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Achtelrhythmen des Hauptthemas fast gedämpfte Heiterkeit, die alle schroffen Akzente meidet. Im wehmütigen e-Moll-Andante, wo der Dialog zwischen dem unerbittlich schreitenden Streicher-Unisono und dem singenden Klavier Kontraste von ergreifender Wirkung erzeugt, fallen besonders die improvi satorischen Manieren des Soloinstruments auf. „Das Andante des G-Dur- Konzerts von Beethoven ist vielleicht das poesiereichste Stück, das die Konzertliteratur bis dahin aufzuweisen hat, einer Überlieferung nach angeregt durch das Bild des die Mächte der Unterwelt anflehenden Orpheus.“ (Bekker) Das marschartige Rondo des letzten Satzes prägt die Gegensätze zwischen Orchester und Soloinstrument zu persönlichstem Ausdruck und zeigt eine Kunst der Motivverwebung, die im Solokonzert bisher ungewohnt war, ebenso wie das intensive Anschlägen so tiefer Gefühlstöne. Die rhythmische Lebhaftigkeit des Schlußsatzes wird kurz vor dem Ende, bei der Übernahme des Themas durch die Klarinetten und Fagotte, wie von einem leisen Schleier umhüllt und scheint sich ganz in zarte Empfindung zu verlieren. Mozarts Es-Dur-Sinfonie (Köchel-Verzeichnis Nr. 543) gehört zusam men mit der g-Moll-Sinfonie und der C-Dur-(Jupiter-)Sinfonie zu den letzten und größten Schöpfungen unseres klassischen Meisters. Für den, der in den Kunstwerken großer Meister den Niederschlag äußerer Lebensumstände erblickt, muß die Es-Dur-Sinfonie mit ihrer gesunden, sich bis zum Übermut steigernden Daseinsfreude geradezu ein Rätsel sein, denn sie ist zwischen Mozarts verzweifelten Briefen an seinen Freund Puchberg entstanden — Briefe, in denen Mozart offen und klar sein wirtschaftliches Elend, die Krankheit seiner Frau im Jahre 1788 schildert. „Don Giovanni“ verbesserte die äußere Lage seines Schöpfers so wenig wie „Figaros Hochzeit“. Die genann ten drei großen Sinfonien waren für Subskriptionskonzerte bestimmt, die ursprünglich im Juni des Jahres stattfinden sollten, dann aber immer weiter hinausgeschoben wurden und schließlich aller Wahrscheinlichkeit nach über haupt nicht zustande gekommen sind. Es kam Mozart jedenfalls nicht in den Sinn, die Not seines äußeren Lebens „in Musik“ zu setzen . . . Die Sinfonie in Es-Dur entfaltet gleich zu Beginn den auch für andere Es- Dur-Stellen Mozarts eigentümlichen, straff punktierten Rhythmus, — ganz Pracht und Spannung. Das sich anschließende Allegro stellt dem einleitenden Adagio kantable Ruhe gegenüber, den Ausdruck stolzen Kraftgefühls, der im ersten Satz vorherrscht. „Es ist eine Art Mozartscher Eroika, zwar ohne Kampf und Sturm; aber in dem knappen, energischen, wuchtigen, bis zum Herausfordernden hingehenden und doch immer der Selbstbe herrschung sicheren, männlichen Ausdruck der Freude liegt etwas entschieden Heidenmäßiges!“ (Herrn. Kretzschmar). Das Hauptthema des zweiten Satzes der Sinfonie, dem Andante, erinnert in seiner marschartigen Natur an Haydnsche Vorbilder. Das Menuett als dritter Satz setzt kräftig ein mit prächtiger Nutzung der unteren Violinsaiten, während das Trio, von Klari nette und Flöte gesungen, „eine der lieblichsten Idyllen ist, die je musi kalisch gedichtet worden sind.“ (Kretzschmar.) Das Finale ist im Grunde