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Der Barbara-Tag. Sm den Gedenktag der heiligen Barbara (4. Dc- zeinber), die im dritten Jahrhundert wegen ihres UebertrittS zum Christentnm von ihrem eigenen Vater enthauptet wurde, heftet sich besonders der uralte Glaube an die Glückskraft blühender Zweige. Ans diesem Glauben heraus ist der Brauch ent standen, am Barbaratag knospenbesetzte Zweige von Blütenbäumen ins Wasser zu stellen, um sie bis zum Christtag zum Blühen zu bringen. Oeffnen sich die Blüten pünktlich, so bescheren die „Barbarazwrige" dem Hause Glück und Segen, fallen die Knospen da gegen vorzeitig ab, so drohen Kummer und Sorge. Der Glaube an die Wachstumskraft des Barbaratages hat sich in manchen Gegenden, so namentlich in einigen Teilen Tirols, so eingenistct, daß besonders abergläu bische Bauern sogar immer wieder den kühnen Versuch machen, im Freien stehende Kirschdäume zum Blühen zu bringen, indem sie unter dem Baume Kalk ein graben und darauf geweihtes Wasser gießen. Und wenn der Versuch auch in keinem Jahre glückt, so läßt man doch nicht davon ab, denn einst in alter Zeit, so erzählt die Sage, sollen am Weihnachtstage wirklich alle Kirsch- und Apfelbäume geblüht haben. Der Brauch, mitten im Winter Knospenzweige zum Blühen zu bringen, reicht in ganz frühe Zeit zurück, denn von jeher betrachtete man die winterliche Blühkraft als besondere Zauberkraft, weshalb auch die Berührung solcher Zweige geheimnisvolle Kräfte verleihen sollte. Da die heilige Barbara sich ihr Leben lang gewei gert hatte, sich zu vermählen, so gilt sie auch als Pa tronin aller unverheirateten Frauen. Außerdem ist die Heilige aber auch die Schutzheilige der Artilleristen und Pulverarbeiter, weshalb man in katholischen Län dern ihr Bild oft an Zeughäusern sehen kann. Auf den Gemälden der älteren Meister ist die heilige Bar bara häufig mit St. Katharina zusammen dargestellt. Berlin von dazumal. Ans den ersten Anfängen der Berliner Straßenreinignng. Cs ist immer lehrreich, in alten Urkunden zu blät- iern; sie enthüllen mehr von der Kultur verflossener Jahrhunderte als zuweilen dicke Bändet so schuf der Vater Friedrichs des Großen, König Friedrich Wil helm I. durch eine Kabinettsorder vom 27. März 1735 die Strastenreinigung in der preußischen Hauptstadt. Der Bckehl lautet wörtlich: „Mein lieber Gene ral von Natzmer! Ich befehle hierdurch, daß Ihr in den Quartieren, wo das Regiment Gensdarmes lieget, die Bürger und Besitzer der Häuser dazu anhalten lassen sollt, daß solche vor ihren Häusern die Gassen fegen und den Treck ani einen Haufen bringen lassen, auf daß solcher durch Karren weiter herausgeiahren werde. In den Gassen, wo noch nicht gepflastert morden ist, soll wegen des Fegens noch nichts geschehen, die an deren Straßen aber müssen sämtlich beständig reine und proper sein, ohne einige Ercuse. Es sollen auch die Bürger dazu angehalten werden, daß es vor ihren Häusern allemal gepflastert sei, daher diejenigen, so vor ihren Häusern noch kein Pflaster lassen machen, solches noch thun müssen. Ihr sollte auch in den Quartieren Eueres Regi ments Acht haben sollen, daß kein Pferdemist, Noth, Unfläthereien noch andere Unreinigkeiten aus die Straße hinausgemorfen werden. Es haben die Leute auch zwischen dem Potsdamscheu Thore und Friedriw- Durch eigene Hand. Roman von B. Corony. 8. FvrKvtzaag. Wie eine Gewitterwolke ost jäh den Horizont ver düstert, so wurde der Ausdruck seines Gesichts finster und fast unheildrohend. Die alte Dame, die mit betrübter Miene vor sich niederblickte, merkte es nicht. „Nein, Carolas Herz ist nicht mehr frei", sagte sie leise. „Sie haben offen nnd ehrlich gesprochen, und ich bin Ihnen ebenfalls volle Aufrichtigkeit schuldig. Keinem anderen würde ich die Zukunft meiner Tochter so gern anvertraucn wie Ihnen. Aber Carola hat be reits gewählt. Ich wollte, cs wäre nicht geschehen,- denn ich bin außerstande, mich mit ihrer Wahl so recht einverstanden erklären zu können." „Nnd dennoch haben Sie Ihre mütterliche Autori tät nicht geltend gemacht?" Tas klang so schon und tadelnd, daß Fron von Toppellwf beinahe erstaunt emporsah. Tr Hagen schien zn fühlen, daß er sich von seiner Erregung zu weit hatte hinreißcn lassen „Verzeihen Sie meine Heftigkeit, gnädige Fron, aber dos Glück eines so teuren Wesens darf doch nicht gefährdet werden! Nnd wenn Sie kein Vertronen zu Lem Manne hoben, dem es vielleicht durch glänzende Aeußerlichkeiten gelungen ist, dos unerfahrene Mäd chen zu blenden, io wäre cs besser, noch jetzt eine andere Entscheidung zn treffen. In dem alten Sprichwort „Besser kurzer Schmerz als lange Reue" scheint mir tiefe Lebensweisheit z» liegen." „To gebe ich Ihnen ganz recht, lieber Doktor. Man muß jedoch auch die Verschiedenheit der Charaktere in Betracht ziehen Carola zeigt in allen Lingen eine solche Entschlossenheit und Ausdauer, die eigentlich mit ihrem jugendlichen Alter in Widerspruch stehen: sie ist in mancher Hinsicht stärker als ich. Sie hängt aller dings mit innigster Zärtlichkeit an mir und würde meinen angstvollen Bitten wohl kaum ein hartes „Slein" entgegensetzen, aber vermag denn ein mensch liches Ange überhaupt zn ergründen, was die Zu kunft unter ihrem Schleier verbirgt? Weiß ich denn, wa.S meinem Kinde zum Glück oder Unglück gereicht Sie liebt den jungen Mann — sic würde vielleicht ver- ainioml und verdüstert durchs Leben gehen, wenn ich sie von ihm trenne. Carola gehört, glaube ich, zu den Fronen, die ihr Herz nur einmal verschenken — aber daun für ewig. Ucbrigens habe ich bis jetzt gar t iii.n Grund, ihre Wahl für eine unwürdige zu er- beschrän nur der kein aus Ben den Büchereien der Welt ist die von Ludwig XIV. Sie ster, so auf die Karren mit Acht hat, gehalten werden soll. Es werden diese Karren nächstens fertig und Alles dazu angeschasft sein. Inzwischen und bis dahin müssen die Straßen doch eben auch gefegt und Alles reinlich halten werden." RcichSvankvizePräsidcnt Tr. Kauffmann, der wegen Erreichung der gesetzlich festgesetzten Grenze von 65 Jahren am 4. Dezember von seinem Posten zurücktritt. Sein Scheiden stellt einen recht schweren Verlust dar. Was mancher nicht Weitz. Der Ausdruck Amtsschimmel hat mit der Tierwelt nichw zu tun. Schimmel bedeutet in diesem Zusammenhang viel mehr den Schimmelpilz der sich ans lange Zelt lagernden Akten bildet. * Ungeheuerlich ist die Widerstandsfähigkeit der Bazillen. In dem unterirdischen vollständig mit Kochsalz erfüllten Wasser des Salzbergwerkes von Wicliczka in Galizien wurden solche unter einem Druck von 200 Atmosphären lebend anfgefnnben. gegründete Natioualbiblivthck in Paris die größte, enthält 1500 000 Bände, 880 000 Flugschriften, 180 000 Mann ikripte, 800 000 Landkarten, 1300 000 alte Drucke und Kupfer stiche und fast 180 000 Münzen. Die Blüten der Pflanzen der Polargcgcndcn kcn sich ans die Farben gelb, weiß nnd pnrpur. In Japan sind große Kirschbaumplantagen Blüte wegen angelegt. * Die Särge der altägnptischcn Mnmien sind Holze einer Fcigcnart, der Sykomvre, hcrgestellt. * Scherz und Ernst. tk. Ter „Blaufuchs" wird seines Pelzes wegen