Suche löschen...
Dresdner Journal : 15.01.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189401159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18940115
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18940115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-01
- Tag 1894-01-15
-
Monat
1894-01
-
Jahr
1894
- Titel
- Dresdner Journal : 15.01.1894
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dresdner Journal M11 1894 Montag, den 15. Januar, abends ge- wor- Winkler. Mhnr. WekannLrnachung. » Metzsch. v. Metzsch. Gebhardt. Kunst und Wissenschaft. und I» L len, »a »» le l., den ist. Dresden, den 12. Januar 1894. Finanz-Ministerium, vou Thümmel. - bringen. Dresden, am 13. Januar 1894. Kriegs-Ministerium von der Planitz. der Loose im Bereiche des Königreichs Sachsen unter der Bedingung ertheilt, daß die Nummern der gezogenen Gewinne alsbald nach der zu Ostern künftigen Jahres beabsichtigten Ziehung im „Dresdner Journal'' und in der „Leipziger Zeitung" veröffent licht werden. Dresden, am 10. Januar 1894. Ministerium des Innern. Dresden, 15. Januar. Die Beziehungen der russischen Regierung zur römischen Kurie. Vergiftetet Wasser. Erzählung von Reinhold Ortmann. .Fortsetzung) Die melancholische Stimmung der Sterben» Lür die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. bracht, daß dem Lotterie Kollekteur Otkar Arnold zu Grünhain eine Agentur der Altersrentenbank übertragen WekanntrnaPung. ES wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß Et,»,»Pret«: Für Dresden vierteljährlich »Wark do Pt , bei den Kaiser lich d.uli'de!. »ierteljähNich » Mark; außer halb de« deutschen Reiche- Post. und Stempelzuschlag Einzelne Nummern: i« Es. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend« Fernspr.-Anschluß: Nr irv» el l« d, !» i« Nnkindiguagrgtbützre»: Fär den Raum einer gespal» lene» Zeile kleiner Schrijt U0 Ps. Unter „Eingesandt" die Zelle bv Ps Bei Tabellen - und Zissernsatz entsprechender Aufschlag. Her»»«,eher: ««»igliche Expedition -e- Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr 2». Fernspr -Anschluß: Nr 1WS. flusse Dalströmt standen, beschäftigten sich mit ihr neuerdings so lebhaft, daß er von dem äußeren Ver lauf der Dinge trotzdem ziemlich genau unterrichtet war. In zwei Tagen schon mußten die Würfel fallen, penn die Beratung de» Dalströmschen Entwurfes stankt hmgenommen. Hier konnte die Kurie durch ein Zu geständnis eine Situation schaffen, welche den Ein druck erwecken mag, daß die Beziehungen zwischen den beiden Machtfakioren sehr befriedigende oder geradezu herzliche seien. Die Zugeständnisse, welche zur Erreichung eines rückhaltlosen Einvernehmens zwischen Rußland und dem Vatikan von Rom aus gewährt werden müßten, sind aber so geartet, daß die Kurie dieselben ohne Verleugung der höchsten katholischen Interessen nie mals einräumen kann. Man mag vielleicht einen moäuo vivendi Herstellen; die Erfüllung aller Forder ungen Rußlands wird sich aber stets als unmöglich erweisen. Im Vorjahre war man in Rom bereits geneigt, die polnischen Katholiken durch eine päpstliche Kundgebung zu striktem Gehorsam gegen die welt lichen Behörden zu ermahnen. Damals war man in der Selbsttäuschung befangen, daß um solchen Preis das ersehnte Ziel der Entente mit Ruhland erreicht werden könnte; noch bevor der Plan auSgesührt war, erkannte man aber die Haltlosigkeit dieser Illusion. Man lüß von einem Beginnen ab, welches die allge meinen Interessen der Kirche aufs schwerste geschädigt und doch die zuerst erhofften besonderen Ergebnisse nicht bewirkt hätte Die Wandlung, die sich seither in Rom vollzog ist dadurch gekennzeichnet, daß man dort nun eine so lenne Kundgebung zu Gunsten der Katholiken Polens, d. h gegen die russische Regierung, beabsichtigte. Bischof Zerr wird wohl erreichen, daß dieser Schritt unterbleibt. Tcr Vertrauensmann der russischen Re gierung wird er vielleicht auch zu stände bringen, daß Leo XIII. wieder etwas milder über das