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wo! klingt fassung von der Liebe wieder, die er als „sensm ain grosse not kaisret". Er rät daher freimütig: „Wer lieb ru Liner Iravven Katt, der tü irs üunt, das ist mein rstt des irLt Im sein gemüt. verlangen killet In gar clLio, so das nit waise dis raNt, die rsin .... Wie echt modern, wie wenig minnesingerisch der Schluß des LiedeS: pkrLd dient man wol mit scbwsigen iL umb die irLwlin rart " Denkspruch. er must Herren geben, welche öle ries» unlerer lvesenr kennen uns suk unr schwören, wenn Sie^rnre lliell unr verlädt. Lubkow. Der letzte Minnesänger. Von Ferdinand Runkel. (Nachdruck verboten.) Müde und erhitzt von dem schweren Anstieg mar ich auf dem burggekrönten Gipfel des Pfannberges ange kommen. Tief unter mir liegt Frohnleiten. Üeber los gebröckeltes Gemäuer, durch stachelichte Himbeersträucher trete ich in den Torweg der Ruine. Berauschender Duft von wilden Rosen umfängt mich Es ist so schattig und kühl hier; ein geborstener Pfeiler lädt zum Sitzen ein. Mir gegenüber, von den Rosen fast verdeckt, gewahre ich ein Reliefschild in die Mauer eingelassen. Es stellt drei Männer dar, Oswald von Wolkenstein, den mannhaften Ritter und hochgemuten Sänger und zwei Begleiter in „mohrischem Gewand", um des Dichters eigene Worte zu gebrauchen. Oswald von Wolkenstein, der um 1367 geboren wurde, ist eine fast vergessene Erscheinung der deutschen Literatur geschichte, die wenigsten Gebildeten kennen mehr als seinen Namen und seine Lebensschicksale. Und woher? Aus zwei Romanen: „Oswald von Wolkenstein und Friedrich mit der leeren Tasche" heißt der eine und „Friedl und Oswald, der letzte Minnesänger", der andere. Der erste rührt von Beda Weber, einem Tiroler Benediktinerpater her, der schon 1858 als Pfarrer der katholischen Gemeinde in Frankfurt a. M. starb, und soll eigentlich eine historische Monographie sein; der zweite Roman ist von Hermann Schmid. Beide machen den gesunden, starkrealistischen Oswald zu einer Nitt-rromanfigur. Es kommt mir jetzt weniger darauf an, seine Lcbens- schicksale, seine Reisen und seine Prozesse zu schildern, als ein scharfgezeichnetes, literarisches Bild von dem Dichter zu geben, der für die geistige Oede und Dürre des 15. Jahrhunderts ein Phänomen war. Oswald von Wolkenstein hat für seine Zeit einen unendlich weiten Gesichtskreis. Es drängte ihn, alles, was er gesehen, im Liede wiederzugeben, und zwar hat er nicht trocken nur das Tatsächliche erzählt, sondern an den Ereignissen eine scharfe Kritik geübt, teils mit dem ernsten Tone des Didaktikers, teils mit dem kecken Humor des Volkes. So geben seine Gedichte ein treues Spiegelbild seiner Zeit und erregen schon allein deshalb ein hohes kultur historisches Interesse. Man nennt Oswald zwar gemein hin den letzten Minnesänger, aber er hat mit seinen Kollegen aus dem 13. Jahrhundert nur die Dichtungs-Form und die adelige Geburt gemein. Jenes verschwärmte Ansingeu aller möglichen Schönen, jenes unmännliche Schmachten ist ihm ganz fremd. Im Gegenteil, seine Liebeslieder zeugen von einer starken Sinnlichkeit und einer ost berauschenden Glut. Man muß sich höchlich wundern, daß er mit dem unge fügen, spröden Spätmittelhochdcutsch so zarte Töne an schlagen kann, wie man sie in den Liedern an seine Gattin Margarete von Schwangau, oder.in seinem „Minnc- lehren", das Haltaus im Liederbuch der Klara Hätzlerin mitteilt, findet. Das letztere Lied gibt zugleich seine Auf- Und nun erst die Lieder an die Schwangauerin, diese sind von einer kraftvollen, poetischen Sinnlichkeit. Er spricht gar nicht viel von ihrem Herzen, desto mehl'von ihrer Brust, so „rund und weiß", vom „kräftigen Lenden- paar" und ihren „schönen Beinen". In