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Aus Stadt und Land. Die ersten Fahrten der „Bremen" und „Europa". Zm kommenden Hochsommer werden die beiden im Bau begriffenen 46 OOO-Tonncn-SchnelldamPfer des Nord deutschen Lloyd, „Bremen" und „Europa", in den Dienst nach New Aork gestellt werden. Die „Bre men" wird am 16. Juli, die „Europa" am 21. August die erste Reise antreten. Führer des Dampfers „Bre men" wird Kapitän N. Johnsen, der frühere Führer des Dampfers „Columbus"; die Führung des Damp fers „Europa" wird dem Kapitän Ziegenbein, dem früheren Ersten Offizier des „Columbus" übertragen. Eine kranke Kran schlügt ihren Mann nieder. In Guben schlug die seit längerer Zeit kränkliche Frau des Maschinisten Bayer in der Nacht in einem Anfall von Verfolgungswahnsinn mit einer Axt auf Ihren schlafenden Mann ein und verletzte ihn lebens- zeführlich. Hierauf beging die Kranke Selbstmord durch erhängen. Neuer Raubmord in Breslau. In der Nacht ourdc in Breslau die 55jährige Arbeiterfrau Olga Nrnndei in ihrer Wohnung in der Zehnerstraße er drosselt aufgefunden. Zur Tat ist ein ihr gehöriges taschentuch verwendet worden. Der Mord muß am Nachmittag verübt worden sein, denn beim Auffindcn vor bereits die Leichenstarre eingetreten. Um Mitter- stacht kehrte der 16jährige Sohn vom Sechstagerennen »eim und fand die Mutter tot vor. Der Ehemann »er Ermordeten ist bereits seit über Jahresfrist in Üner Trinkerheilanstalt bei Breslau untergebracht. Ge raubt wurden ein fast neuer Anzug, sechs Nieter Stoff, hn Koffer und andere Gebrauchsgegenstände im Werte »on etwa 150 Mark. Auf die Ergreifung des Täters st eine Belohnung von 1000 Mark ausgesetzt worden. Neun Kinder durch Gas vergiftet. In Hom bruch bei Dortmund ereignete sich vor dem Hause 8ner katholischen Kindcrbewahrschulc ein Gasrohr- fxuch. Das Gas drang in den Schulraum ein. Neun ter Kleinkinder erlitten so schwere Gasvergiftungen, saß sie ohnmächtig wurden und in ärztliche Behand- ung gebracht werden mußten. Lebensgefahr besteht licht. Deutsches Flugzeug muß in Dänemark notlandrn. ttn deutsches Flugzeug, das von Flensburg nach Kiel liegen wollte, verirrte sich im Nebel. Es geriet zu- lächst nach Appeln an der Schlei und als es nach llensburg zurückfliegen wollte, über die dänische vrenze in die Gegend nördlich von Graden st ein, so es notlanden mußte. Von dänischer Seite wurden hm, als es seinen Flug fortsetzte, Schwierigkeiten licht in den Weg gelegt. i Brände in Pommerelleu. In Pommerellen sind n den letzten Tagen mehrere Grotzfeuer zu verzeichnen icwesen. Am Mittwoch brach in einem Radiogeschäft »er Firma Standard in Graudenz infolge Kurz- chlusses ein Brand aus, der sich mit ungeheurer Schnelligkeit ausbreitete. Bier in den Hinterräumen »eschäftigte Personen, denen durch die Flammen der Beg ins Freie abgeschnitten war, konnten nur im letz- len Augenblick unter eigener Lebensgefahr von den Feuerwehrleuten gerettet werden. Die Löscharbeiten nußten darauf beschränkt bleiben, den Feuerherd zu okalisieren, da alle Hydranten eingefroren waren. Am gleichen Tage brannte in Schulitz ein Sägewerk »ollkommen nieder. Die Ursache konnte noch nicht sest- zestellt werden, doch nimmt man an, daß Brandstiftung oorliegt. Wie aus Thorn gemeldet wird, ist die Mühle In Podgorz am 5. März einem Brand zum Opfer gefallen, wobei große Getreidemengen vernichtet wur den. Zappt heiratet. Am heutigen Sonnabend findet in Lausanne am Genfer See die Trauung des italieni schen Majors Zappt statt, der von der Nobile-Expe dition her bekannt ist. Zappi heiratet ein Fräulein Lecoultrc und hat als Trauzeugen seinen LeidcnSge- nossen, den Major Mariano, und den italienischen Major Romagnia. Zwei amerikanische Leuktustschrsfc zertrümmert. In Bollingville wurden zwei Lenkluftschiffe der Ma rine während eines heftigen Sturmes gegen die Schup pen geworfen und vollständig zerstört. Zwei andere Luftschiffe konnten nur mit großer Mühe vor dem gleichen Schicksal bewahrt werden. Kleine Nachrichten. Die freien Verhandlungen zwiübcn Arbeitgebern unk Arbeitnehmern über die Nenscsisthnng der MindcsNarife unk das Mehrarbeitscinrommen im oberschlesiichen Bergbau sink gescheitert. ES wird daher der Schlichter angerufen werden * In München wurde der l-. Deutsche Hochschultag er öffnet. Den Festovrtrag hielt Geheimrat Professor Dr Alois Fischer-München über die Ausgaben der Hochschule: im Kamps gegen die Fnslation der Bildung. * In Wilna Hal sich Frau Tr. Sophie Luzkiewitsch die Gatlin des bekannten weißrussischen Volksführers An ton Luzkiewitsch, das Leben genommen. Ter eselbstmori ist vermutlich aui einen Nervenzusammenbruch und schwer- materielle Sorgen znrnckzuäih.cn. * Wie aus dem Wilnagebict gcnicldct wird, herrscht dort in mehreren Ortschaften und Dörfern eine schwere Fleck- thyphus-Seuche. * Das erste der beiden im Nemi-See versunkenen Schiffe aus der römischen Kaiserzeit wird am 25. März zum Vorschein kommen. Man hofft, daß bis 21. April, dem Ge burtstage Roms, die Trockenlegung des Sees beendet sein wird. * Bei Turin explodierte während einer Artillerie- Uebung ein Artilleriegeschoß, wodurch zwei Soldaten ge tötet und mehrere andere verletzt wurden. Ausklang des Winters. Kein Zweifel mehr, die Herrschaft des Winters ist schwer und endgültig erschüttert, mag auch der Wet terbericht noch einmal Frost und Schneetreiben wohl wollend in Aussicht stellen. Wenn tagsüber die Sonn« ! so hell und warm scheint, daß man vermeint, im ' Frühlingssonnenschetn zu wandeln, wenn von den ; Dächern der geschmolzene Schnee herunterrtnnt uni ' jede Kreatur den frischen linden Hauch des Tages ein- ! atmet, so sind dies alles untrügliche Beweise dafür, daß der gestrenge Herr sich zum Abschied rüstet. Was will da noch dieser beinahe in Ehren grau f gewordene Schnee, der noch draußen weite Landstrecken bedeckt, besagen? Einige Stunden voll Sonnenschein können ihm den Garaus machen. Es braucht nm einmal tüchtig darauf zu regnen, und die weiß« Herrlichkeit ist vorbei. Bereits hat das klirrende EiS die Erstarrung in Frostesbanden gesprengt, nun schwemmt es zu Tal, füllt die Flußläufe hoch mii Wasser und droht den Ufern mit Not und Ver derben. So .ist der Ausklaug des Wimers, von dem wir hoffen mögen, daßv er gnädig au' uns vorbeigehe: Zu erst hat er mit den gern begrüßten Symbolen seiner Herrschaft begonnen und sachte alles eingeschneit, die Poesie des Winterzaubers allüberall erstehen lassen, dann kam er mit Kälte, Frost und Eis und ließ alles eingcfrieren, und jetzt bricht dieses gewaltige Werl der Natur zusammen wie ein mächtiges Gebäude, vor dessen Zerstörung sich die Menschen fürchten. Nock ini Abschirdnchmen ganz der Tyrann, der bis zuni letzten Augenblick Menschen und Tiere erzittern läßt Da, wuc Formular für Glückwunschtelegramme. Die Not der Tiere. Nachdem die strenge Külte unter dem Tierbestand !