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Nr.1v Vellage zur Weitzeritz-Zeitung Sonnabenh, ani M Januar 1S29 95. Jahrgang Nach der Erschein««-. «ast 2000 Jahre ist es Herr im fernen Morgen« Land war'S. Auf hoher, «infamer Warte stehen Männer, die von ihrem Bolle vi« Weisen genannt werden, und suchen die schweigenden Geheimnisse des nächtlichen Sternenhimmels zu deuten. Da flammt am dunklen Horizont ein Licht auf, ein Stern von nie- geschauter Schönheit und Grütze und wird» ihnen zum leuchtenden Künder der Botschaft, die di« Hirten aus Bethlehems Fluten aus Engelsmunde empfangen. Weit, wett sind sie entfernt von dem verheißenen Messias. Noch immer sehen sie seine Herrlichkeit nicht, aber ein Schimmer davon leuchtet ihnen in dem wunderbaren Himmelslichte, von dem sie sich nun gläubig führen lassen, und ihr Glaube, daß Gottes Sterne nicht lügen, bringt sie ans Ziel. Sie finden .den Heiland und beten ihn an. Epiphanien folgt auf Weihnachten. Auch uns ist wieder die Himmelsbotschaft geworden von der Ge burt dessen, der Licht bringen will in die Dunkel heiten der Welt und unseres Lebens. Der Gott, der Welten ins Dasein ruft, der den Tag und di« Nacht schafft, und nach dessen Willen und Ordnung die Gestirne ihre Bahn ziehen, der hat auch heute noch Mittel und Wege, dem Suchenden einen Stern aüfslammen zu lassen, der ihn sicher führt. Das kündeten die Epiphanienglocken! Peter Cornelius be singt es so schön: O, Menschenkind, halte treulich Schritt! Die Weisen wandern, o standere mit! Der Stern der Liebe, der Gnade Stern Erhelle dein Ziel, so du suchst den Herrn, Und hast du nicht Weihrauch, Myrrhen und Gold, Schenke dein Herz dem Knablein hold! Schenk ihm dein Herz! Das lebende Meer. Di« Arbeiten ver englischen marinebiologischeu Labo ratorien. — Ein Blick in die Welt der kleinst« Geschöpfe. — Wirkungen des Sonnenlichts. — Der ge fährliche Seestern. — Wovon die Erträge der Fischerei «Gängen. — Jährlich werden Hunderte von Millionen Austern gezüchtet. — Die Infektionsgefahr bei Muscheln. Sowohl die „Marine Biological Association" als auch das englische Fischereiministerium unterhalt«« eine ganze Reihe von marinebiologischen Untersuchungs stationen, deren Laboratorien sich fortlaufend mit dem Studium des organischen Lebens des Meeres beschäf tigen. Durch die Arbeit der aus feiner Seidenaaze verfertigten Schleppnetze ist eine schier unübersehbare Fauna und Flora entdeckt worden. Die Gesamtheit dieser winzig kleinen Organismen des Meeres, di« nicht schwimmen können wohin sie wollen, sondern von den Meeresströmungen hin und her getrieben werden, wird unter dem Namen „Plankton" zusammengefatzt, im Gegensatz zu dem sogen. „Nekton", der Gesamtheit der freischwimmenden kleinen Organismen, und dem „Benthos", d. h. den Tieren und Pflanzen, die auf dem Meeresboden leben. Das Pflanzcnleben des Plankton ist von außer ordentlicher Wichtigkeit für di« Biologie des Meeres. Ain der See wie am Lande ist alles Fleisch Gras, denn nur den winzigen Pflanzen des Plankton — Algen und Tang sind in dieser Beziehung von geringerer Bedeutung — ist es gegeben, infolge des Einflusses, den das Sonnenlicht auf den grünen Farbstoff ihrer Substanz ausübt, aus Salzen und Gasen des Meeres wertvolle Nahrung zu gewinnen. Wenn die Sonnen strahlen im Frühjahr an Intensität zunehmen, ver mehren sich diese Organismen so stark, daß sie eine Ernte darstellen, die aus rund V- Hektar der Meeres oberfläche berechnet, auf Dekaden von Tonnen zu schätzen ist. In dem Grade, in dem sie wachsen, ver brauchen die Plankton-Pflanzen aber auch ihre Sub» Nanz an starken, als Nitrate und Phosphate bekann« e.i Düngesalzen, und mit dem Fortschreiten des Som- :rers verri '-'ert Ich gradweise dann auch ihre Zahl. Chemische Analysen von