einem anderen Liede verwünscht er den Tag, der wenig zum Spiel der Liebe tauge. Nun muß man freilich in Betracht ziehen, daß diese Lieder alle erst im 48. bis 50. Lebensjahre des Lichters entstanden find und daß er in diesem Alter mehr Sinn für die heitere Sache der Liebe haben konnte, daß ihm, dein vielgereisten, vielerfahrenen Manne die Jugend schwärmerei verloren gegangen sein mußte. Anderseits verblüffen wieder die innigen Töne seiner Liebe und der Zauber, welchen er auf seine junge Gemahlin ausübte, der keineswegs von seinem Acußeren ausgegangen sein kann, denn Oswald war hager und einäugig. Es müssen also seine Lieder und sein Charakter gewesen sein, welche die vierundzwanzigjährige Margarete anzogen, ja mehr als anzogen, zu einer tiefen Leidenschaft entflammten. In ihren Briefen nennt sie ihn ständig „herzliebster Herr" und ist sehr besorgt um sein Wohlbefinden und seine Ehre. „Ich will nun einmal nicht ohne Euch sein, es sei hier oder anderswo", schreibt sie ihm noch im Jahre 1445, also nach dreißigjähriger Ehe. Seine Auffassung der Liebe, welche sich besonders in seinen Liebes-Liedern aus der Jugendzeit und seinen Schwänken und Bauerntanzliedern als rein auf den sinn lichen Genuß zielend darstellt, hat ihm manchen Vorwurf eingetragen. Vor allem war eS die abgeschmackte Prüderie der Spät- romantik, die sich nicht entblödete, einen Schatten sogar aus den Charakter des ritterlichen Sängers zu werfen. Ein neuerer Uebersetzer Oswalds, Johannes Schrott, der im allgemeinen ein richtiges Verständnis von der Bedeutung desselben gewonnen hat, gerät in ein gelindes Entsetzen über den unmoralischen Dichter. „Wir konnten uns nicht entschließen", schreibt Schrott, „eines von diesen Liedern niederer Gattung zu übersetzen, weil der verfängliche Inhalt derselben eine Wiedergabe unmöglich macht." Den „sinn§ berauschenden Ton" der Lieder an Margarete findet er nur in der Erwägung, „daß sie ein liebender Gatte an seine Gattin richtet", ungefährlich. Oswald ist durch das Leben zum Dichter erzogen worden, nicht wie unsere modernen Reimbeglücker durch eine von Empsindelei und Stuben-Moral überfließende Literatur. Fast alle damals bekannten Länder hat Oswald bereist, er hat ein offenes Auge für die Eigentümlichkeiten fremder Völker gehabt. Seine Reisebilder sind Meister werke poetischer Schilderungskunst. Ich hebe davon be sonders seine Lieder vom Konstanzer Konzil hervor, die in der Detailmalerei ihresgleichen suchen. Das besonders Anziehende seiner Erzählungen ist der Humor, der überall erfrischend hervvrsprudelt und den Dichtungen den Charak ter des Subjektiven verleiht. Wir sehen die damalige Zeit durch die Augen eines echten Dichters, und so gewinnen die von den zeitgenössischen Historikern einfach registrierten Tatsachen für uns Leben. Ler modernen Forschung bieten sich neue Gesichtspunkte, der Dichtung neue Stoffe. Richard Wagner hätte niemals seine Meistersinger schaffen können, wenn ihm allein die Chroniken zur Verfügung gestanden hätten. Aus den Meistersingern selber ward ihm erst ein klares Bild; Sachs, Folz und Rosenblut belebten ihm erst die trockenen Tatsachen. Und ich weiß persönlich von einem alten Hanauischcn Chronisten, daß Karl Spindler zur Schilderung des Konstanzer Konzil ia seinem Roman „Der Jude'" Oswalds Gedichte be nutzt, und es wäre keine uninteressante Aufgabe, nach- zuweisen, wie weit Spindler dabei gegangen ist. — Oswald war nicht nur ein tapferer Soldat, ein spar samer Hauswirt, sondern auch ein guter Christ. Fürs erste spricht sein gewaltiges Lied vom Sieg der drei Wolkensteiner über Friedrich mit der leeren Tasche, das durch seine Kraft lebhaft an das HildebrarrütS-Liä» an den Walthari und die Nibelungen erinnert: