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»»-HL Lr ' — s S^> -sNL.Zs;« s §r . L -- r- « L i. s » L ILLZRÄZ^x^Z^ ZZ^LSsL 'Ls'SZiW Sie sah den jungen Mann fest an. Er errötete wider Willen sehr stark. Doch er versetzte eifrig: »Ja, ja —, natürlich!* Damit verließ er Hannelore Hinz vor ihrer Haustür und wandte sich mit schnellen Schritten in die erwachende Stadt hinein. 2. Kapitel. Als Fred Bronnen den ersten Anblick des Kanals be kam, den er zu bezwingen gedachte, lag die Wasserflut grämlich, unfreundlich, verhüllt im diesigen Nebel. Die Brandung zu seinen Füßen gebärdete sich wütig, boshaft, unberechenbar wie ein zornig wütendes Weib. Fred Bronnen lachte. Ihm war leicht und froh. Nun er einmal so weit war, daß er das Rauschen des Wassers vernahm, das er zu überwinden gedachte, so weit es sich zwischen dem europäischen Festlande und dem Jnselreich England dehnte —, erschreckten ihn die große Aufgabe und alle Widerstände, die es nun noch zu überwinden galt, nicht mehr. Er reckte die straffgespannten Atme gegen den im Nebel fast völlig verborgenen Mecresarm, dessen Gischt seine Füße traf. — Er war groß, sehnig, mit gebräuntem, offenem Sportgesicht. In den blauen, leuchtenden Augen spiegelten sich tausend Lichter des Schalks, und in ihnen stand zugleich von unerschrockenem Mut und unbeirrbarem Kampfeswillen. Wer Fred Bronnen war, das sollte sich jetzt zeigen! — Bisher kannten seinen Namen nur wenige am Wasser sport Interessierte. Der Ruf dieses Namens war kaum über die Stadt hinausgedrungen, in der sein Träger als künftiger deutscher Meister immer mehr Aufsehen zu er regen begann. Merkwürdigerweise rührte seine Popu larität im weiteren Sinne — die in den letzten Wochen sprichwörtlich geworden war — aber nicht von seinen großen sportlichen Leistungen her, sondern von einer simplen Liebesaffäre, an der er selbst ganz unschuldig zu sein glaubte: Er hatte eines Tages unter Einsatz seines Lebens aus den hochgehenden Fluten des Rheins ein Kind gerettet, und dessen Mutter, eine junge hübsche, reiche Dame, die seit Jahren verwitwet war, wich seitdem nicht von dem Erretter ihres Kindes. Sie war bei allen Sportveranstal tungen, stiftete hohe Prämien, die Fred Bronnen ge winnen konnte — und machte so von sich und dem Schwimmer reden. Als sich über den Schwimmer der unerwartete Geld segen zu ergießen begann, da faßte er den Entschluß, das Geld aufzusparen für einen großen Kampf. Die Frau bedeutete ihm nicht mehr als die anderen, die ihn an schwärmten und denen er gefällig und freundlich be gegnete. Im Herzen blieb er kühl gegenüber ihren auf fälligen Werbungen. Denn sein Herz gehörte damals bereits Hannelore Hinz, der er sein Wort gegeben hatte. Die zweitausend Mark, die er insgesamt an Prämien durch die junge — sportbegeisterte — Frau erhalten hatte, bildeten den Grundstock zu der Summe, die seine geplante Kanaldurchqurrung kosten würde. Was er sonst besaß, war zu wenig, um es in Betracht zu ziehen. Er arbeitete als Zeichner in einem größeren Industrieunternehmen und verdiente ein wenig mehr, als er zum Leben brauchte. Die Affäre mit der Dame, die zur ersten Gesellschaft gehörte, kam ihm indessen später sehr zustatten. Als man gezwungen war, da alles andere versagte, die Kosten seiner geplanten Kanalbezwingung durch Sammlungen von Hans zu Hans aufzubringen, nützte ihm die Popu larität. Sein Name war bekannt geworden durch die Affäre, man sprach über ihn, über seine zahllosen Lieb schaften (mit denen es wahrlich