Die unglücklichen Arbeiter hatten keine Zeit mehr zur Seite zu springen. Durch den Zusammenstoß wurden sie mehrere Meter weit geschleudert und blieben bewegungslos auf dem Boden liegen. Vier waren auf der Stelle tot, wäh rend die beiden anderen schwere Verletzungen erlitten haben. Major Segrave geadelt. Der englische Auto rennfahrer Segrave, der kürzlich in Amerika mit sei nem Rennauto „Golden Arrow" einen neuen Welt rekord aufstellte und auch mit dem Rennboot „Miß England" den bisherigen Weltrekord für Rennboote brechen konnte, ist anläßlich seiner Rückkehr nach Eng land in den Adelsstand erhoben worden. Segrave erhielt bei seiner Ankunft in Southampton ein Glückwunschtelegramm des Königs. Bei der Ankunft in London ist ein großer Umzug veranstaltet worden. Kleine Nachrichten. ' In Erkelenz im Rheinland fanden zwei kleine Mäd- wen im Kleiderschrank der elterlichen Wohnung einen Re volver. Als sie damit spielten, ging ein Schutz los und trat eins der Kinder tödlich. * Der von dem schwedischen Sozialminister unternom mene Versuch, zwischen der Schiffsoffizrervereinigung und der Reedereivereinigung eine Einigung zu erzielen, ist mißglückt. Die Verhandlungen sind endgültig abgebrochen worden, und sämtliche der Schiffsoffiziervereinigung angehörenden Steuer leute haben Weisung erhalten, die in schwedischen Häfen liegenden Schiffe zu verlassen. * In Davos wurden zwei Erdbeben wahrgenommen. Der Hero der beiden Beben liegt anscheinend zwischen Arosa, LangwieS und Davos. * Im Terek-Tal im Kaukasus stürzte ein« Lawine zu Tal und begrub «ne Karawane. Elf Personen und 46 Tiere fanden dabei den Tod. * Während des Baues einer Brücke über den Grand River Five im Staate Michigan ist ein Damm zusammen gebrochen. Acht Mann wurden unter den Trümmern be graben oder ertranken. Zwei weitere wurden schiver verletzt. 20 VW Mark LohngeLder gerauvt. Das Hilfsmittel. Pfeffer. Auf der Zeche Concordia, Schacht 4, in Ober- yausen wurden Lohngelder in Höhe von 20 000 Mark geraubt. Während einer Panse in »er Lohnauszahlung trat ein Mann an den Schalter heran und streute dem diensttuenden Beamten Peffer in die Augen. Darauf ergriff der Räuber schnell di« Kassette und flüchtete. Da eine ziemlich genaue Pcrsonalbcschreib'ng vor liegt, glaubt die Polizei, den Täter bals festuchmen zu können. BanditenüberfM in Paris. Der Hauptkassicrer der französischen Postverwaltuug niedergeschosse». Auf dem Boulevard Port Royal in Paris wurde ein Revolverattentat von außergewöhnlicher Kühnheft verübt. Der Hauptkassicrer der französischen Poss- Verwaltung wollte den am Neubau eine? PostgebäudeS beschäftigten Arbeitern die Lohngclder bringen und befand sich gerade im ersten Stockwerk des Neubaues, als ein Unbekannter sich aus ihn stürzte und ufttels dem Ruf: Da» End« de» Zirka» vusch? »er Zirkus Busch, der in letzter Zett von Frau Paula Busch geleitet wurde, wird, wie verlautet, seine Pfor ten schließen. Wenn cs wahr ist, daß auch die an deren Gebäude in Hamburg und Breslau zur Pacht ausgeschrieben wurden, erscheint das Ende des größ ten mitteleuropäischen Unternehmens auf circensischein Gebiete gewiß. -