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Scherz und Ernst. tk. Grundfteinfund auS der Lhaldäerzeit. Auf dem Friedhof von Nord-Bayaset im russischen Gouverne ment Eriwan wurde ein Stein mit einer Inschrift des chaldäischen Königs Rus I. aufgefunden, der vom Jahre 76!!—714 v. Ehr. lebte. Es handelt sich um einen Basaltblock, auf dessen beiden Seiten die In schrift eingemeißelt ist. Aller Vermutung nach stellt dieser Block den Grundstein eines Gebäudes dar. Die aus acht Linien bestehende Inschrift verteilt sich auf beide Seiten. Der Text zeigt keine Lücke, nur aus einer Seite fehlen in einer Ecke zwei Worte. In der Schrift vermeldet Nus, der Sohn des mächtigen Kö nigs Sardur, seinen Sieg über den König des Landes Veli-Kuhl und dessen Gefangennahme. Er weist außer dem daraus hin, daß er zur Feier des Sieges einen Palast erbaut habe. Die Inschrift hat deshalb be sonderen Wert, weil sie erkennen läßt, daß Veli-Kuhi mit dem heutigen Georgien identisch ist. tl. Ein Riescnstadion mit 20« OVO Plätze». Schon seit Jahresfrist werden in New Work große Pläne für ein Nationalfest ausgearbeitet, das im Jahre 1932 feierlich begangen werden soll. Bei dieser Gelegenheit wollen die Amerikaner alles aufbieten, um den zwei hundertsten Geburtstag ihres Nationalhelden George Washington ganz besonders feierlich zu begehen. So soll an der Hudsonmetropole eine Weltausstellung ver anstaltet werben, von der die Amerikaner schon heule behaupten, daß sie die grüßte sein werde, die jemals gezeigt worden ist. Außerdem entwirft das Organi sationskomitee einen Plan zur Erbauung eines riesen haften Stadions, das 200 000 Plätze fassen soll; man beabsichtigt nämlich, die olympischen Spiele, die bisher in Los Angeles abgehalten wurden, nach New Uork zu verlegen. Da den Amerikanern genügend Mittel zur Verfügung stehen, dürften die Arbeiten an diesem gigantischen Sportforum bald in Angriff benommen werden. Koch-Rezepte. Barsch mit Wurzeln. Einige kleingeschntttene Petersilienwurzeln und Zwiebeln werden mit 20 Gr. Butter in Salzwasser gekocht. Dann gibt man den gut gereinigten ausgenommenen Barsch zusammen mit ver sorgfältig gesäuberten Milch (oder Rogen) und die Leber hinein und kocht es weich. Hierauf wer den die Fische herausgenommen, die Brühe mit in Fett gedünstetem Mehl verdickt, abgeschmeckt und mit den Wurzeln über die Fische gegossen. Schotoladcntunlc. Vs Liter Milch, 30 Gr. Kakao, 60—80 Gramm Zucker, 10 Gramm Kartoffelmehl oder 20 Gramm Weizenmehl. Alle Zutaten werden kalt gemischt, unter tüchtigem Schlagen bis zum ein maligen Aufkochen gebracht und dann wieder kalt ge- lcklaaeu. (2«. Fortsetzung.) Und Sohr klärte sie auf über alles, was er getan und alles, was er noch zu tun gedachte. Er verschwieg ihr auch nicht des Schwagers Herzensnöte und nicht, was er mit ihm ver einbart hatte „Ich glaube, daß Ihr Mann zur Besinnung kommen wird,' schloß er. „Es geht niemand von Haus und Hof, ohne im tiefsten Innern erschüttert zu sein. Der Augenblick wird kommen! So gewiß kommen, wie wir uns gegenübersitzen Ich empfinde ihn in seiner ganzen Furchtbarkeit. — Und da meine ich — sollte er — nicht allein sein. Er sollte seine - Frau an seiner Seite finden." Was.war das? . ! Grete faßte es nicht. „Mich?!" rief sie. Das war wie ein Schrei Zwei entsetzensvolle Augen starrten ihn an. Augen voll Schrecken und Angst. Und voll Verzweiflung! „Mich?" zitterte es von den erdfahlen Lippen. „Mich? ! — Das verlangen Sie von mir? Das