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unergründlichen Sack hervorgeholt, Mühen, Schuhe, Strümpfe, warme Kleider usw. und zu den andern Sachen gelegt. Dann war alles fertig, und das Zimmer sah so schön aus, eben gerade wie nur ein Weihnachts zimmer aussehen kann, und es fehlte nur noch der Lichkerglanz. Aber der sollte erst am heiligen Abend kommen und alles überstrahlen. Heuke mußten die beiden bald weiter, denn wieviel gab es. Heuke noch zu besuchen, und sie wollten doch gerne frühzeitig fertig sein. Knecht Ruprecht war schon aus dem Fenster gestiegen, da stand das Christkind noch immer mit emporgehobenen Händen im Zimmer und segnete es. And es sagte: „Wer an diesem Weihnachten den lieben Gott so recht aus vollem Herzen und voller Liebe um etwas bittet, dem sei es auch erfüllt!" Nach dem Segen war Christkindlein zum Fenster hinausgestiegen und stand wieder im hohen Schnee neben dem guten Knecht, der unge duldig mit seinen schweren Stiefeln hin- und Herstampfke. Die Schneeflöckchen konnten sich gar nicht genug recken, um das Christkindlein genau zu sehen; und da es ja alles weiß, was jeder denkt und sinnt, wußte es auch die Gedanken der Flöckchen, und es hob seg nend die Hand. Da begann der Schnee zu leuchten und zu glitzern, als seien Millionen feiner Silberstäubchen darüber ausgestäubt. Da neigten sich die Flöckchen gan» dankbar. Die Gartentür wagte gar nicht zu knarren, und erst als der Schlit ten und Christkindlcin und Knecht Ruprecht welker sausten, da begann überall, wo nur ein Flöckchen lag, ein leises Raunen und Wispern. „Wie schön das war, wunderschön," meinten sie alle. „So ein Glück haben nur wenige, alles so nahe zu sehen." Die Gartenlaube, die nun wieder die Tonangebende sein wollte, behauptete, sie habe am meisten gesehen, denn sie sei die größte. Die Pumpe wollte sich das nun nicht gefallen lassen und es begann ein kurzer Streit zwischen den beiden, den die freundliche Tanne schlichtete, indem sie sagte, keiner von beiden hätte das meiste gesehen, und davon könnten nur die Flöckchen auf dem Fenstersims reden. Da ließen die zwei voneinander ab, und nun wurden die mit Fra gen bestürmt, die das Christkind mit seinem Begleiter so ganz aus der Nähe gesehen halten. Die fingen nun auch gleich an zu erzählen, als hätten sie nur darauf gewartet, gefragt zu werden. ... Die andern Schneeflöckchen lauschten ganz still und andächtig und bedauerten nur, keinen Blick in das Meihnachtszimmer tun zu können. Aus einmal kam der Mond hinter den Wolken hervor und schalt: „Wollt ihr wohl schlafen, ihr geschwätzigen Dinger. Mich schickt das Christkindlein, denn ihr sollt morgen frisch und nicht müde sein." Da schwiegen sie ganz erschrocken still und schllesen ein und träum ten, daß ja nun bald richtig Weihnachten sei, und dann würden sie schwätzen können, so viel sie wollten und noch viel, sehr viel mehr zu sehen bekommen.