Wässerproben, die zu verschiedenen Zeiten des Jahres der See entnommen wurden, haben den Beweis erbracht, daß die Kon zentration der. genannten Stoffe um die Mitte des Sommers sehr gering ist, daß sie dagegen im Winter, wenn frisch«, durch den Zersetzungsprozeß toter Lebe- wesen gebildete Salze an die Meeresoberfläche auf steigen, ihren höchsten Grad erreicht. Es ist indessen nur die Oberflächenschicht des Wassers, der diese Salz« entnommen werden, weil dio Plankton-Flora nur in jenen Wasserschichten zu ge deihen vermag, in die das«Sonnenlicht eindvingt. Dies« Pflanzenorganismen bilden die Nahrung der winziger Tiere des Plankton, die ihrerseits wieder die großen Tiere mit Futter versorgen. Selbst Wale nähren sick von ihnen, während man gleichzeitig di« Beobachtung gemacht hat, daß überall die Zahl der Makrelen, dir sich ebenfalls von diesen Kleinorganismen ernähren, in jedem Jahr von der Kraft der Sonnenstrahlen de: Jahreszeit abhängig ist. Je stärker die Sonnenstrahlen werden, desto üppiger entfaltet sich das pflanzlich« Leben des Meeres und desto reichlicher wächst den Tie ren des Plankton, die ihrerseits wieder die Makrelen anlocken, auch die Nahrung zu. Viele der an der Wasseroberfläche lebenden Fisch« sind in ihrer Ernährung von Muscheltieren und Wür- mern abhängig, die in ausgedehntem Maße den her- umschwimmenden Seesternen zum Opfer fallen. Dies« Seestern, sind deshalb auch unmittelbar als Feinde de« Fische und der Fischerei zu betrachten. Forscher Haber. festgestellt, daß zwischen der Zahl dieser an der Ober fläche der Gee lebenden Tierchen und den JahreSer- trägen der Fischerei ein unmittelbarer Zusammenhang ' besteht. Das englische Fischereiministerium hat feiner- ' L vielÄÄMkclMcki' M AuS- »ruck iedensart er- Zm Volksmunde . . . Erklärung von Sprichwörtern. Wer ist zur Adoption berechnt? Die Adoption (Annahme an Kindesstatt) soll kinderlosen Ehen Trost und Ersatz geben. Deshalb darf niemand adoptieren, der Abkömmlinge — Kinder oder Enkel — am Leben hat. Der Annehmende muß das 50. Lebensjahr vollendet haben. Eine Ausnahme (Dis pens) wird nur gewährt, wenn nach der körperlichen Beschaffenheit deS Anneymenden dke GeMnüstng löb licher Kinder ausgeschlossen erscheint. ' Die Einrichtung der Kindesannahme stammt aus dem alten römischen Recht. Man behandelle dort die Adoption als Nachbildung der Natur. Dieser Ge danke hat in unserem Gesetz auch darin Ausdruck gez, funden, daß der Annehmende regelmäßig 18 Jahrs! älter sein muß als der Angenommen«. Sowohl Frauen! wie Männer können Kinder annehmen. Auch kant» ein Ehepaar ein Kind als gemeinschaftliches annehmen. Verheiratete können nur mit Einwilligung ihres Gat ten ein Kind annehmen. Das anzunehmende Kind bedarf des Schutzes, um nicht in ungeeignete Hände zu kommen. Eheliche Kinder vor Vollendung des 21. Lebensjahres bedürfen der Einwilligung der Eltern. Vor allem aber er fordert die Kinvesannahme einen gerichtlichen oder notariellen Annahmevertrag zwischen dem Annehmen- - den und dem Adoptionskind. Ist das Kind über 14 Jahre alt ,so mutz es den Vertrag persönlich schließen, bedarf aber der Zustimmung des gesetzlichen Vertreters und des Vormundschaftsgerichts. Andernfalls wird das Kknd schlechthin durch seinen gesetzlichen Vertreter beim Vertragsabschluß vertreten. Der Hauptschutz aber liegt darin, daß ein jeder Adoptionsvertrag, auch wenn er vor Gericht oder Notar abgeschlossen ist, noch außerdem der Bestätigung durch das zuständige Vormundschaftsgericht bedarf. Manschetten haben" ist ein scherzhafter für: Furcht haben, in Angst sein. Die Redensc .. 