Volltext Seite (XML)
»Großer Sohr," sagte Sophi Liebtrau, als der Finken- schiager vor ihr stand. „Wie gut ich Sie verstanden habe " Gr sah ihr tief in die Augen und lächelte. »Du auch, Claus?" fragte er den, der neben ihm stan »Io, Vater, auch ich habe dich verstanden." »Und deine Ansicht?" „Ist die deine!" „Dann tue danach." Als Grete Wetter dem Hausherrn Bescheid tat, geschah das mit Tränen in den Augen. Sohrs Worte hatten all ihren Wchmerz aufgewühlt und sie bemühte sich doch, ihn so tapfer zu bekämpfen. Scheu und bedrückt fragte sie: „Könnt' ich Sie dann nicht mal einen Augenblick allein sprechen?" „Ich stehe gern zur Verfügung," antwortete er und ging an seinen Platz zurück. Hannjörg tuschelte ihm zu: „Ob der Claus das verstanden hat," und Carla sah vorn Täler auf. ,^)u hast es verstanden, Hannjörg?" fragte Sohr, und Haianjörg nickte. „Das war doch alles nur für ihn gesprochen," sagte er. „Er saM einen Jauchzer tun, wenn er ein Kerl wär." Da nahm Carla ihr Glas und hielt es Hannjörg hin. „Auf Ihr Wohl, Hinzelmann. Ich lerne Sie heute erst keemen." „Fünf Minuten vor Schluß, dann wird's Zeit," sagte HÄqelmann. „Prost, Frau Sohr," und trank sein Glas leer. Sohr mußte lachen über den putzigen Alten. „Du hast mich oft gefragt," wendete er sich an Carla, „was ich « Hinzelmann habe. Nun siehst du es. Er ist nicht nur itz« Treueste, er ist auch einer der gescheidesten Männer im M«s." Hannjörg hüstelte in die Serviette und sagten „Hör auf. Sohr, sonst verschluck ich mich. Ich kann das nicht höaan." Da klopfte Sophi ans Glas. Ein Mädchen wollte reden?! Das war ungewohnt. Alle slHev auf. Claus räusperte sich und der alte Liebetrau sagte: „Na nuck" Tophi machte eine abwehrende Bewegung. „Ihr habt ja keinen Mumm," warf sie hin. Rasch stand fiemef. „Verehrte Anwesende," begcmst sie. „Ich glaube in Ihrer asitzr Ramen zu handeln, wenn ich Familie Sohr innigen Doot sage, für das schöne Fest, das sie uns bereitet hat. Irl) «Madige mich dieser angenehme« Pflicht." Tie verneigte sich vor den Gastgebern, dann wendete sie sich eoieder an alle: „Sie sollen fröhlich sein mit den Fröhlichen, das ist der ZMyt dieses Festes. Sie sollen aber nicht nur essen und s Haufe nehmen Da« mein« ich Mitten, sobdern Men übä-dies auch noch etwa» tust nach Haufe nehmen. Keine Meßerbänkchm oder silberne Löffel! Da« mein« ich nicht und das ist ja «mch selbstverständlich. Aber gute Anregungen aus Herrn Sohr« Rede, die sollen Sie mltnehmen. Richt zum Vergessen, sondern zur Beher zigung und zum Wahrmachen. — Damit sie nun au diese Anregungen immer wieder erinnert werden, ist dort eine Tombola aufgestellt, die reiche Gewinne enthält. Keine Nieten! Also risikolos ist. Sie werden gewinnen und diese Gewinne sollen Sie in ihrem Heim sichtbar aufstellen, eben zum Zweck« des Erinnerns. — Die Gewinne haben mein Bruder Heinz und ich aus unseren Sparpfennigen gestiftet. Der Erlös soll zu einer Weihnachtsbescherung für arme Kin der Verwendung finden. Ich hoffe deshalb, daß Mitleid, Jnteressiertfein — neugierig sino wir ja alle nicht — und Dankbarkeit gegenüber den Gastgebern zur Freude der Armen Triumphe feiern. Das hoffe ich nicht nur, das er warte ich auf das bestimmteste. Also ans Wert, denn, meine Damen und Herren! — Dem Gelingen weihe ich mein Glas!" Die Worte taten ihre Wirkung. Es war kein Miesmacher unter den Gästen. Sophis Erwartungen wurden übertroffen. Keiner schloß sich aus, nicht einer! Und auch die Damen taten mit. Alle fühlten sich ausgeschirrt und vom Joche frei. Sie lebten dem Heute. Und dieses Heute war schön. Nur eine — Grete Wetter — saß abseits und sah dem lustigen Gehaben unbeteiligt zu. Was ging sie das alles an. Dem, was außer ihr lag, war sie gestorben. Zu ihr setzte sich Sohr. Sie lieh sofort den Korbsessel eine Drehung machen, so daß sie den Gästen den Rücken zukehrte. Mochten sie denken, was sie wollten. Nur ihre Tränen, die sollten sie nicht sehen. „Von allen zu bemerken und doch allein, genügt Ihnen das, Frau Wetter?" fragte Sohr. Sie machte eine müde Bewegung und sah den