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Weißeritz-Zeitung : 08.11.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192611082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19261108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19261108
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-11
- Tag 1926-11-08
-
Monat
1926-11
-
Jahr
1926
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 08.11.1926
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Aelleste Geltung »es »ezirks ! »ept^prel«; Ftr «1n«m M»n»1 r Nrichlmar» »S^ DeranlworllikLer Redakteur: Selk Jevne. - Druck und Verlag: Earl Jebae in DtvvoldlswaUe. Nr. 261 Aaz«t«enpr«r«: W« « MWmel«r »rett« VMtzÄl« rs NttchrpfviMl»«. Etng«sandk »Idd Reklamen IS Meichtpfennig«. Dieses DlaN enlhäll -le amMchru Aekannlmachuoge» -er Amlshauplmannschafl» -es Amtsgerichts «u- -es Sla-trals zu Dtppol-lswal-e i« 92 Jahrgang Montag, am 8. November 1928 i Ml« Antrag, «tn^ln« Nummern 1» M«tch*- pfennlg«. »emetvd« - Perbaad« - ^ro^nt« «ummer Fernsprecher: Amt Mpp»M«- - »alL« «r. L Posts checkonk, »resd«, 171«. WeiheritzZeilung zgg^zeium, md Anzeiger sür Dippoldiswalde, Schmiedeberg «.U Zwangsinnung für das Stelimacherhandwerk Don der freien Stellmacherinnung zu Dippofdiswalde Ist die Errichtung einer Swangrlnnung für das Stelimacherhandwerk im Bezirke drS Amtsgerichts Dippoldiswalde — ausgenommen den Ort Zohnsbach — mit dem Sitze In Dippoldiswalde beantragt worden. Don der Kreishauptmannschaft Dresden mit der kommi- sarischen Vorbereitung der Entschließung auf diesen Antrag be auftragt, mache ich hierdurch bekannt, daß die Aeußerungen für oder gegen die Errichtung dieser Zwangsinnung schriftlich oder mündlich in der Zeit vom 11. bis mit 20. November d. Z. bet mir abzugeben find. Die Abgabe der mündlicben Erklärungen kann während des angegebenen Zeitraumes nur an Werktagen vor mittags von 9—12 Uhr im Rathaus, hier, Zimmer Nr. 17, er folgen. Ich fordere hierdurch alle Handwerker, die Im Nebelte Ser Umtsgevicktr vippoldirwaide, ausgenommen den Ort Zohnsbach, Sa; Srellmacbei'bandwei'K betreiben, zur Abgabe Ihrer Aeußerung auf. Es sind nur solche Erklärungen gültig, die erkennen lassen, ob di« Erklärenden Ser Errichtung der Zwangsinnung zustimmen oder nicht. Nach Ablauf der oben bestimmten Frist eingehende Aeußerungen bleiben unberücksichtigt. Di« Liste mit den eingegangenen Erklärungen für und gegen Errichtung einer Stellmacherzwangsinnung wird alsdann vom 25. November d. Z. ab zwei Wochen lang Werktags vormittags von 8—t2 Uhr im Rathause, Zimmer Nr. 17, zur Einsicht und Erhebung etwaiger Widersprüche der Beteiligten öffentlich auS- gelegt. Einsprüche, die nach Ablauf der oben festgesetzten Aus- legungsfrist eingehen, bleiben unberücksichtigt. Dippoldiswalde, am 6. November 1926. Der Kommissar: 0e. Konoid, stellv. Bürgermeister. I Msi«> MM «IW-VW e r-s^pWI MUri Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die letzten Oktober- und ersten November- Sonntage und im ganz besonderen der erste November-Sonntag, das sind die Kirmestage. Was an ihnen landauf, landab an Kirchweihfesten stattfindet, übertrifft alle anderen Sonntage des Jahres. Nun war wohl früher Kirchweih ein kirchliches Fest, unsere Zeit hat ihr ein wesentlich weltliches Gepräge gegeben. Kirmes ist ein Tag, wo man gern Freunde und Bekannte besucht und mit ihnen einige frohe Stunden verlebt. Der Tisch ist nun einmal an diesem Tage reichlicher bestellt, der Kuchen ist auch da, da kommts auf ein paar Esser mehr oder weniger gar nicht an, da ist man gern gesehener Gast, umsomehr, als die Natur, meist in trübem, dickem Nebel so gar nicht mehr zu einem Ausflug einladet. Auch zu unserer Kirmes, gestern und heute, Isis nicht anders. Ab und zu wollte am Dormittag wohl die Sonne durch die Wolken kommen, aber sie besann sich doch anders: nach mittags kamen die „böhmischen Nebel" über den Erzgebirgskamm und brachten Regen. Nun, der Kirmesfeier, die sich, wie gesagt, im trauten Heim abspielt, tat das keinen Abbruch. Die Zahl der Kirmesgäste war auch dies Jahr groß, umsomehr, als am Dienstag wieder Feiertag ist und daher am Montag viele Be triebe ruhen. Unser Bähnchen konnte die vielen Kirmesgäste kaum heraufschaffen. Am Dormittag mußte der 11-Uhr-Zug in zwei Teilen gefahren werden, aber auch abwärts hatte der Ngch- mittagszug einen Vorläufer um V-5 Uhr. Nach all dem vielen Essen und Trinken gehts, das ist bei uns so Brauch, am Kirmes- sonntag abends zum Konzert des Männergesangvereins. Diesmal fand es im Schützenhaussaale statt. Es ist seit Jahr zehnten bekannt, daß an ihm etwas vorzügliches geboten wird, auch dieses Jahr, das sei gleich vorausgeschickt, war das Pro gramm wieder sehr gut zusammengestellt und für den solistischen Teil in Frl. Edeltraud Kettner eine besondere Kraft gewonnen worden. Auf 8 Uhr war der Beginn festgesetzt, und wenige Mi nuten nach dieser Zeit setzte auch die Musik ein. Schon das muß günstig stimmen, wo bei uns fast alles unter großer Un pünktlich leidet. Aber die einzelnen Nummern wirkten für sich selbst. War bei den Musikstücken auch ein Fehlen der Miktel- stimmen festzustellen, so darf man doch von dem Gebotenen voll befriedigt sein, vor allem wirkte die Fantasie „Aus der Jugend zeit" durch die Reinheit der Töne bei allen Instrumenten außer ordentlich ansprechend. Die Männerchöre zeigten in allem die führende Hand und ein kräftiges Erfassen und Einpassen aller Stimmen durch den Liedermeister Alfred Börner. Mag sein, daß das erste Lied „Wie die Blümlein draußen zittern" durch das etwas Schleppende seiner Melodie nicht allenthalben ansprach, umsomehr tats der „Maientanz" in seiner Frische und Natür lichkeit der Wiedergabe. Eine ganz besondere Note muß man aber dem Vorträge des Liedes „Im Rolandsbogen" erteilen, das im zweiten Teile des Programms gesungen auch wirklich eine Steigerung aller gesanglichen Kräfte des an 49 Stimmen starken Chores bedeutete. Nicht weniger schün war auch „Friedrich Rot bart , ein Männerchor mit Orchester, wenn hier vielleicht auch ab und zu die Herausarbeikung des Teiles zu wünschen übrig ließ. Wer nicht ganz fest den Sinn des Liedes aus seiner Schul- i Zeit kannte, wird ihm nicht Immer haben folgen können. Als Solistin war, wie schon erwähnt, Frl. Edeltraut Kettner gewonnen worden: am Klavier wurde sie begleitet von ihrem Daker, Tier arzt Kettner. Im ersten Telle sang Frl. Kettner Lieder von Brahms, Im 2. solche von Löns, vertont von Licht. Brahms'sche Lieder sind außerordentlich schwer, Frl. Kellner aber überwand ! alle Schwierigkeiten spielend. Die Steigerung der Stimme bis zu ' ihrer vollen Kraft war glänzend, und dabei von einer Klarheit der Aussprache und einer Tonfülle, daß man fast sagen kann, der Schützenhaussaol ist für sie noch zu klein. Die Lieder des 2. Telles waren leichterer Art, heiterer spielender. Aber auch sie fanden reichen Beifall. Blumen in reicher Zahl wurden Frl. Kellner dargeboten, und das Händeklatschen wollte kein Ende nehmen, so daß sie sich noch zu einer Zugabe entschließen mußte. Ein Barikonsolo trug Fremdenhofbesiher Elauß vor „Das Lied der Deutschen , unterstützt mit einem gedämpften Chorgesang des Deutschlandliedes. Auch ihm wurde Dank durch starken Applaus. leitet. Der Landwirtschaftlichen Haushaltungsschule in Freiberg wurden nachträglich zu ihrem 25 jährigen Jubiläum 25.— M., einem durch Brandfall Geschädigten in Oelsa 19 M. aus der Vereinskasse bewilligt. Hierauf folgte noch eine Debatte über das im Vortrage Gehörte, besonders in Bezug auf Luzerne-An bau, Kartoffelbau und Milchankauf nach Fettgehalt. Manche Städte seien daran, die Mllcheinfuhr zu kommunalisieren (z. B. Dortmund). Das bringe nur höhere Preise für den Konsumenten, dem Erzeuger jedoch keine größeren Einnahmen. Konkrollvereine würden nur Boden gewinnen können, wenn man die Ware nach Gehalt bezahle. Man sprach dann noch über Pflege der Grün- landwirtschaft, über Weideanlagen und Milchviehweide, denen man jedoch nicht so ohne weiteres das Wort reden wollte, endlich auch über Melkmaschinen, deren Betrieb aber noch zu teuer sei. In der nächsten Versammlung, Anfang Dezember, wird Land wirtschaftslehrer Iakob über die Frage der Versuchsringe und deren Vorteile sprechen, mit Rücksicht darauf, daß Landwirt- lchastslehrer Throm beauftragt worden ist, in dieser Sache Füh lung mit verschiedenen Herren zu nehmen. Endlich wurde noch der Mitgliedsbeitrag auf 1926/27 auf 3.— M. festgesetzt und '/«8 Uhr die Sitzung geschloffen, da der Versammlungsraum ander weit benötigt wurde. DIppoldlSwald«. Neuaufnahmen bilden Marksteine in der Geschichte des Vereins „Glück zu!". Recht stattlich war die Zahl derer, die am Sonnabend als Mitglieder einlraten. Präside Behr sprach in längerer, fließender Rede über Zweck und Ziel des Vereins, streift« die Müllerei und die Mahlenindustrie in ihrer Vergangenheit und Gegenwart, beide als ältesten Stand bezw. Erwerbszweig betonend. Er ermahnte zur Treue an den Farben grün-weiß-rot, am Verein und am Vaterlande. Vom bisherigen Zeremoniell war diesmal und damit auch sür die Zu kunst insosern abgewichen worden, als der Treueid durch Hand auslegen auf die Fahne geleistet wurde. Es muß bekannt werden, daß diese Art auhrrordentlch feierlich wirkte. Neu ist die weitere getroffene Bestimmung, daß wie die Burschen auch die Füchse nunmehr grün-weiß-rote Couleur, aber weiß-grünes Band tragen. Nach Begrüßung der krassen Füchse durch den Fuchsmajor Scholze entbot E.-M. Schubert namens des AH.-Verbandes und der Ehrenmitglieder Gruß und Wunsch. „Glück zu!"- und Farben- lled umrahmten die schöne Feier. Dem üblichen Vereinsabend schloß sich eine Fidelitas an. Als Gäste konnten neben den Verkretern des Lehrerkollegiums der Deutschen Müllerschule, Ingenieur Oberlehrer Sacher und Diplom-Ingenieur Schaible, auch einige AH. AH. begrüßt werden, darunter ein Holländer, zurzeit In Venedig tätig, und «Inen aus dem Böhmerlande. Dippoldiswalde. Im Fremüenhof „Stadt Dresden" hielt am Sonnabend der Stenographenverein „Babelsberger" eine außer ordentliche Hauptversammlung und anschließend sein Stiftungsfest ab. In ersterer handelte es sich besonders darum, in Anlehnung an das Geschäftsjahr des Deutschen Skenographenbundes und des Landesverbandes und dessen diesbezüglichen Vorschriften, bas Vereinsjahr auf die Zelt vom 1. April bis 31. März zu verlegen und das jetzt laufende bis 31. März 1927 zu verlängern. Es sollen dann auch die Uebungskurse mit dem Vereinsjahr schließen, Preis schreiben jeweils im Monat März, die ordentliche Hauptver sammlung im Avril stattfinden. Das Stiftungsfest verlief bei mu sikalischen und humoristischen Vorträgen und einem „Festmahl", nicht zu vergeßen auch mancherlei harmlosen Scherzen, in schönster und heiterster Meise und wird allen Teilnehmern In angenehmer Erinnerung bleiben. Dippoldiswalde. Sonntag gegen Mittag wurde Im Tauben- berge, etwas abseits von dem nach Maller führenden Feldwege der 73 jährig« Wettlnstiftslnsaffe Moritz Beyer, früherer Walo- wärter In Löwenhaln, erhängt aufaefunden und polizeilich aufge hoben. B. hat am 5. dS. Mts. ohne jeden Grund das Wettln- stift verlassen und vermutlich schon In der folgenden Nacht die Tat begangen. Gründe, die ihn In den Tod getrieben, sind nicht bekannt. — Die nächste Tuberkulosesprechskunde wird Mittwoch, den 19. November, vorm. von 19—12 Uhr im Diakonat abgehalten. — In der Nacht zum Sonnabend erbrachen unbekannt ge bliebene Spitzbuben die Konsumoereinsverkaufsstelle In der Nord- ' stroße In Kamenz und erbeuteten außer Lebens- und Genußmitteln gegen 159 RM. Bargeld. Welter wurden Einbrüche verübt in die Eisenbahnstationen zu Rabenau und Puhkau. Im erst genannten Falle wurden gegen 39 RM. Bargeld und Fahrkarten aller Art, in Puhkau gegen 79 RM. Bargeld erlangt. Ein welkerer Einbruchsoersuch In die Postagenkur Puhkau mißlang. — Kommunistische Demonstrationen, bezw. Kundgebungen fanden am Sonntag mittag in Dresden statt, die ohne Zwischen fälle verlaufen sind. Als die bereitgehaltenen Pollzeimannschafken nach der Kaserne zurückbefördert wurden, rannte in der Königs brücker Straße ein vollbesetzter Streifer-Großkraftwagen beim Einbiegen nach der Schützenkaserne am Soldatenhelm gegen einen Straßenbaum. Der Großkraftwagen wurde erheblich beschädigt, er mußte abgeschleppt werden. Bel dem Unfall konnte leicht «in Fortbildungsschaler Thiele, der sich gerade an jener Ecke befand, mit erfaßt werden, doch kam der Kraftwagen noch rechtzeitig zum Stillstand. Kipsdorf. Als am Sonnabend nachm. der Hausdiener der „Felsenburg" auf dem Geschirr der Frau Eichler in BärenselS Sepäck eines Schülerinnenheims nach dem Äahnhof Kipsdorf ähren wollte, scheute auf der Talstraße das Pferd wahrscheinlich »adurch, daß ihm der nicht ungeschliffene Wagen in die Hinter beine gestoßen halte und ging durch. Bei der Drogerie Haller bog das Pferd in die nach Oberkipsdorf führende Straße ein. Hierbei schlug der Wagen um, der Kutscher wurde gegen einen Baum nm Grundstück des „Halali" geschleudert und unter den nachslürzenden Gepäckstücken begraben. Als man ihn hervorzog, war er besinnungslos. Der herdeigerufene Arzt, Sanitätsrat Dr. Germar—Schmiedeberg, stellte eine schwere Beinverletzung und eine Gehirnerschütterung fest. Das Pferd kam ohne Schaden da von, auch das Gepäck blieb ziemlich unversehrt. Burt-rsbars. In der 3. Morgenstunde des Sonntags Ist die Feldscheune des Gutsbesitzers Oskar Böhme (Nr. 29) nieder- gebrannt. Man vermutet, daß ein Landstreicher in ihr genächtigt und das Feuer verursacht hat. Das schöne Programm fand ein schönes Ende mit einem humo ristischen Doppelquartett „Ein Abend bei den Leipziger Sängern", das in seinem Inhalt und seinem Vorträge von bester Wirkung war. Um 19 Uhr war das Konzert zu Ende und froher Kirmes- tanz begann, ein schöner Schluß des Kirmessonntags. Dippoldiswalde. Am vergangenen Sonnabend nahm der Land wirtschaftliche Verein Dippoldiswalde u. U. seine Wintertätigkeit wieder auf mit einer Vortrags-Versammlung. Vielleicht war im Hinblick auf die vielen Kirmesfeste hier und In der Umgebung die Zeit nicht allzu günstig, es hatten sich recht wenig eingefunden, nur 22 Personen. Das ist wenig, wenn ein Interessanter und für die jetzt schwer ringende Landwirtschaft inhaltlich wichtiger Vor trag geboten werden soll. Eine Landbund-Vertrauensmänner-^. Versammlung war voraufgegangen, außerdem der Vorsitzende, Oekonomierat Welde, noch ehrenamtlich bei einer Sitzung in Dresden tätig, es wurde daher der Versammlungsbeginn nicht eingehalten, erst mit einstündiger Verspätung, nach ff-6 Uhr, be gann die Versammlung. Postgutsbesitzer Schriftführer Flemming erteilte sofort Sem Redner Dr. Thoering—Dresden das Wort zu seinem Vortrag „Agrarkrisis und Betriebsorganisation". Fast drei Jahre befinde sich die Landwirtschaft in einer Krisis, wie sie sie und auch kein anderer Beruf je erlebt habe. Der Grund liege in der falsch eingestellten Wirtschaftspolitik. Sie sei vor zugsweise auf Ausfuhr von Industrie-Fertigfabrikaten gerichtet, vernachlässige darüber die Landwirtschaft und finde trotzdem nicht Erfüllung ihrer Hoffnungen. Die einseitige Exportpolitik sei falsch, teilweise unmöglich. Hochschuhzölle wurden für die Industrie ein- geführt, dazu wuchs dje Konkurrenz in anderen Staaten. Die Preisgestaltung bei uns, beeinflußt durch die uns im Vertrag von Versailles auferlegten hohen Lasten, machte ihnen ein Konkur rieren leicht. Unsere Industrie-Bevölkerung ist nicht mehr kauf kräftig: dieses, die hohen Steuern, der Mangel an Betriebs kapital, damit zusammenhängend die allgemeine Kreditnot, das sind die Ursachen der Agrarkrisis, dazu das Fehlen der Zölle. So wird Gefrierfleisch von etwa 499 999 Stück Rindern, Milch in großen Mengen aus Dänemark und Holland eingeführt. Auf handelspolitischem Gebiet liege auch die Oeffnung der sog. Preis schere. Wenn man die Krisis beseitigen wolle, warne er vor Optimismus. Sie werde sich bessern, wenn es gelingt, bei der Industrie einen aufnahmefähigen Markt für die Produkte der Landwirtschaft zu schaffen. Auch die hohen Steuern würden sich nur langsam mildern lasten, der verlorene Krieg verpflichte zum Zahlen. Damit zusammenhängend, halte es schwer, Betriebs kapital zu sammeln, die Kreditnot werde bleiben, solange die Land wirtschaft sich nicht rentiere. Auch auf Schutzzölle sei in größerer Höhe nicht zu rechnen. Die Industrie werde das Lieblingskind -er Regierung bleiben. Wenn man alle diese Punkte überschaue, müsse man der Ueberzeugung sein, daß die Sache nicht rosig aus- sieht, nur Selbsthilfe werde helfen, Mehrarbeit, rationellere Ar beit und größte Sparsamkeit. Es heiße also, die veränderten Produktionsbedingungen richtig beurteilen und Ihnen Rechnung tragen, keine Konjunkturpolitik, nicht alles auf eine Karte setzen. Rückschläge, die nicht ausgehallen werden können, würden die Folge fein. Die Unkosten müssen soweit als möglich herabgedrückt werden, um die Preisscheere zu verengen. Am