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Dresdner Journal : 27.05.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189105277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18910527
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18910527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-05
- Tag 1891-05-27
-
Monat
1891-05
-
Jahr
1891
- Titel
- Dresdner Journal : 27.05.1891
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W 11!» Mittwoch, den 27. Mai, abends. 1891 AreMerIourml Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. v»»UU»pr«t« r ttr vr«iä«L > Sl. V0 kl., bei a« L»»»»rt. äeoteebeü ?o»e»vri«1»l- jLbrUob > >t , »u88«rU»lv cks» äeuteobvL Leiobo« tritt ko»t- rmä StswpsirurobbiK llLLU. Liü»«Ios HuLuuvril: 10 kl. L«llNllaixuLixsxvbüdre»r kür «tvo L»usi sinsr »«»prUtvoe» 2oi1v blsivsr 8ebriN >0 kL Neter ,MLK««LL<it" äis Avils LV kl. L« HbvUvo- mrck 2iFon»8»tt eutspr. ^uk»cbl»8 Lr»vdv1i»«o r l^livd mit ^a»L»bm« ävr Sono- o. t'sivrtt^v »dvoäs. koruspreob-^Licbliis»: !4r. 1LVL. ^WUÜIM» ro» ^Lba»airo»x«» »»MLrter H. Lran<i«tett<-^, Lommiimovkr 6v, vtesäoer Ivuriuck»; Lm»dm» - IvrU» Vi« >»»«> Ur«,l»» knm^tLr, ». N.: Laa«»uckein <0 kvAirr,- >»rlt» Vt«u Niwder, kr»U I^ipit^ riALKtLrt «. ». NL»ed»»: .4/o«e, ?»ri» LouLo» S«rU» - kr»»L1vrr ». ». Stottert: rt <?«., L»rvL: ^nra/,</^ncia»^, ^i»t Xot-ak^ i Ummovr: O. Lc/>E/er, L»U« ». L " Laret <e t.'o U«r«u»xsderr Nvmxt. Lrpeäitlou clvs Orosäver ^ourv»I» Vrv8cke», Aviogvrstr. 20. kvimspreob-^L8cbiu8,: Ur. 1L8L. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat Juni werden zum Preise von 85 Pf. an genommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für aus wärts: bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von l M. Ainigi. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Dresden, 27. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehend aufgeführte Personal-Veränderungen in der Armee zu genehmigen: A. Ernennungen, Leförderunyen, Verfettungen u. s w. Die Beförderung des Obersten und Kommandeurs des 5. Infanterie-Regiments „Prinz Friedrich August" Nr. 104 von Jssendorff, unter Ernennung zum Kommandeur der 1. Infanterie-Brigade Nr. 45, zum Generalmajor; die Beförderung des Obcrstlieutenants und etatsmäßigen Stabsoffiziers des 9. Infanterie- Regiments Nr. 133 von Malortie, unter Ernen nung zum Kommandeur des 5. Infanterie-Regiments „Prinz Friedrich August" Nr. 104, zum Obersten; die Beförderung des Majors und Bataillons-Kom mandeurs im 5 Infanterie Regimente „Prinz Friedrich August" Nr. 104 Graf von Holtzendorff, unter Belassung in seiner derzeitigen Dienststellung, zum Obcrstlieutenant; die Beförderung des Majors und Bataillons Kommandeurs im 4. Infanterie Regimente Nr. 103 Blohm, unter Ernennung zum etatsmäßigen Stabsoffizier des 9. Infanterie-Regiments Nr. 133, zum Oberstlieutenant; die Ernennung des Majors im 4. Infanterie Regimente Nr 103 Schmaltz zum Bataillons-Kommandeur; die Versetzung des Haupt manns und Kompagnie-Chefs im 6. Jnfanterie-Regi- mente Nr. 105 Aufschläger in die älteste Haupt manns-Stelle des 4. Infanterie Regiments Nr 103; die Versetzung des Hauptmanns und Kompagnie-Chefs im 7 Jnfanterie-Regimente „Prinz Georg" Nr. 106 Ernst in gleicher Eigenschaft in das 6. Infanterie- Regiment Nr. 1"5; die Beförderung des Premier lieutenants im 7. Jnfanterie-Regimente „Prinz Georg" Nr. 106 von Bennigsen, unter Ernennung zum Kompagnie-Chef, zum Hauptmann; die Verleihung von Patenten ihrer Charge an die Hauptleute und Kompagnie- Chefs Stark im 6.Jnfanterie-Regimente Nr. 105, von Gersdorff im 2. Grenadier - Regimente Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", von Schubert im Schützen-(Füsilier-)Regimente „Prinz Georg" Nr. 108, Edler von der Planitz im 4. Jnfanterie- Regimente Nr. 103 und von Logau im 5. Infan terie - Regimente „Prinz Friedrich August" Nr. 104; die Ernennung des charakterisirten Premierlieutenants im 7. Jnfanterie-Regimente „Prinz Georg" Nr 106 Haeser zum etatsmäßigen Premierlieutenant mit Patent vom Tage der Charakterisirung; die Verleihung des Charakters als Oberstlieutenant an den Major z. D. und Kommandeur des Landwehr-Bezirks Schnee berg Pretzsch; die Ernennung des Majors ü la guitx des Fuß Artillerie Regiments Nr. 12 und Artillerie- Offiziers vom Platz in Dresden Paul zum BataillonS- Kommandeur in diesem Regimente; die Ernennung des Hauptmanns im 3. Feld-Artillerie-Regimente Nr. 32 von Seydlitz, unter Stellung L la suite des 1 Feld- Artillerie - Regiment- Nr. 12, zum Artillerie-Offizier vom Platz in Dresden: die Versetzung des Haupt manns und Batterie-Chefs im 2. Feld-Artillerie Regi mente Nr. 28 von Gersdorff als ältesten Haupt mann in das 3. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 32; die Beförderung des Premierlieutenants im 2. Feld- Artillerie-Regimente Nr. 28 Pfingsten, unter Er nennung zum Batterie-Chef, zum Hauptmann, vor läufig ohne Patent; die Beförderung des Sekond- lieutenants im 2 Feld Artillerie Regimente Nr. 28 Kaden zum Premierlieutenant, vorläufig ohne Patent; die Wiederanstellung des Sekondlieutenants a D. Seidler, zuletzt im 2. Feld-Artillerie-Regimente Nr. 28, in der aktiven Armee und zwar als außeretatS- mäßigen Sekondlieutenant bei dem 1. Feld-Artillerie- Regimente Nr. 12; die Beförderung der Premier lieutenants der Reserve Beyer und Könitzer des 3. Infanterie-Regiments Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold vou Bayern", Schmidt l des 5. Infanterie- Regiments „Prinz Friedrich August" Nr. 104, vr. Hendreich und Schramm des 8. Infanterie-Regi ments „Prinz Johann Georg" Nr. 107 zu Haupt leuten; die Beförderung der Sekondlieutenants der Reserve Freiherr von Oer des 3. Infanterie-Regi ments Nr. 102 , Prinz Regent Luitpold von Bayern", Otto, des Schützen (Füsilier-) Regiments „Prinz Georg" Nr. 108 und Schulze des 2 Hufaren- Regiments Nr. 19 zu Premierlieutenants; die Beförderung der Premierlieutenants der Infanterie 1. Aufgebots Freiherr von Zedlitz und Neu kirch des Landwehr-Bezirks Zittau, vr. Barth I und Mackenthun des Landwehr-Bezirks II Leipzig zu Hauptleuten; die Beförderung des Sekondlieute nants der Infanterie 1. Aufgebots Markendorf des Landwehr Bezirks Zittau und des Sekondlieutenants der Jäger I. Aufgebots Augst des Landwehr-Be zirks Dresden I zu Premierlieutenants. Die Beförderung der Unterärzte Strehlow des 1 (Leib ) Grenadier-Regiments Nr. I00, diesen unter Versetzung zum 3. Jnfanterie-Regimente Nr. 102 „Prinz Regent Luitpold von Bayern", vr. Lehmann des Schützen- (Füsilier-) Regiments „Prinz Georg" Nr. 108 und vr. Freymann des 2. Ulanen Regi ments Nr. 18, des Unterarztes der Landwehr 1. Auf gebots vr. Stärker des Landwehr-Bezirks