>er freien Natur so grausam aufgeräumt hat, sollte es sich jeder zur Pflicht machen, an seinem Teile zur Erhaltung dessen, was noch übriggeblieben ist, bei- Mragen. Atan lasse nicht nach mit der Fütterung! Noch finden die Tiere so gut wie nichts im Freien. Den Vögeln reiche man Futterringe oder loses Vogel futter! Man schütze sie vor den Katzen, die jedem Bögelchen nachstellen. Im Frühjahr binde man den wildernden Katzen Brettchen um den Hals; sie ver lernen dadurch bald das Bäumeklettern und geben das Beschleichen der harmlosen gefiederten Sänger auf. Die Not der Tiere — wurden doch selbst die scheuesten bis in die menschlichen Siedlungen getrie ben, weil sie es vor Hunger nicht mehr aushicltcn — ist noch riesengroß. Blindenhuud-Tcukmal in Berlin. In den Reihen der Blinden Berlins bestand der Wunsch, ihrem treuesten Gefährten und vierbeinigen Freund ein Denkmal zu setzen. Professor Otto Rich ter hat nun ein solches Denkmal aus Bronze in Lebensgröße geschaffen, das in kurzer Zeit Unter den Linden zur Aufstellung kommt TributzahLung mit Läusen. Was die Arzneikunve den Fnviancr» verdankt. — Mit tel, die noch heute angewandt werden. — Die Zucht der Schildlaus. Unmittelbar nach der Entdeckung Amerikas nahm in Europa der Gebrauch von Mitteln aus dem Arz neischatz der Indianer stark überhand. Wenn heute auch einige dieser Medikamente als therapeutisch ge ringwertig erkannt sind, so haben doch andere wie der ihre Vorzugsstellung in der Arzneikunde zu be haupten vermocht. Als wertvollstes dieser aus Amerika stammen den Heilmittel galt damals das Guayaeum-Holz oder Lignum Vitae UZd die Lassapartlla-Wurzel, vorzugs weise als Mittel gegen die Krankheiten verwandt, die die Seeleute des Columbus im Jahre 1593 nach Spa nien eingeschleppt hatten, und die sich unmittelbar darauf als furchtbare Seuche über ganz Europa ver- , breitete. Ein anderes vorzügliches Heilmittel war der mexi kanische Jadeeit, der sogenannte „Petrus nephriticus", von dem mau annahm, daß er bei Nierenkrankhei-, ten als Sympathiemittel wertvolle Dienste zu leisten vermochte. Er war so kostbar, daß Könige in ihrem Testament über den Nachlaß an Jadeeitstücken beson dere Bestimmungen trafen. Auch Tabak und Opal gehörten zu den Arzneimitteln, die anfänglich viel gebraucht, später aber von den Aerzten verworfen wurden. Zahlreiche Arzneimittel der amerikanischen In dianer haben sich aber bis auf den heutigen Tag als Arzneimittel behauptet, so die aus den nord- amerikanischen Nocky-Mountains stammende, stark ab führende Sagradarinde und vor allem das Chinin, das wertvollste Mittel zur Fieberbekämpfung. Auch ver schiedene Farbstoffe wurden von den amerikanischen Indianern entdeckt und entwickelt, und keiner von die sen hat eine interessantere Geschichte, als die Cochenille. Dieses glänzende schöne Rot, das in der Textil industrie allerdings billigeren Farbstoffen hat weichen müssen, stammt aus Südmcxikv. Die kleine Schild laus, deren Körperchen den roten Farbstoff liefert, wurde dort auf dem Feigcnkaktus gezüchtet. Die Pflanzen wurden mit kleinen mooSgesüllten Körbchen ausgcstattet, die den winzigen Insekten als Nester dienten. Aus Aufzeichnungen jener Zeit wissen wir, daß den Azteken der Tribut in Gestalt der wertvollen Schildläuse gezahlt wurde. Unter der Herrschaft der Spanier wurde dann die Cochenillczucht ein bedeu tender ErwerbZzweig. Man führte den Feigenkaktus dann auch in Spanien, Nordafrika und in anderen Ländern ein, um die Cochenille den europäischen Märkten näher zu bringen. Scherz und Ernst. tk. Unerwartete Begrüßung im Exil. Wie ver lautet, soll Trotzki, als er seinerzeit mit seinen 70 Koffern und einer vollständigen Jagdausrüstung in seinem sibirischen Exil ankam, von den Bauern mit dem erstaunten Ruf: „Donnerwetter, ist das aber ein seiner Herr" begrüßt worden sein. Aehnliche Erfah rungen haben übrigens auch italienische Politiker ge macht, denen Mussolini zu einem unbefristeten Er holungsurlaub in einem weltverlorenen Nest Sar diniens oder Kalabriens verhalfen hat. So erzählt man insbesondere von einem kommunistischen Depu tierten, der bei seiner Ankunft am Bestimmungsort nicht eben angenehm