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5. Choral: Und wenn die Welt voll Teufe! war’, Und wollten uns verschlingen, So fürchten wir uns nicht so sehr, Cs soll uns doch gelingen! Der Fürst dieser Welt, Wie sau’r er sich stellt, Tut er uns doch nichts, Das macht, er ist gericht’t; Ein Wörtlein kann ihn fällen! 6. Rezitativ und Arioso (Tenor): So stehe denn bei Christi blutgefärbter Fahne, O Seele, fest, und glaube, daß dein Haupt dich nicht verläßt, )a, daß sein Sieg auch dir den Weg zu deiner Krone bahne. Tritt freudig an den Krieg! Wirst du nur Gottes Wort so hören als bewahren, So wird der Feind gezwungen auszufahren, Dein Heiland bleibt dein Heil, dein Heiland bleibt dein Hort. 7. Duett (Alt und Tenor): Wie selig sind doch die, die Gott im Munde tragen, Doch sel’ger ist das Herz, das ihn im Glauben trägt. Es bleibet unbesiegt und kann die Feinde schlagen 1 Und wird zuletzt gekrönt, wenn es den Tod erlegt. sjCS* 8. Allgemeiner Schlußgesang (die Gemeinde wolle mit einstimmen): ^SU 1 <o Das Wort sie sol — len las — sen stahn und kein’Dank da—zu ha Er ist bei uns wohl auf dem Plan mit seinem Geistund Ga Neh — men sie uns den Leib, Gut, Ehr’, Kind und Weib, laß fah — ren da- hin, sie ha—ben’s kein’ Gewinn; das Reich muß uns doch blei ben! Unter all’ den erhebenden Liedern, die unser deutsches Volk aus Vergangenheit und Gegenwart kennt und singt in diesen ernsten Tagen, ist der Choral ,,Ein’ feste Burg ist unser Gott!" der König ge blieben, unerreicht in seiner majestätischen Wucht und ursprünglichen Gewalt; selbst ein Kämpfer und Sieger, der dem Geschlecht unserer Tage die Riemen seiner Rüstung fester schnürt. 1631/32 sangen ihn die Heere Gustav Adolfs in den Schlachten bei Breitenfeld und bei Lützen, wo ein Königsopfer vollbracht ward. In der feierlichen Mitternachtstunde der Jahreswende 1870/71 spielte ihn vor dem eingeschlossenen Paris eine württembergische Regimentsmusik, als der erste Kanonenschuß gegen die belagerte Stadt gelöst wurde. Und heute! Die Not schmiedet uns mit eisernem Hammer zusammen: „Ein’ feste Burg ist unser Gott!“ so erklang es neulich in den Straßen Berlins und auch in denen unserer sächsischen Landeshauptstadt. „Ein’ feste Burg!“ so brauste es in den Straßen Antwerpens beim Einzuge unseres heldenhaften Heeres! — Auch unserer heutigen Bach-Kantate liegt diese Heldenweise zu Grunde. In vierfach verschiedener Bearbeitung bilden ihre gewaltigen Strophen den Hauptbestandteil derselben. Die erste Strophe, eine ebenso kunstvolle wie grandiose Choraldurchführung, in der das Schlachtlied Luthers von den Oboen als Canon mit dem tiefen Instrumentalbaß erklingt, läßt die 4 Sing stimmen, gewissermaßen eingerahmt von dieser in der Höhe und Tiefe gespielten doppelten Choralmelodie, in freier nachahmender Weise der einzelnen Liedzeilen erklingen. Schmetternde Trompetenfanfaren bilden die glänzenden Spitzen dieser gewaltigen gotischen Musikburg. In der zweiten Strophe „Mit unsrer Macht ist nichts getan“ wird die Choralmelodie von den Sopranen allein in frei variierter Weise durchgeführt, während der Chorbaß gleich zeitig auf einen von Kampf und Sieg handelnden, frei hinzugedichteten Text eine mit Koloraturen reich ausgestattete Arie anstimmt, ein Heldenlied, das die kampfesmutig stampfenden Geigen und Violen im Einklang umdrängen, wie Schlachtrosse unter todesmutigen Reitern. In der dritten Strophe erscheint der vom ganzen Chore einstimmig gesungene Vers „Und wenn die Welt voll Teufel wär“ gleichsam als mächtiger Fels gegenüber einer im vollen Orchester und Orgel dagegen anstürmenden förmlichen Schlachtsinfonie. Zwischen diese Choralstrophen einge schoben sind zu entsprechend hinzugedichtetem Texte vier Solostücke, nämlich zwei als Arioso ausgehende Rezitative, die liebliche Sopran-Arie „Komm in mein Herzenshaus“ und der charakteristische, von Oboe d’amore und Violinen begleitete Zwiegesang „Wie selig sind doch die“. Mit der vierten Strophe des Lutherliedes „Das Wort sie sollen lassen stahn“ (gesungen von Chor und Gemeinde) schließt das gewaltige Werk. Hansa-Druckerei, Dresden, Ostra-Allee 17.