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Baronin von Berkenkamp von Ser Stätte ihres neu gefundenen HcrzeusglückeS. Das Schellengeläut war werstummt. Da trat der Baron, der bis dahin dem ent-, jschwinüenden Gefährt nachgcblickt hatte, von der Ter rasse ins Schloß zurück. « Draußen aber wob die Neujahrsnacht rosige Schick- isalsfädcu nm Park und Schloß ... Neujahr im Fernrohr. Der große Astronom Friedrich Wilhelm Herschel hatte ein Teleskop verfertigt, das zu seiner Zeit als das größte Fernrohr der Erde galt. Dieser Größe und den kosten, die seine Herstellung erfordert hatten, war jedoch der Nutzen, den cs der Wissenschaft bot, nicht an gemessen, da die Masse des Instrumentes — das Nohr war nahezu 12 Meter lang, während der Spiegel einen Durchmesser von 122 Zentimeter aufwics — seiner praktischen Verwendung nicht günstig waren. Eines Tages aber büßte der riesige Metallspiegel durch die Einwirkung von Kälte noch dazu seinen Glanz ein, und das ganze Instrument wurde dadurch unbrauchbar. Der Spiegel wurde denn auch nicht wieder hergestellt und später ins Ausland verkauft. In der Nähe von London, auf Herschels Landgut Slough, stand jedoch lange Zeit noch das große Gerüst, mit -essen Hilfe man das Niesentelcskop, das 60 000 Pfnnd schwer gewesen war. bewegen und verstellen konnte. Es war im Jahre 1639,17 Jahre nach Herschels Tod, als sein Sohn, Sir John Herschel, gleichfalls ein bedeutender Astronom, eines Tages aus den Gedan ken kam, aus den Bestandteilen des ehemaligen Rie- sensernrohrs ein Denkmal für seinen Vater zu errich ten. Zu diesem Zweck wurde das lange Nohr aus dem Teleskop herausgenommen und auf drei steinerne Pfähle gelegt, worauf man es mit einem neuen An strich versah. Mittlerweile war Neujahr herangckommen und Sir John Herschel beschloß, als er das Niesending lie gen sah. das Neujahrsfest als ..astronomisches Fami lienfest" innerhalb des Rohres, das noch sein Vater ge baut hatte, abzuhalten, zumal da gerade fünfzig Jahre seit der Herstellung des Instruments verflossen waren. Diese seltsame Ncujahrsfeier kam denn auch tatsächlich zustande. Mit seiner Frau, seinen sechs Kindern lin deren Erzieherin kletterte Sir John Herschel in der Neujahrsnacht in das festlich geschmückte Rohr, wo die Kinder ein von ihm verfaßtes Lied zum Ruhm der Astronomie sangen und Herschel in warmen Wor ten feines Vaters und dessen genialer Schwester und Mitarbeiterin Karoline Herschel gedachte. Diese konnte leider an der Feier nicht teilnehmen, da sie, einund- nennzigjährig, ihren Lebensabend in ihrer Heimat stadt Hannover verbrachte. Der Kalender. Von Hermann Stoltz. Heute gibt cs wohl kaum noch ein Hans, in wel chem sich nicht ein Kalender befindet. Ein ie-er weiß auch wohl, was wir gegenwärtig unter Kalender ver> stehen, aber nicht jeder wird es wissen, wie der Kalen-, -er entstanden ist. ! Die Bezeichnung entstammt, wie so mancher Aus druck, der heute gang und gebe ist, dem lateinischen und ist auf -aS Wort Ealendae zurückznführen, womit die Römer den ersten Tag jeden Monats bezeichneten. Die Griechen, die in so mancher Beziehung die Vorläufer der Römer waren, rechneten bereits zu den ältesten, Zeiten nach wahren Mondmonaten, von denen auch 12' ein Jahr ausmachtcn, und etwa 600 v. Chr. führte- schon Solon den regelmäßigen Wechsel von 29- und 30 tägigen Monaten ein. Den Nrtnpus eines Kalenders -er griechischen Welt zeigten die alten Athener an der Mauer des The aters -er Volksversammlung. Diese Anschläge ent hielten die Einteilung der Tage nach -cm Ans- nud Uutergange der bedeutendsten Sternbilder zu den ver schiedenen Zeiten des Jahres. Den einzelnen Tagen war sogar eine Prophezeiung der Witterung und -er für den Bauer und Schiffer nötigen Verrichtungen und Vorsichtsmaßregeln zugefügt. Das Sternenjahr -er Römer aber war in 10 sehr ungleiche Teile eingeteilß und wurde erst durch Numa Pompilius in ein 12 mo natiges Mondjahr umgeändert. Die