sehr geschätzt. Man nennt so den Polarfuchs im Som merkleid wegen dessen Farbe. Im Winter ist er weih wie so manche Tiere seiner nordischen Heimat. Eigen artig ist an seiner Lebensweise, daß er im Gegensatz zu anderen Raubtieren im Sommer Nahrung für den Winter sammelt, besonders Vögel, die er in Eis und Schnee versteckt, sodaß sie sich hier gut konservieren. Uebrigens kann er auch mehr als andere Tiere große Kälte ertragen, ohne in Winterschlaf zu fallen. Heute begann man in Deutschland schon mehrfach mit der Zucht von Blaufüchsen, z. B in den bayerischen Alpen. Sie ist nicht leicht, lohnt sich aber des wertvollen Pclzwcrks wegen. Dt. klaren. Möglicherweise macht mich ein Vorurteil un gerecht —" „Es ist wohl Ihr Wunsch, diese Verlobung bis auf weiteres geheim zu halten?" „Allerdings. Ich möchte Zeit gewinnen, nm be obachten zu können." „Dann darf ich natürlich weder hoffen noch bitten, daß Sie mir nähere Mitteilungen machen?" Tr. Hagen erhob sich. Aber die alte Dame emp- sand sein Scheiden wie einen Schmerz — ja mehr noch, cs kam ihr vor, als verliere sie plötzlich eine starke Stütze und stehe allein aus sturmumbrauster Heide. Lie war gewohnt gewesen, ihn fast bet jeder Gelegen heit zu fragen: „Was meinen Sie, mein lieber Dok tor? Sind Sie der Ansicht, daß ich recht tue? Würde« Lie mir zu dem oder jenem raten?" Ein Gefühl plötzlicher Hilflosigkeit veranlaßte sie, seine Hand zu ergreifen und mit von verhaltenem Weinen zuckenden Lippen zn stammeln: „Nein, nein, lieber Doktor, so gehen wir nicht auscinauLcr. Ich begrabe ja doch in dieser Ltuude meinen liebsten Wunsch Aas ich anderen gegenüber als Geheimnis betrachtete, braucht Ihnen kein solches >n bleiben. Ich denke viel zn hoch von Ihnen, lieber Frennd, als daß ich Lie nicht gern in alles einweihen sollte. Sie kennen den Herrn, der meiner Tochter erste nncntwcihte Liebe besitzt. Es ist Günther v. d Heoden." „Er?" ries Hagen, nnd es stammle wie iahleS Blitzeslenchten in feinen stahlgrane« Angen auf. „Gnädige Fran, ich fürchte, Lie haben sich übereilt, in dem Lie Ihre Einwilligung zu diesem Bunde gaben. Die Familie v. L. Henden steht nicht im besten Rns." „Ich weih, worauf Sic anspiclen. Günters Bruder galt für sehr leichtsinnig." „Er mußte sogar die militärische Lausbahu anf- gebcn uud sich im Ausland einen neuen ErwerbSzweig suchen. Bisher haben wir jedoch noch nicht gehört, ob er drüben über dem Ozean ein anderer gc- worden ist." „Leider — nein. Toch kann Ginster nicht troy- dcm ein höchst achtnngSwerter Charakter icin?" „Ich bestreite Liese Mögliästen nicht, aber ich meine, Sie hüllen sich davon überzeugen sollen, ehe Lie ihm gestatten, uni Carola zn werben " „Die beide» haben sich am dem den ach bar: cm Gu: Brachwitz kennen gelernt, wo v. d Hemden Verwaner ist. Lauge, lauge sträubte ich mich, Carolas Bitten nachzugcveu. Ler junge Mann Hai eigentlich gar leine Anssichtcn, er wurde mir aber als ein sehr tüchtiger, fleißiger und solider Menich geschildert. Leiue Kenntnisse auf dem Gebiete der Landwirtschaft pacn eure Kitte gemacht, worinnen sie Len Schweinemist und andere Unfläthereien werfen, welches einen solchen Stank verursacht, daß die Ltadt davon inficiert wer den möchte: dies soll nicht mehr sein, sondern cs soll dergleichen vor Lie Mauer ganz weit abgebracht wer den, damit Ler Gestank vor Lie Stadt hinaus komme, welches sowohl für die Gesundheit sein, als zur Pro- vretö lNeinlichkeit) gereichen wird. Damit es auch an nichts fehle, die Stadt beständig rein zn halten, so habe ich bereits Ordre gestellt, daß 28 Dreckkarren gemacht und unterhalten werden sollen, davon aus der Friedrichstadt 8 Karre«, auf Ler Doro- theenstaöt 4, in Cölln und auf dem Friedrichswcrdcr 8 uud in Berlin nnd Nen-Cölln 8 beständig bleiben, auch für jede von gedachten Städten ein Straßenmci- Sonvnbcud, 1 Dezember. 