können Sie erwarten? ! — Mich an seiner Seite finden?" — Das war wie ein Hauch i ein Fallen, ein Gleiten in bodenlose Tiefen. Ihn erbarmte ihrer. Ihr Leid griff ihm ans Herz. E> mußte die Zähne zusammenbeißen Er mußte ja seine Mil- s sion zu erfüllen suchen. „Ja, dich, Margret," sagte er ernst, drängend, zwingend, s „Dich! — Nur du kannst ihn aufrichten, stützen, halten. Du § allein! Er ist immerhin ein Mensch Und er ist dein Mann, j Neben ihm stehen sein Bruder, seine Schwägerin, seine Neffen und Nichten, ehrliche und strebsame Leute, die alle den ! gleichen Namen tragen." ' Da stöhnte es aus todwunder Brust: „Ich kann es nicht. Ich — kann — es — nicht!" — Uns gehetzt jagte es ihm entgegen: „Ich hab' es versucht! Ich hab' es gewollt! Es ging nicht! Es war ein Verrat an meiner Liebe zu dir. Am Heiligsten, was ich habe. — Und dieser einen Stunde wegen, nein — dieses einen Gedankens wegen, trag' ich die brennendste Scham in Herz und Ge wissen schon jahrelang " „Und doch, Margret! Doch solltest du ihm die Hand reichen." „Wenn ich doch nicht kann, Sohr!" schrie sie auf und flehentlich bat sie: „Hab' doch Mitleid mit mir I Hab' nur -in wenig Achtung vor meinem Schmerz, vor meinem gren- i zenlosen Herzeleid. — Du kennst die Eiseskälte nicht, die aus ! der Mißachtung erwächst, kennst den Ekel nicht, der einen er- s sticken kann. — O Gott, ich war so sroh, so glücklich die Tage, die Wochen. Und jetzt?!" Bitterlich weinend vergrub sie das Gesicht in die Hände. Sohr saß erschüttert diesem Leid gegenüber. Sie war ihm eine Schwester. Sie liebte ihn immer noch, würde nicht auf hören ihn zu lieben. Und er mußte ihr weh tun. Mußte! Mußte! Es — war — jo — schwer! Er trat leise zu ihr. Er nahm ihre Hanv. ^zog pe herab. „Margret! — Liebe Margret," das war so weich gesagt, so tief, so lieb. „Magret — sieh mich an." Sie hob ihr tränenfeuchtes Antlitz zu ihm auf. Es war um Jahre gealtert. Und Sohr erschrak Und doch sagte er: „Ich kann dich nur auf den verweisen, oer dort über der Vitrine hängt. Hebe deine Augen auf zu dem, von dem die Kaffee-Extrakt. 30 Gramm Zucker werden oun- j kelbraun geröstet, V- Liter Wasser nach und nach dazu > gegeben und nach dem Aufkochen langsam über 60 ! Gramm gemahlenen Kaffee gegossen. Wenn das . Kaffcemehl genügend ausgelaugt ist, füllt man den' f Extrakt in Flaschen. Zu einer Tasse Kaffee nimmt I i man einen Teelöffel voll davon und verrührt ihn mit heißer Milch. Dieser Extrakt hält sich 14 Tage frisch und ist das gegebene Getränk für lange Reisen. Was find Legierungen? f Legierungen, auch „Kompositionen" genannt, sind ' Mischungen aus zwei oder mehreren Metallen in flüs sigem Zustand. Sie sind entstanden, aus dem Bestre- > ben, ein Metall widerstandsfähiger gegen Rost und j Säuren, leichter für die Bearbeitung, sttr die Gieße- ! rei usw. zu machen. Die Herstellung der Legierungen erfolgt in der Weise, daß man die flüssigen Metalle > miteinander vereinigt oder das schwer schmelzbare Me tall zuerst schmilzt und das leichter schmelzende in dem bereits flüssigen auflöst. Messing oder Gelbguß besteht aus Kupfer und Zink, enthält aber auch Spuren von Zinn und Blei. Messing ist härter als Kupfer, sehr dehnbar und zäh. Wegen seiner gelben Farbe und nicht zuletzt wegen seiner Preiswürdigkeit gegenüber dem reinen Kupfer lst es sehr'beliebt. Duralumin besteht aus Aluminium, Kupfer, Mangan und Magnesium. Das Metall ist zäh, hart und fest und gegen Feuchtigkeit, Wasser und Säuren sehr widerstandsfähig. Neuerdings versucht man es zu Möbelstücken zu verwenden. Bronze ist wohl die älteste Legierung. Sie ent- j hält in der Hauptsache Kupfer und Zinn, oftmals - aber auch kleine Zusätze von Zink, Blei, Silizium, Phosphor und Aluminium. Weißmetall oder Lagermetall enthält Zinn, Kupfer, Antimon und Blei. Es ist sehr leicht gieß bar und wird zur Herstellung von Maschinenteilen, ! vornehmlich für solche, die durch Reibung leicht ab genutzt werden, verwendet. «j Nickelin besteht aus einer Mischung von Kup- ; fer, Zink und Nickel. Es wwd zu elektrischen Wider ständen, chemischen Apparaten und Gefäßen gebraucht. Neusilber setzt sich aus Kupfer, Zink und Nickel zusammen, ist silberweiß, dehnbar, ziemlich wi derstandsfähig und nimmt vor allen Dingen vorzüglich Politur an. Die Legierung ist beliebt bei Eß- und Lrinkgeräten, Schmucksachen usw. Versilbertes Neu silber führt den Namen Alsenid, Alpaka. Ehina- silber. Mitteldeutscher Rundfunk. Leipzig Welle 361,9. — Dresden Welle 387,1 10.00: Börse. 4- 10.05: Berkehrsfunk, Wetter- und Schnee- bericht. 4- 10.20: Tagesprogramm. 4- 10.25: Tagesnachrtchten. 4- 11.45: Wetterbericht, Schneebericht, Wasserstandsmeldungen. 4- 12.00: Mittagsmustk. 4- 12.55: Zeitangabe. 4- 13.15: Tages nachrichten, Börse. 4- 14.00: Werbenachrichten. 4- 14.45 (außer Montag und Sonnabend): Börse. 4c 16.00 (Montag 15.30, Sonnabend 15L0): Börse. 4- 17.45: Werbenachrichten. 4- 17.55: Börse (außer Sonnabend). 4- 18.20: Wettervoraussage, Zeit angabe (Dienstag 17.45). 4° 18.55: Arbeitsnachweis (Mittwock 19.20). 4- 22.00: Pressebericht. Sportsunk. Sonntag, 10. Mürz. 8.30: Orgelkonzert aus der Leipziger Universitätskirche. (Organist: Prof. E. Müller.) 4- 9.00: Morgenfeier. Mitwirk.: Annemarie Claus-Schöbel (Gesang), Frieda Cramer (Vio line und Heinr. Teubig (Cornet L Piston). Am Flügel: Fr. Sammler. 4- 11.00: Karl Arndt, Dürrenberg: Vom Salzberg bau. 4> 11.30: Neg.-Rat Dr. Buchwald, Jena: Zeh» Jahre Volkshochschule 4- 12.09—13.00: Volkstümliches Orchesterkon- zcrt. Das Leipziger Funkorchester — Anschl.: Zeitangabe. 4- 13.00: Dr. von Lübbecke, Erfurt: Schädlingsbekämpfung im Winter und im Frühjahr. 4- 13.30: Dr. Anton Arland, Leipzig: Neue Erfahrungen mit der Saatgutbeize. 4- 14.00: Stimmen der Auslandspresse. — Danach: Auslandsspiegel. — Anschl.: Sprachecke des Deutschen Sprachvereins 4- 15.00 bis 16.00: Schallplattenkonzert. — Anschl.: Funkwerbenachrichten. 4- 16.00: Hans Reimanw spricht aus eigene» Werken. 4- 17.00: Tanztec. Das Leipziger Funkorchester. 4- 18.00—19.00: Das Problem des Einheitsstaates. Referenten: 1. Neichsjustiz- ministcr Koch-Weser. 2. Ministerpräsident Held, München. 4- 19.00: Dr. Mar Steiniger, Leipzig: Aus meinem Kunsterlcbcu. 4- 19.30: Heiterer musikalischer Abend Mitwirk.: Mltee Rüdors (Gesang). Georgs Chartofilax (Gitarre), Nino Neid hardt (Klavier) und das Doppelquartett des Dresdener Lehrergesangvereins. 4- 21.00: Als Sendespiel: „Die Lüster schule." Ein Lustspiel von Richard Brinsley Sheridan. Ein führende Worte: Lektor Alfred Edwards 4- 22.30: Presse bericht und Sportsunk. 4- 23.00—0.30: Tanzmusik. Montag, 11. Mürz. i2.00: Schallplattenkonzert. 4- 15.00: Dr. A. Schirokaucr, Leipzig: Literaturdenkmal des Frontsoldaten. 4- 16.00: Fran zösisch (kulturkundl.-literar. Std.). 4- 16.30: Konzert. Leip ziger Funkorchestcr. 4- 18.30—18.55: Englisch für Anfänger. 4- 19.00: Georg Schanze, Meißen, Porzellanarbeitcr, spricht von seiner Arbeitsstätte 4- 1930: Max Naumann, Grimma: Mit arbeit der Schule an der Unfallverhütung. 