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dritte — Übertragungen von Konzerten für 2 Violinen. Das Original zum ersten in c-Moll existiert nicht mehr; das dritte, ebenfalls in c-Moll, ist mit dem d-Moll- Konzert für 2 Violinen identisch. Als von Anbeginn an für zwei Klaviere gedacht ist das vorliegende Nr. 2 in C-Dur. Die beiden Solo-Klaviere schlagen selbst die notwendigen Harmonien an, das Cembalo accompagnato (das in der Barockmusik stets begleitende, harmoniegebende Continuo-Cembalo oder -Klavier) ist hier das Streichorchester, das in Wirklichkeit nur eine rhythmisch interessantere Bezifferung ausführt — im 2. Satz des Adagios schweigt das Orchester ganz. Albert Schweitzer schreibt: „Bei Ausführungen im kleineren Kreise können die Orchesterstimmen sogar durch ein weiteres Klavier ersetzt werden, ohne Schwierigkeiten für einen tüchtigen Spieler...“ In den beiden Ecksätzen hat das Orchester vor allem die Aufgabe, Fülle und Farbe zu geben. Die Entwicklung fällt ausschließlich den beiden Klavieren zu. Dem letzten Konzertsatz gibt man im Gegensatz zum pathetischen 1. Satz — gern den Charakter von Tanz, zum mindesten von Leichtigkeit. Dem kommt Bach auch hier nach, obwohl das Finale eine richtiggehende Fuge im „ge raden“ Takt ist. Man darf nicht vergessen, daß eine Komposition für 2 Klaviere zu Bachs Zeiten nicht völlig neu war. Vielleicht hat Bach die zweiklavierige Toccata von Hieronymus Pachelbel (1685 bis 1764) nicht gekannt, bestimmt aber war ihm die Allemande für 2 Klaviere von Couperin bekannt, dessen eifriger Verehrer er war. Jedenfalls „offenbart das Konzert für 2 Klaviere in C-Dur eine frische, nachhaltige Schaffenskraft, eine wunderbare, gesunde Stimmung, aus der der geniale Meister in höchster Formvollendung zu uns spricht“ (Spitta). Kann man dem Bachschen Konzert trotz seiner Fuge ausgesprochene Liebens würdigkeit nachsagen, so sind die Worte entzückt oder charmant — soweit sie überhaupt für klassische Werke anwendbar sind —, für das Konzert für zwei Klaviere mit Orchester in Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart (Köchel verzeichnis Nr. 365) bestens angebracht. Im Gegensatz zu seinem Konzert für 3 Klaviere, das Mozart für Schüler komponierte, stellt dieses Doppclkonzert weit höhere technische Ansprüche, so daß anzunehmen ist, er hat das zweiklavierige Konzert für sich selbst und seine Schwester komponiert. Und Hermann Abert stellt darum auch als Inhaltshinweis fest: „Tatsächlich ziehen die beiden Solisten ein trächtig und vergnügt zusammen ihres Weges wie die Mozartschen Geschwister: sie unterhalten sich eifrig über dieselben Themen, wiederholen ihre gegenseitigen Einfälle, variieren sie, fallen einander ins Wort und disputieren auch gelegentlich schalkhaft miteinander, aber ohne daß das gute Einvernehmen jemals durch ernste Meinungsverschiedenheiten gestört würde. Trotz einiger Freiheiten im Bau, zu denen namentlich die geistreich veränderte Reprise des 1. Satzes gehört, verläuft alles klar und wohlgegliedert...“ Das zurückhaltende Orchester zeigt in Behand lung und Dynamik Einfluß der Mannheimer Orchesterschule. Das ganze Konzert ist schwungvoll und heiter, im Finale-Rondo läßt Mozart einem schon früher ver wendeten Volkslied (im Divertimento, Köchel-Verzeichnis Nr. 252) aus dem „Augsburger Tafelkonfekt“ munter den Vortritt.