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STREIFZUG DURCH DIE GESCHICHTE P. TS CH AI KO WS KY ANTON DVORAK RICHARD STRAUSS Am 20. November 1945 wird die Dresdner Philharmonie 75 Jahre alt — Grund genug, einmal ihre Vergangenheit vor Augen zu führen. Freilich, für pompöse Festschriften auf Büttenpapier und unbeschränkten Umfangs ist nicht die Zeit. Wir sind, trauriges Erbe der Hitlerschen Mißwirtschaft und seiner verbrecherischen Kriegspolitik, ein armes Volk geworden, das keine Feste feiern kann, das nur ein Gebot kennt: Aufbau. Darum sehen wir dieses Jubiläum nicht so sehr historisch an und begnügen uns mit einem kurzen Streifzug durch die Ge schichte. Wichtiger ist es, die Aufgabe zu betrachten, die der Dresdner Philharmonie in der Gegenwart gestellt ist. Mit der Erstellung des Gewerbehauses im Jahre 1870 bekam Dresden endlich einen würdigen Konzertsaal. Unter Leitung von Kapellmeister Puffhold erstand nun 1870 das „Gewerbe hausorchester“, das dann seinen Namen mehrfach änderte: nachdem man seit 1894 von seinen Darbietungen als den „Großen Philharmonischen Konzerten“ sprach, firmierte man seit 1915 als „Dresdner Philharmonisches Orchester“, bis dann am 12. Juni 1924 der heute noch gültige Name „Dresdner Philharmonie“ aufkam. Unter der Leitung tüchtiger Dirigenten faßte das Orchester schnell Fuß in Dresden, konnte seinen Stand erheblich ver größern (in der zweiten Hälfte der 80er Jahre zählte es bereits 70 Mitglieder) und wuchs so immer mehr zu einem leistungs fähigen Tonkörper heran, dessen Konzerte als die wertvolle Ergänzung der Kgl. Sinfoniekonzerte das Dresdner Musikleben entscheidend beeinflußten. Bedeutende Dirigenten lenkten im Laufe der 75 Jahre die Geschicke der Dresdner Philharmonie, bedeutende kamen als Gast und lernten die Vorzüge des Orchesters kennen und schätzen. Unter den letzteren die berühmten Komponisten PeterTschaikowsky, Anton Dvorak, Jean Louis Nicode, Richard Strauß, Anton Rubinstein, die weniger bekannten Hausegger, Sekles, Graener, Franckenstein, Schjelderup, Schillings und Paul Juon. Größe Dirigenten wie Hans von Bülow (der ge borene Dresdner), Artur Nikisch, Carl Schuricht (der zweimal in nähere Beziehungen zu dem Orchester trat), der Russe Dobrowen, der Belgier Defauw, der Rumäne Georgesco, gaben ihre Gastkarte ab. So drangen Ruf und Ruhm der Dresdner Philharmonie ins Ausland, noch mehr aber durch erfolgreiche Konzertreisen: sie führten das Orchester 1879 nach Warschau, 1883 nach Amsterdam, 1907 nach Dänemark und Schweden, 1909 gar über das große Wasser nach Amerika zu einer un- gemein interessanten Tournee, die durch 30 Städte ging, wo