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Akan erzählte sich von dem Fürsten, der 1866 seine „Armee" gegen Preußen mobil gemacht hat, er habe sich seitdem ununterbrochen im Kriegszustand mit Preußen befunden, weil er cs versäumt hätte, sich in Prag bei dem Friedensschluß vertreten zu lassen. Einschränkung der Eide. Ein Entwurf des RcichsjustizministcrS Koch-Weser. Rcichsiustizminister Koch-Weser Plaut in dem zur Zeit dem Reichskabinett vorliegenden Einsührungsgc- feh zum Strafgesetzbuch, Bestimmungen zu treffen, die das Maß der Eidesleistungen einschrünken sollen. Rach -dem Entwurf ist der Zeugeneid nnr noch in wenigen r .r begrenzten Fällen vorgesehen, in allen übrigen Fäl le» soll er durch eine uneidlichc Bekräftigung, deren 'Anwendungsgebiet auch noch gegenüber dem des Eides im geltenden Recht erheblich eingeschränkt ist, ersetzt werden. Die seit langer Zeit umstrittene Frage nach der Strafbarkeit des fahrlässigen Falscheides wird den Rechtsausschuß des Reichstages in der nächsten Zeit beschäftigen. Der Reichsminister der Justiz hat dem Ausschuß einen Vorschlag unterbreitet, der darauf abzielt, das fahrlässige Verhalten bei der Abgabe ge richtlicher Aussagen nach dem Muster Deutsch-Oester reichs nur noch in einem gegenüber dem geltenden Recht wesentlich eingeschränkten Umfange unter Strafe zu stellen. Das demokcaNtche Wehrprogramm. Zusammentritt des ReichSvs-p.ands der Deutschen De mokratische.. Par.ei. Der Reichsvorstand der Deutschen Demokratischen Partei trat im Rerchstag unter dem Vorsitz des Ab geordneten Dr. Fischer-Köln und in Anwesenheit des ReichsjustiMi nisters Koch-Weser und des Reichser- nährungsministcrs Dietrich zu einer Sitzung zu sammen. Dr. Fischer widmete zunächst dem verstor benen Vorstandsmitglied, Frau Stadtrat Kiesselbach- München, emen Nachruf. An ihrer Stelle wurde Frau Dr. Rath-Heilbronn als Vorstandsmitglied gewählt. Darauf trat der Parteivorstand in die Besprechung de» von der Reichstagsfraktron vorgelegten Wehrpro gramms ein. Politische Rundschau. — Berlin» den 13. Februar 1929. — Reichspräsident v. Hindenburg gab einen Bierabend, zu dem sich zahlreiche Minister, Parlamentarier, Diplomaten und führende Männer des kulturellen und wirtschaftlichen Lebens eingefunden hatten. :: Kredite für den Kleiuwohnungsbau. Das Reichs kabinett erledigte in seiner letzten Sitzung neben lau senden Angelegenheiten den Entwurf eines Gesetzes über die Bereitstellung von Krediten zur Förderung des Kleinwohnungsbaues. Der Entwurf wird nun mehr dem ReichSrat zugeleitet. Rundschau im Auslande. ; Die polnisch-französischen Handelsvertragsverhand lungen sind auf ernste Schwierigkeiten gestoßen; der pol nische Delegierte ist nach Warschau zurückgekehrt. ! Im Alter von 92 Jahren starb in London de« älteste Admiral der britischen Marine, Sir Edmund Fre mantle. k Der seit einiger Zeit kranke Beh von Tunis, Moham, I med el Habib, ist gestorben. , Tagung der Bölkcrbuudsgescllschaften. * Die internationale Union der VölkcrbundSligen hielt j unter dem Vorsitz des Grafen Bernstorff in Brüssel ein« f Tagung ab, auf der 16 -Nationen vertreten waren. Die i Versammlung setzte zwei Ausschüsse ein, einen für die i Minderheiten und einen für die Wirtschaft. Der Ausschuß ! für die Minderheiten trat für Bildung einer Völkerbunds- - kommission zum Studium der Minderheiten ein. Riesenverfchwörung in Mexiko? Alarmierende Meldungen aus Mexiko- - Stadt. — 34 Verhaftungen. j Wie aus Mexiko-Stadt gemeldet wird, ist man dort § eiuer weitverzweigte» Berschwörung auf die Spur ge- - kommen, die sich vermutlich gegen sämtliche führende» s Persönlichkeiten richtet. ES soll beabsichtigt gewesen j sein, alle führenden Beamten zn ermorden. Im Büro ' des Präsidentschaftskandidaten Saenz wurde eine Bombe ( gefunden. Ganz Mexiko befindet sich in Erregung, i Die Polizei wurde überall verstärkt. Bisher wnrden ! 34 Verhaftungen vorgenommen. ! Nach einer anderen Meldung soll ein Flügel der ! Partei des ermordeten Präsidenten Obregon Borberei- ; tunaen zu einer Revolution getroffen haben, die daraus i abzielt, den jetzigen Präsidenten zu stürzen und den j früheren Gesandten Mexikos in London. Gilberto Na- ? tenzuela an seine Stelle zu setzen ; Aschermittwoch. Prinz Karnevals Herrschaft ist zu Ende. Sollte i eS wenigstens sein. Denn mancherorts ist das ganze ! Jahr über Karneval. Ein „Recht" hat dieser Karneval i des Lebens jedoch nicht. Mit Aschermittwoch soll der i Ernst beginnen. ) In der katholischen Kirche beginnt mit dem Ascher- ! Mittwoch die Vorbereitungszeit auf das Osterfest, die ; Fastenzeit. Gerade darum waren ja ursprünglich die drei vorhergehenden Tage dem Mummenschanz, dem i Frohsinn, dem Tollen gewidmet. Einmal noch so recht s lustig sein, bevor das Fasten beginnt! Das war früher der Sinn, der Zweck des Karnevals. Der Aschermittwoch hat seinen Namen von dem in der katholischen Kirche üblichen Brauche, an diesem ! Tage den Gläubigen ein Kreuz aus Asche von ver- ' brannten, am Palmsonntage geweihten Palmenzwcigen auf die Stirn zu drücken, um sie mit den Worten: „Ge denke, o Mensch, daß du Staub bist und wieder zu Staub werden wirst!" an die Vergänglichkeit des Lebens zu erinnern und sie zur Buße zu ermahnen. Ohne Unterschied der Konfession sollten wir jetzt, nach dem Faschingstaumel, am Aschermittwoch an die Vergänglichkeit alles Irdischen uns erinnern. Die Nar renkappe gehört auf ein Jahr in die Rumpelkammer, der Ernst des Lebens soll herrschen, den unsere Zeit so notwendig braucht. Der Aschermittivoch soll uns . lehren, daß es Unsinn ist, über unsere harte, bittere - Zeit dauernd hinwegzutanzen, daß diese maskierte, von - unechtem Humor begleitete Selbsttäuschung zum Ver derben führen muß. Beherzigen wir die ernste, ein dringliche Mahnung, die in dem Worte allein liegt: Aschermittwoch! " »» abaetretenen Nordschleswig, ist im Jahren der Direktor der dortigen Privatschule, di- Assar Jürgensen, verstorben. Der Verstorbene hat die deutsche Privatschule zu großer Blüte gebracht. Handelsteil. — Berlin» den 12. Februar 1929. Am wcvise «markt hielten sich die Veränderungen in geringen Ausmaßen. Am Effektenmarkt setzte die Börse erholt ei», doch konnte sich diese Tendenz zunächst nicht behaupten. Da» Geschäft war nur mäßig. Später trat aber eine kräftig« Erholung ein, in der einzelne Speztalwerte besonders be troffen wurden. Die Notierungen am Nentenmarkt wichen von denen des Vortages kaum ab. Der Geld markt