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Airs Stadt imd Land. Ein Riese^aftmerk für Deutschland und Oester, reich. Der Landeshauptmann von Salzburg ver öffentlicht in der „Salzburger Chronik" einen Artikel in dem er den Gedanken vertritt, daß nur ein gam grobes Wasserkraftwerk in einer Höhe von rund 200t Metern mit bedeutenden Niederschlagsmengen, Glet- scherwassern und großen Gefällen rationell arbeite« könne. Die Grundbedingung für eine solche Riesen Kraftanlage wäre das entsprechend große Absatzgebiet; in diesem Falle ganz Oesterreich und ganz Deutsch land von den Alpen bis zum Meere. Wenn iw Zuge dieser Riesenanlage beim Glocknermassiv ei« Stollen nach Süden angelegt werde, so werde durch de« Ausbau eines befahrbaren Tunnels auch die Glockner- straßenfrage gelöst. Am Schlüsse seiner Ausführungen kündet der Landeshauptmann für das Jahr 192s den Anfang der Verwirklichung dieses kühnen Ge dankens an. Ein Hochstapler gefaßt. Der Polizei in Katto« witz gelang es, einen Hochstapler festzunehmen, der schon jahrelang in Schlesien Betrügereien ausübte. Er kam im Jahre 1920 nach Kattowitz und bezeichnet« sich als Baron Ralph Thomas von Kallay, Rittmeister der österreichischen Armee. Dank seiner feinen Ma nieren und der Beherrschung von vier Sprachen gelang es ihm, bald in den vornehmsten Kreisen Eingang z« finden. Im Jahre 1921 heiratet« er die Tochter des Barons von Chodowitz. Nach sieben Jahren stellt« die junge Baronesse fest, daß ihr Mann bereits vor her verheiratet und Vater von zwei Kindern war. Die Ermittlungen bet der Polizetdirektion in Wie« ergaben, daß der „Herr Baron" ein internationaler Hochstapler mit dem gewöhnlichen Namen Simon und von Beruf Klempnergeselle sei, der schon wegen ähn licher Vergehen 16 mal vorbestraft war. Außerdem war er nicht nur einmal, sondern sogar dreimal vorher verheiratet. In seinen jungen Jahren war der falsch« Baron in England und Frankreich, und als ihm dort wegen verschiedener Hoteldiebstähle der Boden zu heiß wurde, flüchtete er nach Oberschlesien, um hier sein« Betrügereien fortzusetzen. Fünf Bauerngehöfte in Südtirol eingeäschert. I« Bermiglio (Südtirol) entstand ein großer Brand, der auf mehrere Häuser Übergriff. Den Bemühungen der Feuerwehr gelang es, die übrige Ortschaft zu retten, doch brannten fünf Bauernhäuser mit allen Wirt schaftsgebäuden bss auf die Grundmauern ab. Zwölf Familien wurden obdachlos. Sin fünfstöckiges Geschästsgebäude durch Feuer zer. stört. Durch ein Großfeuer wurde in London in der Nähe des Victoria-Bahnhofes ein fünfstöckiges Ge bäude zerstört, das eine Anzahl von Läden und in den oberen Stockwerken eine Leinen-Firma barg. D« Schaden ist sehr bedeutend. Bei den Löscharbeite« wurden zwei Feuerwehrleute verletzt. Ltzuchjuftiz im Staate Mississippi. In Rome iw Staate Mississippi wurde am Neujahrstage ein Nean gelyncht, der vor 18 Jähren einen Weißen ermorvei hatte. Er wurde vom Mob mit Petroleum übergösse« und angezündet. Der Tod trat nur langsam ein. Sie ben Stunden lang hatte sich der Neger vorher in de« Händen des Mob befunden und vergeblich um Gnad« gefleht. Etwa 2000 Personen sahen teilnahmslos zu. Kleine Nachrichten. * Der Grubenarbeiterstreik im Gard-Becken hat «in« neue Verschärfung erfahren. Die Metallarbeiter des lSe- breteS haben beschlossen, gemeinsame Sache mit den Gruben arbeitern zu machen. * Wie aus Buenos Aires gemeldet wird, explodiert« dort in einer Bäckerei eine Bombe. Eine Person wurd« verletzt. Das Personal der Bäckerei befindet sich gegenwärtt« rm Streik. Weihnachten in Frankreich. Pariser Weihnachtseffen: «lut- «uv Leberwnrft, süße Speisen und kleine Kuchen. Während in Deutschland von allen Festen, die im Lauf des Jahres gefeiert werden, Weihnachten am mei sten als ein Familienfest gilt, begehen es die Fran zosen, in erster Linie die Pariser, wenn es ihr Geld beutel irgendwie gestattet, nicht innerhalb ihrer vier Wände. Schon Wochen vorher ist in den Restaurants jeder Platz, jedes Plätzchen vergeben Die Speisekarte ist für die Dauer dieses Abends — der sich bis tief in die Nacht dehnt — abgeschafft, und es wird den Gästen eine Folge von bestimmten ^'richten vorgesetzt, unter denen die Wurst die Hauptrolle spielt. Das ist um so bemerkenswerter, als einer der beliebtesten Spott namen, mit denen die Franzosen die Deutschen schon lange vor dem Krieg zu belegen pflegten, „Wurst- Wichtig« Entdeckung eines deutschen Gelehrten. Geheimrat Professor Dr. Hans Fischer vo« der Technischen Hochschule in München hat nach sieb zehnjähriger Forscherarbeit den künstlichen Blutfarb- stoff gefunden. Die Suppe fällt bei der Feier des „Röveillon" — so wird die Mitternachtsstunde des 24. Dezember be zeichnet — in der Regel fort. Man beginnt gleich mit den Vorgerichten, und das sind verschiedene Sorten von heißen Würstchen, tiefschwarze Blutwürste und blonde Lebcrwürste, so lecker bereitet, daß sie in dem Herzen eines Deutschen heimatliches Weh erwecken könnten, wäre die Stimmung rings um ihn her nicht so heiter und ausgelassen. Wo man jedoch die Tradition wahrt, ist der Weihnachtsbraten stets eine Poularde, die von Rechts wegen auf eine Unterlage von Reis gehört. Aber die Engländer und erst recht die Amerikaner, die sich in Paris aufhallen, kümmern sich wenig um französische Tradition. Sie verlangen am Heiligabend ihren eigenen herkömmlichen Weihnachtsbraten, den „Turkey", den Truthahn oder Puter. Wer seinen Hunger nicht mit dem Bruten gestillt hat, kann sich an kalten Gerichten gütlich tun, an geräucherter Zunge, an gefüllten Schweinsfüßen und an Schweinskoteletten. So kündigt sich, wie man erkennt, das Nahen des Weihnachtsfestes in Frankreich immer durch ein ge waltiges Morden unter dem Geschlecht der Schweine an, das den Menschen so nützlich ist. Verschiedene süße Speisen, dazu kleine Kuchen und frisches Obst beschließen das Weihnachtsmakl. Und die Getränke? Nun, jene alten Franzosen, die ins geheim alle Engländer und alte Amerikaner dorthin wünschen, wo der Pfeffer wächst, konstatieren mit, ver bissenem Ingrimm, daß das Verständnis für die edlen Weine von Bordeaux und Burgund in dem Maß verdrängt wird, wie der Dollar den Frane unter jocht. „Einfach Sekt!^ ist die Parole geworden, und am Heiligabend wird vielen hunderttausend dickbäu chigen Champagnerflaschen der Hals gebrochen. Das Land ohne Armut. tSS2 wird eS in N. S. A. keine Armen mehr geben. Der bekannte amerikanische Nationalökonom Pro- iessor Irving Fisher veröffentlichte einen Artikel, in -em er der Wett die verblüffende Mitteilung macht, raß es dank dem energischen Kampf gegen die Armut in den Vereinigten Staaten im Jähre 1932 keine tlrmut mehr geben wird. Wie Fisher ausführt, hat sich das Realeinkommen »er Nation zwischen den Jahren 1921 und 1926 »m 36 Prozent vermehrt. Das Realeinkommen wird ms die Kaufkraft des Dollars bezogen. Es genüge, »aß sich diese Entwicklung in der gleichen Tendenz »iS zum Jahre 1931 fortsetze, um Amerika auf dem