Volltext Seite (XML)
Staat und Küche. Die StaatSlcistungen an die Neligionögesellschasteu. — Dresden, 5. März 1929. Die Tagesordnung der heutigen Landtagssitzung enthielt ausschließlich kirchliche und Religtonösragen. Zunächst Lrachtc Abg. BSrner (Dnat.f eine Kurze Auslage vor, über die Beschimpfung der Rcligionsgcsellschasten durch di« kommunistische Presse. Ministerialrat Zimmermann erklärte namens der nie. gicrnng, den Neligionsgesellschasten werde der notwendig« Schutz gegen Verunglimpfungen durch die Bestimmungen Les Reichsstrasgesebbnches gewahrt. Derartige Berun- glimpsungeu mnüten daher zuerst zur Kenntnis der Staats, anwaltschast gebracht werden, die zu prüfe» habe, ob Aula» zum strafrechtlichen Borgehen gegen den Täter gegeben sei. Die Staatsanwaltschaft bet dem Landgericht Leipzig habe nach einer von dem Landcskonsistvrinm mitgeteiltcn Aus- kimst wegen des Aufsatzes der „Sächsischen Arbeiterzeitung' vom 1s. Dezember v. IS. „Der liebe Gott im Kranken haus" bereits ein Ermittlungsverfahren wegen Vergehens nach 8 160 des Strafgesetzbuches eingcleitet. BolköbildungSminisicr Dr. Bünger begrüuöete darauf die Gesetzentwürfe über die vorläufig« Ablösung von Staatsleisinnge» an die Evangelisch-Lutherl- sche Landeskirche im Freistaat Sachsen »nd an die Römisch- Katholischc Kirche sBiötum Meistens und über die vsscntlcch- rechtlichcn RcligronSgesellschastcn. ES liege im Jntcrenc von Staat und L.irclie und diene zur Befriedigung der Be völkerung, das! die Leistungen deS Staates an die Kirchen gesetzlich festgeleat werden. Die Verhandlungen seien schwie rig gewesen,' weil der Vertrag nicht auf Grund von Kom promissen zustande kommen konnte, sondern nach geltendem Nccht darüber entschieden werden mußte, was die Kirchen zu verlangen haben. DaS Ziel deS Gesetzes sei, die den Nc- ligionSaescAschasten durch die VcichSverfafsung gemährte Freiheit zur selbständigen Behandlung ihrer Angelegen heiten zu wahren. Die k v m m n n i st i s ch e Fraktion liest durch ihren Nied ner erklären, dast sie beide Gesetzentwürfe ablchncu werde. Abg. Siegert lDnat.s führte anS, daS vorliegende Problem lasse sich nicht parteipolitisch losen, sondern nur vom rechtlichen Standpunkt anS. Die Kirche habe auf wesent liche Ansprüche Verzicht geleistet. Seine Partei sehe die Vorlage als rechnerisch berechtigt an. Beide Kirchen würden gleichmäßig behandelt. Seine Freunde würden trotz manchen Bedenken der Vorlage zustimmcn können. Abg. Ren lSvz.f meinte, seine Freunde könnten die Vor lage nicht billigen. Abg. Seyffert (Dem.i erklärte, seine Partei habe nicht die Absicht, die Vorlage abzulehnen, sondern wünsche, sie an- nehmen zn können, weil sie notwendig zur Ausführung ver fassungsrechtlicher Verpflichtungen sei. In Sachsen vollziehe sich eine kulturpolitische Wandlung, die dem Verhältnis von Kirche und Staat im nächsten Jahrhundert das Gepräge geben werbe. Unter diesem Gesichtspunkte würben sein« Freunde die Vorlage behandeln. Abg. Dittman« 1DVP.) betonte, daß für die Regierung keine andere Möglichkeit bestanden habe, als sich an di« ReichSverfassung zu halten. , Abg. Renner sKom.) lehnte die Zuwendungen an di« Kirche ab. Abg. Siewerth sKomm, Opp.) lehnte die beiden Vor lagen ab und forderte die Stellung der Kirche unter LaS Beretnsgesetz. . Abg. Barth sSoz.) will das Problem der Kirche lediglich vom politischen Gesichtspunkt lösen. In der Zeit der Arbeits losigkeit und Wohnungsnot wäre eS unverantwortlich, d»n Kirche Millionen zu geben. Weiterberatung: Dienstag, 