Volltext Seite (XML)
Arbeit-Vermittlung in der LmdwirWast. Der Arbcitömarktauögleich i« der Gast» «nd Hauswirtschaft. Die Ueberstcht über die Vermittlungen in der Landwirtschaft zeigt, wie das Landesarbeitsamt Sach, sen mittetlt, daß gewerbsmäßige Stellen- Vermittlungen in der Landwirtschaft, vor allem in Meißen, Döbeln und Chemnitz, im Verhältnis zu der Tätigkeit der öffentlichen Arbeitsämter einen breiten Raum einnahmen und in ganz Sach, fen etwas über 60 v. H. der Vermittlungen der öffentlichen Arbeitsnachweise ausmachten. Stich proben bei einigen landwirtschaftlichen gewerbs mäßigen Stellenvermittlern haben ergeben, daß sich die Vermittlungen in der Hauptsache auf Schweizer, Knechte, Mägde und Wirtschaftsmädchen beziehen. Das vermittelte landwirtschaftliche Personal stammte zum Teil aus Sachsen selvst, zum Teil aus Schlesien, Bayern und aus dem Rheinland und wurde aus sächsischen Gütern untergebracht. Die von der Reichsanstalt durchgeführte Verstürknngsaktion der landwirtschaftlichen Arbeitsvermittlung hat gute Erfolge aufzuweisen. Es sind in den Monaten August bis Dezember 1028 von den Arbeitsämtern in Sachsen 17 710 Arbeiter in die Landwirtschaft ver mittelt worden, gegen 0532 in der gleichen Zeit des Vorjahres. In der Gastwirtschaft liegen die Verhält nisse ganz anders. Auffallend ist besonders bei den Vermittlungen von weiblichen Gastwirtsange stellten in den Arbeitsamtsbezirken Dresden, Leipzig und Zwickau ein außerordentliches Uebergewicht dei gewerbsmäßigen Stellenvermittlungen über die Ver mittlungen der öffentlichen Arbeitsnachweise. Die gewerbsmäßigen Vermittlungen von weiblichen Gast wirtsangestellten in ganz Sachsen sind über dreimal so hoch wie die Vermittlungen der öffentlichen Arbeitsnachweise. Die Mehrzahl dieser gewerbs mäßigen Vermittlungen beziehen sich auf ganz kurz fristige Aushilfsvermittlungcn. In welchem Um fange diese Art Vermittlungen nach Aufhebung der gewerbsmäßigen Stellenvermittlung auf die Arveits- ämter übergehen werden, läßt sich noch nicht über sehen. Eines besonderen Ausbaues werden die Fach- Abteilungen für Hausangestellte in den größeren Arbeitsämtern bedürfen, da mau sonst nach Aufhebung der gewerbsmäßigen Stellenvermittlung eine Entwicklung vermuten muß, die nur den nicht gewerbsmäßigen nichtöffentlichen Arbeitsnachweisen zugute kommt, deren Vermittlungszablen nicht un erheblich sind. In Dresden z. B. reicht die Zahl der nichtgewerbsmäßigen Vermittlungen von Haus angestellten bereits annähernd an die Zahl bei öffentlichen Arbeitsvermittlung heran. Auch in Leipzig ist eine große Anzahl Vermittlungen von Hausangestellten von den nichtöffentlichen nicht gewerbsmäßigen Arbeitsnachweisen getätigt worden Sine »eile Abdrücke in Dressen. Baukostenaufwanö von rund vier Millionen Mark. — Scharfe Kritik in der Presse. Die Dresdner Presse nimmt zu diesem Beschluß des Rates Stellung und schreibt u. a.: Die neue Brücke ist ein Vermesse nheitsplan, bedingt durch die ungeheure Bodenaufsaugung, die seit einem Jahrzehnt Dresden betreibt. Die Brücke wird aus Jahrzehnte hinaus nur einen Weg in totes Land darstellen. Im Zusammenhang damit wird daran erinnert, daß der Rat auch den Bau -er neuen Grobmarkthalle auf einem weitabgelegenen der Stadt gehörigen Gelände beschlossen hat und daß diese Markthalle die Kleinigkeit von 18 Millionen Mark kosten soll. Der deutschnationale Landtags - Abgeordnete Fritsche hat im Ramen seiner Fraktion an die sächsische Regierung eine Anfrage gerichtet, die sich mit der Eingemeindepolitik Dresdens besaßt. Er fragt die Negierung, ob es zutreffend sei, daß die Stadt Dresden dem Bürgermeister der Landgemeinde Gohlis, die am 1. April in die Stadt Dresden ein- gemeindet werden soll, 200 000 Mark zur Errichtung einer