Nebiet der Wirtschaft eine Stellung zu sichern, an »te kein anderes Land heranreicht. Das Nationalvermögen betrug im Jahre 1926 SO Milliarden Dollar, das heißt, 770 Dollar für den stopf der Bevölkerung, während im Jahre 1921 das Nationalvermögen 63 Milliarden Dollar betrug, das heißt, 679 Dollar auf den Kopf der Bevölkerung md 334 im Jahre 1913. Wie Professor Fisher wei- ler ausführt, stellte sich im Jahre 1926 bas Durch- chnittseinkommen einer fünfköpfigen Familie, deren ungehörige zu den 76 Millionen Amerikanern der irmeren Klasse gehören, auf 2300 Dollar und blieb »amit nur um -132 Dollar unter dem Existenzminimum, »as das Arbeitsministerium für eine fünfköpfige Familie berechnet hat. Bis zum Jahre 1931 wird sich eine weitere Steigerung um 36 Prozent, das heißt um 428 Dollar ergeben. Damit wird der Durchschnitt der weniger wohl habenden Schichten nicht mehr als „arm" bezeichnet werden können. Allerdings darf hierbei nicht außer acht gelassen werden, daß es " ch hier um eine reichlich optimistische Perspektive hai^elt, die sich durch eine geschickte Zahlengruppierung ergibt. Deutschlands Temperatur. Wie kalt kann es in Europa coerdeu? Die Temperaturminima, die bei uns möglich sind, oenigstens auf Grund der Erfahrungen von ein bis ;wet Jahrhunderten, sind in den einzelnen klima tischen Provinzen sehr voneinander verschieden. Mit teleuropas kältestes Gebiet ist unstreitig Masuren, und »on dort ist auch die niedrigste Temperatur bekannt, sie jemals in Deutschland einwandfrei gemessen wor den ist. Dieses absolute Temperaturminimum wurde »m 16. Januar 1893 zu Marggrabowa mit 36,5 Nrad unter Null registriert. Die kleine masurische Stadt stellt somit den „Kältepol" des deutschen Reiches oie überhaupt ganz Mitteleuropas dar. Eine wesent lich tiefere Temperatur würde sich mit den gebräuch lichen Themometerfüllungen auch gar nicht mehr messen lassen, weil bei — 39,6 Grad Celsius das Konrad Duden, der Meister »er Rechtschreibung. Der im Jahre 1911 in Hersfeld verstorbene Gymnasialdirektor Konrad Duden, der durch sein orthographisches Wörterbuch allgemein bekannt ge worden ist, könnte am 3. Januar 1929 seinen 100. Geburtstag feiern. « Quecksilber gefriert. Aus diesem Grmwe kann m« in noch kältere» Gebiete» nur Spiritusthermometei verwenden. Erst vor wenig mehr al» einem Jahrzehnt ts .bet uns eine annähernd niedrige Temperatur vorge» kommen, die für das mittlere Norddeutschlani einen bis dahin dort nicht erlebten Källerekord be deutete. Am 6. Februar 191^ wurden bei Pvtsdan — 33, in Berlin-Zehlendorf — 29,5 Grad Kälte ver zeichnet, ein Wert, der in der Berliner Gegend seil länger als 126 Jahren nicht mehr vorgekommen war. Denn das absolute Temperaturminimum, allerdings aus dem Innern der Sttrdt Berlin, stammt mit — 28 Grad Celsius vom 28. Dezember 1788. Daß so ab norme Kältegrade meist lokal sehr eng begrenzt sind, weil sie gewöhnlich durch starke Unterkühlung dei bodennächsten Luftschichten entstehen, zeigt der Um stand, daß an dem genannten 5. Februar 1917 im In- nern Berlins die niedrigste Temperatur nur — 28 Grad Celsius betrug. In anderen Teilen der Riesen stadt war das Quecksilber sogar nur auf — 16 Grad gesunken. In jenem noch unvergessenen kalten Kriegswin ter hatten auch sonst ausgedehnte Landesteile Kälte grade von 22 bis 27 Grad unter Null. Gena« auf den Tag fünf Jahre zuvor, in der Nacht zum 5. Februar 1912, brachte es auch Neumünster in Holstein auf - 30,3 Grad Celsius, die tiefste j« dort