überrascht war, als er auf dem Bahnhof ein Massenaufgebot von Mitgliedern der ört lichen Faschistengruppe erblickte, die mit Revolvern und Flaschen mit Rizinusöl ausgerüstet, einen wenig ver trauenerweckenden Eindruck machten. Während der Kommunist mit begreiflicher Beklemmung der Entwick lung der Dinge entgegensah, stimmte die Kapelle die Faschistenhymne an, und die Fahnen senkten sich vor dem auf solche Ehrung nicht gefaßten Verbannten. Sein Erstaunen wuchs aber noch, als der Faschistenfüh rer zur Erklärung der Situation ihn mit den Wor ten anredete: „Wir haben nicht oft Gelegenheit, einen berühmten Mann in unserer Mitte zu sehen, und wenn Sie auch der feindlichen Partei angehören, so fühlen wir uns darum doch nicht weniger durch Ihre Gegen wart geehrt." tk. Schönheitskonkurrenz für Damen über fünf zig. Eine amerikanische Modezeitung veranstaltet, um etwas Abwechslung in das Einerlei der Schönheits konkurrenzen zu bringen, einen Schönheitswettbewerb ausschließlich für Frauen, die das fünfzigste Lebens jahr erreicht haben. Warum auch nicht? Warum soll die Schönheit im grauen Haar rächt mehr konkurrenz fähig sein? Viele Frauen zeigen gerade in diesem Alter den melancholischen Reiz harmonischer Abge- stimmtheit und Abgeklärtheit. Ju Frankreich freilich würde man für einen solchen Wettbewerb keine Teil nahme finden, denn, wie ein französisches Blatt bos haft bemerkt, mau würde hier um alles Gold der Welt keine Frau auftreiben, die zugübe, das Lebens jahrhundert vollendet zu haben. Handelsteil. — Berlin, den 8. März 1929. Ain Devisenmarkt waren die Notierungen nur wenig verändert. ,. . . , Am Effekten m arkt setzte die Bvr,e in unnchcrer Haltung ein, das Geschäft blieb sehr klein. Später kamen neue Kur-eiubußcn hinzu, lediglich einige Spezialwcrtc be- wegien sich in emgegcngesetzterRichtung. Gegen Schluß wu :< Vie Tendenz jedoch allgemein etwas freundlicher. Am G c i ö- markt war Tagegeld weiter gefragt. Am Privatdis kontmarkt waren die Sätze mit 6V» Prozent unverändert. Reichsbankdiskont 6V2 Prozent. Am Produkten markt hatte Brotgetreide eine recht feste Haltung. Mehl hatte ruhiges Geschäft. Gerste lag schleppend. Hafer wurde nur vorsichtig erworben. Mais still. Devisenmarkt. Dollar: 4,211 (Geld), 4,219 (Bries), engl. Pfund: 20,427 20,467, holl. Gulden: 168,22 168,96, ital. Lira: 22,04 22,08, franz. Franken: 16,44 16,48, Belgien (Belga): 58,43 58,55, schweiz. Franken: 80,98 81,14, dän. Krone: 112,21 112,43, schweb. Krone: 112,42 112,64, norw. Krone: 112,24 112,46, tschech. Krone: 12,467 12,487, österr. Schil ling: 59,17 59,29, span. Peseta: 62,04 62,16. Warenmarkt. MlttagSbörse. (Amtlich.) Getreide und Oelsaaten per 1000 Kilo, sonst Per 100 Kilo in Reichsmark ab Station: Weizen Märk. 221-224 (am 7. 3.: 220-223). Roggen Märk. 204-207 (203-206). Braugerste 218-230 (218 bi» 230). Futter- und Jndustriegerste 192—202 (192—202). Saser Märk. 199-205 (l 99-205). Mai« loto Berlin 249 bis 250 (249-250). Weizenmehl 26,50-30,25 (26,50 bis 30). Roggenmehl 27,25—29,50 (27,10—29,40). Weizen- kleie- 15,50-15,75 (15,50-15,751. Roggenkleie 14,65 bis 14,75 (14,65—14,75). Weizenkleiemelasse 15,10—15,20 (15,10-15,20). Raps —,- (-,-). Leinsaat —,— (-,-)- Viktoriaerbsen 43—49 (43—491. Kleine Speiseerbsen 27—33 (27—33). Futtererbsen 21—23 <21-231. Peluschken 25—26,50 (25-26,501. Ackerbohnen 22-23,60 (22-23,50). Wicken 28-30 (28-30). Lupinen blaue 16,50-17 (16,50-17), gelbe 23-25 (23-25). Serradella 48-54 (48-54). Raps kuchen 20,40-20,60 (20,40-20,601. Leinkuchen 25,40 bis 25,60 (25,40-25,60). Trockenschnitzel 14,60-14,90 (14,60 bis 14,90). Sojaschrot 23-23 20 (23,30-23,50). Kar toffelstöcken 21-21,30 (21-21,30).