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Ui.s (Nachdrück verboten.) kniffenem aus sich, von DaS wiederholte sich fast an jedem j Abend. So auch heute. fpannung Arno Rückseite samkeit. Am Abend betrat Heßtal ernster und reservierter als sonst das mit allem modernen Luxus ausgestattete Heim des Bankiers. In seiner Brieftasche steckten die Zwanzigtausend, die Elvira ihm bewilligt hatte. „Du mußt mir die Spielschuld noch einmal vierund zwanzig Stunden prolongieren," sagte er leichthin, „Elvira war schlechter Laune, sie weigerte sich, die ganze Summe herauszugeben." Brauns lächelte verstohlen, boshaft und arrogtrttt. Wenn ihm jeder Schuldner so sicher gewesen wäre, wie Arno von Heßtal, so hätte er sich beglückwünscht. Er ordnete den Spieltisch. Das Spiel nahm fÄ2W Anfang. . Arno setzte vorsichtig. Er gewann. / / Das ließ ihn freilich kalt, denn er gewann im Aitfclttg immer. Erst wenn so und so viele Spiäe gemacht würden waren, begannen seine Verluste. bcr als er dann allein war, sank er in sich zusammen. Sie hatte recht, ihn zu verachten. Er war ein Elender. Bisher hatte er noch auf seine Ehre gehalten. Nun er sich aber an dem abscheulichen Anschlag auf des Professors Ehre beteiligt, bezeichnete er sich selbst als einen Gesunkenen. Er starrte finster vor sich hin. „Gab es keine Rettung für ihn?" Wie oft im Laufe der Jahre hatte er sich diese Frage vorgelegt, auf die verschiedenste Weise beantwortet. Das Resultat war immer dasselbe geblieben. Sobald er mit Brauns zusammen war, gewann jener Macht über ihn. Er stachelte ihn auf, verhöhnte, verhetzte, demü tigte ihn, je nachdem. Jener verstand es, ihn an den Spieltisch zu locken und ihm die Tausende beim Spiel abzunehmen. Es war immer dasselbe. Und nun diese abscheuliche Komödie mit Rodel Die Hunderttausend, die er gestern mit einem Auf wand von erheuchelter Menschenfreundlichkeit Rode ge geben, hatte Brauns ihm in die Hand gedrückt und später, nachdem man den Professor betäubt, wieder an sich ge nommen, ebenso auch die Summe, die Rode im Spiel gewonnen. Auch das durch Sammlung zusammengetragene Geld hatte Brauns entwendet. Er war nicht abgeneigt gewesen, mit Arno den Raub zu teilen. Aber das ging diesem denn doch zu weit. Er hatte abgelehnt. Und nun packte ihn ein Ekel vor Brauns, den falschen tückischen Freund, vor sich selbst und sein ganzes Leben. Dies konnte und durfte nicht so weitergehen. Er ging in sein Zimmer, nahm eine Pistole seinem Waffenschrank, lud dieselbe und steckte sie zu Das Schicksal sollte entscheiden, ob er Gebrauch der Waffe machte oder nicht. 20. Hatte Arno zuerst mit Bedacht pointiert, so verließ ihn bald seine Ruhe. Seine Leidenschaft erwachte. Gierig starrte er auf die vor dem Bankier aufgestapelten Geld scheine. Wenn er nur einen Teil derselben gewonnen HAte, dann wäre er imstande, aus eigenen Mitteln die Schuld von gestern zu begleichen. Wenn er Elviras Hilfe nicht mehr "in Anspruch zu nehmen brauchte! Welch eine Erleichterung wäre das für ihn! Aber sobald seine Gedanken zu wandern begännen, wurde er zerstreut und unaufmerksam und verlor. Er besaß nur noch wenige Scheine, als er aus seiner Versunkenheit erwachte. Ein wilder Grimm über seine eigene Fahrigkeit begann in ihm zu kochen. Er hatte sich doch fest vorgenommen gehabt, sü« böses Mißgeschick zu bezwingen, mit aller Anspannung seines Willens zu spielen, um Gewinne zu erzielen. Statt dessen spannen seine Gedanken Luftschlösser, die ja doch niemals feste Form gewannen. Ein leiser Verdacht, bisher nur schattengleich auf tauchend, von seiner Leidenschaft und dem ihn verfol genden Ungemach immer wieder ins Wesenlose zurück gedrängt, begann ihn heute von neuem zu beunruhigen. Er saß wie immer, wenn er verlor, mit finster gekrauster Stirn vor sich hinstarrend da, scheinbar im Banne seiner Leidenschaft, in Wirklichkeit unter gesenkten Lidern hervor mit scharfen, lauernden Blicken seinen Part ner beobachtend. Und da gewahrte er, daß auch Brauns mit einer finsteren Falte zwischen den Augenbraunen und ver- Gesicht vor ihm saß. Er starrte mit aller An- auf die Karten, die er soeben ausgab. folgte seinen Blicken und schenkte auch der seiner eigenen Karten eingehende Aufmerk. Das Herz soll vertrauen Roman von Seifert-Klinger. (21. Fortsetzung.) 1