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ausschließlich aus Deutschland komme. Der Mahnruf wandte sich gegen den Lippenstift, mit dein Deutsch land den englischen Markt überschwemme. „Nach Aus weis der Handelsstatistik," erklärt der englische Abge ordnete, „lind im vergangenen Jahre nicht weniger als 175 Tannen Lippenstifte aus Deutschland in unser Land eingeführt worden. Ich bin sicher, daß unsere jungen Männer lieber einem englischen Lippenstift die Stirn bieten als einem deutschen. Ich fordere Sie I auf, mit mir in den Kricgsruf einzustimmen: „Kauft , nur britische Lippe: lifte". Diese Bemerkung wurde « von den anwesenden Frauen mit großer Heiterkeit auf- j genommen. . i tk. Neber intuitives Erschauen -es Charakters usw. schreibt der bekannte Nervenarzt Dr. Marzinowski. Er beobachtete es an einem Medium, das dazu Briefe in die Hand bekam. So sagte sie bei der Handschrlsit einer ihr unbekannten Patientin: „Dies arme Weib j ist tatsächlich von Erynnien gepeitscht und gejagt; mir krampst sich alles zusammen in einer fürchterlichen Angst, wenn ich mich der Empfindung hingebe, die diese Schrift aussagt. Ich sehe sie hingejagt wie im Steppenbrand unter wahnsinnigem Sturm und doch erzeugte sie diesen Sturm selber, der sie nun durchs Leben peitscht. Ein Augenblick nur der Ruhe und des Besinnens, und diese Frau müßte sich erschießen. Es gibt überhaupt keinen anderen Ausweg, — insofern wird das qualvolle Gehetztsein wieder ihre Rettung." — Und was war es mit dieser Frau? Sie hatte einst in Verzweiflung ihre beiden Kinder getötet und sich ! dann selbst zu erschießen versucht. In dem betreffenden § Brief war davon natürlich nicht die Rede. Das Me- § dium erfühlte es aber aus der Handschrift. Wie dies ; möglich ist, weiß man noch nicht. > Heimkehr vom Ball. Sie: „Lennart, weißt du, ! was du gemacht hast?" — „Nein, aber ich gebe zu, ! daß es dumm war." — „Was wars denn eigentlich?' j Ter neue Schutzheilige- „Papa, hat der Winter- ! sport auch einen Schutzheiligen?" — „Ja natürlich, : ich glaube, er heißt St. Moritz." tk. Zuschauer beim Straßenunfall und Schaden- ' ersatz- Das englische Grafschaftsgericht von Middles- borough hat die Frage, ob ein zufälliger Zuschauer ! eines Straßenunfalls Anspruch auf Schadenersatz habe, ! im Prinzip bejaht. Den Anlaß zu dieser Entscheidung i gab die Klage einer Frau Sarah Henderson, die die Omnibusgesellschaft von Middlesborough aus Zahlung einer Entschädigungssumme von 40 Pfund Sterling j verklagt hatte. Wie die Klägerin ausführte, war sie eines Tages zufällig Augenzeugin des Zusammen- j stoßes geworden und hatte vor Schreck einen Nerven- - chok erlitten, der sie einige Tage daran hinderte, ihre ! Wirtschaft zu versehen, und sie zwang, eine Aushilfe zu ! engagieren. Der Richter erklärte den Klageanspruch t grundsätzlich für begründet, entschied aber dahin, daß j die 10 Pfund Sterling, die die Omnibusgesellschaft ! als Schmerzensgeld bereits freiwillig gezahlt hatte, als j angemessene Schadloshaltung anzusehen seien. tk. Neberraschende Erfolge der Moskitobekamp- fung. In einem kleinen Fisch, einer Elritze, die den wissenschaftlichen Namen „Gambusia Halbrock" führt, hat man für die Bekämpfung der die Malaria ver breitenden Moskitos einen Bundesgenossen gewonnen, der unter der Moskitobrut gewaltig aufräumt. Man hat den Fisch in den Flußläufen und Morästen Kor sikas ausgesetzt, die einen Brutherd der Moskitos bil den. Die Erfolge sind überraschend günstige. Das ebenso tapfere wie gefräßige Fischchen hat sich in dem Kriege gegen die Moskitos glänzend bewährt. Teiche, die früher mit Moskitos verseucht waren, sind nach der Einführung der Elritzen vollständig klar und ge reinigt. Durch den Erfolg ermutigt, will man jetzt überall in Korsika stehende Gewässer, Teiche und Mo räste mit Elritzen bevölkern, die zu Millionen in den Zuchtanstalten der englischen und französischen Fische reistationen produziert werden. tt. Der Admiral der vstseeflotte stirbt als Laiü>- arbciter. Admiral Skalowski, der zu Beginn des Weltkrieges die russische Ostseeflotte kommandierte, ist, wie aus Nizza gemeldet wird, in der Nähe von Anti bes gestorben. Seit seiner abenteuerlichen Flucht aus Rußland hatte der Admiral das entbehrungsreiche Leben der Emigranten geführt. Nach langen Irr fahrten kam er an die Riviera, wo er seinen Lebens unterhalt als Arbeiter auf einem landwirtschaftlick^" Gut verdiente. Hochzeit am Kongo. Der Bräutigam brach ohnmächtig zusammen. In einer ausländischen Zeitung erzählt ein aus dem Kongo-Gebiet heimgekehrter Missionar eine Reihe von Erlebnissen, die er in zwanzig Jahren Arbeit bei seinen schwarzen Brüdern und Schwestern gehabt hat. Unter anderem schildert er auch, wie eine gewisse Putzsucht sich mehr und mehr unter den Schwarzen verbreitet: „Kürzlich traute ich einmal fünfzehn Paare. Alle Bräute waren weiß gekleidet und alle, auch die Män ner, behielten den Hut während der Zeremonie ans dem Kopfe. Sie hatten auch Schuhe an den Füßen, doch steht die Schuhkultur noch nicht allzu hoch bei ihnen. Einige erschienen in einem braunen und einem schwarzen Schuh, manchen hatten links einen Stiefel und rechts einen Halbschuh an; aber das spielt keine Rolle, die Hauptsache ist, daß der Fuß eine Beklei dung hat. Der letzte Schrei ist übrigens bei Männern und Frauen, wenn sie ganz fein sein wollen, sich das Gesicht mit Oel und Reispuder einzuschmieren. Das macht sie unwiderstehlich — in ihren eigenen Augen. Bei dieser Trauung kam es vor, daß der letzte Bräutigam just in dem Augenblick, in dem er „Ja" sagen sollte, in Ohnmacht fiel. Es war ein unge wöhnlich warmer Tag, selbst für die dortigen Verhält nisse, und der arme Teufet hatte, um sich richtig fein zu machen, alle Kleidungsstücke, die er besaß, angezo gen. Und so erschien er mit zwei Wollhemden, zwei Paar Unterbeinkleidern, darüber zwei Leinenhosen, zwei Westen, einer kurzen Jacke und einem alten, schon etwas grünlich schimmernden Sommermantel. Das Schlimmste aber bet der Wärme war, daß er einen hohen weißen Stehkragen trug. Der arme Kerl schwitzte Bäche, und gerade im entscheidenden Augenblick brach er zusammen und riß im Fallen noch den Altar um, wobei er sich Gesicht und Nase blutig schlug. Mit ein paar Eimern Wasser kam er schnell wieder zum Bewußtsein, und die Trauung nahm ihren Fortgang. Braut und Bräutigam aber heulten wie die Schloß- Hunde, nicht etwa wegen der Unterbrechung der Trau ung, sondern weil er beim Sturz seine Kleider b'utig gemacht hatte." G. Ser M-reichlmt! vor 3W Zähren. Wenn wir heute als lM'mlofe Sonntagsausflüg- : ler durch die heimischen Grenzgebiete schweifen und aus ' Berggipfeln rasten, wo die fortschreitende Kultur ' Bergwirtschastcn, ja, Hotels errichtet hat, so können - wir uns schwer einen Begriff von jenen Zeiten ! machen, da die heimatlichen Waldungen nm das - Kummergebirge, um die Lansche, die Täler und , Schluchten der böhmisch-sächsischen Schweiz und -es i Daubaer Berglandes sich noch gewissermaßen im Ur- s zustande befanden, und das Ueberlan-gehen zur i Winterszeit mitunter eine recht gefährliche Sache war. Wölfe und Bären hausten noch vor 300 Jahren in , den Grenzgebirgen, ja, selbst in der Umgebung -es i Pelzentales, und wir können die Leidenschaft der fürst lichen Jäger wohl verstehen, wenn wir beispielsweise aus den Aufzeichnungen im Jagdbuche des Kurfürsten Johann Georg i. erfahren, daß dieser in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Erzgebirge nicht weniger als 203 Bären, 1543 Wölfe un- «ttzerdem die ,. leinigkeit" von rund 29 000 Wildschweinen, 1820« Hirschen, 18 900 Füchsen und -10 Luchsen geschossen hat. Einen wenig rühmlichen Anstrich erhält allerdings > dieses unerhörte »Jagdglück", wenn bekannt wird, daß die bereits lange vorher eingefangenen Tiere einfach an dem hohen Jagdherrn vorbeigetrieben und von ihm mit Unterstützung der Büchsenspanner, die fortwäh rend die Gewehre luden, blindlings niedergeknallt wurden. Mit Neid und Staunen werden die heutigen Weidmänner vernehmen, daß sich unter der kurfürst-, lichen Jagdbeute an Hirschen drei 24-Ender, neun 22^ Ender, 25 20-Ender, 233 18-Endcr, 374 16-Ender be fanden. Der sächsische König Albert hat im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts auf Anstand, Birschgang und Treibjagd im Nehefclder Revier im Erzgebirge einen 18-Ender, zwei 14-Ender, elf 12-- i Ender und achtzehn 10-Ender erlegt. Wir ersehen I daraus deutlich den Rückgag des Hochwildes. j - —