Volltext Seite (XML)
Hord des Motorbootes und sprang hundert Meter vom ;Lande ins Wasser. Er schwamm aber nur eine halbe stunde, dann ging er wieder an Bord, und das Motor boot knatterte zum Ufer zurück. Fred Bronnen wich nicht von der Düne, als die Hol- ckänder längst abgezogen waren. Er beobachtete das Mkeer, verfolgte die Weißen Wellenkämme, die Richtung ünd den Verlauf der Wellen, den Wind Als er sich erhob, war er befriedigt und wieder froher säls, vor Stunden, als ihm die unverhoffte, schroffe Ab- 'weisung durch die Holländer zuteil geworden war. Niel- Aeicht —so sagte er sich — vielleicht hatte er in den Stunden Fes Beobachtens so viel über den Kanal und seine Be- Mvingungsmöglichkeit erfahren, daß er dem Holländer, wer zwei Wochen mit Motorboot und Manager hinter sich Fatte, nicht viel nachstand. Als Fred Bronnen am Abend allein in der einfachen IWirtsstube der französischen Schifferkneipe saß, kam er in ^Versuchung, an Hannelore Hinz, an Freunde, an die ^Eltern zu schreiben: Von dem stürmenden Drängen in rter Brust, von Hoffnungen, Wünschen, Zielen Doch er bezwang sich. Er hatte gelobt, alles aus- Hüschalten, was ihn ablenken konnte bei seiner großen Auf gabe. Er wollte, wie es der Anordnung Theodor Hooffts 'entsprach, nicht schreiben, keine Briefe empfangen, keine 'Zeitungen lesen und daneben so einfach — und der Kosten wegen so sparsam — als möglich leben, Alkohol und Nikotin meiden. Auf der hochgewölbten Stirn Bronnens zeichnete sich Entschlossener Wille ab. — Man blickte in der spärlich er leuchteten, niederen Wirtsstube zu der gestrafften Gestalt mnd dem gutgeschnittenen Gesicht auffällig hin, tuschelte Wer den Fremden und neigte verstehend und wissend den Hops: Wieder einer I Wieder einer, der dem großen, mächtigen Ungetüm da Haußen, dem Kanal, zu Leibe gehen und es mit eigener, schwacher Menschenkrast überwinden wollte - Wieder einer! — Wie oft kamen diese Mutigen. Wie rasch verschwanden sie, um neuen Platz zu machen Fred Bronnen empfand deutlich, daß sie in der Schenk- Mbe über ihn sprachen und spürte feinnervig, in welcher Richtung sich die Gespräche bewegten. Eine Röte der Er regtheit ging über sein Gesicht. Es würde sich ja zeigen! Einer der vielen oder Einer-f Ein Ganzer! Ein Vollender! Ant folgenden Mittäg traf Theodor Hoofft ein. Er Här zuversichtlicher Stimmung, etwas erregt, doch guter «Saune, als er Fred Bronnen am Bahnsteig stehen sah. Er druckte dem Schwimmer warm die Hand. „Wie steht's s" ^Ausgezeichnet! Ich habe schon am Strande das 'Basser, die Strömung, die Wellen studiert und bin voll- kdmmeü im Bildet Hoost hob beschwichtigend, mahnend, die Hand. Langsam, langsam!" Fred Bronnen lachte und erzählte sein Abenteuer mit den Holländern. Sie schritten in das Dörfchen hinein. ,Fred Bronnen trug, trotz des Sträubens Hooffts, den Haupttetl des Gepäcks. „Das ist schlimm", sagte der Manager, und legte in Mne Worte die seiner Stellung zukommende Betontheit, das ist schlimm. Wir müssen uns dann natürlich Weiter östlich oder westlich niederlassen " Fred Bronnen nickte nur. Seit er den Graukopf zur Seite hatte, fühlte er eine Sicherheit und Geborgenheit, He ihn hätte veranlassen können, auf der Stelle ins Wasser zu gehen und mit einemmal das Ueberwinden der Bran- düng in Angriff zu nehmen. „Uebrigens, wie geht cs Hannelore?" erinnerte er sich daun der Reise des Vorsitzenden. „Gut. Läßt grüßen. Die anderen auch. — Selbstver ständlich! — Meine Reise war auch gut, ich bin frisch: das Wetter ließ auch nichts zu wünschen übrig. So, nun wissen Sie alles. Nun können wir Wohl nur noch von unserer Arbeit sprechen?" Fred Bronnen lachte. „Einverstanden!" rief er, wenn ihm auch die Art Hooffts nicht recht zusagen wollte. Doch daran hatte er sich zu gewöhnen, wollte er gut mit dem etwas absonder lichen Grankopf auskommen. 4. Kapitel. Die Stelle, die Theodor Hoofft zum Training für Fred Bronnen gewählt hatte, lag völlig einsam und bot alle Er fordernisse. Durch eine leicht vorspringende Landzunge war die Brandung minder ungestüm und die kleine Bucht durch hohe Dünen überdies vor neugierigen Blicken fast vollkommen geschützt. Als alle Formalitäten in Dünkirchen geregelt waren, begann Fred Bronnen mit der Arbeit. Theodor Hoofft beobachtete die Wellen, gab Kommandos und beobachtete das Kommen und Gehen des Wassers und seine Strö mungen. Er fuhr mit einem gemieteten Motorboot aufs Wasser hinaus und stellte auch hier seine Beobachtungen für den Kanalschwimmer an. Nahezu eine Woche arbeiteten sie völlig ungestört nach Hooffts Methode, die das Aeußerste aus dem Schwimmer herausholte und in ihrer Härte Fred Bronnen stark auf die Probe stellte. Zu Beginn der neuen Woche tauchten über der Düne plötzlich zwei Helle Kleider und Helle große Strohhütc auf. Die ersten Zuschauer waren da! Theodor Hoofft war höchst mißvergnügt und brummte ärgerlich in seinen von Regen und Wind völlig zerzausten Bart: „Das fehlt uns gerade — Weibsröcke I" Er hatte heute ohnehin Zornesstimmung. Gestern und heute früh waren insgesamt acht rosa und rote Briefchen für den Schwimmer eingetroffen! Er hatte sie abgefangcn und versteckt. Ganz unzweifelhaft hatte das Fräulein im Geschäft, die allein die Adresse wußte, sie ausgcplaudcrt — Das fehlte gerade noch! Weibergeschichten! Theodor Hoofft gab sich bei allen Gelegenheiten als geschworener Frauenfeind. Fred Bronnen lachte ihn aus. Er stand prustend, in Badehose, ganz rotgebrannt von der Sonne und dem scharfen Seewasser, im Sande und schielte interessiert zu den beiden Damen auf der Düne. „Ob die hübsch sind?" Theodor Hoofft bekreuzigte sich. „Nun lassen Sie mal die Frauenzimmer Frauenzimmer sein!" „Ich bin doch kein Mönch! — Und ansehen kostet ja nichts und schadet nichts!" Fred Bronnen warf die nassen, blonden Locken zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte zu den beiden Damen hinauf, die auf der Düne beobachtend standen. Theodor Hoofft zerrte an seiner dicken, goldenen Uhr kette, trampelte im Sande herum und stöhnte: „Das ist das Ende, wenn Sie erst anfangen, Zuschauer — besonders weibliche — zu beachten! Wir werden sie dann nicht wieder los, und mit der ernsten Arbeit ist es vorbei!" Fred Bronnen lachte den Pedanten aus, schalt ihn einen Tyrannen und sagte ihm im Scherz den Gehor sam auf. „Gut, gut — dann sehen Sie zu, wie Sie mit den Weibsbildern da oben weiter kommen!" Hoofft wollte sich 4ibwenden. Fred Bronnen hielt ihn fest und sprach mit scheinbar ernster Stimme: