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Elektrischer Klavierunterricht. Eine nene Methove. Ehe der Anfänger im Klavierspiel wirklich mit der Musik handgemein wird, mutz er sich ein umfang reiches rein „grammatisches" Wissen aneignen, das Wr viele, besonders für Kinder, recht abschreckend wirkt. Da gibt es verschiedene Noten, fünf Linien samt ihren Zwischenräumen, zwei verschiedene Schlüssel und Ton arten, Noten von verschiedener Länge mit ihren unter schiedlichen Zeichen, Tempi und vieles andere mehr. Das alles ist wenig geeignet, im Anfänger Freude »u erregen und ihn die Schönheit der Musik, mit der er sich beschäftigt, empfinden zu lassen. Wenn es gelänge, den Zögling gleich in den ersten Stunden «ne einfache, ansprechende Melodie vom Blatt spielen zu lassen, so riefe das zweifellos ein Lustgefühl her vor, das unterrichtlich recht hoch zu werten wäre. Hierzu scheint, so lesen wir in der „Umschau", eine neue Methode berufen zu sein, die es dem Schüler ermöglicht, das vom Lehrer vorgetragene Stück im richtigen Rhythmus und Vortrag mitzuspielen. Für die wirklich Musikalischen wäre das ohne Zweifel ein Gewinn; den Vielzuvielssn, die auch Klavier ler nen, ist allerdings auch mit der neuen Methode nicht zu helfen. Sobald die Lehrerin einige Tasten anschlägt, leuchten an der Klaviatur der Schüler über den glei chen Tasten kleine Lämpchen auf, die außer der Note auch durch die Dauer des Leuchtens die Länge des Tones erkennen lassen. Gleichzeitig greifen auf das Aufleuchten hin mehrere Schüler den richtigen Ton mit. Die ersten Kenntnisse können auch in anderer Weise , auf elektrischem Weg" erworben und gefestigt werden. An einer Wand ist eine große Klaviatur angebracht. Tie Lehrerin schlägt die Note an, und die Schüler haben mit einem Druckschalter das ent- svrcchende Lämpchen an der Schauklaviatur zu be tätigen. Die Noten des gespielten Stückes sind auf einer Tafel zur Linken zu sehen. Schon nach 10 Minuten konnten manche Schüler das Stück spielen, sic „elektrisch" gelernt hatten. Die neue Methode a wohl sicher den einen Vorzug, daß sie die Nach- i n " vor dem Anhören vieler falscher Töne behüten >. ird. Also sprach Bismarck . . . Wie redet« »er erste Reichskanzler? Wer Bismarck zum erstenmal hörte, war über rascht, daß seine schwache Stimme in gar keinem Ver hältnis zu seinem riesigen Körper stand. Sie drohte manchmal ganz zu ersterben und klang bei der ge ringsten Anstrengung nach leichter Heiserkeit. Dabei sprach der Kanzler bald sehr schnell, bald sehr lang sam, aber immer ziemlich leise. Pathos war ihm fremd. Dieselben Sätze, welche gedruckt aussehen, als feien iie Erzstücke, herausgeschleudert mit der gewal tigsten Kraft des Tones und der Bewegung, fielen bei ihn: im leichten Umgangstone von den Lippen. Ebenso glitten die schärfsten persönlichen Angriffe mit einer ironischen Höflichkeit und in einer verbindlichen Weise ans dem Munde, als handelte cs sich um rein freundschaftliche Bemerkungen. Freilich, langsam wuchs ihm auch der Zorn her- evr Die Halsadern schwollen dann an, und eine dunkle Glut stieg ihm auf die Stirn. Mit der schma len, weißen Hand fuhr Bismarck dann nervös in den Kragen, als mangle ihm die Luft. Die Brauen senkten sich dann noch tiefer, so daß eben nur einzelne Blickv hindurchschießen konnten. Die Stimme wurde um eine Schattierung Heller, und ein metallischer Klang mischte sich hinein. Die Sätze drängten schneller heraus. Bismarck warf, wie