beobachtete Temperatur. Gleichzeitig hatte Neu- - strelitz 29, Schwerin 27 Grad Kälte; 25 bis 27 Grad unter Null sind auch für München und die ober- . bayerische Hochebene nichts Unerhörtes. Das abso lute Minimum von Königsberg i. P. beträgt — 30 Grad Celsius. In der besonders kalten ersten Fe bruar-Woche von 1917 kamen auch am Rhein stellen weise 23, in der Hocheifel 26, am Mtttelrhein 18 Grad Kälte vor. Beim Vergleich der absoluten Temperaturminima verschiedener Gegenden muß natürlich di« jeweilig« Höhenlage berücksichtigt werden. So sind z. B. im Salzburgischen, und zwar im Ort Tamsweg auch schon einmal — 36 Grad Celsius verzeichnet wor den; aber dieser Landstrich liegt weit höher als Ma. suren, und deshalb hinkt der Vergleich. Das absolut« Minimum auf dem Montblanc ist mit — 43 Grad Celsius ermittelt worden; deshalb darf man aber diese furchtbare Kälte nicht etwa als Frankreichs niedrigste Temperatur ansehen. In Paris ist es noch nie kälter gewesen als — 24 Grad. Man ersieht aus diesen beiden letzten Werten, daß der atlantische Ozean eine ungemein wirk same Zentralheizung für die ganze westeuropä- tsche Küste darstellt. Das Meer ist bis an die Gren zen der Arktis ein ungeheures Wärmereservotr, und wenn kalte Lustmaffen vom amerikanischen Kontinent aus den Atlantik ab fließen, so werden sie dort rasch erwärmt. Im übrigen hängt es mit den Gesetzen der Lustdruckverteilung zusammen, daß es auf den Meeren in Zetten großer Festlandskälte stets warm ist. Im mittelskandinavischen Gebirge sowie im nörd lichen und östlichen Rußland kommen überhaupt die tiefsten Temperaturen vor, die es in Europa gibt. So hatte am 9. Januar 1918 Asele in der schwe- . dischen Provinz Nörrland — 57 Grad Celsius, ein Wert, der selbst für diese eisstarrende Gegend ganz außerordentlich ist. Auch in den kältesten Gebieten des europäischen Rußlands dürfte das Thermometer nicht wesentlich weiter sinken; Schwedens absolutes Minimum von — 60 Grad Celsius stammt aus Sor- sele, gleichfalls in Nörrland, und wurde am 13. Januar 1893 registriert. Sogar für das nordöstliche Sibi rien, das die kälteste Gegend der Erde bildet, ist eine so barbarische Kälte eine seltene Ausnahme. Die niedrigste überhaupt je auf der Erde ge messene Temperatur hatte mit — 69,8 Grad Celsius Werchojansk im nordöstlichen Sibirien; ein« solche Kälte hat weder in der Arktis noch in der Antarktis je ein Polarforscher erlebt. Im nördlichen Eismeer wird es sicherlich auch nie so kalt werden; eine gleich niedrige, Temperatur könnte allenfalls aus den Eiswüsten im; Innern Grönlands oder des antarktischen Kontinents erreicht werden. Da aber diese Gebiete menschenleer sind, so fehlt uns darüber nähere Kunde. Januar, der „Etsmoud". Seinen Namen hat der Januar von den allen stömern erhalten, die den ersten Monat des Jahres hrem Gott JanuS weihten, der Gottheit mit den iwei Antlitzen; eins schaut zurück in die Vergangen heit, eins blickt in die Zukunft — ein Sinnbild des Einganges in das neue Jahr. Bei den Deutschen war »er Januar stets der erste Monat des Jahres, aber »och im 16. Jahrhundert begann man das neue Jahr »st schon am 28. Dezember, dem Tag der „Unschul- »igen Kindlein"; deshalb nannte man den Januar »amalS auch manchmal „Kindel-Monat"'. j NufuS Dawes, - der Bruder des amerikanischen Vizepräsidenten Geno« ! ral Dawes, wird voraussichtlich zum Mitglied de- neuen Sachverständigenausschusses für die endgültige i Regelung der Reparationsfrage ernannt werden.