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Die Narbe. In der „Elektrischen" sitzt ein alter, mit Narben bedeckter alter, mit Narben bedeckter freundlich aussehender Herr f Invalide. Ihm gegenüber hat ein mit weißen Haaren Platz genommen, der mit wachsender Auf Cie waren Mann und Frau. Es war eine ärmliche Hochzeit gewesen. Ein spärliches Mahl, das nur die paar nächsten Bekannten vereinte. Aber ein schönes Paar waren die Zwei gewesen, als sie Arm in Arm, stolz wie Könige im Gold des Frühlings den Weg nach der altersschwachen Kirche binaeschritten waren. Hinnerk hoch und muskulös gebaut; eine imponierende Gestalt, mit lebhaften Augen und massigen Schultern. Maren rührend in ihrer ärmlichen Einfachheit und mit einem tiefen Ernst, den sie wohl von ihren seebefahrencn Voreltern ererbt haben mochte. DaS war nun fünf Tage her. Und am nächsten Morgen würde die See, die unerbittlich harte Gläubigerin brutal den Wechsel präsentieren, den Hinnerk zahlen mußte mit erneutem Einsetzen seines Lebens, würde er wieder lün- ansziehen müssen in Sturm und Wogen um das liebe täg liche Brot. Cie waren ja beide so arm. ^Fortsetzung folgt.) Vie Dasselfliege. Es ist festgestellt, daß in Deutsch land zwei Arten von Dasselfliegen vorkommen, UTpockermi bovis und n>pockerm» lineatum. Die Larven beider Fliegen unterscheiden sich ganz charakteristisch voneinander, tt/po- ckerma linsatuw ist als Fliege kleiner al» HypoäerwL bovis. Die das Vieh stechenden Fliegen sind kein» Dasselfliegen, da sie keinen Stachel, sondern lediglich eine Leaeröhre be sitzen, die bei der Eiablage in Tätigkeit tritt, »Tpöcker», linearum legt, was in Nordamerika, wo dies» Dasselfliegen- art besonders oorkommt, genau festgestellt ist, ihr an den Haaren der Rinder ab. Ob dies auch bei H^po- «lsrm» bovis der Fall ish muß erst noch beobachtet werden. Das Ei wird mit der darin befindlichen Larve vom Rind abgeleckt, später findet man bei den Rindern kleine, weiße, durchscheinende Larven unter der Schleimhaut des Schlundes; dort bleiben sie bis zum Ende des Winters, wandern dann und befinden sich bei Beginn de» Früh lings unter der Hauk. Die Dasselbeulen entstehen, wenn sich die Larven nach ihrer Ansiedlung unter der Haut ge häutet und durch die Haut ein Loch gebohrt haben, um atmen zu können. Nachdem die Larven in der Haut reis geworden, rollen sie über den Rücken des Tieres zu Boden und verpuppen sich dort. Aus der Puppe geht dann die Fliege hervor, die übrigens, da sie keine Nahrung zu sich nehmen kann, nur wenige Tage lLbt. merksamkeit das von verharschten Wunden durchfurchte Gesicht des alten Soldaten betrachtete. Schließlich begann er die Unterhaltung mit den Worten: „Ich vermute, daß Si» sehr aufregende Erlebnisse durch gemacht haben." „Tas will ich meinen I" antwortete stolz der narbenbedeckt« Krieger. „Dieser Säbelhieb über dem rechten Auge, dieser Bajonettstich an meinem Halse und dieses gespaltene Kinn haben mehr als einem Franzosen im Handgesechte das Leben gelostet." „Weiß Gott, das glaube ich Jhn«n sehr gern!" gab der alte, freundliche Herr zur Antwort. „Und wie sind Tie denn zu der großen Narbo gekommen, die quer Lbsr Ihre Ras« läuft?" Der aste Krieger ließ den Kopf hängen und schien die Frage nicht gern beantworten zu wollen. „Aber, August," fiel seine bessere Hälfte ein, die neben ihm saß, „so erzählt doch dim Herrn, wo du dir die Starb« gehrst hast!" „Halt den Mund, Minna!" knurrte wütend der Krieger. „Ich will nicht!" sagt« heftig Minna. „LS ärgert mich, daß du immer mit den Verwundungen renommierst, die du von den schmutzigen TurkoS und den scheußlichen Zuaven gekriegt hast; daß du aber nie von der schönen Verwundung sprichst, von der einen, die ich dir beibrachte, damals, al» ich die Kohlen« schaufel aus deiner Nase entzweigeschlagen habe." Der narbenbedeckte Krieger sah sehr verlegen drein, und der freundlich« alle Herr schien ein tiefes Mitgefühl mit ihm zu hegen. Dle war seyr s-yvn anzmeven m mesem Augenblick; fast rührend in ihrer Hilflosigkeit. Hinnerk zog endlich die Mütze. Er fühlte, wie es ihn mitleidsvoll überrieselle. Und noch immer standen beide auf demselben Fleck und fühlten, daß ihre ganze Zukunft sich entscheiden müsse in der allernächsten Sekunde. «Fräulein Maren," sagte Hinnerk zuletzt, «sind Sie mir böse?" Maren erschrak. Fräulein Maren hatte er gesagt. Wie köstlich das klang aus seinem Munde. Wie, wenn er doch gekommen wäre, sie zu fragen, ob . Aber ach, das konnte ja nicht sein. Das war ja gar nicht möglich. So viel Glück gab es ja gar nicht mehr für sie, die arme Maren Geik. Und doch, die köstliche Frage kam von seinem Mund, nun harrte er ihrer Antwort. Demütig, fast wie ein Bettler. Nicht der bis zur Frechheit kecke Hinnerk Lucht, als der er den meisten Dirnen des Torfes eutgegengetreten war und dessen Blicke alles versengten. Nein, der da vor Maren stand, das war der echte, der wahre Hinnerk, der in diesem Augenblick alle Maske von sich geworfen hatte. Alle Härte, Schroffheit, die er Maren gegenüber an den Tag gelegt hatte, während saft drei Wintern, war in ihm wie ausgelöscht. Und das Mädchen verzieh sie in diesem einen Augenblick. Alles ivar vergessen und verweht. Noch immer sand sie keine Worte. Aber in ihren Augen schimmerten silberne Tropfen. Und mit einem Male beugte Hmnerk sich über sie und küßte die hinweg, suchte ihren Mund mit seinen Lippen und plötzlich hielten sie sich eng um- schlungen und schienen auszugehen in der Seligkeit eines einzigen langen Kusses. Und rundum die ganze Natur schien ergriffen von der tiefen Heiligkeit diese? Augenblicks. Es war mit einem Male, als klinge jeder Halm und jeder Strauch. Ein leiser Wind hatte sich erhoben und rund in dem salzzersressenen Gestein und in dem bemooneu, grauen Gemäuer sangen Engels stimmen eine süße wundersame Melodie von Liebe, Glück und Seligkeit. Humoristische Ecke. Deutlich. Hausfrau: „Sie haben wohl schon bessere Tage gesehen?" Bettler: „Gewiß, vor drei Wochen halt' ich die Suppe nicht gegessen!" (Fliegende Blätter.) Der kleine Gönner. Ein alter Herr sagt in freundlich mahnendem Tone zu zwei auf der Straße rauchenden Dreikäsehochs: „Na, ihr Bürschchen, werdet ihr auch davon nicht krank werden?" Darauf meint der eine Knirps zum andern: „Du, jib dem mal ooch eene, der möchte ooch jerne roochen l" NUsik M ttertm;; »iinarcU. ms Eis: cs Kind;