hatte ebenfalls keine Veränderung erfahren. Die Sätze für Privatdtskont betrugen wieder 5V» Prozent, RcichSbankdiskont 6>/- Prozent. Am Produktenmarkt war das Angebot von Brot getreide relativ klein, so daß die Mühlen etwa um ein« Mark höhere Preise bewilligen mußten. Mehl hatte nur kleines Geschäft. Hafer lag ruhig und stetig, Gerste still. Devisenmarkt. Dollar: 4,210ü (Geld), 4,213ö (Brief), engl. Pfund: 20,439 20,479, holl. Gulden: 168,62 168,96, ital. Lira: 22,03 22,07, franz. Franken: 16,435 16,475, Belgien (Belga): 58,535 58,655, schweiz. Franken: 80,965 81,125 dän. Krone: 112,31 112,53, schweb. Krone: 112,58 112,80, norw. Krone: 112,31 112,53, tschech. Krone: 12,457 12,477, vsterr. Schilling: 59,15 59,27, span. Peseta: 65,73 65,87. Warenmarkt. Mittagsbörse. (Amtlich.) Getreide und Oelsaaten per 1000 Kilo, sonst per 100 Kilo in Reichsmark ab Station: Weizen Märk. 218-220 (am 11. 2.: 216-218). Rogge» Märk. 207—208 (206-207). Braugerste 218-230 (218 bi« 230). Futter- und Jndustriegerste 192-202 (192-202). Hafer Märk. 200-206 (200-206). Mai» lvko Berlin 23» bis 239 (238—239). Weizenmehl 26,25-29,75 (26-29,50). Roggenmehl 27,20-29,45 (27,10-29,35). Weizenkleie 15,2» bis 15,50 (15,25). Rogaonkleie 14,75 (14,75). Weizenkleie- melasse 15-15,10 (15-15,10). Raps, Leinsaat (—,—). Biktoriaerbsen 40-46 (40-46). Kl. Speiseerbsen 27-33(2? bis 33). Futtererbsen 21-23 (21-23). Peluschken 22-24 (22—24). Ackerbohnen 21—23 (21—23). Wicken 26-2» (26-28). Lupinen blaue 15,80-16,60 (15,80-16,50), gelbe 19-20 (19-20). Serradella 39-44 (39-44). Rapskuche» 20,20-20,60 (20—20,60). Leinkuchen 25-25,40 (25 bi« 25,40). Trockenschnitzel 13,30-13,50 (13,20—13,40). Soja schrot 22,60-22,90 (22,60—22,80). Kartoffelstöcken 18,8» SiS 19 (18,80-19). He« ««» Stroh. (AmtlichO Erzeugerpreise für 50 Kilo ab märkischer Station frei Waggon für den Berliner Markt in Reichsmark: Trahtgepreßtes Roggenstroh (Quadratballen) 1,15—1,30, desgl. Weizenstroh 1,05—1,25, desgl. Haferstroh 1,30—1,45, vesgl. Gerstenstroh 1,15—1,35. Roggen-Langstroh (zweimal mit Stroh gebündelt) 1,15—1,40. BindfadengepretzteS Rog genstroh 0,95-1,05, desgl. Weizenstroh 0,85-1,00. Häcksel! 1,70-1,90. Heu, handelsüblich 3,10-3,70, gutes 4,0» bis 5,2Ü. Luzerne lose —. Thimotee 5,60—6,20. Kleeheu lose 5,40-6,10. Mielitzheu lose rein gesucht, Warthe 3,1» bis 3,50, Havel 2,60—3,00. Drahtgepreßtes Heu 40 Pf. Uber Notiz. MiitetdeuHHer Donnerstag, 14. Februar. 12.00: Schallplattenkonzert. 4- 14.15: Bücherbesprechung der Sachs. Landesbtbliothek Dresden. 4- 16.30: Konzert. Das Leip ziger Funtorchester. Aus französischen Opern. 4- 18.05: Steuer- rnndfunk. 4- 18.30—18.55: Spanisch für Fortgeschrittene * 19.00: Dr. Alfred Braunthal, Berlin: Die Volkswirtschaft!. Be deutung der Kartelle und der Trusts. 4- 10.30: Dr. M. R. Behm, Leipzig: Treibende und hemmende Kräfte zur Kartell- u. Kon- zcrnbtldung. Die treibenden Kräfte. 4- 20.00: DaS Klavierkon zert in drei Jahrhunderten. Tie Dresdener Philharmonie. Solist: Pros. Emil Kronke. 4- 21.15: Sonette und Monologe von Shakespeare. 4- 22.00: Funkpranger. 4- 22.30: Funkstille. 7. Fortsetzung „Leider nich', Frau Sohr," sagte Frau Kuppte. „Er is' zu Tisch. Lange kann er aber nich' mehr bleiben. Er wollte mit Ellis — wat meine Tochter rs' — nach 'm Sießchen." . Carlas Stirn umwölkte sich immer mehr. „Was ist das . . . Sießchen?" fragte sie. s „Det Lustschloß bei Potsdam. Wissen Ss," unterrichtete Frau Kuppke. „Ham Se noch nischt von jehört? — De Miehle von Sanssouci un so. Der olle Fritz! — Ins Lese« Kuch stand et, wie mer noch in de Schule jingen." „Hm," machte Carla und wendete auf dem Absatz. Mama Kuppte bekam einen Schreck. „Woll'n Se nich warten, Frau Sohr," rief sie. „Et kan» wirklich nich lange dauern. Wenn Se eintreten möchten! Jä ha sein Zimmer schon uffjerüunit." Schon!! — Ein Viertel nach zwölf Carla entschloß sich und trat ein. „Wo?" fragte sie. „Un Monument," sagte Berta Kuppte, schob sich im enge« Flur an Carla vorbei und riß eine Tür auf. Dann sagte sie verklärt und glücklich: „Hier wohnt det Clausimännecken." i Carla fühlte sich wie mit Wasser übergossen Mit eisig- - kaltem Wasser! ! „Bitte, lassen Sie mich allein," bat sie — man sah ihr« - Nerven zittern — und schloß die Tür. Berta Kuppte stand draußen und machte kein gescheites Gesicht. Lias war ja bis jetzt ein sehr hübscher Vormittag geworden, stellte Carla im geruhigen Alleinsein fest. Erst Liebetrau und jetzt Kuppkes! Was erwartete sie noch?! Carla mußte sich setzen. Die Ereignisse machten die Fuß« schwer. Daheim einer, der Land verschenken wollte und hie« einer, der es vertat! Das waren verlockende Aussichten. Und wie das hier zuzugehen schien! So familiär, wie ganz unter sich. „Det Clausimännecken" — die verklärte Bezeichnung für ihren Jungen! Liebevoller ging es nicht. Und dieses Clausimännecken wollte heute mit Ellis — wat meine Tochter is — nach Sanssouci. Das war denn nun doch allerhand. „Uff!" machte Carla, streifte die Handschuhe ab und legt« ihr Hütchen auf den Tisch. Das ließ für Claus nichts Gutes erwarten. Dann setzte sie sich in die Sofaecke und dachte noch an j« nwnche». * Vom Korridor klangen Stimmen. Ein Helles Lachen zwitscherte dazwischen. Plötzlich schlug eine Tür zu und Carla hörte em zischendes Pßtl Sie sah förmlich, wie dazu zwei dicke, fette Arme Ruh« gebietend durch die Luft fuchtelten. Das ist die Kuppten, dachte sie, die det Clausimännecken samt dem, wat meine Tochter is, unterrichtet. „Komm' nur 'rein, Bürschchen," drohte sie im Geiste dem Ahnungslosen. Und das Bürschchen kam herein. Ganz unbefangen und sehr vergnügt tänzelte es ins Zimmer. Es warf die Mütze auf den Tisch, die lag nun friedlich neben Carlas Behauptung, und stürmte der Mutter mit ausgestreckten Händen entgegen. „Tag, Mamachen," rief Claus außerordentlich lieb. „Das nenne ich eine Ueberraschung." „Ich auch," sagte Carla und nahm von den beiden Händen Clausens bescheiden nur eine. Die aber drückte sie so heftig, daß Claus glaubte in einen Schraubstock geraten zu sein. „Bleibst recht lange, Junge," sagte sie beiläufig „Gott" — er hob die Schultern — „Kolleg und Mittags brot und dann noch 'n Verdauungsbummel durch die Gegend — weg ist die Zeit." „Ja, du hast's schwer, mein Sohn. — Was hat man dir denn heute an geistiger Kost alles vorgesetzt?" „Langweiligen Kram! — Bodenkunde und Ackerbaulehre." „So? — Ich dachte Chemie?" „Ne — die ist verlegt worden. Auf heut' Nachmittag." „Schade! Es war gar nicht nett von deinen Professoren, vaß sie das taten. Ich hatte geglaubt, ich könne heute mit dir nach Potsdam fahren." Claus stutzte. „Nach Sanssoucie," nickte Carla. Claus stutzte noch mehr. Sollte sie wissen? Aber woher denn! Und wenn — nur nicht verblüffen lassen Er packte seine ganze Courage aus. „Nach Sanssoucie, Mama? Was willst du denn dort? Im Hochsommer?! Man kann vor Menschen nicht treten. Scheuß lich sag' ich dir! — Wart' bis zum Herbst. Wenn das Laub fällt, fährt man nach Sanssoucie. Da ist es dann dort auch wirklich schön." „Wenn du denkst." „Sicher!" Da sah ihn die Mutter von der Seite an, sehr sonderbar, sehr ernst, dachte: Ohrfeigen verdient er, und sagte: „Ich mache dir einen anderen Vorschlag, Junge." „Der wäre?" „Wir ziehen aus." „Was tuen wir?" „Ausziehen!" „Ich verstehe dich absolut nicht. Ausziehen? , . „Ja! Fort! — Weg von hier in ein änderet Loscht«. — Wir suchen dem Clausimännecken en besseret Zimmer b«! andere Leite." Claus lachte schallend auf und prustete heraus: ,D—d—d—du bist u—u—ulkig, Mama." Und Carla stotterte auch. „D—d—d—du," aber nicht mn Lachen, sondern vor maßloser Erregung. Dicht stand sie vor ihm. Die blauen Augen wurden duntik, flammten zornig auf. Alle Farbe wich aus dem Gesicht. Rauh, eisern und fest klang die Stimme. „Verloddert bist du, total verloddert!" Das fuhr ihm wie eine Klinge in die Parade. „Und schlecht bist du obendrein! — Du lügst! Pfui! — Du schwänzt das Kolleg. Stiehlst dem Schöpfer die Tag« fort. Tändelst mit einer, die eine Berta Kuppke zur Mutter hat. Schämst du dich nicht? Du, der Gutsherr von Grob steinau. Der Erbe von Finkenschlag! Schämst du dich nicht vor deinem Vater. Vor dir selbst!" Und ob er sich schämte! Er hätte in den Boden finken mögen. So hatte er noch nie vor seiner Mutter gestanden. S« hatte er sie auch noch nie gesehen. „Hol' mir das Frauenzimmer," rief sie. „Ich will es kennenlernen." „Ellis," rief Claus zur Tür hinaus. Und Ellis kam. Nur einen Blick tat Carla nach ihr hin. Sie mar, wie sie so sind, die kleinen Mädchen. Kurz, ganz kurz, bis über die Knie, in seidenen Strümpfchen, oben nackt und nackt an den Armen, bleich, sehr bleich, mit gefärb tem Mund, Pagenkopf mit einem sehr feinen Näschen aber zwei lüstern, dreisten Augen. Sie stand noch nicht fest auf der Schwelle, da wehte fie ein hartes: „Schluß! Aus!" schon wieder hinaus. Mit einem Ruck zog eine feste Hand die Tür ins Schloß. „Das — ist — dein — Geschmack?! Um Gotteswillen! — Du und sowas auf Steinau! Prachtvoll! — Dein Onkel drehte sich im Grabe um! — Dort hat eine Aemely Kaden geherrscht. Ist dir Pümmel das schon entfallen?!" Dann griff die feste Hand nach dem Koffer, der auf dem Schranke stand, hob ihn herunter, stieß ihn unsanft auf den Boden und eine Stimme wie klingender Stahl rief: „Packen!" Seit dieser Zeit wohnt Claus Kaden nicht mehr Echlegrl- straße 1311, sondern Jnvalidenstraße 21IV. * * * Wie Carla nach diesem Erleben nach Hause gekommen w"r, wußte sie selbst nicht. Es war wie im Traum geschehen. Aber sie war daheim. Ihre erste Frage hatte dem Gatten gegolten. Herr Sohr sei in Großsteinau, hatte oie Mamsell ges- gt und Carla war ohne Aufenthalt dorthin gegangen. (Aoltsepunk svigtl