12 Mär». , lleberwachung -es Mchhanbrls. Milchkontrolle und Milchrevisoren. Das sächsische Ministerium des Innern hat be schlossen, die vom Landtag zum Ausbau der Nahrungs- niittelkontrolle bewilligten Mittel für die intensivere Ueberwachung des Milchhandels einzusetzcn. Diesem Beschluß liegt die Ueberzeugung zugrunde, -atz Milch «Ines unserer wichtigsten und wertvollsten Nahrungs mittel darstellt, dessen normale und einwandfreie Beschaffenheit ganz besonders zürn Wohl unserer Jugend gewährleistet werden muß. Störungen im körperlichen Zustand der Milchticre, Fehler beim Melken und Füttern, Mängel beim Aufbewahren und Transport der Milch, künstliche Eingriffe aus Gewinn sucht oder Fahrlässigkeit gefährden die gute Beschaffen heit der Milch. Die fünf sächsischen Krcishanptmannschaftcn haben mit Beginn dieses Jahres einen Milchrevisor an- gestellt, dessen Pflicht cs ist, Proben der in den Handel gelangenden Milch zn entnehmen und auf kürzestem Wege dem zuständigen UuLersuchnngSamt zuznführen. Weiterhin ist sein Amt, dem Ursprung etwa durch die Untersuchung festgesteliter Verfälschungen nach zugehen, zu ermitteln, ob ungewöhnliche oder minder wertige Beschaffenheit der Milch auf unerlaubte Ein griffe, ungeeignete Maßnahmen zur Milchwirtschaft oder auf unnormale Verhältnisse der Tiere znrück- zuführen ist. Als Milchrevisoren sind solche zuver lässige Persönlichkeiten gewählt worden, die Gelegen heit hatten, mit Land- und Bichwirtschaft, insbeson dere auch mit der Milchwirtschaft, vertraut zu werden. Ihre Tätigkeit wird sie häufig auf das Laud und in Gegenden führen, die abseits vom großen Verkehr liegen; sie ist nicht unr daraus gerichtet, Mängel nnö Verfälschungen auszudecken! die Revisoren haben die ebenso wichtige Ausgabe, insbesondere auch auf dem Lande, als sachverständige Berater den Produzenten und Händlern zu helfen und sic zu unter- stützen bei der Beschassnng einer gehaltreichen, reinen und unverdorbenen Milch. Aus Stadt und Land. Säcke mit Steuerbescheiden «nd PfändungSproto- tzove«. Die Landvolkbewegung hatte zu einer Kund- Uebung der notleidenden Stände nach Itzehoe auf- gerufen. Dem Aufrufe waren etwa 2000 Personen «folgt. Als Hauptredner sprach Dr. Stapler-Berlin. Ku Anschluß an die Kundgebung wurde eine „Not- Nlfe" gegründet, deren Vorsitz Landwirt Hamkens-Te- «mbueN übernahm. Ms erste Maßnahme wurden die in die Versammlung mitgebrachten Steuerbescheide und Pfändungsurtetle in großen Säcken gesammelt; sie sollen dem Finanzamt als nicht anerkannt wieder -u- Kesteslt werden. Gleichzeitig wurde beschlossen, daß die „Nothilfe" gegen den Staat Anklage wegen Erpressung und Ausbeutung auf Grund des Paragraphen 164 stellen soll. 32 Schafe verbrannt. Ein Großfeuer vernichtete auf dem Gute Windebrack in Vorpommern drei um fangreiche mit Stroh gedeckte Wirtschaftsgebäude. Da das Feuer sich mit großer Schnelligkeit ausdehnte, war es nicht möglich, sämtliches Vieh aus den brennen den Gebäuden herauszubringen. 32 Schafe kamen in den Flammen um. Große Holzvorräte sowie viele landwirtschaftliche Maschinen wurden vernichtet. Die Entstehungsursache ist unbekannt, Zur Nachahunrng empfohlen. Der Oberpräsident der Provinz Sachsen hat eine sofort in Kraft tre tende Polizeiverorduung erlassen, nach der in der Pro vinz Sachsen jede Jagdausübung auf jagdbares Wild gleichgültig, ob die betreffende Wildart gesetzliche Schonzeit hat oder nicht, bis zum 15. März 1929 verboten ist. Zuwiderhandlungen werden mit Geld strafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bestraft. Erst Unterschlagung, van» Brandstiftung? Zu dem kürzlich gemeldeten Großfeuer in dem Gebäude der Ortskrankenkasse Blomberg bei Detmold werden jetzt interessante Einzelheiten bekannt. Der am Tage nach dem Brandunglück unter dem Verdacht der Brand stiftung verhaftete Hausbesitzer und Leiter der Kranken kasse, der Stadtverordnete Fasse, hat jetzt zugegeben, daß er an der Ortskrankenkasse 19 000 Mark unter schlagen hat. Es ist weiter festgestellt, daß Fasse sich vor Jahresfrist einen Neubau mit 18 Zimmern für 15 000 Mark hat ausführen lassen, obwohl er selbst vermögenslos war. Die Ermittlungen der Staatsan waltschaft gehen zurzeit auch nach dieser Richtung hin. Das Nheiueis bei Emmerich in Bewegung. Mit ten vor der Stadt Emmerich hat sich das Nheineis plötzlich in Bewegung gesetzt und sich unterhalb der Stadt unter das dort noch haltende Eis geschoben. Etwa 400 Meter Stromstrecke ist dadurch völlig eisfrei geworden. Die in diesem Teil liegenden Schiffe und Fährfahrzeuge der Clever Straßenbahngesellschaft haben freies Wasser erlangt. Die Unterschiebung ist insofern von Bedeutung, als sie sehr wahrscheinlich das Wasser oberhalb des Eises zum Steigen bringen wird. Andererseits rechnet man in fachkundigen Kreisen bald mit einem Aufbruch des Eises überhaupt. Alle Ge fahrenpunkte haben erhöhte Wachtbereitschaft einge richtet. 22 Kilometer zu Fuß über das Eis. Zum ersten mal seit über 100 Jahren ist es Menschen gelungen, von der dänischen Insel Lolland über das Eis nach der Insel Fehmarn zu wandern. Zwei junge Leute bewältigten die 22 Kilometer lange Strecke hin und zurück in 13 Stunden. Sie hatten Fahrräder bei sich, die sie benutzten, soweit das Eis keine Schwierigkeiten machte. Tragödie im «ahnwärterhaus. In einem Bahn wärterhäuschen bei Sten broh ult in der Nähe von Stockholm hat sich eine furchtbare Familientragödie abgespielt. Ein Bahnwärter, der mit seiner Frau in Unfrieden lebte, schlug in Abwesenheit der Frau seine drei Töchter im Alter von 14, 12 und 5 Jahren mit einem Beil nieder und verübte darauf Selbstmord durch Erhängen. Als die Tat aufgedeckt wurde, war das eine Kind bereits tot, die beiden anderen lagen im Sterben. Schiff in Eisnot. Nach Meldungen aus Hel- singsors hat der Dampfer „Oihonna", der den regel mäßigen Verkehr zwischen Stockholm und Mo ver sieht, in schwerem Eise die Schraube verloren und treibt hilflos mit etwa 50 Fahrgästen im Eis. Von Stockholm ist ein Eisbrecher zur Hilfe abgegangen. Ein französisches Poftflugzcng verunglückt. Das i Postflugzeug der Strecke P a r i s — Straßburg—Prag war infolge dichten Nebels gezwungen, in der Nähe von Lizh-sur-Ourca eine Notlandung vornehmen. Der Apparat ging dabei vollständig in Trümmer. Der Flugzeugführer Letellier trug schwere Verletzungen am Kopf und an den Beinen davon. Sein Zustand ist be sorgniserregend. Der Mechaniker Vernouille zog sich unbedeutende Quetschungen zu. Dis mitgeführte Post wurde durch die Eisenbahn weiterbefördert. i Wildwest in Parrs. Ein verwegener Ueberfall wurde am Montag in den frühen Morgenstunden auf das Geschäft eines Pariser Goldwarenhändlers unternommen. Der Täter, der sich in den vorher gehenden Tagen durch häufige Besuche mit den Oert- lichkeiten vertraut machte, hatte versucht, den von der Frau des Geschäftsinhabers herbeigerufenen Gold- warenhändlcr mit Pfeffer zu blenden. Es entspann sich ein harter Kamps, der Verbrecher zog einen Re volver und gab auf den Goldwarenhändler zwei Schüsse ab, die