Mann, den sie so sehr liebte, lange schweigend an. Sie bemerkte ihren Ring an seinem Finger. Eine heiße Blutwelle färbte ihr Gesicht purpurn. „Das ist Treue," dachte sie, „wenn auch nur Freundestreue — aber doch Treues und bereute nicht, was sic getan. Endlich brach sie das Schweigen. Sie sprach langsam und schwer: „Ihre Rede hat mich zu einem Entschluß kommen lassen. Ich hätte gern einige Worte mit Ihnen darüber gesprochen." „Wenn ich Ihnen dienen kann, Frau Wetter, bitte! Sie wissen, daß ich es gern tue, vorausgesetzt, daß es nur irgend möglich ist." Wie lange hatte sie seine Nähe entbehren müssen, seine Stimme nicht gehörtl Ähr war, als ob seine Worte von ganz weit hertämen. Aus einer besseren Zeit zu ihr herüber- klängen. Sie beugte sich vor und sah an ihm vorbei, als sie weiter- ^,Wie es bei mir zu House aussieht, ist allgemein bekannt. Man begegnet mir auch überall entsprechend. Ich muß es hinnehmen von all' den««, deren Füße auf geraden Wegen schreiten. Ihre Worte von vorhin klingen mir in den Ohren: Eine Frau kann mehr erholt«», als eia Mann zu verdienen vermag. Bisher habe ich e» vennocht. Es ist mir nicht mehr möglich. Wie ich mich auch mühe, der Besitz zerrinnt unter meinen Händen. Die Schulden sind nicht mehr tragbar. Cs ist «»bei." - . Sie mußte eine Pause machen. Die Erregung drohte sie zu übermannen, Niederkämpfen müßte sie, was an Bittoagir und qualvollem Erinnern in ihr übermächtig zu werben drohte. Sohr störte sie nicht. Er tröstete auch nicht. Er saß ganz still in feinem Sessel und sah sie an. Es gibt Augenblicke im Leben, die nur im Schweigen er tragbar sind. Solch einer war gegenwärtig. Sohr fand, daß sie sich wenig verändert hatte fett früher. Die Augen waren noch ebenso sauber und blank, wie vor einem Jahrzehnt. Wie damals blickten sie auch heute noch. Gerade und frei! Das Gesicht war glatt und rund, aber um den Mund lagen zwei feine, scharf« Fältchen, die das Leben dort eingemeitzelt hatte. Wenn dieser Mund lächelte, war es, als ob die Sonne durch Wolken scheine. Es war ein herber Mund, dieser so selten geküßte! Grete richtete sich auf. „Ich trage Ihnen meinen Besitz an. Wollen Sie ihn er werben?" ! Das kam so unerwartet, daß Sohr im Augenblick keine j Worte fand. ; „Ich falle mit der Tür ins Haus," sagte sie. „Warum aber s Umschweife, wo alles so offensichtlich ist. Ich mache Ihnen - das Angebot, weil es sich um mein Eigentum handelt. Es f sind viele Tränen darauf gefallen." Sohr hatte sich wieder in der Gewalt. ' „Ich weiß Ihr Vertrauen zu schätzen, Frau Wetter," sagte er. „Aus mehreren Gründen aber werde ich wohl ablehnen müssen." „Darf ich diese Gründe wissen?" „Kommen Sie," bat er. „Lassen Sie uns ein Stück durch den Park gehen. Die Herrschaften, die sich hier vergnügest sollen, wollen wir nicht beunruhigen. Sie kennen ja Ftnken- schlag und Steinau noch von früher her." Grete war einverstanden. Sie gingen die Kieswege ent- ! lang. Ein Weilchen stumm und in sich gekehrt. > Dann fragte Grete: ! „Es wird Ihnen wohl schwer, mir zu antworten?" „In gewisser Beziehung schon," gab er zu. „Ich über- ' legte eben. Weh tun möchte ich Ihnen nicht." „Nehmen Sie keine Rücksicht auf meine Empfindungen. Reden Sie frei und offen. Mit einer Grete Wetter macht man nicht viel Aufhebens. „Warum so bitter, Frau Wetter! — Habe ich es Ih»an gegenüber je schon an schuldiger Achtung fehlen lassontz Glauben Sie, daß ich je vergessen könnte, was einst zwischen uns war?" „Dann sprechen Sie erst recht ohne Bedenken," fordMe sie, und in ihrer Stimme schwang ein warmer Ton. Seine Worten taten ihr wohl. Sohr gab sich einen Ruck. Sie verlangte seine Gründe zu wissen, er war bereit. Und wenn sie alle ihre Hoffnungen »erlcklnaen! Vrucksachen aller Art liefert die Buchdrucker«! von Earl Sch««. Ta Nr Am dlswalde meistblelc Sammele Schi ES b polizeior! Darnach Grundstü verkehr vom Sch gefroren« wenn Ke: vormittag Der Ker Fahr und die Eing- eincm at so ost in seitigen, > Me herabzust beseitigen gehenden Di« Zuwiderh oder Haf bringen. Dipp Am Or. Wa< Bahnhof eröffnet. Die i