3.00—4.00: Deulscöc Welle, Berlin * 3.00: Cinheus'urz sclnist. X- 3.38: Postrai Behrend: Csperamo * 4.30—6.00. Nnchmitlngskonzcn des Leipziger Nnndsnnkorchesters Diri- gcnl: Hilma: Weber. * 6.18—6.30: Fnnkbastelstnndc. * 6.30 bis 6.15: Wie bleiben wir gesnnd'c * 6.48—7.15: Funkschach. A Klinke-Chemnitz: Das schwarze Schniupunktgesüge * 7.10 bis 7.45: Arbeusmarkc nnd ArbevsmarktpoliUk unter befand. Benieksichim. o Bcrhästniße in Lachsen vam Landesnnu süi Arbeiisbermiulnng, Dresden: Reir-Nm Urban: Die preße det Arbeusmarktcs (Tie Erwcrbsloscuwrsmge.l * 7.45—8.15: Dr.-Ing K H Friedmann: Bam Rechenbrett bis znr Rechen maschine. * 8.15: Meuervoraussaac, Zeitangabe 8c s.30; Sächsisches Lachen. 4- 10.15: Tanzmusik ocrvurgen wenigstens, oap er Krvuecl dereinst vorzüg lich verwalten wird. Und so ließ ich mir denn meine Eiuwilligmlg endlich abschmeicheln unter der Bedin gung, daß die Verlobung erst in einem Jahre ver öffentlicht werden soll, weun ich mir ein sicheres Ur teil über meinen künftigen Schwiegersohn gebildet habe." Während Frau vou Doppelhos sprach, vermochte sie nicht den Blick von Dr. HagenS grauen, ungemein fesselnden Angen abzuwcndem Es war, als schöpfe sie Mut aus ihucu. „Lie dürfen nicht im Zorn von mir scheiden, lieber Hagen. Sie dürfen mich nicht verlassen in dieier schweren Zeit", seufzte sic, sich znrücklehucnd. „Ihucu zürnL« — Lazu habe ich kciuen Grund, denn Lie haben mir ja kein Versprechen gegeben und es gebrochen", crwidertc er. „Aber ob ich jemals wieder hierher kommen kann, daS ist eine andere Frage. Ter Selbsterhaltungstrieb wird mich wohl zwingen, Krönest künftig zn meiden." „O nein, so dürfe« Sic «icht rede«! Aus diesen Worte« klingt mir etwas Fremdes, Unverständliches eistgegen. Lie besitzen doch znviel Kraft und Energie, als daß Sie sich scheuen sollten, den Kamps mit sich selbst anfzuttehmcn. Ich bin eine alleinstehende Frau, uud wenn ich Sie bitte, mir zn Hilfe zn kommen, wenn ich, von Zweifeln gegnält, nicht de« rechten Weg zn finden weiß, so werden Sie mir den erbetenen Beistand gewiß nicht verweigern." „Wenn ich das soll — so muß ich erst ein HZUgcs Versprechen vou Ihueu crbitteu." „Was verlangen Sic?" „Strengstes Stillschweigen über nnserc i ge llvlerrednna Was ich Ihnen soeben anverlraute, muß nesstes Geheimnis zwischen Ihnen und mir bleiben." „Es war nichts, dessen Sie sich zu schämen brauchten." „Nein, aber eine schmerzende Wunde verträgt keine Berührung. Wenn ich auch ferner hicrher- kommcn soll, so darf Carola keine Ahnnng von meinem Geständnis haben. Ich will nicht, daß sie ihre Unbefangenheit mir gegenüber verliert. Den Schmerz über meine getäuschten Hoffnungen werde ich ja wohl verwinden, wenn cs auch nicht leicht sein wird: Leun ich verfolge höhere Ziele, bei denen die Liebe in Len Hiniergrnnd tritt. Aber wenn Sie wünschen, gnädige Fran, daß die auch mir so teuer gewordene Gewohn heit, als Arzt und Frcnnd in Ihrem Hanse zu ver kehren, ferner fvrtbesteht, dann muß ich aus Ihr un- bedingtcs Schweige« rechne« dürfen." „Ich gebe Ihnen mein Wort, daß keine Silbe von Ihrem Geständnis über meine Livven kommen wird." Tee russische Schachmeister Bogoljubow, der aus dem internationalen Schachturnier in Berlin als Sieger über Rubinstein hervorgegangen ist.