Villa und eine Pension von 450 Mark monatlich zahlen wolle. Er fragt die Negierung, ob sie solche Vorgänge billige. Winter abermals verurteilt 3000 Mark Geldstrafe wegen Beleidigung des sächsischen Justizministeriums. Der Betriebsanwalt Gustav Winter wurde von» Gemeinsamen Schöffengericht Leipzig wegen Belei digung des sächsischen InstizministerS Dr. von Fumettt zu 3000 Mark Geldstrafe oder, im Nichtein bringungsfalle, zu zivei Monaten Gefängnis ver urteilt. Er hatte in seiner Zeitschrift „Wahrheit und Recht" den sächsischen Instizminister als „JnflationS« schieber" und „Volksrechtsschust" bezeichnet. Der Buchtag und die Jugend. Non Wilhelm Fronemann. Für den erwachsenen Menschen ist der „Tag de» Buches" ein Tag der Besinnung. Sein besseres Selbst, von der Hast und Unruhe des Alltages zum Schweigen gebracht, weiß sehr gut, daß es dem Reich des Geistes, seiner eigentlichen Heimat, untreu geworden ist. Außerdem fühlen gerade die Besten, wie sehr in unserer wirren, von Parteimeinungen zerrissenen Zeit sich zwi schen die Menschen und die geistige Welt eine Zone des Ungeistes eingeschoben hat, die den Blick für Rein heit und Schönheit verdunkelt. Ob wir Erwachsenen überhaupt imstande sind, die schneidenden Geaensake unserer Zelt und die Nachwirkungen quäl- unk schiä- salvollen Geschehens innerlich ganz zu überwinden? Unsere Blicke wenden sich aus die Jugend. Sie soll von Anfang an hineinwachsen in eine reinere und bessere Welt de« Geistes. Was weiß sie noch von fünf furchtbaren Kriegsjahren, von entnervendem Hun ger, von den Wirren der Nachkriegszeit, die uns saft noch mehr zermürbten als der Krieg selbst? Sie ge nießt unbeschwerten Sinnes alle die Kulturgüter, ot« eine reiche Vergangenheit dem jungen Geschlecht in den Schoß wirft. Mit strahlendem Gesicht hören die Kleinen di« Mutter Märchen erzählen und sind, wenn sie erst das Geheimnis der schwarzen Buchstaben erfaßt haben, von Grimm und Bechstein, von MusäuS und „Tau sendundeiner Nacht" nicht wegzubringen. Später kom men die Heldensagen und der Robinson an die Reihe, und bis zum Schulaustritt hat jedes Kind den Grund stock der Literatur in Kopf und Herz ausgenommen. Der literarische Unterricht in der Schule Hilst ihm bei der Einführung in die Literatur. Er will heute in erster Linie zum Buch hinführen, die Schätze der Buch- Welt ausnützen zur Formung der einzelnen Persön lichkeit, das Schrifttum erkennen lehren als den festesten Kitt der Kulturgemeinschaft des Volkes. Mit dem Beginn der Reifezeit aber tritt im Ver hältnis des Jugendlichen zum Buch ein jäher Um schwung ein. Das Kind hat kein inneres Verhältnis zum Buch an sich gehabt; es war ihm ein'Mittel im Spiel seines Geistes; der junge Mensch aber erkennt im Buch den Lebenswert, das Buch wird ihm zum Er lebnis, das Herz und Kvpf und Sinne aufwühlt bis zum Grunde. Später wird die Führerrolle des Buches erkannt. Es wird Führer im sittlichen Leben, "Führer aber auch zum hohen Reich des Geistes, von dem der Jüngling und die Jungfrau aus dem Schrifttum eine hohe Vorstellung erhält. Das Buch bedeutet also im Leben des Jugend lichen eine übermächtige Lebensgewalt, es kann di« Fornlung seines inneren Menschen in entscheidender Weise beeinflussen. Aber das Buch ist mehr als ein Mittel zum Auf» und Ausbau der geistigen und sittlichen PersönliH- keit. Der Jugendliche, der vor seinen Bücherschätzen steht, sieht hinter ihnen die schöpferischen Geister, die sie geschaffen haben, und das Bild dieser schöpferischen Welt rundet si-ü ihm zur Vorstellung von der Seele scines Volkes, die als der vorwärtstreibende Wille in der Volksgeschiaste lebt. Er fühlt, zunächst dunkel, daß ihn das innere Erleben der Kulturgüter an die Kultur gemeinschaft innerlich bindet, daß diese Kulturgüter erst den eigentlichen Kitt der Volksgemeinschaft dar stellen. Wer zur Kultur seines Volkes keine inneren Beziehungen hat, bleibt volksfremd, bleibt eine leb lose Nummer im Volksganzen. Sollen wir deshalb nicht alles tun, um unsere Jugend zum Schrifttum hinzuführen? Sollen wir nicht schon unsern Kindern die schönsten Bücher, dis es gibt, zu kleinen Eigenbüchereien zusammenbauen? Soll nicht auch die kleinste Schule mit einer reich lichen Schülerbibliothek versehen sein? Muß sie nicht eine Schullesehalle besitzen? Müssen nicht in allen Orten Kinderlesehallen vorhanden sein, für die Klein sten schon, die Bilderbücher besehen, und für die Größeren, die den Robinson lesen? Sollte nicht jede Volksbücherei, jede Betriebsbucherei, jede Bereins- bücherei ihre Jugendabteilung haben? Müßte man mcht alle Jugendvereine und Jugendpflegevereinigun- gen mit den schönsten Büchereren ausrüsten? Ich frage nur, die Antwort ist selbstverständlich. Das Buch und die moderne Frau. Von Louise Diel. Es läßt sich nicht übersehen, daß mit er- sportlichung der Frau Zeit und Einstellung für alles, was besinnliche, ruhige Konzentration und Muße ver langt, in Gefahr gerät. Das Uebergewicht wird auf körperliche Schönheit und Leistungsfährgkeit, auf äußere Linie und Harmonie gelegt. Die Allgemeinanforde rungen, das Tempo des Tages sind so bedrängend und zusetzend, daß dem zu widerstehen, ein nicht ge ringer Kräfteaufwand erfordert wird. Das ameri kanische Girl ist das Beispiel. Selbstverständlich liest es und verfolgt die Literatur. Dies geschieht aber doch irgendwie von außen nach innen. Es hat nicht den Drang, das Buch besitzen zu wollen; ihm fehlt das persönliche, intime Verbundensein mit demselben. Die Anforderungen, die heute körperlich, schönhcitlich und sportlich an den einzelnen gestellt werden, sind so groß, daß neben den gegebenen Tagespflichten kaum noch Zeit und Kraft für dieselbe Pflege geistiger Ent wicklung übrigbleibt. Wir müssen wieder Zeit haben für das gute Buch, das nicht verschlungen sein will, sondern all mähliches Eindringen und Aufnehmen verlangt. Zwi schen einer Verabredung und der anderen ein Buch zu überfliegen oder es abends todmüde nach der Tanzerei zu durchblättern, stellt eine verflachende Les art dar, die dann schon besser ganz unterbleibt. Ein gutes Buch darf dieselbe Hingabe beanspruchen, die Musikdarbietungen, Museumsbesuchen und Vorträgen zuteil wird. Die Frauen teilen sich in zwei ausgesprochene Gruppen — die eine studiert, arbeitet sozial, lebt nach innen, die andere findet ihren Ehrgeiz und ihre Zu friedenheit in Schlankheit, Jungsein und Sport — sie lebt mehr nach außen. Sie brachte den Fort schritt; denn das körperliche Gelöstsein ist die Vor aussetzung für alles andere — sie muß nun aber sich selbst Einhalt gebieten, auf daß nicht aus der Errun genschaft ein Rückschritt und Rückschlag für die Frauen welt und ihre Zukunft entwachse. Der deutsche Buchtag sei ein Mahnruf! Das deutsche Buch — vom vorgestern zum übermorgen der Wegweiser. Hier gilt das Wort: „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich will dir sagen, wer du bist!" Buchfreunde, die wir unseren Kindern vererben, die sprechen, wenn wir ewig schweigen, werden die Brücken schlagen von Geist zu Geist, — wir wollen sie herbei sehnen und denen übereignen, denen wir über alle Zetten verbunden bleiben wollen. De» Leuz M dar In diesem Jahr, nach diesem Winter htMe uns die Natur wirklich nichts Willkommeneres schen ken können, als diesen S1. März, der uns nicht unr den kalendermäßigen Frühling bringt, sondern der noch diesen vergangenen wundervollen Borfrühlingstage« auch in die Tat umsetzen zu wollen scheint, was eigen«, ltch seine Pflicht ist. Der Bann ist gebrochen; befreit atmen wir de» Dust des werdenden Frühlings, erlöst sehen wir die letzten schmutzige« Reste eines Sibirien-Winters vor den immer wärmer wirkenden Strahlen der Frühlings- sonne den Rückzug antreten, beglückt lauschen wir den ersten schüchternen Uebungen der gefiederten Freunde, die sich anschicken, bald, bald, im vollen Chor ihr Konzert zu veranstalten. Es ist Borsrühlingszett; und das bedeutet: Der Len- ist da! Merkwürdig, wie diese ersten, warmen Vorfrüh lings-Sonnentage auf Herz und Gemüt wirken. Die Alten verspüren den Hauch neuen Lebens in Wald und Feld und Flur, und die Jungen erst recht. Die fingen bereits das alte liebe Frühlingslied: „Alle Vögel sind schon da, Alle Vögel, alle...." Das stimmt freilich nicht, so weit sind wir noch nicht, aber das stört auch nicht. Was nicht ist, kann noch werden, und lange wird's nicht mehr währen,, dann sind alle da, alle da. Aus dem Wunsch, der darin liegt, daß unsere Kleinen schon jetzt jubeln „Alle Bögel sind schon da", strahlt bei ihnen und bei uns Zuhörern die unumstößliche Gewißheit und Wahrheit, daß der Tag nicht mehr fern liegt, an dem wir sie alle, alle sehen und hören. Auf den Tag freuen wir uns, wie wir uns auf den heutigen 21. März gefreut haben, denn dann soll das Leben erst schön werden für alle, die wissen, daß die Natur Gottes Buch ist. Aber heute schon blicken tvir dankbar hinein in die Gotteswelt, denn wir wis sen: Der Lenz ist da! Ei« zwanzigfacher Lebensreiter Der Fährmann Seiler in Berlin-Heiligensee ret tete allein in den letzten Wochen 17 Menschen vom Lode des Ertrinkens und hat nun wiederum vor dem Restaurant Fährhaus in Heiligensee drei Personen, di« sich auf das brüchige Eis gewagt hatten, vor dem sicheren Tode bewahrt. FrüKUagsronzert. Gefiede te Mcistcrjangcc uns Choristen. — Die Früh» tingsmevatc, Vic Zeit v:s schönsten Bsgelgejanges. — Auch die Bögcl haben ihre Sprache. — Instrumental» mnsit in vcr Bogelwelt^ Der Winter hat auSrcgiert, und wenn auch noch kalte Tage kommen können, so vermögen sie doch nicht das Leben zu ertöten, das sich nun nach langem Schlaf in der Natur regt. Auf den Wiesen und im Wald grüßen die ersten Boten des Frühlings, und ein vielstimmiges Konzert in den Zweigen läßt keinen Zweifel mehr daran, daß die grauen Wochen der Stills vorüber sind. Vom März bis Mai dauert die „Sai son" der Vogelkonzerte, und in diesen Monaten sind neben den gefiederten „Meistersängern" auch die „Cho risten" am lautesten. Erst im Juni verstummen die meisten, nur Amseln und Drosseln, Zaunkönige und Weidenlaubvögel singen noch in den frühen Morgen stunden des Julitages. Daß der Gesang der Vögel am eifrigsten und schönsten in den Frühjahrswochen ertönt, hat feine natürliche Ursache darin, daß zwischen Vogelstimme und der nunmehr anhebenden Paarungszeit ein un mittelbarer Zusammenhang besteht. Ursprünglich Wae die Stimme der Vögel lediglich ein Verständigungs mittel der Artgenossen untereinander. Mit Hilse des Lockrufs erkannten sie sich und scharten sie sich ge sellig zusammen; und wenn die Liebeszeit herankam, einte der Lockruf die Geschlechter zu Paarung, Nestbau und Brutaeschäft. Im Laufe der Zeit aber ging die Entwicklung de« Stimmorgane bei Männchen und Weibchen mehr ode« minder getrennte Wege. Zum Lockruf wie zum Pao- rungsruf gesellten sich andere Lautäußerungen, die „Sprache", die der Verständigung diente, wurde an Ausdrücken reicher und reicher, »nd ganz besonders trat die Stimme beim männlichen Teil der Vogekvelt sortan in den Dienst des Liebeslebens. Wie wir die Rufe oder gesanglichen Herzens ergüsse der Vögel psychisch zu bewerten haben, ist einst weilen noch ein ungelöstes Problem. Wir sind, so schreibt Carl W. Neumann in seinem Büchlein „Vom Lrebcslcbcn der Tiere", in der Psychologie der Tiere