I Chem nitz, der Unterärzte der Reserve vr. Weigel und Klix des Landwehr-Bezirks I Leiprig, vr. Lehmann, vr. Engel, vr. Wehle und l>r. Chelius des Land wehr Bezirks I Dresden zu Assistenz Aerztcn 2. Klasse I! FbschiedLbcwilliynngcn. Die Stellung zur Disposition des Generalmajors und Kommandeurs der l. Infanterie-Brigade Nr. 45 Freiherr von Friesen, in Genehmigung seines Ab schiedsgesuches, mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der Generals Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen; die erbetene Verab schiedung nachstehend aufgeführter Offiziere und Sani- tätsosfiziere des Beurlaubtenstandes aus Allerhöchsten Kriegsdiensten und zwar: der Sekondlieutenants der Reserve Freiherr von Manteuffel des 9. Infanterie- Regiments Nr. 133 und Ullrich des 2 Feld-Artilleric- Regiments Nr. 28, des Hauptmanns der Infanterie 1. Aufgebots Ritter des Landwehr-Bezirks I I Leipzig, diesen mit der Erlaubniß zum Tragen der Landwehr- Armee-Uniform, des Sekondlieutenants der Infanterie 1. Aufgebots Ruppert des Landwehr-Bezirks Pirna, der Premierlieutenants der Infanterie 2 Aufgebots Wagner des Landwehr-Bezirks Zittau, Schaffner des Landwehr Bezirks Glauchau, Leonhardt, Freies- leben, Schede, Freiherr von Rechenberg und Weißker des Landwehr-Bezirks II Leipzig, Adler des Landwehr-Bezirks Annaberg, Braun des Land» Wehr-Bezirks Meißen, vr. Otto des Landwehr-Bezirks I Dresden, der Sekondlieutenants der Infanterie 2. Aufgebot- Luis des Landwehr-Bezirks II Leipzig, Netto des Landwehr-Bezirks Annaberg und Hübner des Landwehr-Bezirks II Chemnitz, des Sekondlieute nants der Feld-Artillerie 2. Aufgebots Herrmann des Landwehr-Bezirks I Dresden, sowie des Assistenz arztes 1. Klasse der Landwehr 2. Aufgebots V-. Weber des Landwehr-Bezirks Borna; das Ausscheiden aus dem Heere des Assistenzarztes 2. Klasse im 5. Jnfanterie-Regimente „Prinz Friedrich August" Nr. 104 Wasserfall behufs Uebertritts zur Kaiser lichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika; die erbetene Verabschiedung des charakterisirten Obersten z D. Martini, des charakterisirten Majors z D. von Posern und des Hauptmanns z. D. Vogt, aus Allerhöchsten Kriegsdiensten, unter Fortgewährung der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Fort- trogen der bisherigen Uniform mit den vorgeschriebe nen Abzeichen. Se. Majestät der König hybcn Allergnädigst geruht, dem Generalmajor z. D. Freiherr von Friesen, bis her Kommandeur der 1. Infanterie Krigade Nr 45, das Komthurkreuz 1. Klasse des Albrechts-Ordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Polizeipräsident Schwauß zu Dresden das ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehene Comthur- kreuz I.Classe zum rothen Adlerorden mit dem Stern annchme und trage. — —. Mchtumtlichcr Teil. UetcgrapyisHe und tetephonische Nachrichten. Berlin, 27. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Tie heutige „Berliner medizinische Wochenschrift" erfährt von zuverlässiger Seite, daß Prof. Koch damit beschäftigt ist, den in dem Tuberkulin ent haltenen wirksamen Stoff zu isolieren, so daß die Beschaffenheit desselben, wie bei anderen Arznei- stoffen, chemisch feststellbar ist. Nach Erreichung der in den nächsten Monaten zu erwartenden brauchbaren Ergebnisse dieser Untersuchungen soll Hoch dk Absicht baden, eine umfassende Veröffent lichung der letzteren zu bewirken. Wien, 26. Mai. (W. T. B.) In der gestrigen Plenarsitzung des WeltpostkongrcsseS teilte der deutsche Staatssekretär vr von Stephan mit, daß durch die kürzlich erfolgte Einführung der Seepostcn zwischen Deutschland und Nordamerika ein bedeutender technischer Fortschritt erreicht worden sei, und daH nach einem ihm zugcgangenen Telegramme rin Schnelldampfer der Hamburger Paketfahrtgesellschaft die Reise von Southampton nach New-Aork in 6 Tagen und 14 Stunden zu- rückgclegt habe, wodurch die schnellste bisher er zielte Fahrt dieser Strecke um 1 Stunde und 55 Minuten übertroffen worden sei. Aussig, 27 Mai *) Infolge der Entlassung von 4 Agitatoren wird eia allgemeiner Bcrg- ardeiterausstand befürchtet. Zur Zeit streiken 560 Arbeiter. Buda Pest, 26 Mai. (W. T. B) In der heutigen Konferenz des Klubs der liberalen Partei wurde die Beratung der Lcrwaltungsreform begonnen. Der Ministerpräsident Szapary erklärte, die Regierung halte den Gesetzentwurf für so wich *) Nachdruck verboten. tig und für so einen integrierenden Teil ihre- Programms, daß sie an demselben auf das Ent schiedenste festhalte und wegen der Bedeutung des Entwurfs genötigt sei, die Unterstützung der ge samten Partei zu verlangen. Mehrere Abgeord nete erklärten, den Entwurf nicht anuchmen zu können und meldeten ihren Austritt auS der Par tei an. Der Gesetzentwurf wurde schließlich in der Generaldebatte angenommen. Paris, 27. Mai.*) Der Streik der Omni- bnsbediensteten ist beendet. Nach langen Kon ferenzen im Stadthause nahm die Direktion der Omnibusgesellschaft sämtliche Forderungen der Streikenden bedingungslos an, nachdem ihr mit der sofortigen Entziehung der Konzession gedroht wor- den war. Der Polizeipräfekt wohnte den Ver handlungen bei. London, 27. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ > Das Unterhaus verwarf mit 78 gegen 52 Stim men dcn von der Regierung bekämpften Antrag Stuarts auf die Wählbarkeit und den Sitz der Fraucn in den GrafschaftSräten. London, 27. Mai *) Nacd Meldungen aus Si. Petersburg beschloß die russische Regierung die Abschaffung der Geschworenengerichte, an deren Stelle ».n Dreirichtcrkvllegium treten soll. St. Petersburg, 27 Mai.*, Heute traf hier ein Bericht aus dem Gouvernement Simbirsk (an der Wolga) ein, in welchem mitgeteilt wird, daß die ganzen Saaten in dieser reichen Provinz vernichtet worden find. Die dortigen Behörden haben Getreide zur Aussaat unter die Bauern verteilen lassen, welche dasselbe aber zu -^.ebl verbraucht haben, sodaß nicht gesät worden ist. Die Not ist groß; tausende wandern ganz verarmt nach Zentralasien auS. Konstantinopel, 26. Mai. (WTB) Der russische Botschafter Nrlidow reist abends dem Großfürsten Georg entgegen, dessen Ankunft am Donnerstag hier erwartet wird. Der Großfürst wird während seines zweitägigen Aufenthaltes hier- selbst an Bord des russischen Schiffe- „Korniloff" Wohnung nehmen. *) Nachdruck verboten. Dresden, 27. Mai. Panslawistische Bekenntnisse. Wer nach den letzten Reichsratswahlen die Ab lösung der bei den russischen Panslawisten wegen ihrer regierungsfreundlichen Haltung schlecht angeschriebenen Alttschechen durch die hinnuelstürmenden, unaufhörlich mit ihrer slawischen Gesinnungstüchtigkeit flunkernden Jungtschechen als einen entscheidenden Sieg des Pan- slawirmus in Anschlag zu bringen sich veranlaßt ge sehen, und einen neuen kraftvollen Vorstoß desselben gegen den Süden und Westen Europas als nächste Folge dieses Wandels befürchtet hatte, der wird heute schon an der Hand brr nachherigen Ausgestaltung der Lage zu der beruhigenden Erkenntnis gelangt sein, daß diese Folgerung aus den jungtschechischen Wahl- crfolgen sich keineswegs bewahrheitet hat. Im Gegen teil — statt der Erstarkung und des thätigen Eingreifens des Panslawismus in die Behandlung der laufenden politischen Fragen — konnte man seitdem in dem Ge baren der panslawistischen Kreise und ihrer Organe wahrnehmbare Anzeichen von Erschlaffung und Ein schränkung ihres seitherigen Einflusses wahrnehmen. Die spärlichen Anläufe, die von dieser Seite behufs Wiederbelebung und Befruchtung der panslawistischen Wühlarbeit in letzter Zeit unternommen wurden, sind Kunst und Wissenschaft. K Hofthcater — Neustadt. — Am 26. Mai: „Ein Tropfen Gift". Schauspiel in 4 Akten von Oskar Blumenthal (Neu einstudiert). Dieses Schauspiel wurde zwar stets seiner guten Darstellung und seines spannenden Inhaltes wegen nicht ungern gesehen, gehört aber nicht zu den glück lichsten Arbeiten des Verfassers. Eine durchaus ernste, den Verlauf des Ganzen beherrschende Stimmung paßt nicht wohl zur Grundeigenschaft von Blumenthals Talent, daS sich am besten da zum Austrag bringen kann, wo es reichliche Veranlassungen giebt, durch satirisch zersetzende Bemerkungen das flüchtige Inter esse des Publikums zu fesseln und zwar ohne einer leicht aufgebauten und an sich unwichtigen Aktion durch jene ablenkende und zersplitt-.rnde Kraft des Witzes zu schaden. Hr. Porth hat sich mit künstlerischer Sammlung in die Rolle Vahlberg sinnig und wirkungsvoll einge lebt und die Tochter des Grafen fand durch Frl. Baste eine farbenreiche gefühlvolle Wiedergabe, welche diese Gestalt sympathisch macht. Auch die Herren Jaffe, Dettmer, Bauer und Frl. Diacono (Fa bricius, Weideck, Brendel, Liddy) sind gefällige Stützen der Darstellung. Lothar wurde von Hrn. Drach einstudiert. Ich sah darin eine ernste, fleißige Arbeit, doch ich vermißte jeden Hauch von fesselnder Anziehungskraft und Dämonie, wie er bei solchen Frauenfreunden voraus gesetzt werden muß O B. Lajos, das Findelkind.*) Erzählung von A. Marby. Erstes Kapitel. „Jst's nicht besser, wenn auch wir absteigen? Der Wagen wird dadurch erleichtert!" rief Hildegard von ihrem Sitze herab. „Das ist nicht von Belang", entschied Lajos, „das gnädige Fräulein kann mit dem kleinen Mädchen ganz ruhig sitzen bleiben." „Ich will nicht sterben! — Ich will nicht tot sein!" rief in diesem Augenblick die kleine Sylvia. Die Worte „Tod" und „Sterben" bildeten für das Kind den Inbegriff des Schrecklichsten, denn damit ver band es die schauerlich dunkle Familiengruft, wo die tote Mama im festverschlossenen Sarge unter den rascheln den, welken Kränzen schon so lange, lange schlief. „Bleib' ruhig sitzen, Sylvchen, und weine nicht," sprach Hildegaid freundlich beschwichtigend; „steh', der liebe Gott hat uns einen Engel gesandt, der dringt uns sicher nach Hause." Schritt um Schritt bewegten Wagen und Pferde sich rückwärts, bis sie an den Seitenweg gelangten. Dann lenkte der Knabe vorsichtig in denselben ein, hielt dann an und sagte: „Jetzt ist alles wieder in Ordnung; nun können Sie beruhigt weiterfahrcn; Sw nehmen wohl die