Vorgehen der polnischen Behörden urteilt. Ter Bischof von TyraSpol, ein Deutscher von Geburt, ist durch keine innigen Bande mit den russischen Katholiken pol nischer Zunge verknüpft und er wird sich daher mög licherweise ohne große Selbstverleugnung der Aufgabe unterziehen, die Lage dieser Gläubigen als eine nicht allzu trostlose zu schildern. So mag die Mission des Bischofs denn vielleicht dazu führen, daß die weit gediehene Spannung in den russisch-vatikanischen Be ziehungen gemildert wird und daß sich sogar die Basis für neue Verhandlungen allgemeiner Natur ergiebt Sobald derartige Verhandlungen ober den gesamten Komplex der schwebenden Piinzipicusragen berühren, wird man immer wieder wahrnehmen müssen, daß man nur bis zu einem „toten Punkte" gerät, über welchen niemals hinwegzukommcn ist. Wekanntrnachung. Das Ministerium des Innern hat dem Konnte für die Dresdner PferdeauSstellungen, eingetragene Genossenschaft, hierselbst auf Ansuchen zu einer Ver- loosung von Pferden, Fahr- und Rettgegenstäuden, welche auf der am 3. 4. 5. und 6. Mai 1894 in Seidnitz- Gruna beabsichtigten Pferdeausstellung mit zur Aus stellung gelangen, sowie zum Vertriebe der Loose im Bereiche der Königreichs Sachsen Erlaubniß unter der Bedingung ertheilt, daß die Nummern der ge zogenen Gewinne alsbald nach der zum 5. Mai 1894 anberaumlen Ziehung im „Dresdner Journal" und in der Leipziger Zeitung" veröffentlicht werden. Dresden, am 29. Dezember 1893. Ministerium des Innern. auf der Tagesordnung der nächsten Magistratssitzung, und mit dec Annahme oder Ablehnung in dieser maß gebenden Körperschaft war sein Schicksal besiegelt. Nach der Zuversichtlichen Sprache der Zeitungen zwar schien die Ausführung des Projekt» bereits vollständig gesichert; Erich aber wußte zur Genüge, von welchem Gewicht die Stimme seiner Vaters war, und wie unsinnig es gewesen wäre, noch jetzt auf einen Wechsel in der Überzeugung des pflichtgetreuen ManneS zu hoffen. So sah er mit wenig freudigen Empfindungen dec Zukunft entgegen, und unter seinen Kameraden flüsterte man einander zu, daß dem Premierlieutenant Tiburtius etwas besonders Widerwärtige- zugestoßen sein müsse, da sich sein sorglos heiteres Wesen so von Grund aus in das Gegenteil verkehrt habe Eben war der junge Ossizier in eine der Haupt straßen eingebogen, als er seinen Arm von hinten h.r mit so kräftigem Druck ergriffen iühlte, daß er sich rasch und unwillig umwandte. Aber der ärgerliche AuSruf de- Befremden- er starb »hm auf den Lipl-en, als er dem Manne iiS Gesicht sah, der eS gewagt hatte, ihn auf so dreiste Art aufzuhalten. Er war wohl von gleicher Größe, wie der Premierlieutenant und vielleicht um ein Ge ringe- jünger al» er; seine Gesichtszüge aber, so weit der stattliche dunkle Vollbarl sie erkennen ließ, waren von augenfälligster Ähnlichkeit mit denen de» Offiziers. „Erich! Bruder I — Welch' ein glücklicher Zufall, daß ich Dir hier begeqne!" „Georg! Ja, mein Gott, ist eS denn möglich? Bist Du et denn auch leibhaftig und wirklich?' Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Nach Z 106 de- ReichS-Militär-PensionS Gesetze- vom 27 Juni 1871 in der Fassung de« Reichs Gesetzes vom 22. Mai 1893 — R G-Bl. S. 171 — sind vom 1. April 1893 ab die Invaliden Pensionen der Unteroffiziere und Soldaten neben einem Dienst einkommen im Kommunaldienste oder im Dienste der theilweise aus Reichs- oder Staatsmitteln unterhaltenen Institute zahlbar Das Kriegs-Ministerium hat anzunehmen, daß ungeachtet seiner Bekanntmachung vom 5. Juni 1893 noch nicht alle der im Kommunaldienste u s. w. an gestellten pensionirten Unterosfiziere und Soldaten, denen aus Grund der früheren gesetzlichen Vorschriften aus Anlaß der Anstellung die Pension nicht weiter gezahlt werden konnte, in den Genuß der Pension wieder eingetreten sind. Die Vorstände der betreffenden Behörden werden deshalb hierdurch ersucht, in dieser Beziehung die Militär-Pensions-Verhältnisse der bei ihnen angestellten ehemaligen Unteroffiziere und Soldaten zu prüfen und erforderlichen Falls die Anträge auf Wiedergewährung der Pension nach Maßgabe der obenerwähnten Be kanntmachung anher zu stellen. Alle Amtsblätter werden ersucht, diese Bekannt machung in der nächsten Nummer zum Abdruck zu informiert, welche den Gegenstand eine- Meinungs austausches zwischen dem St. Petersburger Kabinett und dem Vatikan bilden können und er bedurfte daher keiner Unterstützung durch einen Kirchenfürsten, der sich kaum in seiner Diözese eine übersichtliche Kenntnis all dieser Fragen zu verschaffen vermochte. Um so wahr scheinlicher ist dagegen die Version, daß der Bischof von TyraSpol in einem kritischen Momente eine ver- mittelnde und autgleichende Thätigkeit entfalten sollte, nachdem es Hrn. JSwoltky nicht gelungen war, tun Eintritt ernsterer Mißhelligkeiten zwischen Rußland und der Kurie zu verhindern. In der europäischen Presse hat man die letztere Vermutung accepticrt und zwar auf Grund der An darauf gewartet und ihr unbegreifliches Schweigen hatte allerlei peinigende Zweifel in seinem Herzen wachgerufen, die sich immer schwerer zum Schweigen bringen ließen, wie tapfer er sie auch bekämpfte. Von wachsender Unruhe getrieben, hatte er allerlei er finderische Versuche gemacht, Lucy zu sprechen, um auS ihrem eigenen Munde die heißersehnte Aufklärung zu erhalten; doch sein Bemühen war ohne Erfolg ge blieben. Wie oft er auch an der Villa vorüberqing, niemals vermochte er sie zu erspähen, und vergebens wanderte er stundenlang auf jenen Wegen der städtischen Anlagen dahin, welche sie sonst mit Vor liebe bei ihren täglichen Spaziergängen ausgesucht hatte. Das HauS ihres Vater- zu betreten, mußte ihm nach der unzweideutigen Erklärung desselben seine Selbstachtung verbieten, und so fand er trotz alles Grübelnr und Kopfzerbrechens keine Möglichkeit, der Geliebten zu begegnen. Zu einem zweiten Briese aber vermochte er sich umsoweniger zu entschließen, als er ihr darin kaum etwas Erfreuliche- hätte mitteilen können Wußte er doch auS den Zeitungen, daß die Entscheidung über Henrik Dalstr öms Projekt unmittelbar bevorstand, und durfte er doch nicht den geringsten Zweifel in Bezug auf den Ausfall dieser Entscheidung hegen. Mit seinem Vater hatte er seit jener ersten Unter redung nie mehr über die Angelegenheit gesprochen, die Tagesblätter aber, die offenbar unter dem Ein DaS Ministerium des Innern hat auf Ansuchen Erlaubniß zu einer Berloosung von Kuustgegenständen hierselbst zum Besten der unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Königin stehenden Kinderheilstätte für Neu- und Antonstadt-DreSden und zum Vertriebe nähme, daß insbesondere die vielfach erörterten Vor gänge bei der Schließung der katholischen Kirche in Krosche den mittelbaren Anlaß zur Entsendung deS Bischofs Zerr geboten hätten. Man behauptet, daß gerade diese Vorgänge in den höchsten Kreisen deS Vatikans eine überaus lebhafte Verstimmung hervor riefen und daß der Papst unter dem peinlichen Ein drücke jenes Zwischenfalle- die Absicht hegte, sein Be dauern über die Haltung der russischen Regierung gegenüber den polnischen Katholiken in einer feier- lichen Kundgebung ouSzusprechen. Ter genannte Kirchenfürst sei nun beauftragt gewesen, den Papst über die Entstellungen in den Preßberichten be züglich jener Episode aufzuklären und ihn zugleich von der Durchführung des erwähnten Planes abzu halten. Wir meinen, daß in diesen Kommentaren die Bedeu'ung der Mission de» Bischofs von TyraSpol allzu eng begrenzt wird. Die Meldung, daß Leo XIII. eine Kundgebung über das Schicksal der Katholiken Russisch polens vorbereitete, ist allerdings sehr glaubwürdig und die Annahme, daß Bischof Zerr einen solchen Schritt hirttanhalten sollte, dürfte ebenfalls zutreffend sein. Es würde aber dem eigenartigen Stande der russisch-vatikanischen Beziehungen nicht entsprechen, wenn damit schon der Zweck der Sendung des BrschofS er schöpft wäre. Zwischen der römischen Kurie und der St.,Petersburger Regierung schweben zahlreiche undwich- tige Meinungsverschiedenheiten, die dadurch gekenn zeichnet sind, daß beide Teile weitgehende Forderungen erheben, deren Erfüllung bisher unterblieb Tie Kurie hegt heute den dringenden Wunsch, daß den Katholiken im Zarenreiche ein besseres LoS gewährt werde, daß man die treuen Anhänger der Kirche nicht durch den äußersten Druck zum Abfalle vom Glauben zu drängen suche und daß die Verfolgung derjenigen aufhvren möge, welche trotz dieses Druckes im Be kenntnisse ihrer Väter auSharren. Die russische Re gierung erblickt dagegen in der Ausbreitung der Orthodoxie ein nationaler und politisches Interesse und sie beansprucht eben von den höchsten Vertretern der katholischen Kirche nicht mehr und nicht weniger al- die Förderung dieses Interesse-. Für die Haltung Rußlands sind hier Erwägungen maßgebend, welche nach den traditionellen Anschau ungen der russischen Staatsmänner die Grundlagen der Macht und der künftigen Entwickelung de- Zaren reiches betreffen. Die Stellung der Kurie in den er wähnten Fragen ist wieder durch die nächstliegenden Rücksichten auf die Rolle deS Papsttums als des be rufensten Beschützer» der katholischen Gläubigen be dingt. Der Gegensatz, der sich so ergiebt, ist nicht zu beseitigen, weil er aus Grundsätzen hervorgeht, die weder von dem einen, noch von dem anderen Teile preisgegeben werden können. Will man sich da oder dort über diese Thatsachen hinwegtäuschen, so kann dies nur sür kurze Frist gelingen. Einen Versuch solcher Selbstb-kehrung hat man iu Rom vor nicht allzulanger Zeit unternommen. Die einflußreichen geistlichen Politiker, welche im Vatikan al- Gegner deS Dreibundes auftreten, wollten dem seltsamen Ge danken dcS Artti - Dreibundes greifbare Formen ver leihen und sie trachteten, der Kurie eine dominierende Stellung im Rahmen der russisch-französischen Entente zu sichern. Zu diesem Behufe sollten die Beziehungen zwischen der kirchlichen Macht einerseits, Frankreich und Rußland andererseits, gefestigt werden Gegenüber Frankreich gelangte man bald zu einem äußerlichen Erfolge, indem man auf die französischen Katholiken zu Gunsten der Republik einwirkte und so dem herr schenden Regime einen Liebesdienst erwies. Die fran zösische Regierung hat diese Gefälligkeit niemals durch einen Gegendienst erwidert, aber sie hat ihn dankend nichtamtlicher Teil^ Telegraphische und telephonische Yachrlchten. Prag, 15. Januar. (Tel. d. TreSdn Journ.) Die Lerhandluug in dem Omladinaprozeß hat heute begonnen. Zahlreiche Polizeipatrouillen zer streuten die vor dem Gerichtegrbäude angesammelte Menschenmenge. Madrid, 15. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Marschall Martinez Campst wird sich vor auefichtlich direkt von Melilla noch Mazagan de< gebrn. Der Arzt Ovilo, der nach Marrakesch gesandt worden ist, um den Weg zu bahnen, den die Gesaudtschaft nehmen wird, meldet, daß infolge Auttreteut der Flüsse und drt unwegsamen Ge- bietet tie Reise sehr schwierig sein würde Lagesgrschichte. Dresden, 15. Januar. Ihre Majestäten der König und di» Königin wohnten gestern, Sonntag, vormittag dcm Gottesdienste in der katholischen Hof kirche bei und erteilten rach dcm Kirchgänge im Königl. Residenzschlosse Audienzen. Nachmittags um 5 Uhr dinierten Allerhöchstdieselben mit Ihrer Kaiser!, und Königl. Hoheit der Frau Großherzogin von Tos cana bei Sr. Königl. Hoheit dcm Prinzen Georg. Um 9 Uhr fand bei Ihren Majestäten in Villa Strehlen eine kleine Abendgesellschaft statt, zu der mehrere Damen und Herren der Aristokratie mit Einladungen aus gezeichnet worden waren. Se. Majestät der König nahmen im Laufe de» heutigen Vormittages die Vorträge der Herren StaatS- minister und DeportementSches- der Königl. Hofstaaten entgegen und begaben Allerhöchslsich nachmittags nach Villa Strehlen zurück. Ihre Majestäten ter König und die Königin werde den heute abend im Königl. Belvedere der Brühlschen Terrasse stattfindenden Ball des Elisabeth- verein» mit Alleihöchstihrem Besuche auSzeichnen. über das Gesicht deS anderen ging e- wie ein glücklich-S Lächeln. „Es muß wohl so sein; denn um diese Zeit pflegen meines Wissens keine Gespenster zu erscheinen — am wenigsten auf offener Straße! — Aber viel leicht wäre eS Dir lieber, wenn Tu mich nur al» Gespenst wiedergesehen hättest," fügte er, plötzlich ganz ernst werdend, hinzu. „Es ist ja am Ende sehr kühn, daß ich Dich so ohne weiteres anzureden wage." Statt jeder Antwort auf diese letzten, zaghaft klingenden Worte nahm Erich seinen Arm „Komm niit mir!" sagte er. „Ich werde Dich zu dem Vater führen." Willig zwar ging der Andere an seiner Seite weiter; mit der Absicht dcS Bruders aber schien er nicht einverstanden, denn er sagte, als sie einige Schritte gethan hatten, mit gedämpfter Stimme: „Nicht sogleich, Erich! Er darf mich nicht un vorbereitet Wiedersehen. Ich bin gekommen, seine Verzeihung zu erbitten, denn ich kann eS nicht mehr ertragen, ohne diese Verzeihung zu leben. Eine un angebrachte Überraschung aber könnte alles verderben. Ist eS denn nicht leider nur allzu natürlich, daß mein Anblick in ihm zunächst nicht» anderes erwecken wird al» die Erinnerung an all das Leid, da- er durch mich erfahren?" Nachdenklich hemmte der Premierlieutenant seinen raschen Gang „Vielleicht hast Du Recht!" erwiderte er nach einem kleinen Schweigen „Es wild besser sein, wenn ich zuerst mit dcm Vater rede. Aber noch weiß ich selber ja nicht, wo» ich ihm sagen darf. Vergehens lag über der ganzen Natur — jene Stim mung, die auch auf das menschliche Gemüt einen so niederdrückenden Einfluß zu üben pflegt. Erich Tiburtius, der in der Kaserne den ein förmigen Pflichten seines Dienstes abgelegen hatte, vermied eS anscheinend absichtlich, sich auf dem Heim wege seinen heiter plaudernden Kameraden anzu- schlicßen. Er sah nicht mehr so frisch und blühend auS wie sonst, und ein Ausdruck trüben Ernstes lag auf seinen, Gesicht. Jene hoffnungsvolle Zuversicht, welche Lucys Bries in ihm wachgerufen hatte, schien ihn heute nicht mehr zu erfüllen, und der Verlauf der letzten Wochen war in der That ganz danach angethan gewesen, sie ernstlich zu erschüttern. Noch an dem nämlichen Tage hatte er dem geliebten Mädchen ge antwortet, und wenn er auch, um ihren Vater zu schonen, nicht die ganze Wahrheit geschrieben hatte, mußte sie doch auS seinen Mitteilungen hinreichend deutlich ersehen haben, wie die Dinge lagen. Da ihm kein Mittel zur Verfügung stand, ihr seinen Brief heim lich zuzustecken, hatte er ihn durch die Post abgesandt, von der Hoffnung erfüllt, bald ein Zeichen ermutigen den Einverständnisses als Erwiderung von ihr zu er halten. Aber er hatte von Tag zu Tag vergebens n Die russische Regierung hat bekanntlich vor einiger Zeit den Bischof von TyraSpol mit der Mission be traut, in Rom mit den maßgebenden kirchlichen Kreisen Besprechungen über die zwischen dem St. Petersburger Kabinett und der römischen Kurie schwebenden Fragen zu führen. Dieser Vorgang ist nicht mit Unrecht als ein ungewöhnlicher und auffälliger bezeichnet worden. Man entschließt sich im diplomatischen Verkehre nur selten, einen außerordentlichen Vertreter an eine Re gierung zu entsenden, mit welcher man ohnedies einen regelmäßigen Verkehr durch einen ständigen Bevoll mächtigten unterhält. Eine derartige Entsendung er folgt zu diplomatischen Zwecken meist nur dann, wenn e- sich um Erörterungen über Fachangelegenheiten „ ,, . handelt, oder wenn sich trotz der Wirksamkeit de- stän- vrevyarvt. Vertreters eine Situation ergeben hat, welche das Eingreifen eine- mit speziellen Befugnissen auS- aestatteten Vertrauensmannes erheischt. Der erstere Fall ist offenbar bei der Mission deS Bischofs Zerr nicht maßgebend gewesen. Hr. Iswolsky, der seit langer Zeit mit Vollmachten der russischen Regierung in Rom weilt, ist über alle Angelegenheiten gründlich
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite