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Dresdner Journal : 31.12.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189412315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18941231
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18941231
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-12
- Tag 1894-12-31
-
Monat
1894-12
-
Jahr
1894
- Titel
- Dresdner Journal : 31.12.1894
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Mr Dresden vietteljShrkich , W«is üvPs , bei den kaiser lich »ratschen Postanstalte» dierteljährlich »Mark; außer- b«Ib de« Deutschen Reiche« Post- und Slempeltuschlag. Einzttae Nummern: 10 Ps. Erscheinen: DSglich mit Au-nahme der Sonn» und Feiertage abends. tzernspr.-Anschluß: Nr12VL. Dres)ner IMNMl. AntLndiOnnssOehLtzre» r Für den Raum einer aespal» tenen Zeile Neiner Schrift «0 Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile L0 Pf. Bei Tabellen- und Zisfernsad entsprechender Ausschlag. Herans,eher: königliche Expedition des Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. »0. Feruspr.-Anschlub: Rr LS-L. 1884 ^302 Montag, den 31. Dezember, abends. Bestellungen auf das „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts: bei den betreffenden Post an st alten zum Preise von 3 M. König!, (trpe-ition -es Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem vortragenden Rath im Ministerium des Innern, Geheimen Regierungsrath von Criegern dir nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand unter Verleihung des Titels und Ranges als Geheimer Rath zu bewilligen. Dresden, 31. December. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Oberlandesgerichtsrath Oberjustizrath Karl Adolf Weiske in Dresden und den Landgerichtsrath Ernst August FacilideS in Plauen ihrem Ansuchen gemäß in den Ruhestand zu versetzen, den Hülfsarbeiter im Justizministerium Land gerichtsdirektor Walter Gensel zum vortragenden Rathe in diesem Ministerium mit dem Titel und Range eines Geheimen Justizrathes, den Oberlandes gerichtsrath Oberjnstizrath vr. Otto Eduard Noack zum Senatspräsidenten und den Landgerichtsdirektor Friedrich Rudolf von Sommerlatt in Dresden zum Rathe beim Oberlandesgerichte, den Vorstand des Amtsgerichts Waldheim Ämtsgerichtsrath Arthur Konstantin Hecht zum Landgerichtsdirektor beim Landgerichte Zwickau, den Rath beim Landgerichte Dresden Paul Gotthold Hugo Wilsdorf zum Land gerichtsdirektor bei diesem Gerichte, den Amtsrichter beim Amtsgerichte Dresden Franz Maximilian Menz zum Landgerichtsrathe beim Landgerichte Dresden mit dem Range in Klasse IV Nr. 18 der Hofranq- ordnung, den Assessor beim Amtsgerichte Leipzig Friedrich Paul Trietschler zum Amtsrichter bei diesem Gerichte, den Assessor beim Amtsgerichte Ma rienberg Bernhard Arthur Kaiser zum Amtsrichter beim Amtsgerichte Pausa, den Assessor beim Land gerichte Freiberg Hugo Kindler zum Landrichter bei diesem Gerichte, den Assessor beim Amtsgerichte Dres den I)r. Georg Robert Gärtner sowie den Assessor beim Landgerichte Dresden vr. Karl Wilhelm Böh mert zu Landrichtern beim Landgerichte Dresden, die Assessoren beim Landgerichte Leipzig vr. Hermann Johannes Clemens Kette mb eil und vr. Paul Emil August Theodor Nickel zu Landrichtern und zwar vr. Kettembeil bei diesem Gerichte, vr. Nickel beim Landgerichte Plauen, den Assessor beim Amtsgerichte Dresden vr. Bernhard Adolf Höckner zum Amts richter bei diesem Gerichte zu ernennen, die Versetzung des Landgerichtsdirektors vr. Georg Julius Otto Wagner in Zwickau an das Landgericht Leipzig und des Amtsrichters beim Amtsgerichte Pausa Gustav Arthur Oehmichen an das Amtsgericht Waldheim zu genehmigen, sowie dem Vorstande des Amtsgerichts Leisnig Amts richter Karl Hermann Paul Keller und dem Vor stande des Amtsgerichts Riesa Amtsrichter August Richard Heldner Titel und Rang eines Amtsgerichts- rathes zu verleihen. Se. Majestät der König haben den Ministerial direktor im Justizministerium, Geheimen Rath Eugen Arthur Kirsch zum Mitglied« des KompetenzgerichtS- hofs Allergnädigst zu ernennen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Vorstand der Betriebs-Ober-Inspektion Dresden-Altstadt, Betriebsdirektor Georg Karl Franz Benno Larraß zum Finanzrath und Mitglied der Generaldirektion der Staatseisenbahnen zu ernennen, Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Betriebsinspektor, Baurath Leberecht Gustav Edmund Nobe in Dresden zum Betriebsdirektor, den Bauinspektor Karl Hermann Andra? in Dresden zum Betriebsinspektor und den Regierungsbaumeister, prädizirten Bauinspektor Paul Richard Herrmann in Cranzahl zum etatmäßigen Bauinspektor, sämmtlich bei der Staatseisenbahn-Verwaltung, zu ernennen. Dresden, 31. December. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Hauptamtsrendanten Karl August Julius Puricelli in Dresden anläßlich seines Uebertritts in den Ruhestand den Titel und Rang eines Rechnungsraths zu verleihen. Dresden, 28. December. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Kauf mann Paul Hentschel zu Oelsnitz i. V. für die von demselben am 24. Juli dieses Jahres unter eigener Lebensgefahr bewirkte Rettung eines 11jährigen Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Elster bei Oelsnitz die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und tetepüonische Machrichte«. Buda-Pest, 81. Dezember. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gestern nachmittag 8 Uhr empfing der König den Bonus von Kroatien Grafen Khuen - Hedervary in längerer Privataudienz. Mittags hatte Graf Khuen- Hedervary eine Besprechung mit vr Wekerle gehabt. Am Abend erschien der Bonus im liberalen Klub und konferierte mit mehreren Anwesenden. Lüttich, 81. Dezember. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Bei der gestrigen Ersatzstichwahl zur Kammer wurde der Sozialist Smeets mit 632S1 Stimmen gewählt. Der klerikale Gegenkandidat Kraneotte, Lem zahlreiche gemäßigte Liberale ihre Stimmen gegeben hatten, er hielt SSS1V Stimmen. London, 31. Dezember. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „Times" melden aus Kapstadt von gestern: Rach Berichten aus der Delagoabai haben die im Aufruhr befindlichen Eingeborenen die portugiesischen Kanonen boote auf dem Flusse Jncomati angegriffen und den ersten Offizier der „Reina do Portugal" getötet. St. Petersburg, 31. Dezember. (Tel. d. Dresdn- Journ.) Der Gehilfe des Ministers Kriwoschein, Gene ral Petrow, hat vorläufig die Leitung des Ministe riums der Verkehrswege übernommen. Über den Nach folger Kriwoscheins ist noch nichts bekannt. Man nennt den Fürsten Philkow, den Generalinspektor der russischen Eisenbahnen. St. Petersburg, 31. Dezember. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Kaiser und die Kaiserin werden sich im Frühjahr nach Finnland begeben. Der türkische außerordentliche Gesandte Fuad- Pascha wird am Grabe des Kaisers Alexander einen silbernen Kranz niederlegen. Heute wird zu Ehren Fuad-Paschas ein Diner auf der türkischen Botschaft und Dienstag ein solches auf der französischen Bot schaft stattfinden. Avesöen, 31. Dezember. Das alte Jahr versinkt, das neue steigt empor, sinnend stehen wir an der Zeiten Wende. Für uns ist ein Jahr schon von großer Bedeutung, denn eS sind im günstigsten Falle ihrer nur siebenzig oder achtzig, die wir erleben und ihrer nur vierzig oder' fünfzig, in denen wir wirklich etwas sind und etwas zu wirken vermögen. Da kommt's auf ein Jahr schon an, und es kann uns nicht gleichgiltig sein, was wir im alten erlebten und was im neuen unsrer wartet, was wir im alten fehlten, und was wir im neuen einholen müssen. Wie kurz bemessen ist unsre Menschen zeit. Nur vor dem lebendigen Gotte giebt es Tage gleich tausend Jahren. Die flüchtigen Erdenjahre muß auskaufen und nützen, wer das gottgewollte Ziel seine- Lebens auch wirklich erreichen will. Wer, dem drängenden Gewirre der Arbeiten und Kämpfe ent nommen, einmal von einem fernen Punkte aus den Schauplatz seiner Thaten überblickt, wird darüber ruhiger und besonnener, wieder mutiger und fröhlicher. Auf solche eine Warte stellt uns der Neujahrstag. Bei dem Ausblick aber, den wir halten, ist Alles vor uns noch so verworren und zerflossen, so unklar und so wenig zu fassen, daß es uns vor der Zukunft schwindeln müßte und wir in namenloser Angst ver wirrt stehen müßten, wenn wir nicht, als auf einem ewig festen Grund stehend, ein unwandelbares Ver trauen zu dem lebendigen Gott, der alles lenkt und leitet, faßten. In diesem Glauben gehen wir durch die Pforte des neuen Jahres. Oder was hätten wir, was vermöchten wir ohne diese Seelenkraft, ohne diese Lebensmacht? Wir freuen un- des VölkerfriedenS und erwünschen friedliche Zeiten. Wenn Fürsten nach dem Maß der be sonderen Erkenntnis ihrer bevorzugten Stellung das gute Einvernehmen verkünden, in welchem ihre Völker zu einander stehen und flugs Tausende, als hätten sie nur auf solche Losung gewartet, ihre Unternehmungen, Geschäfte, Wagnisse, Berechnungen mit, wie sie denken, günstigen Anzeigen bauen, sie wissen es doch alle, daß den Frieden, den alle brauchen, wirklich geben und erhalten kein Mensch kann. Das stehet nur Gott zu. „Gott, gieb Fried' in Deinem Lande" sei unser Gebet. „Und Glück und Heil zu allem Stande" wollen wir fortfahren. Wie wird das doch so begehrt. Aber was ist denn heute der Einzelnen Wille und Macht, wo die öffentliche Meinung und das allgemeine VolkS- aemissen redet, wo niemand hindern kann, daß un berechenbare Massen den Ausschlag geben, wo ge waltige Strömungen durch die Kulturstaaten ziehen, hier alle Bette verlassen, und dort, neue sich suchend, viel bisher festes Land unterwaschen und bisher fest Gewurzeltes fortreißen? Wer will auch nur für kurze Zeit für die innere Ruhe und friedliche Entwicklung der Verhältnisse einstehen, wo die Leidenschaften so erregt sind, wo eine fast fatalistische Erwartung irgend eines Ereignisses, das alles ändern und bessern soll, die Köpfe verwirrt und die Herzen lähmt; wo zügel lose Gedanken und überschießende Wünsche durch Zwang niederzuhalten, sich von Tag zu Tag mehr als Un möglichkeit herausstellt, die Erkenntnis und der gute Wille aber, recht zu helfen, noch lange nicht Gemein gut ist? Sollen wir in solcher Lage ans Menschen unsere Hoffnung setzen, von denen unr wenige mit reinen Händen dastehen und wirklich uneigennützig das Wohl der Brüder bedenken? Wer steht so frei, daß er sagen kann, was die Wahrheit ist, nachdem sie in so viele Richtungen und Bestrebungen, die alle etwas Richtiges in sich bergen, sich zerspalten hat? Wer will voraus setzen, ob der Weg, den man heute einschlagen will, mehr ist, als ein Gang ins Dunkle und Ungewisse, den man unter schweren Opfern einst zum Rückzug sich zu wählen gezwungen ist? Wen möchte nun aber solcher Ausblick in die Zukunft nicht schrecken? Wen überliefe es nicht eiskalt, wenn er sich sagen muß, was ist noch sicher, worauf ist heute noch Verlaß? Wen wollte es daher wundern, wenn darob bei vielen die Thatkraft erlahmt, und wer es nicht natürlich finden, daß schließlich dcr kecke Wagemut und das ungestüme Drängen solcher, die nichts zu verlieren haben, noch am weitesten kommt? Oder wer möchte nicht warnen, daß alle sprunghafte Entwickelung, die so leicht Verwirrung, Enttäuschung und Unzufrieden heit hinterläßt, unterblieben und dafür die rechte Stetigkeit des Handelns überall da herrschte, wo man nach den ersten Schritten schon Andere wichtige un übersehbare Folgerungen zu ziehen gewillt sieht? Und wer möchte nicht wiederum wünschen, daß doch auch der rechte Zeitpunkt zum Handeln ja nicht ver absäumt werde! Die entscheidungsvollen Stunden zum Handeln können Menschen sich nicht verschaffen, die werden ihnen gegeben. Wer aber die rechte Zeit einmal verpaßte, der bestellte nur den Acker, aus dem andere dann um so reicher und bequemer ernten werden. Sind anders diese unsre Erwägungen und Be trachtungen richtig, so können wir es uns gar nicht anders denken, als daß sich immer mehr bei allen, die die Verantwortung ihrer Zeit und ihrer Stellung fühlen, die Überzeugung Bahn brechen muß: Uns kann nur Gott der Herr noch helfen. Er muß mit der Kraft seines Geistes und mit dem Lichte seiner Weisheit uns auSrüsten, sonst geht eS nimmer. Und alle die Tausende von Menschenkindern mit ihren oft so von Grund aus verschiedenen Gaben und An lagen, Standorten und Anschauungen, Ämtern und Stellungen müssen sich im Glauben an den einen ewigen Gott und Herrn zusammenfinden, um aus seiner Fülle zu nehmen Gnade um Gnade. Dann wird es recht stehen auf dem Königsthron und in der Werkstatt, im Hörsaal und wo man Gottes Wort predigt, wo man der Wissenschaft dient und die Kunst pflegt, und wo man das Leben schmückt und seine Güter genießt. Die Welt ist nicht eine Art frucht tragender Baum, wo es nur darauf ankommt, daß jeder, der gerade darunter ist und sich vorgedrängt hat, und zum Schütteln gekommen ist, die Gelegen heit, sich zu bereichern, möglichst ausnützen mag. sondern sie ist der ehrwürdige Werkplatz, auf dem nach den sittlichen Lebensnormen unseres Gotter ge handelt wird, da wir uns als Werkzeuge in seiner Hand wissen dürfen. Lassen wir uns von diesem Bewußtsein erfüllen und tragen, so mögen wir immer hin an Abgründen dahin wandeln, wir thuen doch gewisse Tritte und kommen zum rechten Ziele. Mit dieser Zuversicht ins neue Jahr! Grau ist die Farbe, die beim Darstellen der meisten Vorgänge des öffentlichen Lebens unserer Zeit schon seit langem vornehmlich zur Anwendung zu kommen hat. Kann das Gesamtbild des Jahres, dessen letzten Augenblick zu verkünden die Glocken sich schon an schicken, anders als grau in grau gemalt sein? Zwar blieb auch in diesem Jahre unser Vater land verschont von den Stürmen und Schrecknissen des Krieges, aber der Augenblick zum Niederlegen der gewaltigen Waffenrüstungen, mit denen sich die Völker der Erde umgeben haben, ist nicht näher gerückt, die alten Gegensätze sind um so gut wie Nichts gemildert. Hat doch beispielsweise der Haß gegen uns Deutsche und das Begehren nach Rache für 1870, welches un sere Nachbarn im Westen beseelt und welches ein Kunst und Wissenschaft. 8. Hoftheater. — Altstadt. — Am 30. Dezember: „Merlin". Operndichtung von S. Lipiner. Musik von Karl Goldmark. Innerhalb der letzten vier Jahre ist Goldmarks Oper nur selten im Spielplan der Hofbühne erschienen. Die Teilnahme des Publikums hatte nachgelassen, da weder Hr. Stritt noch später Hr. Gritzinger ein all seitig genügender Vertreter der Titelrolle war. Jenem fehlte die stimmliche, diesem die geistige Kraft zur fesselnden Darstellung des im Kampfe der Leidenschaft unterliegenden Sehers. Ihre gesanglich und schau spielerisch tüchtigste Verkörperung hatte die Haupt gestalt des Werkes bei den früheren Aufführungen durch Hrn. Gudehus empfangen und es verstand somit gleichsam von selbst, daß die Rückkehr dieses Sängers an unser Hoftheater eine Wiederaufnahme des „Merlin" zur Folge haben werde. Gestern ist das denn auch geschehen, und wenn zwar das Haus diesmal noch nicht sonderlich gut besetzt war, so dürfte doch der Hinweis, daß die Vor stellung der Oper wiederum ein erfreuliches Gleich maß gewonnen hat, auf das Interesse der Musik freunde voraussichtlich nicht ohne Einfluß bleiben. Allerdings ist für die musikalische und dramatische Wirkung des ersten Akte- dringend zu wünschen, daß der Dirigent mit anfeuernder Kraft insonderheit auch durch größere Manigfaltigkeit in den Tempomodifika- lionen eine schärfere rythmische Gestaltung, mehr Schwung u»d Plastik des Vortrags zu erreichen trachte Hr GudehuS zeigte sich gestern stimmlich gut dispo niert und bewältigte die Forderungen der Rolle an präzise Tonansprache und Tonkrast in hoher Lage mit vieler Sicherheit; die feine Gesangsausführung war nie mals seine starke Seite, doch gelang sie ihm hier bis auf die zarte A-clur-Stelle im Liebesduett recht befriedi gend, und vor allem gab er den Zuschauern ein mit Phantasie erfaßtes und ausgestaltetes dramatisches Bild des Sehers, welcher in keiner Scene der geistigen Hoheit entbehrt und im Kampf mit der Liebesleidenschaft an unsere menschliche Teilnahme rührt. Im allgemeinen ist ja die Handlung der Oper und die Mehrzahl ihrer Figuren durchaus nicht imstande, unser Gefühl zu be schäftigen; weder die wilde Jägerin Viviane (Frl. Malten) noch der sentimentale König Artus mit seinen Freunden und Feinden zwingen uns zu innerlichem Anteil an ihrem Wesen, Thun und Geschick. Die hauptsächliche Aufmerksamkeit wendet sich vielmehr der Musik zu, aus ihr allein entspringt der Genuß des Abends. Goldmark steht in Bezug auf Originalität und dramatischen Reichtum im „Merlin" nicht ganz so hoch wie in der „Königin von Saba", aber dafür entgeht man im ersteren Werke der abspannenden Wirkung der in der älteren Oper so üppigen orientalischen Weisen und Farben. Im „Merlin" freut man sich an der liebenswürdigeren helleren Melodik, an der noch feineren Durchbildung der Form, an dem wirklichen Können und Kunstverstand, wodurch das Ganze sich in der nachwagnerischen Opernproduktion geradezu isoliert. Musikstücke von solchem Wert wie der Ein- zngSmarsch mit den folgenden Chören, wie das Sep tett, die Ballettmusik, da- Liebe-duett (dieses trotz übermäßiger Affekte) finden sich in keiner neueren Oper großen Stils in gleicher Zahl vereinigt . . . Den Modred giebt jetzt Hr. Hosmüller, den Bedwyr Hr. Decarli, den Dämon Hr. Nebuschka — Neubesetz ungen, die den Gesamteindruck der Vorstellung nicht verändern Auch die Regie hat einen neuen scenischen Effekt angebracht bei dem Erscheinen der Fee Mor gana; derselbe ist recht hübsch, für die Sängerin aber gewiß nicht behaglich. P. Vortrage. Auf heimisches Gebiet führte im Verein für Erdkunde am 28. d. Mts. Hr. Generalarzt a. D. I)r. Leo die Mitglieder, indem er in seinem Vortrage über einige aus dcr Heidenzeit stammende krieger ische Reste bei Bad Schweizermühle diese zu deuten versuchte. Auf der das Bielathal im Westen begrenzenden Hochebene, und zwar auf der Wasserscheide zwischen dem Biela- und Bahrathale, findet sich nördlich vom Dorfe Raum zwischen Waid und sumpfigen Wiesen ein Wall, der ganz der Mariensterncr und anderen Lausitzer Heidcn- schanzen gleicht. Er ist nach Süden gekrümmt, nach Norden offen, an der Basis bis 3 m, in der Krone ein bis zwei Schritt breit; die Längsachse des Jnnenraumeü ist hundert Schritte lang und der Eingang achtzig Schritte breit. Am nordwestlichen Horn des Walles liegt ein länglicher Wassertümpel, an der Westseite zieht sich ein Graben hin, der sich allmählich verflacht. In dem vom Walle um schlossenen Raume wurde durch Nachgrabungen das Vor handensein von altem Mauerwerk festgestellt, welches aus Sandsteinstückcn besteht, die durch lehmige Massen verbunden find; Nachgrabungen im Walle selbst sind dagegen vom jetzigen Besitzer noch nicht gestattet worden Von einem Einwohner aus der Gegend erhielt Hr. Generalarzt I)r. Leo die Mitteilung, daß der Besitzer dcr Wiese zu An fänge des Jahrhunderts auf derselben einen Deich anzu- jegen versucht, das Werk aber nicht vollendet habe Sollte dieser Versuch wirklich gemacht worden sein, so kann er sich nur an den schon vorhandenen Wall an geschloffen haben; denn dieser ist sowohl auf der Katte von Philipp Apian (1561) und der Ldcrschcn Ausnahme von Lachsen (Iü86—1607), al« auch auf den im hiesigen König! Topographischen Bureau befindlichen Meilenblättern der Landesaufnahme au« dem letzten Viertel de« vorigen Jahrhundert« eingezeichnet, ohne daß da« Vorbandcniem eine- Teiche« angedeutet ist Dieser Umstand und da« Studium der Litteratur über die .Heidenschanzen" auf sächsischcm Boden haben den Vortragenden zu der Über zeugung geführt, daß der Wall aus den Raumer Wiesen einer jener altgermanischcn Rundwälle ist, die unsere Vor fahren zur Verteidigung gegen die in ihr Land einsallenden Slawen und als Zufluchtsort für Frauen und Kinder, Vieh und Habe errichteten. Als dcr nördlich vom Riesen gebirge gegen Westen vordringende Strom der Slawen bi« Tetschcn gelangt war, teilte er sich in zwei Arme, von denen der eine die Richtung nach Nordwesten zur nord deutschen Tiefebene einfchlug, dcr andere aber sich nach links zur Hochebene im Norden des Schnecbrrge« hinauf wandte, in der Richtung auf das Erzgebirge zu. Für letzteren Zweig gab es nur einen bequemen Zugang zur Hochebene auf der linken Seite der Biela, nämlich da« sogenannte Mönchs- oder Dicbsloch, ein schmales Thal, das unterhalb der Schwrizcrmühle bei Brauscnstein von dem im übrigen in dieser Gegend durch steile Gehänge eingcschloffenen Biclathale nach links zur Raumer Hoch ebene hinausfühtt. Unweit des oberen Endes dieses Seiten- thaleS nun, an dcr schmalen Stelle, die zwischen Sumpf und Wald zum Hintcrlande führt, war für die germani schen Bewohner des letzteren der geeignetste Platz, den vordringenden Slawen entgegenzutreten, und gerade dort liegt auch dcr Wall Er war wohl nur der Mittelpunkt eines LletteidlgungssystemS, dessen Spuren in der Gegend hier und da noch auszufindcn sind. Besonder« zahlreich sind sic am GeorgSfelscn, cincr Reihe von Felsenklippen, die sich am Rande des Teile« der Hochebene hinziehen, der zungenförmig gegen die Mündung dc« Monchsloche« in da« Bielathal vorspringt und auf dem Brausenstein liegt. Vor kurzem sind ferner auf einer etwa 80 m Hohen Felsenklippe über dem Thaje der dürren Biela Maucrreste vorgesunden worden, die wahrscheinlich einem Luginsland angehörten, von dem au« durch Feuerzeichen den Bewohnern im Westen de» Bielathale« da« Heran nahen flämischer Scharen gemeldet wurde. Die Beweisführung de« Hrn Vortragenden war völlig einleuchtend Zu wünschen märe nur, daß der Besitzer de« Grundstücke«, auf welchem der Wall angelegt ist, durch
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