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im Jahre 1644 -ie Kinder der Patriziers Fürer Ist Nürnberg von der Aebtissin des Klosters Gnadenberg mit einem in eine Holzschachtel verpackten Tier- und Gartenspiel beschenkt, ein Weihnachtsspielzcug, das sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Desgleichen lassen sich für viele andere Spielarten, Lie heute noch ln Gebrauch sind, recht hohe Vergangenheitsziffern nachweisen. Wenn auch in der neueren Zeit selbst das Kinöer- fpielzeug die Errungenschaften der modernsten tech nischen Fortschritte empfangen hat und von Jahr zu Jahr ständig wertvoller geworden ist, so haben sich den noch die meisten alten Weihnachtsspiele ihren ehrwür digen Wert bis zu der neusten Gegenwart zu bewah ren verstanden. Ja, man darf sagen, daß gerade das hohe Alter ihrer Vergangenheit mit dazu beigetragen hat, ihre Beliebtheit unablässig zu steigern, namentlich schon deshalb, weil sie dem Gemüte des kleinen Kindes mehr entsprechen als so manches hochneuzeitliche Spiel zeug. Mag sich auch in bezug auf das Kinderspielzeug mit der Zeit eine nicht unbeachtliche Moderichtung her ausgebildet haben, die alten, einfachen Spielzeuge sind von ihr nicht allzu sehr berührt worden. Die deutsche Jugend hat ihm jedenfalls eine rüh rende Treue bewahrt, von der jedes neue Christfest stets wieder ein rührendes Zeugnis gibt. Sch. Treibt Wintersport. Von W. Kunze. Wenn auch die Novemberwärme völlig ungewöhnlich und regelwidrig war und uns mildes und regnerisches Wetter nach der Wetterprophezeiung bevorstehen soll, so hat doch der Winter in manchen deutschen Mittelgebirgen mit Frost und Schnee seinen Einzug gehalten. Die Kinder sind wohl die ersten, welche Schlitten, Schnee- und Schlittschuhe vom Boden holen, Schnee männer und -bilden bauen und Schneeballschlachten veranstalten. Erst dann, wenn Straßen und Wege, Bäche, TNche, Seen und Flüsse mit Schnee und Eis bedeckt sind, spannt der Fuhrmann seine Pferde vor Last- und Personenschlitten und vergnügen sich auch Erwachsene am Rodeln, Schneeschuh- und Eisläufen. Neben den leicht- und schwerathletischen Hebungen in Hallen oder an der freien Luft kommen für den modernen Wintersport folgende Arten: Rodelsport, Schneeschuhlaufen, Eislauf und Eis spiele In Betracht. Zum Massensport hat sich das Rodeln entwickelt. om Tief land werden von den Kindern der einfache Holz- oder Eisen schlitten mit Lehne zum Ziehen oder Schieben und die sogenannte „Käsehitsche", ein Brett mit zwei Holz- oder Eisenkufen, das die Jungen kniend oder sitzend mit zwei von Lisenspihen veschtagenen „Staken" fortbewegen, benutzt. 3m Gebirge mutz es natürlich der Rodelschlitten sein. Welch großer Unterschied besteht Zwi schen dem harmlosen Vergnügungsrodeln und dem sportlichen Rodeln, das verschiedene Schliktenarten kennt. Das sportliche Rodeln stellt große Anforderungen an Können und Technik, an lebendige Tatkraft und unumschränkte Nervenbeherrschung; denn hier heißt es beim Bergabgleiten kunstgerecht lenken und mit einem bestimmten Schliktentyp am schnellsten fahren. Der Schneeschuhlauf (Ski) versammelt heute schon eine große starke Gemeinde um sich. 3m Erzgebirge, Riesengebirge, Thü ringer Wald, Harz, Schwarzwald, In den bayrischen Alpen und wie die Gebirge alle heißen, wird von vielen Tausenden Winter sport getrieben, und -le Winterfeste, die in größeren Gebirgs orlen veranstaltet werden, legen von dem frischen Geist und der zähen Willenskraft Zeugnis ab. 3m Schneeschuhlauf sind, nach dem jahrelang nach norwegischem Vorbilde geübt worden ist, große Fortschritte gemacht worden. So unterscheidet man Lang lauf <12 bls 18 Kilometer), Sprunglauf, Daucrlauf <30 bis 100 Kilometer) und kombinierten Lauf (Lang- und Sprunglauf). Bei Skiläufen und -sprüngen gilt es zu wenden, zu bremsen, zu stem men und zu schwingen. 3ede Möglichkeit erfordert vom Schnee schuhläufer völlige Sammlung des Geistes und der Energie und technisch vollendetes Können. Schon im Herbst trainiert ein „Klassenskiläufer" durch Leichathlekik und Ballsport. Währen der letzten 3ahre veranstaltete man neben dem Schnellauf ein Skimannschafksrennen, bei dem verschiedene Verbindungen mög lich sind. Richt nur die Schnee-, sondern auch die Eisfläche spendet Ver gnügen und Freuden. Wie pfeilschnell gleitet der Schlittschuh läufer auf der spiegelblanken Fläche dahin. Beim Eisläufen eine der ältesten Leibesübungen, macht man einen Unterschied im Schnellauf und Kunstlauf. Während der Schnellauf Ausdauer erfordert, Beine, Herzen und Lunge durch ziclbewußtes Ueben stärkt, entwickelt der Kunstlauf das ästethische Gefühl, gibt dem Körper Haltung und rundet seine Bewegungen ab. Doch Schnell läufer und Kunstläufer müssen in erster Linie ihren Körper und ihre Nerven beherrschen. So ladet -ie Eisfläche auch zu Eisspielen ein, die große Aehn- lichkeit mit den Rasenspielen im Sommer aufweisen. Ein zweifel los interessantes Kampfspiel ist Eishockey, das eine hervorragende Schlittschuhkechnik und ein geistesgegenwärtiges Erfaßen jeder Lage vorausgesetzt. Aus England mit dem Ball und aus Amerika- Canada mit der Scheibe ist dieses Spiel zu uns gekommen. 3n Europa zählt man Schweden, die Schweiz, Deutschland, England, Tschecho-Slowakei, Frankreich und Oesterreich auf Grund ihrer bisherigen Leistungen zu den besten Mannschaften, während sich in 3kalien, Spanien u. a. keine großen Trainingsmöglichkelten bieten. Der Berliner Schlitkschuhklub marschiert in Deutschland seit 3ahren an der Spitze. Somit lockt der Wintersport Millionen aus der gemütlichen Stube und hinter dem warmen Ofen hervor, hinaus in die freie Natur. Wie Zeit der Verweichlichung ist vorüber. Darum treibt Wintersport, um eure Gesundheit zu fördern, um euern Körper zu kräftigen, um die wichtigen Lebensorgane gesund und leistungsfähig zu machen! „Die körperliche Wohlfahrt ist die Grundlage aller Bildung und Freiheit", sagt Virchow. Das Minterklima erhöht die Muskelleistungen, härtet die Haut ab; die Schönheit -er Winterlandschast mit ihrer Harmonie und Ruhe stimmt uns fröh lich, reizt uns, Hittdernisse und Strapazen zu überwinden, den Willen zu stählen und mit Sportfreunden zu wetteifern. Treibt Wintersport, um euern Geist und euer Gemüt aufleben zu lassen! Nach getaner Arbeit erfrischt der Spork, stimmt uns heiter, läßt uns die Alltagssorgen vergessen un- uns die Stunden der Muße doppelt genießen und auskosten; unsere Willens- und Tatkraft werden gebildet, wir werden zu Mut, zur Geduld und zur Aus dauer erzogen. So zieht in euren gesunden Körper eine gesunde Seele ein. Treibt Wintersport, um Freundschaft, Kameradschaft und frohe Geselligkeit zu pflegen! Die Zusammenarbeit der sport lichen Mannschaften entwickelt das Gefühl der Solidarität, bildet also im kleinen jene Eigenschaft, die für die Angehörigen eines großen Staatswesens unentbehrlich ist. Darum treibt Wintersport! Möge dieser Rus weithin durch alle Gaue unserer deutschen Hei- mak erklingen, um alle zu ermahnen, in strenger Selbstzucht, aber auch mit frohem, für alle Freuden -er Natur und des Daseins empfänglichem Sinn den Körper und den Geist auf den Ernst -es Lebens vorzubsreiten! Dies und Jenes. Weihnachtsandachten. An vielen tausend Orten erklingen zu gleicher Stunde die Hymnen der Geburt des Heilandes. Die ganze christliche Welt schaut hin auf ein Kindletn, von Armut umgeben, un- gedenkt in Worten und Liedern der großen Gottesliebe. In Europa bewegen sich die Weihnachtsgottesdienste und -Andachten nach Brauch und Form in altgewohnten Bahnen, aber wie anders geht cs oft zu fernab von der großen Welt, dort, wo Lie Missionare ihres Amtes walten und das Wunder -er Weihnacht ihrer kleinen oder größeren Gemeinde in einer ihrem Verständnis angepaßten Form nahebringen müssen. Die kleine Kirche wird prächtig geschmückt, und ein Lichterbaum erhöht den Glanz des Festes. Schon dieses äußere Bil- fefselt die Menschen ungemein. Und wahrlich, gerade ein Weihnachtsgottesdienst in der Fremde unter Frem- den weitab von der Heimat mutz doppelt erhebend sein. Aber auch hier hat der unheilvolle Krieg gar vieles zerstört! Hunderte von deutschen Missionaren und Missionsschwestern haben unsere englischen Gegner ihrer segensreichen Arbeit entrissen, während die müh sam geschaffenen Gemeinden vielfach verwaist sind. Das Märchen mii -en sieben Raben. Von Ella Luise Rauch. Es war auf der Reise. Mein Begleiter und ich, wir kamen im letzten Augenblick an den Zug und mußten in d<» erstbeste Abteil hineinspringen. Es war überfüllt und hef tiges Stimmengewirr drang uns entgegen, das wir anf> fänglich auf unser Eindringen bezogen, was zwar peinliche ! aber nicht zu ändern war. Es fanden sich auch noch zwei schmale Plätze, und wie wir uns nun atemlos gegenüber saßen, kamen wir erst nach einer Pause dazu, unsere Reise gefährten näher anzusehen. Der heftige Wortwechsel — denn ein solcher war es — wurde zornig, erbittert, zum Teil schreiend fortgesetzt und nach einigem Zuhören errietest wir, daß hier Mitglieder politisch rechts» und linksstehend« Parteien in einen Raum zusammengepfercht und — die Götter mochten wissen, wie aneinander geraten waren. Auch Frauen warfen aufreizende Reden dazwischen, es war ein Aufruhr der Elemente, der zu Gewaltstreichen hätte führen können, aber jetzt doch abflaute, weil alle ermattet schienen. Jedenfalls hielt ich, nachdem ich die erregten roten oder bleichen Gesichter, die zornigen und auch fanatischen Augen gemustert hatte, ein Wiederbeginnen der bösen De batte nicht für wahrscheinlich und knüpfte unser Gespräch wieder an, wo wir es vor dem Bahnhof abgebrochen hat ten. Es mußte von den Interessen dieser Menschen weit entfernt liegen, denn wir hatten über die Wirkung der Kunst gesprochen und es achtete auch wirklich niemand unsere Worte. Mein Begleiter, mit dem mich manch a» meinsame Erfahrung verband, obwohl er von Geburt kV» Deutscher war, spann das Thema weit aus, trotzdem wa» ich ihm letzten Endes vor, daß er, so groß seine LebenskmM im Genießen und so hoch sein Kunstverständnis auch M,