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Weißeritz-Zeitung : 26.10.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192610266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19261026
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19261026
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-10
- Tag 1926-10-26
-
Monat
1926-10
-
Jahr
1926
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 26.10.1926
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Weitzeritz Zeitung 7 F«r einen Monat 2 i ZutrLLen, einzelne Nummern 1S - Deranlworilicher Redaktem: Selk Zehne. - Druck und Verlag: Larl Zehne in Divvoldlswal-e. Anzeigenpreis: Kit» « Millimeter breit« Vetitzeil« LV Reichspfennig«. Lingefanüt xnd Reklamen SO Reichlpfennige. Dieses Blatt enthält -le amtlichen Bekanntmachunge» -er Amtshauptmannschasl, -es Amtsgerichts ««- -es Sta-trats zu Dippot-iswal-e Pfennig«. v-melnde - Verbandt - »irokont» «Lmmer S Fernsprecher: Amt »Lid« Rr. L Voftsch«»»nle Dresden »»«»- r-aeszeituna M» Anzeiger für Dippoldiswalde. Schmiedeberg a.1» AeLteste Zeitung -es BezirkL Dienstag, am 26. Oktober 1926 92 Jahrgang Nr. 250 OcrtlichcS »»o LSchjischcs sprach dann über die Liste der DVP. und ihre dort genannten Kandidaten und sagte weiter, das; er als unbedingter Gegner des j marxistischen KlasfcnkampfeS für eine bürgerliche Einheitsliste ge- Freitag, am 29. Oktober, abends 8 Uhr f öffenti. Sitzung »er Stadtverordneten zu DiPpolSiswalSe Dl« Tagesordnung hängt im Rathaus« MtS. j wesen sei, die zuerst von der Ortsgruppe Rcuhausen seiner Par tei propagiert wurde. Nach den Erklärungen der Wehrverbände konnte aber die DVP. nicht mikgehen, weil man große Volks teile nicht ohne weiteres von der Verantwortung oder der Re gierung ausschließen könne. Kompromisse würden auch nach der Wahl unbedingt nötig sein und man möchte wünschen, daß auch die Deulschnationalen ihre früheren Beschlüsse revidieren, wenn man keine rote Regierung wolle in Sachsen zustande kommen lassen. 3m weiteren beantwortet er dann die Fragen: wie war «S unter dem alten Regime, was hak die Koalitionsregierung geschaffen, wie soll es unter dem neuen Landtag sein? Zu Be antwortung der ersten Frage lies; er die Zeit von der Revolution vorllberziehen, die Zeit der Volksbeauftragten mit ihren Arbeiter räten, die Wahlen vom 2. 2. 19 mit ihrer sozialistischen Mehr heit, die sozialistisch-demokratische Koalition ab Oktober 1919, den Kapp-Putsch und folgenden Generalstreik, Hölz' Schandtaten, die Wahlen vom 14. 11. 29 mit ihrem Verhältnis von 47 bürgerlichen zu 49 Linksstimmen, das Kabinett Buck-Lipinski, mit dem Be ginn der Aera Zeigner, die letzten Wahlen am 5. 11. 22, die ein Ergebnis von 45:50 Stimmen brachten, da die Zentrumsstimme an die Kommunisten verloren ging. Es kam die Ministerpräsi dentschaft Zeigner, bis die Reichswehr cinrückle und nach einem kurzen Kabinett Fellisch die grotze Koalition zustande kam. Ost habe man erklärt, die grojze Koalition habe nicht verstanden, die sen und jenen Fehler von einst zu beseitigen, das sei richtig, man müsse aber bedenken, daß eine Koalition Nachgeben auf beiden Seiten bedeute, und bei Berücksichtigung dieses Umstandes müsse man sagen, das; viel erreicht worden sei. Was ist an positiver Arbeit in den 2 Jahren der grasten Koalition geleistet worden? Den Augiasstall, der sich in der Justiz aufgetan, hat Bünger ge reinigt und wurde so de» bestgehasste Mann der äustercn Linken. In der Verwaltung wurde die unverantwortliche Gemeinde-Ord nung Zcigners durch eine Novelle abgeändcrt, die in einer 23- stündigen Dauersitzung beschlossen wurde, in welcher sich die bür gerlichen Parteien mit nustcrordensticher Bravour geschlagen häk- ken. Sie gab dem Stadkrak wieder Rechte, sic brachte auch Strafe für Bruch der amtlichen SckweigepsUchk. Beraten und beschlossen wurde weiter das Mohlfahrlsgesctz. dem ja auch 1, später 2 Pro,;, aus der Mietzinssteuer zuslossen. Die WohnnnaSzwanaSwirtschast, der Ueberrest der staalssozialistischcn Wirlschalk dcS Krieges und der Nachkriegszeit, lasse sich leider noch nicht völlig beseitigen, weil nicht gebaut werde, weil die Nachfrage weit grösser als daS An gebot sei. Wenn wir auch eine niedrigere Einwohnerzahl halten, so doch mehr Haushaltungen. Ls fehlten kleine und mittlere Wohnungen: groster Blödsinn aber sei die ZwangSeinguarkierung die nur Verärgerung bringe, weit besser sei da Wohnungstausch unter Erstattung der Umzugskostcn. Eine Besserung sei nur zu erreichen, wenn für die nächsten 2 Jahre ein weitgehendes Bau programm für Wohnungsbau ausgestellt werde und die Woh nungen gebaut würden. Dann sei ein Abbau möglich. Heule aber für Aufhebung der Zwangswirtschaft zu stimmen, würde unver antwortlich sein. Auch in Beamlcnsragen habe die Koalition rei nigend gewirkt, so z. B. in der Polizeiverwaltung. I» Bezug : c» "^llen kulturellen Gebietes traten Besserungen ein. Er, i Acdner, vertrete den Standpunkt, das; wieder eine Form qefun- ! oen werde, nach der der Schulleiter ein gewisses CinarittSreckk r DK Denkschrift Kaisers über daS säckl-sche VolkSschul- wesen habe ein erschreckendes Bild ergeben: sie fordere eine in- i Schulaufsicht und einen einheitlichen Landeslebrplan. In der Demokraten unter Seuferts Führung sei r Schulaufsicht leider keine Acnderung möglich gewesen, der Dippoldiswalde. Gleich der Wählerversammlung der Deutsch- nationalen Volkspartei am vergangenen Sonnabend war auch dm der Deutschen Volkspartei gestern abend im Bahnhotel recht schwach besucht, zudem wurden die Erschienenen zunächst auf eine barte Probe gestellt, weil der Redner, Prof. Dr. Hoffmann- Freiberg, mit fast einstllndiger Verspätung erschien und erst um 9 Uhr nach kurzen Bcgrüßungsworten des Versammlungsleiters, Bücherrevisor Grund, seine Ausführungen begann, die dann für daS Warten allerdings wieder reichlich entschädigt wurden. Prof. Hoffmann war in seiner etwa zweistündigen Rede, außerordentlich sacylich und maßvoll, ohne irgendwelche Schärfe gegen irgend eine Partei. 12 Parteien, so führte er nach einer Entschuldigung für daS Zuspätkommen infolge schlechter Verbindungen auS, werben um die Gunst der Wähler mit mehr oder weniger großen Ver sprechungen. Schicksalsschwer ist für sie die Wahl, denn es Ist nicht gleichgültig, wen sie wählen. Wahlrecht ist Wahlpflicht, wer wählen kann, m u s; wählen, wenn er nur einen Funken Verantwortungsgefühl besitzt. Das VerantwortlichkeitSgesuhl must ihn aber auch leiten, die richtige Wahl zu treffen, nüchtern und klar zu wägen, um dem Staat, der Allgemeinheit und sich selbst zu dienen. BiSmarckS Worte, „treiben wir Politik mit beistem Herzen aber kühlem Kopse" sind leider ost nicht beachtet worden. Keine Träumerei treiben, Politik ist das Erreichen des Möglichen. Nicht Klassenkampf bringt unS vorwärts, sondern Taten sind nötig, VerantworttichkeilSaesühl. Prof. Hoffmann, der mit auf der Liste der DVP. steht, sagte weiter, meiner enge ren Heimat will ich dienen, wenn ich gewählt werde, und ihren berechtigten Wünschen, soweit es möglich ist: ich liebe das alte Deutschland von einst und ich lebe für daS neue Deutschland von heute. Ich hänge am Neuen und werfe nicht alles von Einst über Bord. Achtung am Alten haben, heißt aber auch Mitar beiten am neuen Deutschland, das bedingt Skaatsbejahung. Wir brauchen den Staal als Organ der Ordnung und Sicherheit. Er Dippoldiswalde. C. M. v. Weber gehört zu den an ziehendsten Musikcrgestalken des 19. Jahrhunderts. Seine hohe Vollendung im Dienst der Kunst liest in Weber den hochbegnade- tcn Künstler erstehen, dem das Volk eine so anfängliche Treue und tiefwurzelnde Verehrung entgegengebracht hak, wie wenigen seinesgleichen. Diese Verehrung wär nicht gemacht, sie war ganz natürlich: denn seine Kunst schöpfte unmittelbar aus dem Born der Volksseele. And das zu einer Zeit, da andere GcisteSskrömungen deutsche Lande durchzogen, fremde Kullurkreise das deutsche Wesen und auch die Kunst im Banne italienischer und franzö sischer Herrschaft hielten. In den Jahren der Erhebung fand sich das Volk zur wahren Brudergemelnschaft zusammen. Di« fremde Wesensart wich langsam zurück. Jetzt entfaltete Weber seine gesegnete Tätigkeit, bald als Komponist und Dirigent, bald als Organisator. Was er aus seiner innigen Verbundenheit mit dem VolkSempsinden heraus schuf, das sprach zum Herzen des Volkes — und heule ist «S nickt anders. Darum kein HauS, wo man nicht Webersche Melodien singt oder wenigstens kennt. — Im Verordnungsblatt des sächsischen Unterrichtsministeriums wird folgende Verordnung an die Schulbehörden gegeben: In den letzten Wochen, insbesondere seit dem Eisenbahnunglück von Lei ferde. mehren sich auch in Sachsen die Fülle, in denen Anschläge auf Eisenbahnzüge und Eisenbahnanlagcn vorgenommen werden. Nach der Art, wie diese Handlungen vorgenommen werden (Wer sen mik Steinen nach fahrenden Zügen, tzeranrollen von leich teren Gegenständen auf die Gleise), ist anzunehmen, dast zu einem nicht unerheblichen Teile jugendliche Personen, insbesondere Schulkinder, die Täter sein können. Es sind auch zum Teil Kinder oder jugendliche Personen bei solchen Handlungen oder in der Nähe des Tatortes vom Zuge aus beobachtet worden. Die vielen Zeitungsnachrichten und die zahlreichen Gespräche, die sich mit sol chen Angriffen auf die Eisenbahn beschäftigen, üben augenschein lich eine gewisse, zur Nachahmung reizende, suggestive Wirkung auf jugendliche unreife Gemüter auS, die oft vielleicht gar nicht bedenken, welche schweren Folgen solche llnfughandlungen herbei führen können. — Andererseits sind die Fälle nicht selten, in denen gerade die scharfe Beobachtungsgabe und die Aufmerksam keit von Kindern und jugendlichen Personen, die im Kreise ihrer Mitschüler — und besonders auf dem Lande — auf ihrem Weg von und zur Schule vieles sehen und hören, wesentlich zur Er mittelung unbekannter Täter beigetragen haben. — Da keine Mittel unversucht gelassen werden dürfen, um den gefährlichen Angriffen auf die Eilenbahnanlagen und -Züge zu begegnen, ist es notwendig, dast in allen Schulen die Schüler in geeigneter Weise ausgeklärt, gewarnt und angehalten werden, alle Kennt nisse und Beobachtungen sofort dem Lehrer oder der nächsten Polizeiwache mitzuteilcn. Geising. Auch am Sonntag war der Fremdenverkehr sehr schwach. Die Nacht vom Sonnabend zum Sonntag hatte es ziem lich stark geschneit und in den ersten Vormittagsstunden hielt das Wetter noch an. Gegen Mittag verwandelte sich der Schnee auf den Strasten wieder in Wasser. In der Nacht zum Montag trat neuer Schneefall ein und der Thermometer siel unter den Ge frierpunkt und am Montag morgen zeigte er »och 0 Grad, dabei wehte ein scharfer Wistd. Börnersdorf. In Deutschluppa bei Oschatz verschied am Sonn abend, dem 16. Oktober, der Senior der sächsischen aktiven Geist lichen, Pfarrer Oswalde Lange. Er begann 1875 seine Amts tätigkeit in Börnersdorf. Nach drei Jahren ging er nach Iohns- bach bei Glashütte, und nach weiteren drei Jahren (1881) nach Deutschluppa, wo er 45 Jahre lang in Segen gewirkt hat. Ge rade an dem Tage, an dem er vor 45 Jahren in sein Amt in Deutschluppa eipgewiesen wurde, starb er. — Am nächsten Tage (17. 10.) starb in der Sakristei der Kirche zu Buchholz, in der er kurz zuvor eine Gastpredigt gehalten hatte, Pfarrer Iohannes Schindler in Niederschöna. Ein Vierkeljahrhundert später (1901) als Pfarrer Lange hakte er seine geistliche Amtstätigkeit eben falls in unserer Kirchgemeinde begonnen. Rechenberg-Bienenmühle. Am Sonnabend fand das Hebe- fest unseres Feuerwehrdepoks statt. Bürgermeister Seurig hielt eine kurze Ansprache und gab seiner Freude Ausdruck, dast ein langgehegter Wunsch der Gemeinde mik dem Erstehen des Baues in Erfüllung geht. Er dankte allen Beteiliglen für die rasche För derung deS Werkes und wünschte, dast ebenso rasch nun auch die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr und dann die Beschaf fung der Geräte, die ja dieser Bau in sich bergen soll, folgen möchten. Im Erbgerichksgasthofe versammelte man sich dann zu einem bescheidenen Hebeschmaus. Kreischa, lieber Gemeindcrals- und Landlagswahlen sprach am Freitag, den 22. Oktober, im Gasthof Hoinka in einer gut- besuchten Versammlung der hiesigen Vereinigung für Handel und Gewerbe der Vorsitzende vom Landesausschust des sächsischen Handwerks, Bäckerobermeisler Kuntzsch—Dresden. Die Tagung wurde vom Bildhauermeister Pfeifer geleilet. Der Redner be leuchtete die Notlage des Volkes, die Erweiterung der Grund lagen in der Steuererhebung, die Uebervcranlagung des gewerb lichen Mittelstandes, forderte äußerste Sparsamkeit in der Ver waltung und Art der Steuern und Vereinfachung des gesamten Steuerwesens. Erst müsse die Einnahmemöglichkeit festgcstellt wer den, ehe man die Ausgaben beschließe. Der Vortragende wies auf die hohe Bedeutung des Mittelstandes hin, der leider viel zu wenig gewürdigt würde. Betreffs der Wahlen betonte er, daß Handel und Gewerbe ihren Einfluß als berufliche Oraantsakion besonders geltend machen müßten, bei den Landtagswahlen unter stütze man die Listen der ReichSparlci des deutschen Mittelstandes und der Deukschnalionalen Volkspartei. Dem eindrucksvollen, mit großem Beifall aufgcnommenen Vorträge schloß sich eine leb hafte Aussprache an, in welcher noch manche brennende Frage - eingehende Beantwortung fand. Kreischa. Der gemischte Chor des Vereins Russischer Stu denten und Studentinnen i. Sa., der sogen. „Bajan-Ehor" gab am Sonnabend, den 23. Oktober, im hiesigen „Erbgerichte" ein einmaliges Gastspiel, das leider infolge der am gleichen Tage im oberen Gasthofe veranstalickcn Darilee- und Opcretienaufführung des Liliputaner-Theaters