eins Augen- und Ohrenzeuge im „Daheim" erzählt, das Haupt in den Nacken, und sein Antlitz nahm den Ausdruck an, als ob es verstei nern wollte, und doch war in solchem Augenblick nicht immer zu sagen, wie weit der Zorn echt, wie weit der Zorn künstlich angefocht war. Stets war Bismarck bei den Debatten, in feinem Auftreten der vornehme Mann. Er Polterte<Mie mit .weitem Tone heraus, sondern gab bei aller Schärfe res Angriffs äußerlich seiner Rede immer den Anstrich einer politischen Konversation. Er hatte dabei eine eigenartige Methode, den Gegner zu bekämpfen. Ihm rar die Rede seines Gegners wie ein Knäuel Garn, ressen letzter Faden obenauf lag und daher am leich- :csten zu sehen war Bismarck nahm nun den letzen Latz seines Gegners zuerst in die Hand, wickelte von hinten nach vorn die ganze gegnerische Auslassung gleich einem Knäuel auseinander. An jeden Faden, ren er bloßlegte und der ihm nicht gefiel, knüpfte er stine Entgegnung an. Aber während er den ersten Satz noch sprach, eilte icin Geist bereits der Zunge voraus. Seine Stimme vurde dann zögernd, sein Blick senkte sich gewisser- uaßen nach innen. Ruckweise entwickelte er plötzlich, ron einem weiten Gesichtspunkte aus, eine blitzende ttedankenreihe, wobei der Zuhörer ordentlich sah und ühlte, wie in seiner Gegenwart diese Gedanken im Hirn des Redners aufkeimten, geformt wurden und sich ,ls langsame Worte losrangen. Bismarck ging nie auf geraden, ausgefahrenen Landstraßen, sondern er überraschte durch seine Frische, ürsprünglichkeit und durch plötzliche Abbiegungen mit unerwarteten Ausblicken. Dazu kam sein trockener Humor und ruhiger Sarkasmus, der ihm in hohem viaße zu Gebote stand. Meistens brachen beide durch, venn die Hörer es am wenigsten erwarteten. Bis marck hatte infolgedessen oft die Lacher auf seiner Lette, und unter diesen Lachern waren häufig auch seine vollkommen überraschten Gegner. Gebe« große Samen größere Pflanzen? Die Annahme, daß zwischen der Samengrvße und dem Wachstum der aus großen Samen hervorgehen den Pflanzen ein gewisser Zusammenhang bestehe, ist in land- und forstwirtschaftlichen Fachkreisen vielfach verbreitet. Nun hat man diese Frage durch Unter suchungen geklärt, die von mehreren Forschern in Wald- gebieten der Bereinigten Staaten ausgeführt wurden. Hierbei h«be» verschiedene Versuche mit der Aussaat von Samen von Wälbbäumen ergeben, daß tatsächlich die größten Samen einer Gattung auch die größten Keimpflanzen lieferten. Wenn man aber die jungen Gewächse von ihrem Keimplatz verpflanzte, so zeigt« ! sich, daß die Keimpflanzen aus den großen Samen i allmählich weniger gut wuchsen als die anderen aus c kleinen Samen gezüchteten Keimlinge und schließlich j sogar im Wachstum zurückblieben. MS Ursache für diese Erscheinung hat der For scher Wahlcnburg die Annahme ausgestellt, daß das ursprünglich kräftige Grötzenwachstum jener Bäume aus großen Samen und besonders das Wachstum ihrer Wurzeln durch die Verpflanzung aus der Muttererde in ein anderes Erdreich mehr oder weniger gehemmt i wird, während Bäume aus kleineren Samen, Vie Ver pflanzung vielleicht besser vertragen. Will mau aus ' großen Samen auch große Bäume erhalten, so sollen j 'sie gleich an Ort und Sickle ausgesät werden, und zwar nur an Stellen, wo das Wurzelwachstum un gehemmt fortschretten und der Baum somit fortwäh rend weiter wachsen kann. Das tägliche Gas. Erwärmend und leuchtend brennt die Flamme ves Gases in Hunderttausenden, ja