Zeitberechnung geschah durch den Oberpricsker. Sie wurde an jedem, ersten Monatstage ausaerusen und vom Jahre 304t v. CH. ab auf Marmortafeln öffentlich angeschlagen., Diese Tafeln enthielten schon die Markttage, die länd-> lichen Feste, die Sternbilder u. a. und wurden von dem Priestern angefertigt. Der vom Jahre 45 v. Chr. ab, erscheinende Kalender trug, dem Anreger zu Ehren den Namen Julianischer Kalender. Seine wesentlichste Neuerung war, daß das bisherige Mondjahr durch -as^ Sonnenjahr von 365 Tagen 6 Stunden ersetzt wurde.. Später schaltete Julius Cäsar alle vier Jahre einen. Tag ein, so wurde jedes vierte Jahr ein Schaltjahr. Der julianische Kalender war bereits über tausend Jahre im Gebrauch, La bemerkte man im 16. Jahr- mmdert, -aß der Neujahrstag infolge der früheren Willkür nach dem Kalender um 10 Tage später eintraf, «IS er eigentlich nach Lem Sonnenläufe eintreffen mußte. Papst Gregor Ser Dreizehnte gab Leshalb den Auftrag, Len julianischen Kalender zu verbessern. Die ser neue, der gregorianische Kalender, trat auf Grund eines Konzilbeschlusses mit dem Jahre 1582 in Kraft. Die russische Kirche allein verblieb beim juliani schen Kalender. Der erste deutsche gedruckte Kaleuder stammt aus dem Jahre 1439. Er wurde herausgeqcbcn von einem Hans von Schwäbisch-Hall und mar auf zwei Holztafeln in Großfolio geschnitten. Das Origi nal befindet sich in der Berliner Staatsbibliothek. Der heutige, -. h. alljährlich neu erscheinende Kalender kam erst zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts in Nürn berg, Lübeck und Rostock heraus. Alle waren haupt sächlich mit Kirchen- und Heiligengeschichten versehen. Namentlich für Lie Literatur von großer Wichtig keit wurde bald Ler Almanach,' hier findet man oft -re ersten Werke zukünftiger Genies veröffentlicht. Zu Len bekanntesten gehört wohl der Musenalmanach, den Schiller und Goethe gemeinsam Herausgaben. Dann käme« die Taschen- Sie genealogischen und die Geschäftskalender. Alle diese Ausgaben enthalten au ßer dem Kalendarium Anmerkungen über Feste, Ge denktage, Messen u. a., sowie einen mehr oder weniger großen Unterhaltunasteil mit oftmals wirklich kiinst lerischen Beigaben. Den zweifellos ältesten Kalender hat man aber in Aegypten gefunden, und zwar in dem prächtigen Pa laste des Ramses Mejamun. Zwei mit Inschriften verzierte Reliefs zeigen an, -aß jeder Monat und auch jeder einzelne Tag einer bestimmten Gottheit gewid met waren, deren Namen sie trugen. Der Astronom Biot, der die Reliefs studierte, hat festgestellt, daß die ser Kalender bis zum Jahre 3285 v. Ebr. zurückrcicht. Schon damals war es den ägyptischen Astronomen be kannt, daß die Erde etwas mehr als 365 Tage zu ihrem Lauf um die Sonne braucht. Man unterschied seinerzeit zwischen einem bürgerlichen Jahr von 365 und einem Sonnenjahr von 365 Tagen, sowie einigen Stunden, und berechnete, daß im Laufe von 1461 Jahren der An fang des Sonncnjahres wieder genau mit dem -cs bürgerlichen Jahres znsammensallen müßte. Mahnung. iZ u r Iahreswcu - e.) Was blieb dir nun nach so viel Müh und ' lagen? So viel -er Ehre dir die Welt gespendet, es treibt vom stolzen Ziele, kaum geendet, nach neuem Ziel dich neues Unbehagen. Hältst du zu ihm, von dem die Himmel sagen, den kleinsten Teil der Liebe nur gewendet, die du an eitel Hofsart hast verschwendet, du würdest jetzt nicht hoffnungslos verzagen. Wohl liebt die Welt, den Günstling zu erheben, -och wenn du glaubst, im Siegesschmuck zu prangen, sind's Ketten nnr, die raffelnd dich umfangen. Latz, ch's zu spät, von dem verlorenen Leben, noch wartet deiner Gott, in seinen Armen, da findst -n, was die Welt nicht kennt, Erbarmen. Jos. Freih. von Eicheudorff. Liunsprüche zum Jahreswechsel. Rosen auf den Weg gestreut und des Harms vcracsscu! Eine kurze Spanne Zeit ist uns zugemesseu. Hölto. * Die Jahre entstürmen! Morgen Schatten und Asche! Kränzt mit Murten beute den Becher! M a ! Ihi > j,, „.