nur schwach besucht war. Der aus ca. 20 jugendlichen Damen und Herren bestehende Chor verriet eine meisterhafte Schulung und verfügt über prächtiges Stimmen- makerial. Das reichhaltige Programm bot zunächst mehrere Kirchenchöre, dann Volkslieder und Tanzwcisen in russischer Landessprache, die unler der künstlerischen Leitung deS Chor- übrcrS und Komponisten Paul von Schulgin in größter Voll endung zu Gehör gebracht wurden und das dankbare Publikum zu stürmischem Beifall hinciß. Die ausgezichnele Sängergruppe trat in ihrer schmuckenNalionallrach! auf und brachte auch einige Heimattänze zur Vorführung. Dem Konzert schloß sich ein Tanz der Besucher an. Pirna. Familientragödie. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag Hal die Frau deS in der Mühlenstraße wohnhaften Spinnerciarbeiters Scholze sich mit ihren vier Kindern, drei Kna ben und einem Mädchen im Alter von 3-bis 9 Jahren, durch Leuchtgas vergiftet. Als der Mann am Sonntag früh von der Nachtschicht nach Hause zurückkchrte, fand er die vier Kinder in den Velten, die Frau auf dem Fußboden liegend tot aus. Die angestelllcn Wiederbelebungsversuche waren ersolgios. Die Be weggründe zu der Tal sind unbekannt. Böhlen, 25. Oklober. Mit dem Motorrad schwer verunglückt ist der in den 20er Jahren stehende Sohn des TIesbauunlernehmers Kirsten. Er kam mit feinem Motorrad von Erfurt, um in Böhlen seine Ferien zu verleben. Kurz vor dem Ziele stieß er gegen den Spcrrbaum einer Straßenbahnhaltestelle, der nicht beleuchtet war. Der Radfahrer stürzte und zog sich eine schwere Gehirn erschütterung und sonstige Verletzungen zu. An seinem Auf kommen wird gezweifelt. Landeslehrplan solle bald kommen. Zu der akademischen Volks- schullehrer-Ausbildung äußerte Redner, man solle den Volksschul lehrer nicht vom Universitätsstudium fernhalten, aber was solle dieses einem Lehrer auf dem Lande nutzen. Ganz allgemein die volle akademische Bildung für Volksschullehrer vorzuschreiben, sei verkehrt. Ueberdies sei kein Nachwuchs für Lehrer nach diesem Bildungsgänge da. Endlich seien auch die Kosten nicht tragbar. Redner streiste dann die Aenderungen im höheren Schulwesen und Hochschulwesen, die Trennung von Kirche und Staat und be tonte, daß jedem die Möglichkeit zum Aufstieg geschaffen sei, der die Befähigung habe. Genügend Mittel seien vorhanden, einem tüchtigen Kerl zv Helsen, aber Mittelmäßige zu unterstützen, habe keinen Zweck. Weiter führte Redner aus, daß Sachsen ein Exportland sei. Unter Zeigner sei der Export auf ein Minimum herabgesunken, jetzt beginne er sich wieder zu bessern. Die Streiks ! seien fast ganz verschwunden durch verständnisvolles Zufammen- ! arbeiten der Koalitionsparleien. Die Sächsischen Werke seien > nötig, soweit es gelte GaS, Wasser, Elektrizität billig abzugeben, , weiteres, Installationsarbeiken usw. vorzunehmen, sei dem Mittel stand zu überlassen. Nach Streifen weiterer in der Koalikions- zeit beschlossenen kleinerer Gesche ging er auf die herrschende Er- wcrbslosigkeit und damit zusammenhängende Nokstandasarbetten ein. Erforderte hier weitgehendste Mittel für den Wohnungs bau. Dann werde neues Leben in jedem Berufsstande einziehen. Hier müßten Opfer gebracht werden, und auch das Privalkapikal müsse zur Verfügung gestellt werden. Nötig sei aber dabei, den Baugrund besser auszünutzcn. Ein armes Volk, wie wir, könne sich keine Einfamilienhäuser leisten, solle aber auch keine Miets kasernen bauen: der goldene Mittelweg sei angebracht. Bei Be trachtung der Finanzen sei es verkehrt, etwa die Etats von 1914 und 1925 gegenüberzustellen und Schlüsse zu ziehen. Ganz ver schieden seien inzwischen die Einnahmequellen geworden, wesent lich anders die Ausgabe-Kapitel. Endlich verharrt Redner noch einige Minuten bei der Gewerbesteuer. Sie sei eine Ertrags- und Betriebsvermögenssteuer, das sei ein Fehler, von der Substanz könne man hier keine Steuer ohne Schaden für die Folge er heben. Hier müsse der neue Landtag Besserung schassen. Die Feuerschuhabgabe sei nicht gerechtfertigt, sie sei eine verschleierte Einkommensteuer. Und wenn sie jetzt, um Äeichsgesehe zu um gehen, nur auf den Hausbesih umgelegk werde, müsse man dem entgegen halten, daß auch die Mieter, und diese wahrscheinlich in weit höherem Maße, Interesse am Feuerschutz hätten. Wenn vor allem in Sachsen gegen die Miekzinssteuer Sturm gelaufen werde, so sei dem enlgegenaehalten, daß es eine Reichssteuer sei und daß der Streit lediglich sich um 5 Proz. der FriedenSmieke handele, die der Landtag zu den gesetzlich festgelegken mindestens 15 Proz. für Wohnungsbau gefordert habe. Die Mietzinssteuer sei in gewissem Sinne eine Steuer auf die Inslationsgewinne, der Grundbesitzer habe sein Eigentum erhalten, der Rentenbesitzer ver loren. Er, Redner, halte es aber für besser, alle 40 Proz. — auch die jetzt für die Verwaltung abgezweiglen 20 Proz. — dem Woh nungsbau zuzuführen. Es sei schließlich auch noch besser, jetzt noch 20 Proz. mehr, 120 Proz. Friedensmiete zu erheben, 60 Proz. für Wohnungsbau zu verwenden, jetzt Opfer zu bringen und in 2 Jahren, wenn sich dann Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt wieder die Wage halten, die Steuer abzubauen, den Hausbesitzer wieder Herr im Hause sein zu lassen. Standen wir vor 2 Jahren vor dem Bolschewismus, so könne man heute sagen, eS ist wieder aufwärts gegangen. Opposition zu treiben, sei leicht, aber die negative Tätigkeit müsse sich erschöpfen, wenn man mitverantwortlich ist. Die DVP. habe die Parole: „Nie wieder Sowjet-Sachsen!" auSgcgeben. Darnach habe sie gehan delt und könne sich mit ruhigem Gewissen vor die Wähler stellen. Die Erwerbslosigkeit werde, wenn auch nicht in dem jetzigen erschreckenden Maße noch 4—5 Jahre anhalken. Hier gelte es Linderung zu schaffen. Weiter sei nölig eine Ueber- prüfung neuer Sleuerquellen, ein besserer Finanzausgleich müsse angestrebt werden, die Holzindustrie im Erzgebirge sei am Zu- sammenbrechen und müsse gestützt werden. Ausgaben in Hülle und Fülle ständen dem neuen Landtag bevor. Jede Koalition fordere Zugeständnisse, das abzuändern, sei nur durch eine andere Konstellation des Landtages möglich. Diese werde aber nicht er reicht durch die vielen Parteien. Nicht Programme könnten hel fen, sondern Persönlichkeiten, die beseelt sind von heißer Liebe für die Heimat, aber mik nüchternem Blick an die Arbeit gehen. Die Kandidaten auf der Liste der DVP. seien solche. Möchten sich die Wähler beim Gang zur Wahlurne leiten lassen von nichts anderem als dem Bismarckwort: „Treiben wir Politik mit heißem Herzen aber küblcm Verstände." Unter diesem Motto stehe auch die Arbeit der DVP. Lebhafter Beifall dankte Prof. Dr. Hoff- mann für das Vorgetragene. Nach kurzer Pause und einer kurzen Debatte fand die Versammlung ihr Ende.
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