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In dem Friihwerk, der „Ouvertüre zu Romeo und Julia, Fantasie für Orchester“, deckt, äußerliche Schilderung vermeidend, Tschaikowsky den dramatischen Konflikt auf: Die Liebe Romeos zu Julia, gekennzeichnet durch eine Melodie von leidenschaftlicher Bewegtheit, und die Blutfeindschaft der beiden Geschlechter, symbolisiert durch agressive und grelle Klänge. In der Einleitung er innert die Choralweise an die heimliche Trauung der beiden Liebenden, in einem Epilog wird die endliche Vereinigung der beiden in Tod und Verklärung geschildert. Joseph Haydn (1732-1809), der erste des großen klassischen Dreigestirns unseres Konzertes, schrieb die Sinfonie concertante op. 84 1792 in London. Uraufgeführt wurde sie in London am 9. März 1792 mit so großem Erfolg, daß man sie 8 Tage später in einem weiteren Konzert wiederholen mußte. Haydn wurde in London außerordentlich verehrt und sehr hoch geachtet. Auf seinen beiden Aufent halten in England, die mehrere Jahre dauerten, verdiente er durch die Gunst des ihn vergötternden Publikumsund ihn anständig behandelnder Verleger so viel, daß er einem sorgenfreien Lebensabend entgegensehen konnte. Außer zwölf Sinfonien, die deshalb heute die Londoner Sinfonien genannt werden, schrieb er in England, auch die Sinfonie concertante. Diese Sinfonie ist eigentlich ein dreisätziges Konzert, allerdings nicht mit einem, sondern mit vier Solisten, der Oboe, dem Fagott, der Violine und dem Violoncello. Diese Gruppe der vier Solisten steht als „Concertino“ (die kleine Konzertgruppe) dem Orchester in seiner Gesamtheit gegenüber. So ähnlich geht es auch im barocken Concerto grosso zu, auf das Haydn zwar zurückgreift, das er aber mit sinfonischem Gehalt erfüllt. Es sind also im ersten Satz die üblichen zwei Themen vorhanden, die nun durch die beiden Klanggruppen Concertino und Orchester reizvoll und überraschend abgewandelt werden. Der groß angelegte erste Satz ist ein echter Haydn in seiner geistvoll-männlichen Haltung; der langsame Satz verändert ein volkstümlich-schönes Motiv nach allen, Seiten hin, wobei der große Gefühlsreichtum Haydns zur Geltung kommt. Der Schlußsatz zeigt das Können Haydns von der liebenswürdigen Seite. Haydns Humor kommt schon durch die Überraschung zu Beginn zum Aus druck, daß auf den lebhaften, übermütigen Anfang zweimal ein langsames Rezitativ folgt, also eine Stelle, wo die Violine gleichsam schüchtern und verträumt ganz allein etwas aussagt. Ausgelassen und heiter sprudelt dieser Satz zu Ende und gibt uns Kunde von einem kindlich-naiven Gemüt, das, mit viel Geist gepaart, den liebenswürdigen Menschen Haydn erfüllte.