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- L»2'L > > «s L-2 DiSQSdo »» » A » »»-a IXi-i. « Cap^rlzNt dx LI»rNn reocdtvLN8-r, NsIIe <1. 8. Als Pastor Elwers hörte, daß die Fräuleins für Plätze im Freien schwärmten, ließ er ihnen einen Baumplatz zu recht machen, der, in einer alten Ulme liegend, von einem seiner Vorgänger eingerichtet war. Diese Ulme stand hart an der Landstraße: sie trug zwischen ihren Zweigen einen soliden Bretterboden mit einer Bank, und von hier aus konnte man unbemerkt ein Ende der Landstraße über blicken. Die Treppe war morsch geworden. Elwers ließ eine neue bauen und erklärte, daß er dieses Plätzchen den Damen Baumann gern überließe. Vorausgesetzt, daß sie ihm genau meldeten, was alles auf der Landstraße ge schehe. Dies war ein Scherz — in Fritzenhagen geschah niemals etwas Bemerkenswertes, wie er hinzusetzte. Das war gerade das Schöne hier. Besonders Florinde war eingenommen von dieser Baumlaube, wie sie sie nannte, während Leontine lieber auf dem anderen Platz saß. Sie fürchtete die vielen In sekten des Baumes, und wollte ihre Bekanntschaft nicht gern machen. Als Helga Bering den Platz sah, war sie sehr entzückt. Eilig kletterte sie die Treppe nach oben und entdeckte, daß man von hier aus nicht allein auf die Landstraße, sondern auch über die Hecke weg auf mehrere Wiesen sah. Hier sollte im Sommer das Vieh weiden. Jetzt sprangen einige Ziegen auf den grünen Flächen herum. Als Helga die Treppe wieder hinabkletterte, stand sie Lutz von Lörrach gegenüber, der von seiner Mutter kam und sie erfreut begrüßte. .Haben Sie hier ein verwunschenes Schloß?" er kundigte er sich. «Verwunschen ist es nicht, aber sehr angenehm! Wollen Sie es sich nicht ansehen?" Er ging schon neben ihr. „Ich muß zum Krugwirt!" berichtete er. „Dort soll es einen Mann geben, der einen Schafbock von mir kaufen will. Da ich Geld brauche, muß ich denselben wohl hergeben!" „Verstehen Sie eigentlich etwas von diesen Dingen?" fragte sie. „Eigentlich nicht! Ich bemühe mich, Versäumtes nach- zuholen!" Sein Gesicht war dunkel geworden, und Helga ent schuldigte sich. „Verzeihen Sie diese unbescheidene Frage! Ich dachte — Er unterbrach sie. „Sie brauchen sich nicht zu ent schuldigen! Ich kann mir denken, daß die ganze Gegend sag:, der dumme Lutz versteht nichts von der Landwirt- schäft! Hat sein Leben verbummelt und ahnt nicht, einen Hof gut zu bewirtschaften! Aber ich gebe mir schon Mühe, Fräulein Bering, habe meinen alten Verwalter und vor allem meine Mutter bei der Hand, da wird es hoffentlich allmählich gehen!" Er sprach einfach, und Helga war gerührt. Man redete allerlei über diesen Lörrach und seine dumme Heirat, aber er war sicherlich ein guter Rensch. Sie sprach von anderen Dingen, und dann war der Krugwirt erreicht, und Helga wollte weitergehen. „Darf ich Sie nicht noch ein wenig begleiten?" fragte er; aber sie verneinte. „Ich muß eilen, bin schon zu lange ausgeblieben. Mein Onkel ist leicht gereizt, und ich will ihn nicht erzürnen, da er sehr kränklich ist!" Sie ging sehr schnell davon, und Lutz sah enttäuscht hinter ihr her. Sie hatte solchen federnden Gang und eine angenehme Stimme. Weshalb traf man solches Mädchen nicht, als man noch seine Freiheit hatte? Dann trat er ins Gastzimmer und suchte an seinen kleinen Schafbock zu denken. Frau Wenninger mußte abreisen. Ihr Mann hatte einen Schwindelansall erlitten, und ihr Sohn Eduard schrieb, daß er nicht mehr allein nach dem Alten sehen könnte. Mutter sollte nur bald kommen. Mine Wenninger seufzte. Sie hatte sich an das be queme Leben in Lörrachhof gewöhnt. Sehr lustig war es ja gerade nicht, aber sie hatte ein gutes Zimmer, aus reichende Nahrung und keine Arbeit. Hilde war allerdings manchmal sehr unliebenswürdig und nahm keinen guten Rat an; aber gelegentlich konnten beide Frauen ganz angenehm miteinander sprechen. Dazu hatten sie einen Haufen Romane, die eifrig gelesen wur den, und über die man sich unterhalten konnte. Lutz war gerade kein liebenswürdiger Schwiegersohn, aber er tat ihr nichts. Manchmal konnte er allerdings einen hochmütigen Blick haben, der sie ärgerte, aber man mußte ihn nicht beachten. Jetzt war auch viel zu tun; den jungen Gutsherrn sah man wenig, gelegentlich nahm er die Mahlzeiten in der Küche ein, weil Hilde oft nicht pünktlich war und beim Essen warten ließ. Sie war keine Hausfrau. Nichts tat sie, und ließ die Herrlich schalten. Sie würde vielleicht mit den Jahren besser werden; die Wenninger hoffte es. Hilde entschloß sich, die Mutter an die Station zu bringen. In dem kleinen Jagdwagen, den sie eigentlich Hatzte, aber einen anderen gab es nicht auf dem Hofe. Der verstorbene Herr von Lörrach hatte ein elegantes Coups gehabt; das war gleich nach seinem Tode weggekommen. Es war, wie vieles andere, nicht bezahlt, und der Gläu biger holte es sich. Frau Wenninger hatte diese Geschichte vom Verwalter gehört, mit dem sie manchmal sprach. Er war ihr gegen über sehr zurückhaltend, aber als sie immer wieder von einem eleganten Wagen sprach, den ihre Tochter doch haben mußte, riß ihm die Geduld, und er erzählte dies. Frau Wenninger berichtete diese Geschichte ihrer Tochter, die verdrossen zuhörte. Solche Dinge gingen sie nichts an, wenn Lutz anständig war, mußte er ihr bald einen vor nehmen Wagen oder ein Auto kaufen. Der Abschied von Mutter und Tochter war nicht be sonders zärtlich. Hilde war zufrieden, daß die Alte ein mal weg war, manchmal hatte sie etwas Lästiges gehabt. Als der Zug abfuhr und Hilde zu ihrem Wagen ging, auf dem der junge Stallbursche den Kutscher spielte, stand sie plötzlich vor Harald Feldern, der lachend den Hut zog. „Nun, schönes Minchen, wie befinden Sie sich als gnädige Frau von Lörrach? Ich wünsche nachträglich Glück. Wie ist denn der Lutz? Noch immer sebr verliebt?"