besten gehe das bei der Milchprdduktion. An Löhnen laste sich einfparen, schlechte Milchtiere müssen ausgemerzt werden, Fütterung müsse auf Lei stung eingestellt, dauernde, scharfe Milchkonkrolle geübt werden. Die Einfuhr von Molkereivrodukken müsse abgebaut werden, nicht zolltechnisch, sondern durch Lieferung hochwertiger Ware. Er müsse es als rückschrittlich und für landwirtschaft-feindlich halten, daß die Milchhändler, Molkereien usw. die Milch nicht nach Fettgehalt und Reinlichkeit bezahlten. (In der Debatte fand Red ner damit allseitige Zustimmung.) Mit der Förderung der Pro duktion müsse die Hebung des Absatzes Hand in Hand gehen. Eng verknüpft mit der Milchproduktion sei der Futkermittelbau. Die Grünlandwirtschafk müsse wesentlich gefördert, der Futterbau gesteigert werden. Er empfehle weitesten Anbau von Luzerne, den er in jeder Welse lobte. (In der Debatte wurde allerdings gesagt, daß er für unsere Gegend weniger angebracht sei und sich mehr Rotklee-Anbau eigne.) Die ganze Wirtschaft müsse ein gestellt sein auf den Satz: intensiv führend, extensiv organisierend. Richt der sei der beste Bauer, der die größte Fläche habe, sondern der das meiste ernte. Es gelte, das, was man tue, richtig zu tuen, keine Halbheiten. Zuckerrübenbau sei für kleinere Wirt schaften jetzt lohnend und Futterrübenbau vorzuziehen. Im Kar toffelbau gelle es, bessere Qualitäten zu liefern, viel ausländische Kartoffeln würden jetzt eingeführk. Auch auf Kartoffelkrocknungs- anlagen müsse man zukommen. Wo es möglich sei, müsse erhöhter Winkergerstenbau betrieben werden. Jedwede Bodennutzung müsse dabei aber heute vornehmlich auf die vorhandenen menschlichen und tierischen Arbeitskräfte und das vorhandene Inventar zngeschnitten sein, das alles zweckmäßig ausgenuht werden müsse. Zur Vieh haltung sagte er, daß sich Schweinefleisch im Preise behaupten werde; es bleibe aber abhängig vom Karkoffelbau. Die Fütterung sei noch zu luxuriös. So laste sich noch in jeder Wirtschaft bessern. Klagen nutze so wenig, wie marken auf bessere Zeilen: persönliche Leistungen müssen ausschlaggebend sein. Ernste Arbeit müsse In den Landwirtschaftlichen Vereien durch Vorträge, Skallschauen, Besuch von Beispielwirkschaften, Feldbegehungen geleistet werden. Vor allem aber gelte es, eine tüchtige Jugend heranzubilden, die auf landwirtschaftlichen Schulen ihr Rüstzeug erhalte. Kein Be ruf erfordere so viel geistiges Rüstzeug, wie die Landwirtschaft. Die deutsche Landwirtschaft müsse gesund bleiben und werde dann auch wieder zu dem werden, was sie sein muß, zum Rückgrat des deutschen Volkes. — Mährend des VortrageS war der Vor sitzende, Oekonomierat Welde, eingekroffen, den eine Sitzung Im Wlrkschafksmlnlsterium nm früheren Kommen gehindert Halle. Er dankte dem Vortragenden und gedachte dann des im Laufe des Sommers aus dem Leben geschiedenen Vereinsekrenmikglledes, Oberlandsarskmclster Winker, der während seines dienstlichen Aufenthaltes in Schmiedeberg stellv. Vorsitzender des Vereins ge wesen war. Zu ehrendem Gedenken erhoben sich die Anwesenden von den Plätzen. Begrüßt wurden dann der Redner Dr. Thoering als -er neue Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreis vereins und Landwlrtschaftskchrer Iakob, der als Stellvertreter von Landw.-Assessor Dehnert -le hiesige landwirtschaftliche Schule
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