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laufen. Sle hettzt Ls-nnlnaer unv fst efn hüvfcheS Mädchen. Ich habe bei der Tan^tte in Berlin gewohnt. Sie vermieteten Zimmer und behandelten ihre Herren sehr ordentlich. Mutter Wenninger ist etwas gewöhnlich, ich gebe das zu, aber man heiratet bekanntlich nicht seine Schwiegermutter, sondern die Tochter. Es ist wohl etwas schnell gegangen, aber weshalb soll man so lange verlobt sein? Sie ist wirklich ein hübsches Mädchen.* „Du willst dann hier wohnen?* fragte Frau von Lör rach. „Das muß ich wohl. Die Bank hat mir mitgeteilt, daß mein Guthaben bei ihr nicht mehr besteht. Vielleicht greifst du mir unter die Arme, damit wir noch etwas reisen können. Hilde will gern nach Italien und ich selbst möchte auch dorthin.* „Wie lange seid ihr verheiratet?* „Seit vier Tagen. Ich würde Hilde mitgebracht haben, aber sie hat sich stark erkältet und liegt zu Bett. Das mildere Klima wird ihr sicher gut tun, und inzwischen kannst du ja deinen Umzug besorgen. Denn du wirst doch gewiß nicht mit uns in einem Hause bleiben. Wenigstens hast du dies öfters gesagt!* „Gewiß werde ich meinen Umzug besorgen!' sagte Frau von Lörrach. Ihr Gesicht hatte etwas Starres an genommen, aber ihre Stimme klang ruhig. Lutz sah sie von der Seite an und bemerkte, daß sie an den Schläfen grau war. „Natürlich kannst du hier bleiben, so lange du willst!' sagte er hastig. „Aber meine Schwiegermutter meinte auch — sie ist etwas gewöhnlich, aber...' „Ich werde so bald als möglich umziehen!' erwiderte Frau von Lörrach und verließ das Zimmer. Lutz von Lörrach ging durch sein Vaterhaus. Es ge hörte jetzt ihm, nach dem Testament seines Vaters kam er in den Besitz nach erreichter Mündigkeit. Also war er seit seinem einundzwanzigsten Jahre schon der Herr gewesen. Er hatte keine Lust gehabt, sich hier einzuschließen, son dern hatte fünf Jahre weiter seine Freiheit genossen und die Mutter schalten lassen. Wenn er sich nicht verheiratet hätte, würde er sie weiter hier gelassen haben. Nun aber war er verheiratet. Seine Frau und seine Schwiegermutter hatten ihm dringend geraten, nicht mit der Erklärung zu zögern, daß es besser wäre, wenn seine Mutter auszöge. Eigentlich war es dumm, sich schon mit sechsundzwan zig Jahren festzulegen, im Grunde genommen hatte er keine Lust zu dieser frühen Ehe gehabt, aber er war sehr gedrängt, vielleicht auch überrumpelt worden. Es wohnte sich angenehm bei den Wenningers, und Hilde war ein sehr hübsches Mädchen. Daß sie zwei Jahre älter als er war, wurde ihm zuerst nicht ganz klar, als er es merkte, war es zu spät — viele Männer heirateten ältere Frauen. Hilde würde sich hoffentlich gut einleben. Sie war allerdings etwas anspruchsvoll, er hatte es nicht geglaubt, weil sie doch aus einfacher Familie stammte, aber diese Berlinerinnen hatten alle ihre Eigenheiten. Mutter Wen ninger sagte es auch. Hilde kleidete sich wirklich gut, — Lutz griff unwillkürlich an seine Rocktasche, in der die Rechnung des Geschäftes für Hildes Brautkleid steckte und das Kleid für das Standesamt, das zugleich ein Neisekleid sein sollte! Ein Reisekleid! — Ob es Wohl zu der Reise nach Italien kam? Er hatte kein Geld mehr, sondern nur einige Schulden. Während dieser Gedanken betrachtete Lutz die Räume seines Hauses. Das Eßzimmer unten war behaglich, das Wohnzimmer daneben steif eingerichtet, aber doch gemüt lich. Daneben lag das Zimmer, das sein Vater bewohnt hatte. Ihm merkte man die Unbewohntheit an. Lutz setzte sich an den altväterlichen Schreibtisch und betrachtete den Gewehrschrank, wie die einzelnen Geweihe und Jagd bilder, die die Wände zierten. Hier würde er nun sitzen und die Wirtschaftsbücher nachsehen. Seine Mutter hatte a»eL fLr ttzn ALfarv, « Vf«, lönne. Von den Fenstern dieses Zimmers sah man aus den Wirtschaftshof, aus die Gebäude, die ordentlich schienen, wenn auch etwas alt. Vielleicht müßte er bauen — wenn das Geld dazu da war. Oben im erste» Stock lag daS kleine Wohnzimmer seiner Mutter, daneben das große Schlafgemach, das sie noch immer bewohnte. Da hinein würde er nun mit Hilde ziehen. Vielleicht nahm Hilde das Wohnzimmer seiner Mutter als ihr Ankleidezimmer, sie' hatte davon gesprochen, daß sie ein Ankleidezimmer haben müßte, obgleich sie daheim keines hatte. Natürlich nicht; Lutz lächelte bei diesem Gedanken. Wer möblierte Herren aufnahm, hatte nicht sehr viel Räume zur Ver fügung. Wenningers waren wirklich ganz nette Leute. Der alte Wenninger kam wenig zum Vorschein, er sollte Bauunter nehmer sein; von seinem Beruf hatte man wenig gespürt. Auf der Hochzeit war er ziemlich betrunken gewesen, auch der Sohn Eduard, der die unangenehme Eigenschaft hatte, immer stellenlos zu sein. Er war von Beruf Kaufmann, wie er sagte. Kaufleute gab es viele auf der Welt. Hilde war ebenfalls in einem Geschäft tätig gewesen, in der letz ten Zeit war sie zu Hause und half der Mutter, well doch drei Herren bei ihnen wohnten. Zwei rechte Knoten, er selbst war immer verzogen worden. Frau Wenninger war sehr freundlich gewesen, Hilde natürlich auch. Dafür hatte er sie denn auch geheiratet. Es war dunkel geworden, Lutz, der noch immer vor seines Vaters Schreibtisch saß, sah, daß es zu schneien be«; gann. , Er erhob sich und ging auf den Korridor, der sich von einem Ende des Hauses bis zum anderen entlang zog. Ganz am Ende lag noch ein größeres, immer unbewohn tes Zimmer; ehemals hatte dort ein Billard gestanden. In der Mitte des Hauses erweiterte sich der Korridor zu einer kleinen Halle, hier stand die alte Kathrine und zündete eine Lampe an. Wie sie Lutz sah, ging sie auf ihn zu. „Herr Lutz, sind Sie auch einmal da?* „Du meinst wohl, Kathrine, daß ich zu lange weg geblieben bin?* fragte er dagegen. „Sind es zwei oder drei Jahre, daß Sie nicht hier waren?' Lutz umging die Frage. „Nun bleibe ich ganz hier, Kathrine. Ich habe mich verheiratet.* „Verheiratet?* Die Köchin wiederholte das Wort und sah ihn ernsthaft an. „Versteht sie was von der Land wirtschaft?* „Die mußt du ihr beibringen!* erwiderte der junge Mann. „Ich?* Kathrine schüttelte den Kopf. „Ich werde bet meiner Gnädigen bleiben. Wenn Sie eine Frau Her dringen, zieht meine Gnädige doch in ihr Haus. Fried heim heißt es, und zwei alte Damen sind gerade ein gezogen. Aber die müssen dann wohl wieder hinaus.' „Das müssen sie wohl!* Lutz empfand plötzlich ein Un behagen, das er nicht verstehen konnte. Die alte Köchin, die ihn noch als Jungen gekannt und ihm manche Rede gehalten hatte, sah ihn forschend an. „Wie heißt die junge Frau denn?* erkundigte sie sich. „Sie heißt Hilde Wenninger!* „Wenninger?* Kathrine wiederholte den Namen, und ihre Augen wurden rund. Aber sie sagte nichts weiter» und als es jetzt klingelte, nahm sie die brennende Lampe und ging mit ihr die Treppe hinauf, die von der Halle nach den oberen Räumen führte. „Nun trinkt die gnädige Frau ihren Nachmittagstee. Kommen Sie nicht mit, Herr Lutz?' Es war ein behagliches kleines Zimmer, in daS Lutz nach einigem Zögern eintrat. Er hatte hier wohl bei seiner Mutter gesessen, wenn sie ihren Tee trank und er seine Zigarre rauchen durfte. K —O § Ä '2 vK 2 8 8 Z ° » "As LÄÜ LsZKLLLsÄLLLs I