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Sie MMie M LohOage. »i«e De»tschrts1 an »ns Gesamtministertnm. Der LanLesauAschuß sächsischer Arbeitgeber. veMinpe hat t» einer Denkschrift an das sächsische Gesamtministerium eingehend Stellung zu der Lohn- frage genommen. In der Denkschrift heißt es: »In Sachsen wie im ganzen Reiche sind im ver gangenen Jahre eine Reihe mehr oder weniger erbitterter Lohnkämpfe ausgetragcn wor den, mit dem Gesamtergebnis, daß die erst im Jahre 1927 um 8,7 und 12,1 Prozent heraufgesetzte» Löhne der gekernten Arbeiter um 6,4, die der ungelernten um 7,7 Prozent weiter gesteigert wurden. Lehr ernst gemeinte, von hohem Verantwortlichkeitsgefühl getra gene Bersuche der Unternehmer, diese Lohnerhöhungen der Allgemeinheit zu ersparen, sind an dem Ermessen der Staatsgewalt und dem oberflächlichen und vor eiligen Urteile der öffentlichen Meinung gescheitert, leider nicht ohne schwere Verluste für unsere ge schwächte Volkswirtschaft. Darüber ist die Konjunktur, die man, anspruchslos geworden, eine gute nannte, zu Ende gegangen, und wir sind in eine Arbeitslosigkeit zur Zeit noch unübersehbaren Ausmaßes verfallen, die selbst für deutsche Begriffe unerhört ist und die zu- jammen mit einem furchtbar strengen Winter Ver zweiflung erzeugt." Die Arbeitgeber vertreten, so heißt es in der Denkschrift, die nach ihrer Ansicht unwiderlegliche Meinung, daß die innere Kaufkraft über die Höhe des Lohnes entscheidet und daß diese Kaufkraft nicht durch die Erhöhung der Lohnzahl erreicht werden kann, sondern auf dem Wege der Lenkung der Lohn- kosten bei gleichzeitiger Steigerung der Güter erzeugung mit der abnehmenden äußeren Verschnl- düng und dem zunehmenden Volksvermögen allmäh lich heranwächst. Um dieses Wachstum zu fördern, wäre an sich ein Abbau der Lohnzahl notwendig. Wo diese Maßnahme gegenwärtig undurchführbar erscheint, ist zu allermindest eine Stabilität des gegenwärtigen Lohnstandes für eine sehr lange Däner herbeizuführen, so daß Lohn und Preis endlich einmal zur Ruhe kom men. Inzwischen müssen wir die Steuern senken, nm die Bildung billigen Eigenkapitals zu fördern, damit die Zinsrate, die zusammen mit den Löhnen, Steuern und Svziallasten die Erzcugungskostcn in verhängnisvoller Weise übersteigert hat, sinkt. Dies sind die elementarsten Grundsätze einer sozialen Wirtschafts- und Steuerpolitik, die das Wohl des Arbeitnehmers mit realen Mittel verfolgt. Zum Schluß wendet sich die Denkschrift noch gegen die jetzige Spruchtätigkeit der Schlichtungsorgane und verlangt, daß das Schlichtungswesen in die Hand »irklich unabhängiger Richter gelegt wird. ttm die Siersteuer. Protesteutschließung des Sächsische» Brauerbundes. Der Spitzenverband des sächsischen Braugewerbes hielt in Leipzig seine ordentliche Hauptversammlung ab. In Anbetracht der schweren, dem Braugewerbe drohenden Gefahren war die Versammlung sehr gut besucht. Im Namen des Präsidiums berichtete Generaldirektor E. Mathias-Dresden über die im letzten Geschäftsjahr geleistete Arbeit und schilderte die Gefahr, die dem gesamten Braugewerbe durch die vom Reichsfinanzmimster vorgcschlagene erneute Bier st euerer Höhung droht. Ler Bericht wurde mit großem Beifall aufgenommen und einstimmig folgende Entschließung angenommen: „Der Sächsische Branerbund nimmt mit Befrem den davon Kenntnis, daß einzelne sächsische Handels kammern bedingt für die höhere Äiersteucr ein- zutreten geneigt sind. Er verweist darauf, daß erst vor Jahresfrist bei dem Umbau der Gctränkesteuer für die Gemeinden ausschließlich das Bier zum Träger jener Last auöcrsehcn wurde. Welche bedenk lichen Folgen die daran ankuüpfcndeu Maßnahmen der Verwaltungsbehörden und die der Oeffentlichkeit unverständlichen Rechtsansprüche der Verwaltungs gerichte für das