'lärt sich aus der Vorsicht, mit der man die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts üblichen Handmanschetten aus Spitzen trug. Aus Besorgnis, sie in Unordnung zu vrrngen, vtch rna» jeder derberen Arbeit und jedem festen Zupacken »US. Bor etwas Manschetten haben, also Furcht haben. tk. Die Siedlungstätigkeit in den östliche« Grenz, gebieten Preußens. Die Siedlunastätigkeit in der Ost mark hat im Jahre 1927 weiter« Fortschritte ge macht. In Pommern wurden im Jahve 1925 120 neue Siedlerstellen mit insgesamt 6179 Hektar, im Jahre 1928 jedoch nur 218 neue Stellen mit einem Gesamtumfange von 2684 Hektar, im Jahre 192? 263 Siedlerstellen mit 3781 Hektar Gesamtumfang geschaffen. Die durchschnittliche Größe einer Ansied lung von 23,5 Hektar im Jahr« 1927 ging 192L auf 17,3 Hektar zurück. Bon den preußischen Pro vinzen mit Ausnahme Ostpreußens ist die landwirt schaftliche Siedlung in Pommern am umfangreichsten. Der Regierungsbezirk Köslin ist wiederum das Pom- mersche Hauptsiedlungsgebiet. In Brandenburg wur den 1927 373 neue Siedler angesetzt, di« aber ins gesamt nur ei-, Siedlungsgebiet von 2546 Hektar er hielten. Die Grenzmark Posen-Westpreußen erwies sich als die am intensivsten besiedelte Provinz Preu ßens. Im letzten Jahre wurden hier 86 neue Siedler stellen mit einer durchschnittlichen Größe von 22,8 Hektar, in den beiden Vorjahren zusammen 197 neue Siedlerstellen mit durchschnittlich 20 Hektar Land er richtet. Schmuggelnde Truthähne. Gin biederer portugiesischer Bauer, der mit Putei handelte, wollte zu Weihnachten eine größere Zahi dieser Tiere nach Spanien verkaufen. Puten sind zoll- frei; aber der Bauer wollte gleichzeitig einige Uhren über die Grenze bringen und ging also zu dem spanischen Grenzzollamt, um an die Zollbeamten mit schöne« Harmlosigkeit die Frage zu richten, wie viel er zn zahlen habe, damit sie die Augen schlössen, wenn e« mit einer Kiste voll Uhren die Grenze überschritte Er wolle sich die Sache, wie er sagte, gern ein Stück Geld kosten lassen, um den lästigen Formalitäten, den Berechnungen und der Erlegung des Zolles zu ent- gehen. Der brave Mann war nicht wenig erstaunt, all ihm die Beamten keine Antwort erteilten, sondern an die frische Luft beförderten. Ein paar Tage späte« kam er an die spanische Grenze, ganz in der Nähe des Zollamts, mit einem stattlichen Rucksack auf dem Rücken und einer Herde von Truthähnen, die er vor sich he, trieb. Die Beamten begrüßten ihn wie einen lang« erwarteten Freund. Mit aller Gewissenhaftigkeit nah- men sie eine körperlich« Untersuchung vor und wid- meten vor allem dem Rucksack eine liebevolle Aufmerk samkeit, ohne auch nur die Spur eines zollpflichtigen Gegenstandes zu entdecken. Nach einer peinlichen Pro zedur trieb der Bauer vergnügt seine Herde über di« Grenze. Erst später erfuhren die Zollbeamten, zu ihrem Neger, daß jeder Truthahn unter dem Flügel eine Taschenuhr trug, die einem hohen Zoll unterliegt. Der kluge Bauer batte sich einen schönen Weihnachtsgewinn gesichert, seinen Kollegen aber das Geschäft gründlich verdorben, denn die geprellten Zollbeamten werden in Zukunft wohl jedem Truthahn, der über die Grenze getrieben wird, genau unter die Flügel sehen, um sich zu überzeugen, ob er nicht Konterbande schmuggelt. „Sich mausig machen" bedeutet soviel wie: sich dervordrängen, sich übermäßig bemerklich machen. Der Aus druck hat mit dem Worte Maus nichts zu t«M, sondern ntt der Mauser und kommt von der Beobachtung her, »aß der Falke, sobald er di« Mauser besteht, dadurch jagdtüchtig wird, llebertragen also: frisch werden, vorlaut «uftreten. „Sich ins Mittel schlagen" sagt man von einem »ritten, der sich zwischen zwei Streitend« wirft. In der Tat bedeutet hier bas „Mittel" nicht ein Instrument, fondern oörtlich die „Mitte". Ms gezeichnete Schollen nach d« Doggers In de, Nordfte transportieren lassen. Dabei hat.Ah Weben, daß die dort ausgesetzten Schollen viel schneller all irgendwoanders wuchsen, was