Volltext Seite (XML)
! figurieren, der morgen seinen Antrag blieb nichts mehr zu machen, wiederholt, wenn sollte Sybille nach als Rettungsobjekt die Sache nun auf Und sich. man Ihn heute abgewiesen hat. Sophienwalde rüberlaufen und anbieten? Nein, nach dieser Seite hin jeden Fall verfahren. Da war Während er mit weitausholenden Schritten und etwas hängendem Kopf über die Felder lief, stellte er allerlei Vermutungen nn, weshalb die Rückkehr wohl vor dem beabsichtigten Zeitpunkte erfolge. Ls konnte sein, daß... Aber nein, diese Möglichkeit war Sternengut. Sie nur zu erwägen, bedeutete Torheit... Aber Torheiten zu begehen, ist ja das Privileg menschlicher Schwäche. Und so machte auch Joachim von dem Privileg Gebrauch und dachte: „Vielleicht hat Sybille doch noch in letzter Stunde Einsehen gehabt und kommt, um zu helfen, zu retten,— sofern noch etwas zu retten war. Denn das galt als der springende Punkt: wohl sckon zu spät. Reedern, scheu und unsicher geworden, näherte sich Sybille vorläufig nicht wieder. Schließlich überhaupt nicht mehr. Er konnte doch unmöglich als gesinnungsuntüchtiger Liebhaber „Verrückt und Blödsinn ist nach meiner Fähigkeit, .arithmetische Gesetze zu erkennen, 1 -s- 1, also 2 und nicht t. Angenommen, es sei beides. Ich werde doch immer nur eins tun, nämlich nach meinem Ermessen entscheiden." „Und wirklich diesen Brief schreiben?" fragte Frau Melanie mit Ekstase. „Hoffentlich nicht. Das heißt, wenn Edith morgen anders denkt. Aber ich befürchte leider, daß sie es Nicht tut!" Melanie Wesses geborene von Stranz, hatte Eile, das Zimmer zu verlassen. Voller Empörung und Zorn. So mochte er doch. Edith hatte ja von jeher allen Willen gehabt. Die Befürchtungen Burmanns traten ein. Schon in der Frühe de« nächsten Tages erinnerte Edith ihn an sein Versprechen. Da schrieb er. Am übernächsten Tage wollte er in Heffelvörbs sein. — Nch tat er, wenn sie ihre Ratschläge angebracht hatte, § wieder? Ihr Aufenthalt auf Wangerooge war doch bis gerade das Gegenteil von dem, was sie gewünscht. ! Milte August vorgesehen gewesen. „Dafür hat man nur ein Wort. Das ist... verrückt. ! lieber Georg Wilhelm. Das ist Blödsinn!" 3. Kapitel. " Nun ja, Joachim hatte diesen Bescheid erwartet. Er war mit diesem Gedanken heimgefahren und hatte das erdrosselnde Bewußtsein, eine glatte Ablehnung zu er- halten, von gestern nach heute mit herübergeschleppt. Und da lag nun ja die Bestätigung seiner Vermutungen In Gestalt dieses Briefes, dessen Weiß ihn grell angrinste, als käme ein Hohnlächeln von ihm her. Er hatte ihn nicht in Grimm und Zorn weit von sich geschleudert. Beileibe nicht. Sondern ganz sachte, ganz resigniert beiseite geschoben. So wie sichs für eine Todes anzeige gehörte. Denn dieser Brief enthielt eine solche; Heffelvöroe war damit für ihn tot. Nur die Bestattung stand noch aus. Aber die kam auch. Kam ganz sicher. Samuel Borscht würde sie schon in Szene setzen. Er hatte darauf sein verbrieftes Recht und besaß außerdem Routine für derartige Dinye seiner Regiekunst. Er würde alles sehr einfach zugehen lassen. Dekora tionen brauchte er gar nicht. Nackte Szene. Ehrensalven über das Grab des guten Hesselvörde weg gab's nicht. Es ging still, ohne pomphaften Lärm, ohne klingendes Gepränge dahin. Mit Samuel Borscht kam vielleicht ein halbes Dutzend Kauflustiger. Vielleicht auch ein Dutzend. Die würden dann vom Keller bis unter das Dach klettern, ihre neugierige Nass in jeden Winkel stecken und blutige Kalauer reißen. Am Ende drehte Samuel Borscht einem von ihnen die liebe Sandklitsche auch an. Und nächstes Jahr um diese Zeit war dann hier schon alles ganz anders. Ein neuer Herr saß auf Hesselvörde... Vielleicht hieß er Samuel Borscht, wenn der beim .Andrehen' kein