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ZUR EINFÜHRUNG Grazyna Bacewicz ist eine führende polnische Komponistin der heutigen Zeit. Sie wurde am 5. Februar 1909 in Lodz geboren, studierte dort und am Warschauer Konservatorium Violine, Klavier und Tonsatz, später bei Nadja Boulangcr in Fontainebleau Komposition, bei Touret und Flesch Violine. Jahrelang konzertierte sie in Polen und im Auslande als Geigenvirtuosin, lehrte Harmonielehre und Kontrapunkt in Lodz. Ihre Kompositionen fußen vor allem auf französischer Neo- Klassik und polnischer Folklore: 5 Sinfonien, 2 Ouvertüren, 5 Violinkonzerte, I Klavierkonzert, Kammermusik, Jugendmusik etc. Im Konzert für Streicher unseres Programms besteht kein Wettstreit zwischen Soloinstrumenten und dem Tutti-Orchester die solistischen Instrumente („en dehors“ = gedämpft), die ver wendet werden, erst recht nicht die Solostreicher, die im Tremolo „sul ponticello“ (= am Steg gestrichen) die Hauptstreicher unisono (= im Einklang) oder in der Oktave unterstützen, beschwören weder die Wirkung eines Solo-Konzertes herauf, noch betonen sie die Echowirkung des Concerto grosso. Die Verwendung von Solo- Instrumenten hat hier lediglich klanglich-impressionistische Bedeutung. Dennoch könnte wohl der gravitätische Anfang in starren Achteln und manches „ostinato“ des Metrums auf das Concerto grosso des Barocks als Ausgangspunkt verweisen. Das Konzert ist dreisätzig schnell-langsam-Schnell, impressionistische dolce-Partien wechseln mit kühnen Dissonanzen. Im „Tableau von Leipzig 1783“ lesen wir im Bericht von einer Kirmesfeier in Eutritzsch bei Leipzig (einem heutigen Vorort): „Das Chor Musikanten streicht wacker zu; debütirt mit Sonaten von Bach und schließt mit Gassenhauern . . .“ Waren es auch keine Sonaten im heutigen Sinne — in der Sprache der alten Stadt- und Turmmusikanten der alten Zeit behielt das Wort „Sonate“ noch bis ins 19. Jahr hundert die ursprüngliche Bedeutung eines einzelnen, mehrstimmigen Instrumental stückes —, immerhin: Hut ab vor der klassischen Bachfreundlichkeit und Musikalität der alten Leipziger! Wahrscheinlich waren die „Sonaten“ Sätze aus seinen Orche stersuiten. Vieles seiner weltlichen Musik scheint ins Volk gedrungen zu sein und sich noch lange dort gehalten zu haben. Bach war 1729 bis 1736 Dirigent des Tclc- inannschen Musikvereins, eines durchaus weltlichen Collegium musicum. Es ist anzunehmen, daß dort auch seine Violin- und Klavierkonzerte aufgeführt worden sind. Als äußerer Anlaß für die Komposition seiner Konzerte für mehrere Solo- Instrumente, für 2, 3 und 4 Klaviere, für 2 Violinen, ist sicher auch die Glanzzeit der Bachschen Hausmusik von etwa 1730 bis 1733 anzusehen, als die begabten Söhne Friedemann und Emanuel noch im Elternhaus weilten, als Bernhard ins Jünglings" alter getreten war, als der Vater Sebastian seinem Freunde Erdmann 1730 nach Danzig in einem seiner (seltenen) Briefe schrieb, welche Freude es ihm mache, im Familienkreise „ein Concerto vocaliter und instrumentaliter zu formiren“. Von den drei Konzerten für 2 Klaviere, von denen wir wissen, sind zwei -das erste und das