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'S «Ich habe meine Adresse hinterlassen müssen — —, das herA ich habe das Wirtshaus am Cap Gris Nez an- gegeben, Wohin ich zunächst zu gehen gedenke. Ich bleibe aber boräussichtlich nicht dort und will die neuen Versuche Wetter Hlich aufnehmen. Ich habe mich verpflichtet, jeden neuen Auseitthaklsort hier sofort zu melden, damit ich bis zur Gerichtsverhandlung, falls ich dazu gebraucht werde, immer zu erreichen bin/ Kommissar Briynd wußte nicht, woraus der Schwim mer hinan- woflte. «Ihre Bitte, Monsieur Bronnen * ist die: niemand meine jetzige oder künftige Adresse bekanntzugeben! Aus Anfragen nicht und nicht an Bekannte. — Besonders an Bekannte nicht * «Gut- Hehr gern. — Verlassen Sie sich ganz auf mich, Monsieur Bronnen.' Der Kommissar wollte sich abwenden. Da fiel ihm ein: »Ausgenommen ist dabei Wohl Madame »Niemand*, erklärte Fred Bronnen fest und wandte rasch den Blick. »Ich verstehe', murmelte der Kommissar und ging. Fred Bronnen verließ daS düstere Gebäude mit den hallende» Korridoren und eilte durch die Stadt zum«Bahn- Hof. Frei, frei! jubelte es in ihm. Er war frei! Wie herrlich warnte Freiheit wie stolz das Be wußtsein, nun wieder ganz man selbst zu sein, an niemand gebunden, nicht Mehr versteckt leben zu müssen Kommissar Briand murmelte: Ich sage es ja immer — hinttr aflem steckt eine Frau! Auch hier, mein bester Mon sieur! — Fine andere Frau steckt dahinter. — Miß Blank? — Oder eine Deutsches — Oder die treulose Braut? — Oder noch eine neue? Vom Bahnhof Den Haag aus hatte Fred Bronnen kurz vor Abgang deS Pariser Schnellzuges den Berliner Schwimmer Max Gullmann von der unmittelbar bevor stehenden Wiederaufnahme seines Kampfes mit dem Kanal telegraphisch benachrichtigt. Eine Anfrage an ihn war unter dem Decknamen Hoff bereits von Scheveningen auS vor einigen Tagen nach Berlin ergangen. Fred Bronnen zweifelte nicht an der Bereitwilligkeit Kullmanns. MU ihm stand man bereits damals, vor Wochen, in Unterhandlung. Allein, damals siegle bei den »Schwimmfreunden' die sparsame Richtung, die Theodor Hoofft vertrat — und an Stell« des Berliners fuhr Theo dor Hoofft als Manager und Trainer in einer Person (der Kostenersparnis wegen) mit Fred Bronnen hinauf zum Kanal. Ein zweites Telegramm hatte Fred Bronnen im frohen Ueberschwang der wiedererlangten Freiheit von einer Station unterwegs an die »Schwimmfreunde' zum Rhein hinabgesandt. DaS Telegramm löste unbeschreiblichen Jubel bei den »Schwimmfreunden' aus. Die Optimisten, die treu zu Fred Bronnen gehalten hatten, feierten Fred Bronnens Unschuld in einer Weise, als sei der Kanal von ihm mit der Anerkenntnis seiner Unschuld bereits bezwungen worden! Hannelore Hinz und Ewald Henschel sah man nicht unter den Feiernden. Das Paar hatte sich völlig zurück- gezogen von den »Schwimmfreunden' und konnte so die allgemeine Freude nicht trüben. Man sprach hier und da über das Paar, da eS im Zusammenhang mit Fred Bron nen und dem häßlichen Verdacht stand. SS sollte keines- Wegs ein harmonisches Verhältnis zwischen ihnen herr schen. Hannelore Hinz sollte wenig glücklich sein die Freude der »Schwimmfreunde' erfuhr b^och eine, Trübung: Gerade heute, wo Fred BronnenS LWWei aus dem Haag eintraf: »Ich bin frei, der HH? Säwpf geht wchtt', da wurde durch Funkspruch ein sensationelles sportliches Er eignis bekanntgegeben: Der Kanal war bezwungen worden! Von einer Frau Das wirkte lähmend in der Freude, stimmte den Jubel herab und machte alle kühnen Hoffnungen mit einem Schlage zunichte. »Nun kommt es nur darauf an, die Zeit zu unterbieten', wurde es hier und da als Trost laut. »Und vör allem auch Deutschlands Farben vom Kon tinent nach England zu tragen! Denn Aude Nissen war Engländerin!' So wurde die Vor-Siegesseier, wenn auch gedämpft doch noch abgehalten, zumal der Vorsitzende mit einer ihm vor einigen Tagen vertraulich zugegangenen Mitteilung aus Berlin herauskam: Gullmann trat als Trainer an di« Seite Fred Bronnens! Der tüchtigste Mann, der sich in Deutschland für diese schwierige Aufgabe finden ließ! »Gullmann wird von Fred Bronnen ebenfalls benach richtigt sein. — Womöglich ist er jetzt schon unterwegs —' * * Gerda von Gagern traf mit dem nächsten Schnellzug in Dünkirchen ein. Als der Zug hielt, blickte sie über den Bahnsteig und war enttäuscht, als sie die hohe Gestalt Fred Bronnens nicht zu erblicken vermochte. Heiße Angst lief über ihr Herz. Voll Hast und Unruhe ergriff sie das wenige Gepäck und verließ den Zug. Sollte man Fred Bronnen in eine Falle gelockt haben? Sollte der französische Kommissar Komödie mit ihnen ge spielt haben? Sollte die dem Schwimmer entgegen- gebrachte herzliche Sympathie Verstellung gewesen sein? Oder war Fred Bronnen aus rein formellen Gründen noch zurückgehalten, bis der Steckbrief gegen ihn auf gehoben war? Gerda von Gagern ließ die wenigen Gepäckstücke zum Handgepäckschalter bringen und ging dann suchend durch den Bahnhof, schritt zu der zum Modernen strebenden Stadt hinein und wußte vor Ratlosigkeit nicht, wohin sie die Schritte lenken sollte. Da fiel ihr Blick auf einen Anschlag, der von Menschen umlagert war. Ein Zeitungsblatt mit fetten Lettern. Hakb unbewußt hielt sie inne und laS, eingekeilt zwischen schlechtgekleideten Menschen: Der Mörder aus dem Palace-Hotel gefaßt! Eine sensationelle Wendung hat die Mordsache Hoofft genommen. Der Deutsche ist hiernach nicht von seinem Kameraden ermordet worden, son dern durch einen Hoteldieb, der gar nicht die Ab sicht hatte, den Deutschen zu erschießen Gerda von Gagern schritt nachdenklich weiter in die Stadt. Sie lief kreuz und quer. Ohne zu fragen. Ohne Ziel. Plötzlich stand sie vor dem Kriminalgericht. Da wußte sie, daß das ihr Ziel war. Sie eilte die Steinstufen hinauf. Ging durch die Korridore, über Treppen und stand in einem der Gänge mit einem Male Kommissar Briand gegenüber. Der Beamte war nicht verwundert, sie hier zu sehen. Es gewann für die schöne Frau beinahe den Anschein, als habe er sie hier in diesem Gebäude erwartet. Er verneigte sich höflich. »Welch glücklicher Zufall Darf ich Ihnen meine Hilfe anbieten, Madame?' »Wo ist Fred Bronnen?' .Tret/ (Fvrts. fslM