Millionen von > Haushaltungen. Aus dunklen Bergwerksschächten wird ' die Kohle gewonnen, aus deren Verarbeitung schließlich ! das Gas gewonnen wird. j Ungeheuerlich sind die Zahlen, aus denen man die Mechanisierung des Bergbaues erkennt, die not« : wendig war, um den täglich wachsenden Anforderungen zu genügen. Da gibt es 30 840 Bohrhämmer, 535 - Säulenschrämmaschinen, 6019 Schüttelrutschmotore, 438 Großschrämmaschinen, 1842 Drehbohrmaschinen, 42 201 Abbauhämmer und 217 Kohlenschneider. Das ' sind so einige Zahlen aus dem kleinen Handwerkskasten des Bergbaues. Doch die Zahlenalgebra der Kohlen- , erzeugung ist noch weh gewaltiger. Allein 894 Koks- c ösen sind in dem Gebret zwischen Dortmund und > Hamborn im Betrieb der Vereinigten Stahlwerke Aktiengesellschaft mit einem Erzeugungsradius von über 8 Millionen Tonnen. - 8 Millionen Tonnen. Das ist ein schwer faß licher Begriff. Die Inflation mit ihrem Millionen- und Milliardcntrubcl ist vorüber, und um sich einen rechten Begriff von 8 Millionen Tonnen machen zu ' können, bedarf man eines konkreten Beispiels. Nimmt ; man einen gewöhnlichen Kohlenzug von 40 bis 50 ! Wagen, der durchschnittlich 800 Tonnen faßt, so müß- f ten zur Bewältigung von diesen 8 Millionen Tonnen Koks 10 000 derartige Züge zum Abtransport ver- ! wendet werden. Wollte man die Gesamtmenge mit ! einem Male verladen, so würden 500 000 Güterwagen dazu nötig sein. Ein solcher Zug hätte die ansehn liche Länge von 5000 Kilometern und würde mithin . von der Westgrenze Deutschlands über Oesterreich, - Ungarn, die Äalkanstaaten und Kleinasien bis nach Oberägypten reichen. ; Von all dieser Riesenarbeit wissen von uns, die ! wir das tägliche Gas, sei es als Kochgas oder als > Leuchtgas gebrauchen, nur die Wenigsten etwas. All die Bequemlichkeit der heutigen Gaswirtschaft läßt uns ' die Benutzung als eine jener angenehmen Selbstver ständlichkeiten des Lebens erscheinen, die wir auch nicht für eine Stunde missen möchten. Mit Schrecken denkt man noch an die Gassperrstunden der Kriegszeit zurück. Heute ist das Gas die sauberste und beste Stütze der Hausfrau in der Küche. Unentwegt arbeitet auch hier die Wissenichait, um die Nutzungsmcthoden rationeller zu gestalten und die Gcfayrmomente auf das denkbar niedrigste Minimum herabzudrüctcn. Bei der stets unerläßlichen Vorsicht, die man in. Umgang mit Gas beobachten soll, kann schlechterdings heute schon nichts mehr passieren. Das Unglück der großen Gasometerexplosivn in Berlin steht ! vereinzelt in der Geschichte der Gaswerke da und ist wohl ausschließlich auf das Konto des sibirischen Win- : ters zu setzen, demgegenüber alle Berechnung und Vor- ! sicht machtlos ist. i Die wirtschaftliche Bedeutung des täglichen Gases ' in der Werkstatt und im Haushalt ist in den letzten ! Jahren ständig gestiegen. Das Gas, das bislang nur Beleuchtungs- und Kochzwecken diente, ist heute in vielerlei Gestalt ein wirklicher Gebrauchsgegenstand ge- i worden, der sich nicht nur als bequem und sauber, ! sondern auch als wirtschaftlich vorteilhaft erweist. Uebcr all diese unzähligen Möglichkeiten des Gas gebrauches im Haus, der heute durch Gasfernleitungen auch schon für größere Dorfgemeinden in Frage kommt, > wird die große Ausstellung „Gas und Wasser", die dem nächst in den Ausstellungshallen am Kaiserdamm in Berlin eröffnet wird, lehrreichen Aufschluß für jeden ! geben. Nutzung und Wirtschaftlichkeit des Gases sind gerade heute bei den drückenden wirtschaftlichen Ver- s hältnissen der meisten Haushaltungen eine Wissen- schast, die zu studieren, niemand säumen sollte. Ameisen und Schmetterlinge Li» merkwürdiges Zusammenleben im Tierreich. — Schmetterlinge als Schmarotzer im Umeisenstaat. — Tas Pelzkleid der Umeisenschmetterlinge. — Raupen ,lS Honig- nnd Parfümlieferantei, der Umeisen. — Streng bewachte Umeisengäste. Das sonderbare Parasitcndasein einer Schmettcr- lingsraupe bis zu ihrer vollkommenen Reife zum Schmetterling wurde in Südamerika beobachtet. In den Karton-Nestern, welche von einer Ametsen- »rt (Dolichoderus gibbosaanalts) auf Bäumen errich tet werden, sanden sich die Raupen eines Schmetter lings (Pachypodistes yoeldii), die, inmitten der Amei- - sen lebend, sich von der Papiermasse, aus denen das ! Nest bestand, nährten. Um gegen die Angriffe der den ? Parasiten natürlich feindlichen Ameisen geschützt zu > sein, fertigen sich, wie Escherich dargelegt hat, diese I Rauven Gehäuse an. die den ganzen Körper umhüllen, so daß nur der Kopf herausgestreckt werden kann. , Doch auch diese Gehäuse sind von einer Bauart, wie man sie sonst bet Insekten nicht findet, sie find ähn- j lich gestaltet wie die Schalen unserer Flußmuscheln, »ui Wei Schalenhäksten mit muschelschalenärtig vor springenden und fest-schließenden Rändern zusammen- Die Schalen werden nach Hagmanns Beobach tungen von der Raup« ihrem «igenen Wachstum ent sprechend ständig vergrößert uno erreichen schließlich Kn« Länge bis zu viereinhalb Zentimeter. Auch der »US der Puppe schlüpfende Schmetterling ist mit einem »anz eigenartigen Schutzkleid gegen die bissigen Amei- sen geschützt, indem der Körper der jungen Falter mit einem dichten Ueberzug von drei Millimeter lan gen und ganz senkrecht in die Höhe stehenden Haaren bewachsen ist. Selbst die Beine und Flügel der Schmet terlinge tragen das schützende Haarkleid. Einen Schutz stellen diese Haare in der Tat dar; sie lösen sich sehr leicht ab und bleiben, sobald die Ameisen den aus der Puppe schlüpfenden Schmetter ling angreifen wollen, ihnen als Haarbüschel zwischen den Kiefern, während der Schmarotzer sich nun rasch flüchten kann. Es kommt übrigens auch vor, daß Ameisen die bei ihnen lebenden Raupen keineswegs angretfen, son dern vielmehr sie zu sich in den Bau locken, hier für sie sorgen und den jungen Faltern sogar behilflich sind, wenn sie aus der Puppenhülle kriechen. Ein solches Beispiel bietet das Zusammenleben des be kannten Bläulings (Lhcnena) mit der Ameise (Formica Kncraea). Der Grund des guten Zusammenlebens liegt aber in diesem Falle darin, daß die Raupe dieses. Bläulings aus ihrem Körper einen Saft absondert, den die Ameisen gierig ablecken und, wenn die Saft quelle erschöpft ist, statt dessen aus ihrem Duftorgan den Amelsen aromatische Duftstoffe bietet. Diese Ho nig- und Parfümlieferanten fühlen sich zu den Amei sen denn auch so hingezogen, daß die Weibchen einer Bläulingsart (Lycaena arion), die ihre Eier an Thy mianpflanzen abzulegcn pflegen, beim Eierlegen nur solche Pflanzen bevorzugen, die in der Nähe eines Ameisenbaueö stehen. Ein ganz seltsam verlaufendes Zusammenleben von Schmetterlingsraupen und Ameisen hat auch der Forscher Green seinerzeit an Bläulingsraupen und Crematogaster-Ameisen beobachtet. Auch diese Rau pen spenden den Ameisen Süßstoffe, die ihr Körver ausscheidet, und dafür errichteten die Ameisen in mitten ihrer Nester sogar eigene Wohnstätten für sie. Anderseits werden