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zurück, sie werden Dich unv vke Kinder mit offenen Armen empfangen." Seine Stimme war ohne jeden Kiang. Wie er vor ihr stand, mit gebeugtem Rücken und fahlem Gesicht, bot er ein erschütterndes Bild, das Alice tief ins Herz'schnitt. Am liebsten wäre sie an seine treue, starke Brust ge flüchtet, hätte ihn flehentlich um Verzeihung gebeten und den Kampf von neuem begonnen. Aber sie wußte, daß das nicht sein durfte. Sie wäre unterlegen. Ihre Kräfte waren erschöpft, ihre Lebens freudigkeit dahin. Jetzt sah, sie ein, wie recht ihr Vater damals mit allem, was er gegen die Heirat eingewendet, gehabt hatte. Sie liebte ihren Mann auch jetzt noch, mit der ge reiften und geklärten Liebe der verheirateten Frau. Aber sie konnte ihm nichts mehr sein. So matt und hinfällig war sie oft, daß sie kein Wort sprechen mochte. Wenn Klein-Eva die Asrmchen hob, nahm sie wohl das Töchterchen auf den Schoß, hielt ihm die Puppe oder ein anderes Spielzeug hin, aber sich mit dem Kinde zu beschäftigen, oder, wie sie es sich früher so reizend aus gemalt, mit ihm herumzutollen, dazu reichte ihre Kraft nicht mehr. Eine krankhafte Sehnsucht nach ausgiebiger Ruhe, nach ihrem Elternhause, wurde immer mächtiger in ihr. In diesem Sinne sprach sie sich auch gegen ihren Matrn aus. Sie nahm seine Hand und legte sie gegen ihr Gesicht, das so blaß und schmal geworden war. „Ich werde dich immer lieb behalten, Erhard, aber 'die Verhältnisse sind stärker als ich. AL mein Frohsinn konnte ihnen nicht stand- tzalten, ich bin .nicht mehr ich selbst. Daher Habs ich dir auch so ost wehgetan." „Tas erwähne nicht, Alice; denn ich rechne es dir nicht an. Ich weiß, daß du schon lange von einer krank- haften Erregung heimgesucht wirst." Und nach einer Pause: „Könnte ich dir nur helfen — wenn es zum Sommer ginge, würdest du mit unseren Lieblingen auf ein paar Monate verreisen. Aber der November steht vor der Tür — wohin solltest du jetzt mit den kleinen Kindern?" Sie neigte den blonden Kopf nur tiefer. Auch im Sommer hätte sie kein Verlangen nach der in Vorschlag gebrachten Reise gehabt. Jawohl, sie hätte reisen mögen, jeder Nerv in ihr dehnte sich, wenn sie an Meran oder Nizza dachte. Doch man hätte sie nicht dazu bewegen können, in einer Sommer frische Erholung zu suchen, wo sie auf den Verkehr mit Menschen aus untergeordnetem Stande angewiesen ge wesen wäre. Sie war durchaus nicht, wie auch hier ihre Umgebung glauben mochte, hochmütig und anmaßend. Aber die ein fachen Leute gaben sich anders, als Alice es durch Er ziehung und Gewohnheit kannte, ihr Feingefühl wurde in einem fort verletzt, sei es durch die derbe, ungelenke Sprech weise, die Willkür der Anschauungen, oder durch schlechte Manieren. Und sie fand nicht mehr den Mut, mit Humor darüber hinwegzukommen. „Nein, du kannst mir nicht helfen, Erhard," sagte sie traurig, ohne ihre gebeugte Haltung zu verändern, „aber was soll aus dir werden, wenn ich gehe?" „Ein einsamer Mensch," entgegnete er dumpf. Es traf ihn doch wie ein Schlag, daß sie sich bereits mit dem Gedanken vertraut gemacht hatte, ibn zu verlamm. .(Schluß folgt.) Der Einfluß ver großen Städte auf das Klims, Im allgemeinen wird das Klima, wie einer interessanten Studie in den Naturwissenschaften zu entnehmen M in den Großstädten nach drei Richtungen verändert. Ersten» ' wirkt die Verunreinigung der Lust mit Ruß, Staub und Verbrennungsgasen, zweitens kommt da» rasche Weg- schasfen der Niederschläge in Betracht, durch das die Ver dunstungsmöglichkeit herabgesetzt wird, und drittens kommt die erhöhte Lufttemperatur in Frage. Dis meisten Wärmemengen, die in einer großen Stadt frei wurden, stimmen aus der Verbrennung. Die hauptsächlichste Wärmequelle ist natürlich die Kehle. Nach den Berech nungen, die vr. W. Schmidt für Wien ansiellte, werden dort z. B. im Jahre 19131400000 Tonnen Steinkohle, LOOSS Tonn. Braunkohle und 50000 Tonn. Koks in das Gemeiade- gebist cingeführt. Bei vollständiger Verbrennung, Lie I allerdings praktisch nickt in Frage kommt, kann je ein Kilogramm der erwähnten Brennstoffe, 60OO—LV0O, 3500—4500 und 7000—7500 KZ Kalorien liefern. Auch der Anteil der tierischen Wärme kommt natürlich in Be tracht. Leim ruhenden und hungernden Menschen be trögt die tägliche Wärmeentwicklung im Durchschnitt 2300 Kg Kalorien, mit zunehmender Arbeitsleistung und Nahrung steigt sie aber bis auf 5000. Abgesehen von den 2 1 20 000 Einwohnern ist für Wien noch die Wärme entwicklung von 9500 Rindern und 35000 Pferden sowie de» Kleinviehes in Rechnung zu stellen. Durch Derbrennungs- wärme und tierische Wärme werden also im Jahre ins gesamt 7 Millionen Kalorien geliefert. Diese Werte sind noiürlich um so höher, je enger gebaut die betreffende Stadt ist. Schon aus diesem kleinen Abschnitt aus den umfangreichen Berechnungen läßt sich erkennen, in welch überaus hohem Maße die großen Städte Las Klima be» unnufsen müsjen. Eine Alusterleislung im Telegraphieren. Kürzlich nahmen zwei Telegraphisten in der Bundeshauptstadt der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Washington, an einem Tage, in der Zeit von früh S Uhr bis nachmittags 4 Uhr während insgesamt 320 Minuten 15665 Worte auf; an einem weiteren Tage beförderten dieselben Be amten in 344 Minuten gar 16032 Worte über den langen Draht. Allerlei Die Beleuchtung Les Panamakanals. Eines der wichtigsten technischen Probleme bei dem Panamakanal ist die Beleuchtung des Fahrwassers, die den Schiffen auch zur Nachtzeit Lie Benutzung des Kanals ermöglicht. Die amerikanischen Ingenieure haben, wie Lie „Engineering Times" mitteilen, die Frage mit einer interessanten neuen Erfindung gelöst. Die Einfahrt und auch das Fahrwasser auf dem Gatunsee wird zur Nachtzeit durch eine doppelte Reihe von 60 großen Leuchtbojen markiert. Das Inter essanteste an diesen Bojen aber ist, daß die in ihnen an gebrachten sehr weittragenden Blinkfeuer automatisch in Gang gesetzt werden, und zwar durch das Ausbleiben der Sonnenstrahlen. Die Sonnenstrahlen wirken auf ein Ventil, das bei Sonnenaufgang das Blinkfeuer auto- matisch löscht und bei Eintritt der Dunkelheit von selbst wieder entzündet. Das Ventil, durch das dies erreicht wird, besteht aus einem Glaszylinder,- in dessen Innerem sich vier Metallscheiben befinden. Die mittlere Scheibe ist mit Ruß bedeckt, so daß sie die Sonnenstrahlen auflaugt, während dis drei anderen Scheiben poliert sind und die Strahlen reflektieren, Unter der Einwirkung des Sonnen lichtes dehnt sich nun die mittlere Platte mehr als die anderen und diese größere Dehnung wird dazu benutzt, um ein Ventil zu öffnen oder zu schließen, Das Ventil aber führt dem Brennapparat das Azetvlen zu ober ver, hindert die Zufuhr. Im Innern der Bojen ist ein kleiner Dauerbrenner angebracht, der zufließendes Gas sofort ent zündet. Am Tage wird durch die Dehnung der mittleren Metallplatte die Gaszusührung unterbunden, und hj« Poje erlischt automatisch,