Zügel?" Die letzten Worte galten Egon. „Wollt Ihr mir die Leitung nochmals anvertrauen?" fragte der Knabe zögernd. *) Nachdruck nnersa^t. „Lajos soll jetzt die Zügel führen!" entgegnete Albrecht, und sich an diesen wendend, fuhr er fort: „Wir fürchten nicht etwa, daß die PonieS durchbrenuen können; meine Schwester Hildegard und auch ich ver stehen, sie zu regieren, aber Du hast Dir den Ehren platz redlich verdient! Wir wollen nun alle wieder aufsteigen; Egon kann neben Lajos sitzen." Egon fühlte gegen den fchuldlosen, armen Knaben, der das Unglück, dessen Urheber er war, glücklich, ab gewendet hatte, einen flammenden Haß m sich auf steigen; hochfahrend erwiderte er in französischer Sprache: „Neben dem bettelhasten Straßenjungen soll ich wie ein unartiger Schulbube sitzen? In der That, sehr gütig. Ich fühle mich dieser hohen Ehre nicht würdig und überlasse diesen Kavalier mit Freuden Dir, schöne Cousine." „Pfui, Egon, schäme Dich!" brauste Albrecht, wel cher nebst Kurt bereits im Wagen Platz genommen, auf und machte Miene, hinauszuspringen, um dcn Spötter zu züchtigen. Hildegards Hand legte sich auf den Arm des Bru ders. „Laß ihn gehen!" sagte sie laut genug, um von dem rasch Davoneilenden verstanden zu werden, „der hoffärtige Trotzkopf richtet sich durch seine eigenen Worte. Nun, Lajos," fügte sie, zu diesem gewandt, in verändertem, sanftem Tone hinzu, „willst Du den Dir bestimmten Platz nicht einnehmen?" ES hatte den guten Burschen bedrückt, daß die Feindseligkeit augenscheinlich seinetwegen entstanden war, aber im Bewußtsein seines reinen Gewissen- zögerte er nun nicht länger, der wiederholten gütigen Aufforderung der jungen Gräfin zu folgen. Gewandt schwang er sich auf den ihm angewiesenen Sitz — und als er dann die Zügel leise anzog, blitzten seine tiefblauen, leuchtenden Augen in Heller Freude; ein vorher nie empfundenes stolzes Selbstgefühl schwellte seine junge Brust. Nach etwa einer Viertelstunde bog Lajos von dem anmutigen Wege in eine breite sandige Landstraße ein, zu beiden Seiten von Gartenzäunen begrenzt. Während links hohes, dichtes DornengestrüvP eine undurchdringliche Schutzwehr gegen neugierige Späher blicke bot, trennte nur ein einfacher eiserner Gitter- zaun das gegenüberliegende Besitztum von der Straße. Einem aufmerksam prüfenden Kenner blick entging wohl kaum eine gewisse Vernach lässigung der Parkanlagen, selbst das ziemlich in der Milte des großen Gartens gelegene Schloß zeigte einige leise Spuren des Verfalls Über dem Ganzen lag jedoch ein Hauch vornehmer Abgeschlossenheit, der auf ein unbefangenes Gemüt immerhin imponierend wirkte und den Wunsch nach näherer Betrachtung der hinter dem Gitter winkenden Herrlichkeiten wachrief. Für den armen LajoS, wenn er je durch den Zaun geblickt, war die gräfliche Besitzung ein festverschlosse nes Eden gewesen und jetzt fuhr er selber durch dcn weit geöffneten Thorweg, ohne eine Spur von Scheu vor den wachehallenden Greifen, hinein in den Zau- bergarten, in kühnem Bogen um den großen Rasen platz mit dem plätschernden Springbrunnen, bis d cht an die Freitreppe, welche auf die breite Schloßrampe führte. Dort stand, leicht gegen die Steinbalustrade ge lehnt, ein ältlicher Herr, dessen Aufmerksamkeit erst durch das Knirschen der Räder in dem feinen Kie--
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