die Raupen aber auch so streng bewacht, daß sie nur während der Nacht und von den Ameisen begleitet zur Futtersnchc auskriechen dürfen, worauf sie von ihren Hütern auch wieder heimgeleitet werden. Otto BeTmann. Wenn uns als Kinder euvas besonders gut schmeckte, sagten wir: „Ei, Otto Bellmann!" Und wie oft hieß es beim Frühstück: „Mutti, dürfen wir Otta Bellmann machen?" Wenn dann unsere liebe Mutter! lächelnd bejahte, brockten wir das Brötchen in unsere Milch, drückten den Brei in der Tasse fest, indem wiu die Milch ablösfelten und stürzten dann die Tasse um. Auf den Scmmelbcrg kam als Krönung des Ganzew ein Stückchen Zucker und das war dann: Otto Bell mann. Durch Zufall habe ich nun erfahren, wer über haupt Otto Bellmann gewesen. Da wahrscheinlich manch! anderer auch diesen Namen schon gehört hat, möchte ich von ihm erzählen. Vpr etwa 150 Jahren hatte in Braunschweig ciu sehr reicher und vornehmer Herr einen Koch, der Otta Bellmann hieß. Otto Bellmann stammte aus eine« angesehenen, auch wohlhabenden Familie der Stadt und war lediglich aus Leidenschaft Koch geworden, natürlich bei einem reichen Manne, der sich derartige luxuriöse Anwandlungen, wie Bellmann sie hatte, leisten konnte. Der Herr schätzte daher auch seinen Koch als be sonderen Freund, und da er außerdem einer der grössten Feinschmecker der damaligen Zeit gewesen, fand Bellmanns unerschöpfliche Erfindungstzabe die ent sprechende Würdigung. „Mein lieber Bellmann", sagte eines Tages der Herr, „ich gebe nächstens meinen Freunden ein großes Diner. Ich bin überzeugt, Ihr werdet, wie immer, mir Ehre machen, aber mein lieber Bellmann, die Ge schichte hat einen Haken. Ich habe nämlich mit meinen Freunden gewettet, ich würde ihnen ein Gericht vvr- sctzen lassen, das neu ist, ganz neu, und daß sie nicht erraten würden, woraus des Gericht besteht. Also mein lieber, guter Bellmann, ich verlasse mich auf Euch; und nun strengt Euch mal ein wenig an." Otto Bellmann versicherte, sein Bestes tun zu wollen. Einige Tage später fand das Herrenessen statt. Nach verschiedenen, vorzüglich zubereiteten Gängen kam die sehnsüchtig ermattete Schüssel mit dem geheimnis- »ollen Gericht. Da Delikatessen gewöhnlich nur in kleineren Mengen gereicht zu werden pflegen, war auch diese Schüssel nicht allzugroß. Jeder Gast nahm eine Probe aus seinen Teller. Man kostete, man roch, man ließ das würzige Ragout auf der Zunge zergehen und schmeckte seinen köstlichen Duft bis in die Nasenspitze. Dann mußte jeder seine Lösung zum Besten geben. Einer behauptete, e» seien Tripes aus Marseille, ein zweiter hielt es für Taubenzungen, ein dritter für irländische Makkaroni, noch ein anderer für Wal fischflossen, kurzum, jeder riet etwas anderes, betonte dabet aber stets die seltsame Zartheit und den merk würdig interessanten Geschmack der Speise. Selbst der Gastgeber war von dem Gericht überrascht; auch er fand nicht des Rätsels Lösung. So ließ er seinen Koch rufen. Otto Bellmann er schien in der Würde seiner hohen Küchenmütze. Man bat ihn um die Lüftung des Geheimnisses, die Wette hätte der Hausherr gewonnen. Schmunzelnd verbeugte sich Otto Bellmann und begann: „Meine Herren! In einer Sauce, hergestellt aus den feinsten Gewürzen der Mollucken, vermischt mit Perigord-Trüffeln, südspanischcm Mein und einem Ex trakt aus Sojabohnen und Lappenmoos, gebraten in Wachtelfett und durchzogen mit dem Rauch» der aus trockenen Beeren der Eibe entstiegen, sind kleine Streif-