auf die dWe Bevölke rung von Schattieren der Bank zurückzuführen ist. Die Zucht von Schal- und Muscheltieren gehör! heute zu den wichtigsten Industriezweigen der Fischerei und erfreut sich in ausgedehntem Maße der Unter stützung der Forscher. Die französische Austernindu strie ist das überzeugende Beispiel für den Wert de, angewandten Marinebiologie oder der „Aquiculture Hunderte von Millionen Austern werden jahraus, jahr ein künstlich gezüchtet und beweisen den Wert der An- Wendung wissenschaftlicher Methoden bei der „Parkie rung" der Brut und ihrer zweckmäßigen Eimährung in den späteren Entwicklungsstadien. Die heimische englische Auster ist „zwittrig" und abwechselnd männ lich oder weiblich. Die Schnelligkeit, mit der sich der Geschlechtswechsel vollzieht, hängt, wie man neuer dings entdeckt hat, von der Temperatur des Seewassers ab. Diese Erkenntnis kann, wenn es gelingt, die Brut perioden durch künstlich« Steigerung der Wassertem peratur zu vermehren, eines Tages von großer wissen schaftlicher Bedeutung werden. Der grüßte Schaden, der dem Absatz der Muschel- tiere droht, erwächst aus der Furcht der Konsumenten vor der Infektion durch die im Seetang enthaltenen Typhuskeime. Das englische Fischereiministerium hat deshalb auch aus biologischen Feststellungen die prak tische Nutzanwendung gezogen, indem es in Conway eine Muschelreinigungsanstalt begründet hat, wo die von Pen Fischern eingebrachten Miesmuscheln schnell gesäubert werden, wodurch jede Infektionsgefahr be seitigt wird, ohne daß durch den Reinigungsprozeß der Nährwert der Muscheln vermindert wird. Moderne Garagen. ! Eine Kraftwagen-Garage von 25 Stockwerken. — > Natürlich in Amerika. In Chicago wird in einem 75 Stockwerke hohen I Turm am Wacker Drive eine 25 stückig« Kraftwagen- > Garage eingebaut, die die Form von Paternoster werken erhalten soll. Diese Bauart ist insbesondere für das Abstellen von Kraftwagen in den engen Groß- stadtgebieten bestimmt, in denen keine Parkplätze ge schaffen werden können, und sie ist so eigenartig, daß man aus das Ergebnis dieses ersten Versucher mit einer solchen Anlage gespannt sein darf. Die Anlage soll 20 Schächte von 25 Stockwerken Höhe erhalten. Diese Schächte werden durch Beton wände getrennt und mit stählernen Kästen gefüllt, die einfach übereinander geschichtet werden, zwischen Führungsschienen laufen und so groß sind, daß sie den größten normalen Kraftwagen ausnehmen können. Je zwei Schächte nebeneinander sollen wie hie beiden Stränge eines Paternosterwerks zusammenarbeiten. Der Antrieb erfolgt hydraulisch. Der oben oder unten ankommende Kasten wird selbsttätig wagerecht , nach dem benachbarten Schacht verschoben und läuft - vann in der entgegengesetzten Richtung weiter. In ; ver Ruhestellung gleichen sich die Gewichte der bei- ! den Stränge selbsttätig aus. j Um den Aufzug in Betrieb zu setzen, führt der Besitzer einer Garage einen Schlüssel in die dafür bestimmte Schaltvorrichtung ein. Der Aufzug setzt sich dann in Bewegung und bleibt erst stehen, wenn der tu dem Schlüssel gehörige Kasten unten angelangl lst. Darauf össnet sich das Tor selbsttätig und der Wagen kann aus- oder einfahren. In der ganzen Anlage sollen 1080 Kraftwagen untergebracht werden. Da man für jeden Aufzug ein« besondere Zufahrt anbringt, so kann man so viele Kraftwagen gleichzeitig entnehmen oder verwahren, wie Aufzüge vorhanden sind. Der ganze sonst not wendige Platz für Auffahrtrampen, Zwischendecken usw. wird gespart. Die Maschinenanlage wird so bemessen, vaß das Herausbringen eines Wagens aus dem obersten Stockwerk 216 Sekunden dauert. , ^nstobiadsk Ecken versi-beitet 19ZS (in tMonenW: VkllUIMö irs.s mkvkniMve 2».b Xivnm 1b,7 SKMM-MW Z2->.7 rs.? 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