Glück gehabt. .Samuel Borscht auf Hesselvörde'. Das gab eine nette Visitenkarte. Und was würde auf der von Joachim von Brandt stehen?. Vielleicht, ja wahrscheinlich hatte der das nötige Geld nicht, sich überhaupt eine drucken zu lassen. Und wenn schon. Staat konnte er damit doch nicht machen. Denn: .Joachim von Brandt, Droschken- kutscher' oder .Joachim von Brandt, Gepäckträger', das sah doch zu madig aus. Das war ja zum Schreien.... Nun war er glücklich wieder in das Gewässer blutiger Ironie geraten. Na, das war ein stinkender Tümpel, in dem man nicht ertrinken mochte. Und so erhob sich denn Joachim von Brandt aus seiner zusammengesunkenen Haltung mit einem hastigen Ruck und nahm Hut und Stock. Raus wollte er. Aufs Feld. In den Wald. Frische Luft um seine pochende Stirn wehen lassen. Als er über den Hof ging, kam ihm der Depeschen- ote entgegen. ^Was gibt's? Für mich? Schön. So, danke!" ; Er riß das Formular auf und las: H „Bitte Wagen heute abend 8 Uhr Iderstedt. Malve von Eberty." Nanu l Heute schon kamen Tante Malve und Sybille selbst wenn Sybille jetzt die beste Absicht hatte, das Hessel vörde drohende Schicksal aufzuhalten. Und mit dem Er fassen dieser Gewißheit ging die törichte Vermutung Joachims einen stillen Weg seitab — um nicht wieder zukommen ... ... Schließlich — nun packte die bittere Ironie Joachim von Brandt wieder — war der Sezessionist Helm, Holm oder wie der Kerl hieß, mit heimlicher Empfehlung auf und davon gegangen, weil er des Flirts müde geworden oder die in Aussicht stehende Hotelrechnung ihr fürchter liches Medusenhaupt erhoben. Es sollte ja Leute geben, die kein Geld besaßen ... Und Sybille kehrte nun heim, um in der Einsamkeit Hesselvördes ihrem verlorenen Glück nachzutrauern und alte Jungfer zu werden... . Joachim riß sich im Aerger über sich selbst energisch zurecht. War er deswegen von zu Hause fortgelaufen, l/I um hier draußen unter Gottes freiem Himmel das alte ' Lied von vorne anzufangen? Sein Leben schattete doch wahrhaftig ernst genug, daß ihm die Lust zu ironischen Betrachtungen vergehen mußte. Oder zeitigte Ernst Ironie? Es schien ja fast so. Ob lustige, sorglose, geld satte Seelen auch ironisch sein konnten?... Es war fürchterlich! Nun auch diese Fragen noch! Kam er denn nicht endlich los? Sein Blick sprang auf und flog in strenger Klarheit über die weiten abgemähten Ackerstücke hin. Hinauf und hinab liefen die Reihen der verregneten schwarzen, zum Teil ineinandergefallenen Roggenmandeln. Der frische Wind blies sie seit heute morgen in herber, gesunder Rücksichtslosigkeit an und saugte ihnen die zur Fäulnis führenden Wassermassen aus dem Mark. Dieses klingende Wehen aus Ost gab nachahmenswertes Beispiel. Ein tiefer Atemzug hob und senkte Joachims Brust. Pfeifend ließ er den derben Stock aus knotig gewachsener Hain buche durch die Lust sausen. Nein, er wollte ein ironi sierender, kopfhängerischer Trauerkloß nicht länger sein. Wie es auch nun kommen mochte — ganz böse am sichersten —, er würde sich schon durchbeißen. Das Leben sollte nicht i h n packen, sondern er würde es mit beiden Fäusten an den Schultern nehmen und rütteln, daß es irgendwo und irgendwann ein Stückchen Eures für ihn doch noch abwarf. Er wollte es wahr werden lassen, das alte Wort des alten Geschlechts derer von Brandt: „Ein Brandt scheut hundert Teufel nicht, wenn auch sein letztes Schwert zerbricht!" Am Abend fuhr Hinrich Basch zur Bahn. Joachim hatte überlegt, ob er seine Damen selbst abholen sollte, und war fast dazu entschlossen gewesen. Schließlich hatte er sich aber doch dafür entschieden, das Wiedersehen daheim zu feiern. Schon mit Rücksicht darauf, daß es ein einwandfrei frohes doch nicht sein würde, (Fortsetzung folgt.) Knab,