nicht so schlimm war), von den vielen rosa und roten Brieschen, die der Brief träger ihm täglich ins Haus brachte —, und die Spenden flossen allein wegen dieses Nimbusses reichlicher, als es sonst der Fall gewesen wäre. Immerhin erbrachte die HauLsammlung kaum mehr als noch einmal 2000 Mark. Da der Verein durch seine Mitglieder noch 1000 Mark zuschotz, kam die ausreichend scheinende Summe von 5000 Mark zusammen. Fred Bronnen stand vor sprühendem Wellengischt und hielt die Arme den Meereswogen entgegengestrecktl Mit ihrem Ungestüm wollte er den Kamps aufnehmen, den Kampf mit dem Master, das sich in 32 Kilometer Breite zwischen der Festlandküste beim Cap Gris Nez und der englischen Küste um Dover erstreckte und unruhevoll in dauernder Bewegtheit war. Ein Kampf von Riesenausmaßen! Fred Bronnen riß die Mütze vom Kopf. Seine Haare flatterten im Wind. Die Augen lohten: Ein Kampf, der wert war, alles daranzusetzen! Eine große Welle peitschte heran, stürzte über die anderen und drang auf den Mann am Ufersaum ein. Drohend sprühte der Welle voraus ein Regen aus tausend glitzernden Tropfen. Fred Bronnen lachte und rührte sich nicht und ließ die Wellen über sich ergehen —. Erst als ihn zu frieren begann, schüttelte er die Nässe von sich und wandte sich landeinwärts. Der himmelhohe, drcke Leuchtturm von Gris Nez diente ihm als Weg weiser. — Am Nachmittag ging ein Telegramm ab an de« Vor sitzenden des heimischen Vereins: „Rehme den Kampf auf.* * Theodor Hoofft, der Vorsitzende der „Schwimmfreunde'/ besaß in einer der Hauptstraßen der Stadt ein gutgehen des Ladengeschäft, das den Besitzer, da geschultes Personal vorhanden war, für einige Wochen leicht entbehren konnte. Der sportbegeisterte alte Herr — Theodor Hoofft war ein Sechziger und fast weiß — stellte sich daher freudig und willig in den Dienst der großen Aufgabe Fred BronnenS. Er erachtete es als selbstverständlich, daß er an die Sette des Schwimmers trat und ihm, soweit ihm das möglich war, die Wege ebnete und als Trainer die Leitung seines Kampfes übernahm. Hoofft war ein tüchtiger Sportsmann, der sehr aktiv den Schwimmsport gefördert hatte und seiner schweren Aufgabe gewachsen schien. Anders war es mit seinen menschlichen Eigenschaften. Er galt als Querulant und war schrullenhafter Junggeselle. Allein das sprach hier nicht mit. Das Telegramm löste Freude und Befriedigung im Hause Hoofft aus. Theodor Hoofft verständigte unverzüg lich telephonisch Hannelore Hinz vom Eintreffen der Draht nachricht Fred Bronnens. „Sie fahren also zu ihm?* fragte atemlos vor Freude Hannelore Hinz. „Heute nacht —, mit dem gleichen Zuge, mit dem Fred gestern abgereist ist!* „Darf ich am Zuge sein?* Theodor Hoofft lachte: „Ich bin doch nicht Fred Bronnen!* „Nein —, aber Sie fahren zu ihm! — Also, ich darf kommen?* Alle Vorbereitungen zur Reise waren von Hoofft be reits getroffen worden. Er hatte gewußt, daß Fred Bronnen nicht zurückschrecken würde! Allein da ein ent sprechender Beschluß des Vereins bestand, mußte das ver einbarte Telegramm des Schwimmers von der Küste des Kanals abgewartet werden. Am Abend, wenig nach dem Eintreffen des Tele gramms, wurde Theodor Hoofft in seinem Geschäft von einer Dame zu sprechen gewünscht. Da ihm Nqme und Zweck des Besuches nicht angegeben wurde, ließ er sich verleugnen. Daraufhin brachte das Fräulein aus dem Laden herauf ein Billett, auf das in steiler Schrift ge kritzelt stand: „Ich muß Sie dringend sprechen, bevor Sie abreisen si Gerda von Sagern." j