4- 20.00: Moderne Rhythmen auf zwei Klavieren. Vorgetragen von Artur Bouug und Goffre» Gannt. 4- 21.00: Lieder der Arbeit. Mitwirk: Richard Klewitz-, Berlin (Gesang), Dr. Artur Chitz (Klavier». — Anschl.: Unterhattnnas- und Tanrniusik Hilfe kommt. — Du trägst die Dornenkrone nicht allein. Wir alle tragen sie. Ich auch. — Der dort lebte uns ein Gethse mane. Zum Trost der Schwachen. „Herr, laß den Kelch an mir vorübergehen," bat auch er. Und — trank — ihn — doch! Er trug sein Kreuz nach Golgatha. Um fremder Schuld willen! Wir leugnen ihn und alles Göttliche in uns, wenn wir um eigner Schuld am Kreuz vorübergehen. — Zum Mahner bin ich dir gestellt, Margret. Ich bin die Ursache des Unglücks deines Mannes. Ob gewollt, ob nicht gewollt, ob direkt, ob indirekt, ist gleich. Ich bin es! Ich will mit helfen gutzumachen, ihn aufzurichten. Du aber sollst es auch." Schwach und hilflos, wie das letzte Regen eines Wider standes, sagte Grete: „Ich kann es nicht. Noch nicht! Laß' mir Zeit." Da ging ein Leuchten über seine Züge und seine Augen tasteten dankend hinüber zu dem, der der Welt Sünde trägt. „Noch nicht! Heute noch nicht," dachte er. „Doch später." Er strich zart Mer das blonde Haar der leise weinenden Frau, sagte warm: „Ich komme wieder, Margret, wenn deiner Nacht ein Tag ward," und ging hinaus. 13. Sohr saß in seinem Arbeitszimmer mit aufgestüglem Kops Ihm gegenüber saß Heinz Liebetrau. Der hatte etwas auf dem Herzen. Das sah man ihm an Er getraute sich aber nicht. Er hatte schon „rund um das Parlament" geredet, wie Sohr zu sagen pflegte, wenn einer das Thema umschrieb und die Tür nicht fand, zu der es her aus und hinein ging und erzählte eben wieder etwas vor „peinlicher Verlegenheit" und „Nichtumhinkönnen", als Sohr die stützende Hand auf den Tisch fallen ließ Das nahm Heinz als Unwillen auf und kam ganz aus dem Geleise. „Nun rücken Sie mal raus mit Ihrem Anliegen, Heinz Sie stottern nun schon zehn Minuten an einer sehr wenig erfreulichen Vorrede herum. Mich brauchen Sie nicht zu prä parieren, ich bin immer aufnahmefähig, selbst für die übel sten Dinge." Da gab sich Heinz einen Ruck. Sohr hatte recht. Wozu di« Umschweife! „Ich muß Klage führen gegen Claus, sagte er. „Er beträgt sich nicht so wie er sollte." „Immer dasselbe Lied," dachte Sohr, sagte aber nichts, sondern brannte sich eine Zigarre an „Ich bitte mich nickt falsch einzuschätzen, Herr Sohr," moti vierte Heinz. „Ich habe Mädchen auch gern und gebe auch sehr gern Geld aus, aber ich weiß, wie weit ich zu gehen habe. Claus ist verlobt. Ich bin es meiner Schwester schul dig, daß ich zu Ihnen komme und Sie unterrichte." „Freut mich, daß Sie da sind. Nun beginnen Sie aber endlich mit dem Unterrichten. Was Sie bis jetzt sagten, weiß ich zum großen Teil. — Rauchen Sie, bitte! Hier sind Ziga retten. Und trinken Sie einen Curacao," — er schenkte zwei Gläschen voll — „vielleicht geht es dann besser Ich bin nicht für Drumherum, sondern für Geradezu. Wenigstens in wichtigen Dingen. — Pröstchen!" Sie tranken „Noch einen?" fragte Sohr. „Nein, danke! Es geht schon." — Und nun wurde Heinz deutlich „Claus arbeitet nicht mehr. Seit vier Wochen war er nicht mehr im Kolleg. Er trinkt. Er spielt. Er macht Schulden. Er bezahlt sie nicht. Er vertröstet. Er liebt pol- nische Wirtschaft, macht ein Loch mit einem anderen zu. Er schreibt sogar quer." Da sprang Sohr auf. Sein