diesen in Gesicht und Brust trafen, so daß der Schwerverletzte zusammenbrach. Als die Frau ' zu Hilfe kam, wurde sie ebenfalls durch einen Revolver schuß nicdergestrcckt. Auch der auf die Schüsse herbei geeilte Sohn erhielt Rcvolverkugeln in die Brust und ' m den Kopf. Nach vollbrachter Tat kletterte der Ver- - brecher auf das sechste Stock und versuchte, über das ! Dach zu entkommen. Er irrte sich jedoch in der Tür ' und konnte schließlich von der Polizei verhaftet werden. Aussehen erregende Verhaftung. Der Kapitän und zwei Offiziere des in Glasgow beheimateten Damp fers „Tritonia", der am Donnerstag im Hafen von Buenhavcntura in Kolumbien infolge einer Explosion sank, sind verhaftet worden. Nach einer späteren Mel dung wurde der Kapitän inzwischen wieder freige lassen, während sich der zweite und dritte Offizier vorläufig noch in Haft beflnden. Der Grund für die Verhaftung wird nicht bekanntgcgeben. Ein Riesenwassertank geborsten. Der Tank der Wasserwerke in Aukland in Neuseeland, der eine Aufnahmefähigkeit von einer Million Gallonen besitzt, ist geborsten. Durch die mit großer Wucht herausströ menden Wassermassen wurden schwere Ueberschwem- mungen angertchtet. Die Ursache der Katastrophe ist noch nicht bekannt. Der gefährliche Schnaps. In Peoria im Staate Illinois sind in den letzten 48 Stunden 13 Personen nach dem Genuß von Likören gestorben. Die Polizei hat einen Alkohol-Schmuggler verhaftet, der einge- ! stand, daß er die Spirituosen nach einem „neuen" . Verfahren hcrstellte und in den Handel brachte. Das ; Verfahren bezeichnete er im Verlaufe der Vernehmung ; selbst als „anscheinend nicht so gut". Kleine Nachrichten. * Der Vizepräsident der Berliner Industrie- und Han delskammer, der Vorsitzende der Vertretungen des Einzel handels innerhalb ihrer Organisation, Richard Riel, ist einem Schlaganfall erlegen. * Auf den« Bahnhof Taucha im Freistaat Sachsen stieß ein Nangierzug gegen einen allein im Gleise stehenden Packwagen. Dabei wurden der Zugführer Kohl und der Hilfsrangierer Gürtler aus Pehritzsch bei Eilenburg schwer verletzt. Kohl ist im Krankenhaus seinen Verletzungen er legen. * In der vergangenen Nacht drangen Einbrecher in das Deutsche Konsulat in Bordeaux ein und versuchten die Tür des Amtszimmers gewaltsam zu öffnen. Durch hinzukom mende Hausbewohner wurden die Einbrecher verscheucht. " Nach einer Meldung aus Grenoble wurden zwei junge Leute auf der Straße bei Allemoud von einer La wine verschüttet. Die sofort aufgcnommencn Bergungs arbeiten blieben erfolglos. * Das Wasser des Gelben Flusses in China ist stark gestiegen. 19 Dörfer stehen unter Wasser. 300 Personen sollen der plötzlich eingetretenen lleberschwemmung zum Opser gefallen sein. Gerichüssaal. ul Gerechte Strafe. Der Erste Strafsenat des Breslauer Obcrlandesgerichts verurteilte unter Aus schluß der Oesfentlichkeit den 31 Jahre alten Weichen wärter Wilhelm Mikosch aus Hindenburg wegen ver suchten Verrats militärischer Geheimnisse zugunsten Polens zu fünf Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust. 7^ Noch ein Landesverräter. Der Kaufmann Wil helm Reinert aus Waldhausen in Württemberg wurde vom oberste« Lnndesgericht München wegen versuchten Verrates militärischer Geheimnisse und Landesverrats zu zweieinhalb Jahren ZuchthanS und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Reinert stand in Diensten eines französischen Nachrichtenagcnten in Straßburg Wann eigentlich kommt der Frühling? Auf Tauwetter wieder Frost. Die Temperaturmilderung, die besonders in Nord- veutschland mit dem Sonntag einsetzte, war nicht von langer Dauer. Am Dienstag früh wurden im ganzen Reich wieder Temperaturen unter Null sestaestellt. Berlin-Innenstadt Katte 5 Grad Kälte, in den Außen bezirken wurden 11 Grad unter Null gemessen. Auch Schlesien und Ostpreußen wiesen wieder ziemlich tiefe Thermometerstänoe auf und zwar 8 bzw. 13 bis 14 Grad Kälte. Etwas wärmer ist es in Nordweftdeutschland, wo die Frühtemperaturen zwischen 4 «nd S Grad unter Null lagen. Auffällig ist die Tatsache, daß es i« de« normalerweise wärmste« Gegenden deS Reiches «och immer recht kalt ist. So hatte Karlsruhe am Dienstag früh 4 Grad, Frankfurt a. M. sogar 6 Grad unter Rnll. Am Oberlauf des Mains wurde« Temperaturen bis zu IS Grad unter Null gemessen, am Oberlauf des Rheins etwa 2 Grad unter Rull. Die Berliner Wetterdienststelle sagt meist wolkiges Wetter ohne wesentliche Niederschläge voraus, Die Temperaturen werden in Norddeutschland nahe bei Null liegen; im Süden ist besonders mit stärkcreit Nachtfrösten zu rechnen. ZweL ZrwusLriefürsLen. Karl H. von Siemens nuv Albert Borfig. Vor 100 Jahren wurden zwei deutsche Männer geboren, mit deren Namen ein großer geschichtlicher Abschnitt deutscher technischer Entwicklung verbunden ist: Karl Heinrich von Siemens und Albert Bor- stg, mit dessen Namen der deutsche Lokomotivbau eng verknüpft ist, ähnlich wie der Name Siemens aus der deutschen Elektrotechnik nicht mehr wegzudenken ist. Karl Heinrich von Siemens wurde am 3. März 1829 in Menzendorf geboren. Ebenso wie seine be rühmten Brüder widmete er sich der Elektrotechnik und war in reicher erfolgreicher Arbeit lange Jahre der Seniorchef der Firma Siemens nnd Halske. Die Le idensgeschichte der Jndustriegrötzen ist meist so eng mit dem Wachstum ihrer Werke verknüpft, daß man an die Werksgcschichtc Herangehen muß, um die Arbeits kraft ihrer Leiter zu ermessen. Aus kleinen Anfängen wuchs die Firma Siemens und Halske zu jenem machtvollen Konzerngcbilde heran, mit dem heute die Namen Siemens, Halske und Schuckert verbunden sind, ja ein großer Teil Berlins trägt heute den Namen Sremensstadt, nämlich die Gebiete auf der Grenze von Charlottenburg und Span dau. Dort entstand das hervorragende Wernerwerk, welches zu den fünf Berliner Werken und dem großen Wiener Siemenswerk hinzukam. Karl Heinrich v. Sie mens erlebte noch im Frühjahr 1905 die Inbetrieb nahme dieses Riesenbetriebes, bevor ihn am 20. März 1906 der Tod hinwegnahm. Alle elektrischen Apparate, für Post, Telegraph, Eisenbahn und Kabel, Signal- und Kommandoapparate aller Art für Schiffe, Eisenbahn und Bergbau, werden dort hergestellt. Ganze Telephonämter, komplizierte elektrische Meßinstrumente, Röntgenapparate, sowie die elektrischen Apparate für Haushalt und Landwirtschaft entstehen in diesen Werken. Elektrische Bahnen und Fördermaschinen, knrz, alles was mit elektrischer Kraft betrieben wird, gehört zur Fabrikation der Siemens-' werke, die in rund 10 000 verschiedene Erzeugnisse zerfällt. Persönliche Initiative der Leiter hat diese Werke zu ihrer beherrschenden Höhe geführt, und Karl Heinrich von Siemens hat daran rühmlich Anteil. Bedeutender in seinem persönlichen Wirken war Albert Borsig, der am 7. März 1829 in Berti« geboren wurde. War der Begründer des Borsig- Werkes auch sein Nater August, den i"ternationa!en Ruf und die wirtschaftU )e Macht schuf der Sohn, in dem er den L o k o m o k i « b a u des Naters in uner hörtem Maße anSbaiite. Hüttenwerke in Oberschlesictt