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Idee, das Glücksgefühl der Menschheit zu erringen und zu vermehren, und wenn die primitive Existenz gesichert ist, begeisterte Hinwendung der Geführten zu geistigem, seelischem Erheben. Inhalt und Wesen dieser Idee kommt der Ent wicklung und dem Bestand einer Musikübung umso näher entgegen, sobald dieselben in einer Sphäre liegen. Je stärker dies der Fall ist, desto häufiger wird die Anstrebung des Idealen der Einordnung der Musik in das Leben selbst entgegenkommen. Die musikalische Erziehung unserer Jugend kann die Voraus setzungen dafür schaffen, wenn das musikalische Milieu, in welchem sich das Volk bewegt, ein gewisses Niveau zeigt. Besteht dieses in seichter Tanz-, Swing- oder Operettenmusik, so würde auch das Ergebnis der bestgelurtgcnen musikalischen Jugenderziehung schnell hinweggespült werden. Wer unserem Volk erzieherisch dienen will, darf nicht darauf ausgehen, sich seine Gunst zu erschmeicheln, sondern muß dafür sorgen, daß die gute, allgemein verständliche Musik der großen Meister und ihrer würdigen Nachfolger jede Form und Gelegenheit der öffentlichen Darbietung beherrscht. Vor allem sollen die großen Werke unserer Orchesterliteratur in den Jugend konzerten der großen bedeutenden Orchester dargeboten werden. Alle Reden, Grammophonplatten und Radiodarbietungen werden nicht das Letzte erreichen können, wenn nicht die mustergültige Darbietung der Werke im künstlerischen Rahmen dazutritt. Aus diesem Grunde wird das Orchester- bzw. Sinfoniekonzert den Grundstock aller Jugendkonzerte bilden. Sollen die Veranstaltungen über haupt ihren Zweck erfüllen, so müssen sie folgende Eigenschaften haben: 1. Alle jugcndpsychologischen Voraussetzungen erfüllen. 2. Systematisch aufgebaut sein. 3. Zeitlich und örtlich den Prinzipien künstlerischer Darbietungen genügen. Selbstverständlich muß dieser Weg gemeinsam mit der Schule beschritten werden. Gegen den ersten Punkt verstoßen schon alle die Konzerte, die etwa als General proben öffentlicher Sinfoniekonzerte vorher für die Jugend gespielt werden. Hier ist weder ein Interesse vorhanden, bei der Wahl des Programmes, selbst des ein fachsten, die Hörerschaft zu berücksichtigen, noch besitzen diese Proben den Stempel einer endgültigen Leistung, die den Hörer befriedigt. Die Dresdner Philharmonie hat sich dieser für sie schon traditionell gewordenen Aufgabe, die gemeinsam mit dem Dezernat Volksbildung beim Rat der Stadt Dresden eine erfolgreiche Durchführung fand, mit aller Liebe angenommen und sie wird auch weiter darum bemüht sein, zum Nutzen der Jugcnd-Musikpflege ihren Teil beizutragen. Zu warnen ist vor einer allzu sachlichen oder metho dischen Verwertung solcher Konzerte. Es gibt zum Beispiel nichts Schlimmeres für ein Kind, während des Konzertverlaufs unter dem Druck zu stehen: morgen mußt du darüber einen Aufsatz sdireibcn! Die Mädels und Jungen dürfen sich ruhig als Erwachsene fühlen und sollen die Gewißheit haben: Das alles schenkt man mir, ohne etwas zu fordern.