fahles Gesicht wurde erdig, sah graugelb au» wie Straßenstaub. Er drückte die Hand aufs H«rz, jappte zweimal nach Lust, sagt« „Uff" und setzte sich wieder. Heinz war erschrocken. „Was ist Ihnen, Herr Sohr," fragte er bestürzt. Und Sohr sagte: „Nichts! Ich bin voller Freude, wie Sie sehen. Erzählen. Sie weiter." — Er besann sich. — „Oder besser: reden wir von anderem." „Entschuldigen Sie, Herr Sohr, nur das »zöchte ich noch bemerken, daß Claus außer für Ellis Kuppke auch sehr viel für Frau Wetter übrig zu haben scheint." „Kennen Sie Frau Wetter?" fragte Sohr. Die Frage kam so unvermittelt, daß Heinz rot werdend verneinte. „Na also! — Ich trage da keine Bedenken," erklärte Sohr. „Sehe nichts Schlimmes dabei. Im Gegenteil, seine Besuche bei Frau Wetter begrüße ich. Er befindet sich dort in an ständiger Gesellschaft und außer jeder Gefahr." Heinz war erstaunt. Er hatte eine andere Antwort er wartet. „Sie wissen um diese Besuche?" fragte er zögernd. Sohr bejahte. „Frau Wetter hat mich unaufgefordert davon unterrichtet. Hat mich auch über die Ursache aufgeklärt." Das war alles so sonderbar gesagt, so wie „rühr-nicht- daran", mit einem Unterton von Grollen in der Stimme. Heinz getraute sich kaum zu bitten: „Wenn Sie mich diese Ursache wissen lassen wollten! — Zu meiner Beruhigung nur, Herr Sohr," setzte er schüchtern hinzu. Der sah ihn finster an, stand auf, ging einige Male im Zimmer auf und ab, blieb vor ihm stehen. „Ich bin — unfreundlich zu Ihnen, Heinz," sagte er. „Ich weiß es. Sie verdienen diese Unfreundlichkeit nicht. Aber seit einem halben Jahre höre ich nun die Schreckensrufe: Claus — Claus — Claus!- Täglich höre ich sie Zum Ver zweifeln ist das Und nun kommen auch Sie noch! Sie, der Sie mit ihm zusammen sind, der Sie in ei» verwandtschaft liches Verhältnis zu ihm treten wollen, der Sie der Bruder seiner Braut sind. Schockschwerenot! Ich an Ihrer Stelle! Wissen Sie, was ich getan hätte? — Jeden Tag angerempelt hätt' ich ihn, jeden Tag coram publico beleidigt Er hätte mir die Freunde auf die Bude schicken müssen jeden Tag. Und verbläut hätt' ich ihn, daß man vor lauter Heftpflaster keinen Kopf gesehen hätte. — Und das Frauenzimmer?!" — Er machte seine wegwerfende Bewegung. — „Was hätt' ich mit dem gemacht? Bestimmt halt' ich mich zwischen die beiden gestellt. Aber Sie? Nichts! Absolut nichts! Und sind doch ein Kerl wie ein Baum. — Da muß eine Frau kommen. Diese Frau! Grete Wetter! Und muß das versuchen, was Sie hätten tun sollen, aus freien Stücken versuchen, weil sie an seine Braut dachte und ihn für jenes unmögliche Mädchen zu gut hielt. Das sind die Tatsachen! Nun beruhigt, mein Lieber?" Heinz war es. Er war beschämt. „Sie brauchen den Kopf nicht hängen zu lassen," tröstete Sohr. „Ich war genau so lasch in dieser Sache wie Sie. Ich habe ihn zu hoch eingeschätzt, glaubte, er würde selbst zur Einsicht kommen Irrtum! Morgen kommt er heim " Heinz stotterte etwas wie „unmöglich" und Sohr mußte lachen über das zweifelnde Gesicht, das zu ihm aufblickte „Einmal müssen wir ganze Arbeit machen, Heinz. Ver lumpen ioll er nicht. Es wird ihm gut iein. wenn er Berlin entzogen ist." Damit war der Fall Claus abgetan. Das entscheidende Wort war gefallen. Ein Zurück gab es nicht mehr. Aber wenn auch ein Lacken über Sohrs Züge gegangen und leine Stimm« freundlicher geworden war, so grollte ei doch in ihm Die Gefühle waren in Aukr»br. Da» He« tat ihm weh Er mußte allein iein. tgsktstdvni, solst-l