Vertrauen der beteiligten Gewerbe in die Objektivität der Behörden und für das Ansehen des Reichstages in den Augen der Bevölkerung nach sich zogen, sollte den Handelskammern erkennbar geworden sein. Wenn jetzt gerade nnser Gewerbe zum ausschließliche» Leidträgcr unter allen anderen In dustrien auserlesen werden sott, jo möchten wir nor den Folgen schon heute warncu. Wie alle indirekten Stenern wird auch diese auf dem Wege zu», Verbrau cher sich aus das Mehrfache ihres Sollbctragcö steigern, wird also der Kaufkraft des Volkes nicht bloß 163 Millionen Mark, sondern mindestens das Dreifache, also etwa 36g Millionen Mark, entziehe». Was das bei rückgängiger Konjunktur für unsere gesamte Wirtschaft an zweckloser Einbuße bedeutet, und wie sich diese Belastung aus den Konsum für den Absatz aller anderen Industrien und schließlich auf die Lohn» ansprüchc der Arbeiter und Angestellten auswirke« wird, das zu ermeßen kann nicht schwerfallen und sollte die Gesetzgeber in wohlverstanden, allgemeinen Interesse davon abhalten, ei« einzelnes, schon über mäßig belastetes Gewerbe, das sich aber bisher trotz aller stenerlichen Unbill zu erhalten vermochte, einem fortgesetzt erhöhten Steuerdruck auszusetzen, unter dem diese Industrie zum Schaden aller "«deren lllrtverbszweige schwer leiden müßte" Ein hartnäckiger Winter. Nene Kältewelle über Deutschland. — Kast überall Temperaturen «nter Rull. Die kurze Tauwetterpertode vom Ende der vori gen Mache war fast überall in Deutschland bereits am Slonntaa wieder vorüber. Bon einem überNord- ßhweden, Finnland und Rußland sehr kräftigen Kälte- hoch werden in den nächsten Lagen kältere Luftmassen beständig nach Deutschland Vordringen« Die Tempe- ratnren betrugen in Ostpreußen und Pommern bereits nneoer üv «srav unter Null. In Schlesien und Mittel- ' deutschlanv wurden sieben bis zehn Grad Kälte durch schnittlich gemessen. Das Rheinland, da» Sonnabend noch sechs Grad Wärme verzeichnete, hatte Montag morgen minus 1 Grad. Nur Bayern, Württemberg und Baden sind bisher von Temperaturen unter Null verschont geblieben. Ja selbst der Feldberg im Schwarz- , wald meldet 1 Grad Wärme. Eissprengungen auf dem Rhein und dem Neckar. Zur Durchführung der bereits seit einigen Tagen vorbereiteten Maßnahmen zur Verhütung der Hoch wassergefahr wurden auf dem Rhein und dem Neckar be, Mannheim umfangreiche Sprengungen des Eises vorgenommen. Auch in Heidelberg wurden zwischen der alten und neuen Brücke die ersten großen Spren gungen durchaesührt. Die Hochwasserdienste am Rhein und Neckar sind in ständiger Bereitschaft. „EiSfässer" der Oppenheimer Süfe». Jedesmal, wenn der Rhein zugesroren war, haben die Oppenheimer Küfer auf dem Rhein als Erinnerung hieran Fässer geschlagen, die mit besonderen Erinne rungszeichen auf dem Boden ausgestattet wurden. Diese Fässer bilden in den Weinkellern stets eine große Sehenswürdigkeit. Am Sonntag nun haben die Küfer- meister von Oppenheim sieben große Erinnerungsfässer auf dem Rheineis geschlagen. Etwa fünfzig Meter vom Ufer entfernt war ein großes Feuer angezündet, in dem die einzelnen Faßte,le vorgewärmt wurden. Eine große Menschenmenge umsäumte das Ufer Der Primaner-Mord in Berlin. Ter Verdächtige entlassen und wieder verhaftet. — Auch lein Begleiter gefaßt. — Sie leugnen die Bluttat. Der in Berlin unter dem Verdacht des Mordes an dem Pankower Oberprimaner Hermann Kleier fest- j genommene Steinsetzer Kaiser war am Sonnabend von j der Polizei entlassen worden. Er wurde jedoch am Sonntag abend wieder fest- - genommen, da sich inzwischen die Verdachtsmomente ? gegen ihn wieder verdichtet haben. Gleichzeitig wnrde j ein Mitglied des Kommunistischen JugendbundcS na mens Schnlz verhaftet, da der Verdacht besteht, saß er der Begleiter Kaisers war. Beide leugnen die Tat; die gegen sie vorliegenden > Beweise sind jedoch so schwer, daß kaum noch ein ! Zweifel über ihre Täterschaft bestehen kann. Der Raubmord am Ruineuberg aufgeklärt. Am gestrigen Montag vor zwei Jahren wurde in j Potsdam am Ruinenberg der 17Vsjährige Kassenbotc j Hammermeister der Städtischen Gaswerke in Potsdam - erschlagen und beraubt aufgefunden. Der Verdacht lenkte sich damals sofort auf einen gewissen Walter Kutzbach aus Potsdam, der aber nach längerer Untersuchungshaft wieder entlassen werden mutzte, weil das von ihm angebotene Alibi nicht zu widerlegen war. Ju aller Stille wurde» jedoch die Nachforsch»«- geu zur Klärirng der Bluttat fortgesetzt. Kutzbach, der uichts ahnte, wurde überraschend wieder festgenom men Er leugnete anfänglich, hat aber jetzt in der Nacht et« umfassendes Geständnis abgelegt. Dem Raubmörder waren damals 4000 Mo»-» in die Hände < gefalle». Das Dortmunder Eisenbahnunglück. Die Ursache noch nicht aufgeklärt. i Die Ursache des Unglücks auf dem Dortmunder Hauptbahnhof ist noch immer nicht vollständig aufge- ! klärt. Die Blockstelle, die für das Einfahrtsignal in j Frage kommt, wurde nach dem Unfall einer genauen i Untersuchung unterzogen. Dabei ergab sich, daß sämt liche Vorrichtungen in Ordnung waren. Auf jeden Fall liegt ei« Verschulde» des Per, ! sonals »icht vor, vielmehr ist mit großer Wahrscheinlich- § keit anzunehmcu, daß ein Materialfchler, «nd zwar ei» Tragscderbruch oder einer Pusserfederbruch das Un glück herbeiorjührt hat. Die Annahme, daß sie ver- j gangene Arostperiode irgendwelche Schäden au der ! Weiche zur Folge gehabt hat, hat sich nicht als stich haltig erwiesen. Ter Hergang des Unglücks scheint jetzt so weit geklärt zn sein, das; der 'enteiste Wagen sich nur ; lanchaiu a»; die Leit«' geiegt tzat. Die tödlich verun- i »oNstranertag in Berlin. attNkte« Fahrgäste versuchten, ftch im letzte« N>W«K>Wk durch Herausspringen dem Zug in Sicherheit z» brirmen und «men dabet »nter den Wage« -« liege«, wo sie buchstäblich zu Tob« aequetfcht wurden. Die t« den Krankenhäusern untergebrachten Verletzten weisen fast sämtlich Knochenbrüche »nd Quetschungen auf. Aus Stadt «ud Land. »ine Feuerwehr, die kein« Spritze bat« I« de« Mühlenwerken in Ab behausen bei Nordenham brach infolge Heitzlansens des Fahrstuhls ein Großseuer aus. Die OrtSseuerwehr konnte jedoch nicht in Tätigkeit treten, da sich die Spritzen augenblicklich in Reparatur befinden. Infolgedessen mußte die Wehr aus Nor denham alarmiert werden. Das Feuer hatte sich in zwischen rasch verbreitet und das Löschen gestaltete sich durch den herrschenden Wassermangel äußerst schwierig. Die Mühlenbetriebe sind fast völlig ausge brannt Ein Teil der Vorräte -nrde gerettet. Ei» Fünfjähriger erschießt s^.ue kleine Spielkame radin« In Löningen (Oldenbu.g) spielte ein fünf jähriger Knabe mit einem gleichaltri>, ; Mädchen. Der Junge nahni in einem unbewachten Augenblick ein tm Zimmer stehendes Jagdgewehr und sagte zu dem Mäd chen: „Geh da weg, ich schieße." Im gleichen Augen blick ging ein Schutz los und traf das Mädchen in die Brust. Obwohl das Kind sofort ins Kranken haus gebracht wurde, starb es an den Folgen der Verletzung. Schwere Explosion i» Stickstoffwerten. In den Stickstoffwerken in Trostberg (Oberbayern) brannte der etwa 30 Meter hohe Siloturm aus. Ein Arbeiter wurde durch die voraufgegangene Explosion getötet» vier wurden schwerverletzt ins Krankenhaus eingelie fert. Ausserdem gab es einige Leichtverletzte. Nach An sicht der Werksleitung ist der Brand wahrscheinlich durch unvorsichtiges Hantieren bei einer Ausbesserung entstanden. Feuer im Brüsseler Justizpalast. Der frühere Palast des Fürstbischofs von Lüttich, der jetzt als Justiz palast dient, ist durch Feuer teilweise zerstört worden. Besonders gelitten hat der rechte Flügel. Das oberste Stockwerk ist in einer Länge von 75 Meter eingeäschert worden. Die dort befindlichen Archive wurden ver nichtet. Die Ursache des Brandes ist noch nicht ge klärt. Ein Leuchtschiff von einem deutschen Dampfer ge rammt« Der deutsche Dampfer „Oliva" ist im Kanal während eines dichten Nebels auf das South Goodwins Leuchtschiff, viereinhalb Merlen südöstlich von Deal, aufgefahren. Das von Deal ausgelaufene Rettungs boot stellte fest, datz das Leuchtschiff noch verankert war und seine Nebelsignale weitergeben konnte, wenn auch die Schiffswand schwer beschädigt war. Die „Oliva" hatte sowohl am Bug wie im Vordersteven sehr bedeutende Beschädigungen erlitten, die jedoch glück licherweise über der Wasserlinie lagen. Eine neue Expedition zur Rettung der Ballon- gruppe? Der Leiter der „Krassin"-Expedition, Pro fessor Samoilowitsch, erklärte auf der Durchreise durch oie Schweiz einem Vertreter des „Berner Bund", daß es keinen Sinn habe, noch nach Amundsen weiter zu forschen. Amundsen sei auf immer verloren. Dagegen sei es nicht ausgeschlossen, daß man noch Reste der „Italia" oder gar die sogenannte Ballongruppe wieder- finde. Allerdings sei die Hoffnung gering. Aber hier nachzusorschen, das sei seine Pflicht. In Italien sei zu einem Rettungsunternehmen schon Geld zusam mengekommen. Vielleicht werde er sich daran betei ligen. Der „Krassin" selbst werde nicht mittun, da das schwere Schiff hierfür nicht geeignet sei. Die Nach forschungen seien im Sommer an der West- und Nord- Westküste des Franz-Joseph-Landes durchzuführen. Man werde ein oder zwei Kleinflugzeuge, ein Motorboot und Hunde mitnchmen müssen. Erdstöße i» Kalabrien. In Neggiy-CalaÄria wu ve ein heftiger Erdstotz verspürt, dem drei weitere folgten. Sie waren von unterirdischem Donner begleitet. Der Bevölkerung bemächtigte sich grotze Aufregung. Das Erdbeben wurde übrigens in der ganzen Provinz Ka labrien verspürt. Auch in Treviso wurde ein sehr heftiger Erdstotz bemerkt. Ter Simplon-Expreß fährt in einen Gütsrzug« Zwischen den Stationen Brot an der Save und Sinij ereignete sich ein Eisenbahnunglück, indem der aus Agram nach Belgrad fahrende Simplon-Expretz in einen Güterzug hincinfuhr. Dieser mutzte wegen eines Ma- schinendefektes aus offener Strecke halten. Der Bahn hofsvorsteher von Brot ließ, da die Strecke frei ge- melder worden war, den Expreß weiterfahren. Ter Zugführer übersah aber das Haltesignal und fuhr in den Güterzug, von dem mehrere Wagen und die Lo komotive des Expreßzuges schwer beschädigt wurden. Von den Fahrgästen des Expreßzuges wurden nur zwei verletzt. Der Materialschaden ist bedeutend. Torpedoboot stößt gegen einen Eisberg. Die Ufer des Schwarzen Meeres sind völlig vereist. Der herr schende Nordwind treibt die Eisblöcke nach Süden. Ein russisches Torpedoboot ist bei Odessa mit« einem Eisberg zusammcngestotzen und gesunken. Man be fürchtet, datz die Mannschaft umS Leben gekommen ist Ein Dampfer konnte in Odessa nicht einlaufen, da die Hafeneinfahrt durch Eisblöcke versperrt ist. HUfios aus hoher See. Der mit zahlreichen Pas sagieren auf der Fahrt von Ao ko Hama nach Mel bourne befindliche Dampfer „Arafura" treibt bet sehr stürmischer Witterung mit gebrochenem Ruder hilfioS umher. Die Lage des Schiffes wird als sehr ernst be zeichnet. Der Dampfer „Peschawar" ist unter Boll dampf zur Hilfeleistung abgegangen. Kleine Rachrichte«. Der bekannte französische Komponist Andrä Messager, der lange Zeit Direktor der Pariser Oper war, ist im Alter von 75 Jahren gestorben. * Der: Bankier Pierre Fayolle ist nach HinterlassunS eines PassivumS von drei Millionen Franken an» Part» geflüchtet. * In Messina wurden vier Erdnüße verspürt, di« de» Charakter von Stotzbeben hatten, jedoch keinen Schade« ve» uriachten.