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Uxp<d. «. Nedcttr»« »re»d«»-Neustadt «. Meitzner «affe 4. Die Zeitung erscheint Tteufta,, »»«nersta, und rauuadend früh. «dalmement»- Pret»: »terteljährl. M. 1,S0. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung in» Hau« erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pf. Sächsische Docheitung. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Müller in Dresden Inserat« wrrden bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dielfpalt. Zeil-IS Pf. Unter E'ngesandt: 30 Pf. Inseraten- Auuahmestellenr Die Arnoldifche Buchhandlung, Jnvalidendam, HaascnsteinL Vogler, Rudolf Mosse, G. L. Daube « Co. in Dresden, Leipzig, Franksurt a/M., G Kohl, Kefselsdorf u. s. w. Mr. 141. Dienstag, dm 3V. Movemöer 1897. 59. Jahrgang. DMMNK-LiMW. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeituug" für den Monat Deeember nehmen alle kaiserl. Post- austalteu und Postexpedittouen, sowie auch alle Laud- bricfträger gegen Vorausbezahlung von 50 Pfg. entgegen. Die Verlag-«Gxpedition. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Nach dem „Reichsanzeiger" ! sieht die Marinevorlage die reichsgesetzliche Regelung der Flottenstärke, sowie die Herstellungszeit der erforder, lichen Neubauten auf 7 Jahre vor. Die künftige Gesammt, stärke der Flotte soll betragen: 19 Hochseepanzer, 8 Küstenpanzer und 42 Kreuzer. Die Vermehrung der Flotte um 5 Hochseepanzer und 9 Kreuzer erfordert 165 Mill. Mark. Die Bauzeit ist auf 7 Jahre ver anschlagt. Der Plan hat klare, feste Grenzen und j wahrt vollständig das Etatsrecht. Der Reichstag be schließt jährlich die Zahl der Schiffsbauten und be willigt die Baugelder für das EtatSjahr. Der laufende Marine-Etat steigt nach 7 Jahren von 118 auf 150 Mill. Mark. Die Deckung soll wie bisher aus den i laufenden Einnahmen erfolgen und es ist die Aufnahme einer nur geringen Anleihe beabsichtigt. Neue Steuern und größere Anleihen werden also nicht erforderlich. Zur Entsendung des Prinzen Heinrich von Preußen nach China wird auS Petersburger ! diplomatischen Kreisen geschrieben: „Die ostasiatische Krisis wird hier als sehr ernst angesehen. Man ist > überhaupt überzeugt, daß Deutschland die Ab- j sicht hat, die Kiau - Tschau - Bai und Schantung ! zu behalten. Gegenwärtig schweben über die deutsche Okkupation dieser Kornkammer Chinas diplomatische Verhandlungen mit Rußland und Frankreich. Aus ! der Entsendung des Prinzen Heinrich, deS Schwagers i des Czaren, nach China schließt man hier, daß Ruß» j land dem deutschen Vorgehen nicht feindlich gegenüber ! steht. Man nimmt hier an, daß auch Frankreich sich der Haltung des Czaren, vielleicht nach einigem Wie er streben, anschließen werde. Besonders in das Gewicht j fällt dabei die Ueberzeugung, daß Kaiser Wilhelm unter keinen Umständen den Besitz der Kiau-Tschau- Bucht aufgeben will, da dieselbe eine bedeutende Kolonie repräsentirt, also weit mehr als eine bloße Kohlen station ist. Man erkennt auch an, daß Deutschland bisher für seine Intervention zu Gunsten Chinas be hufs Revision des Frieden- von Shimonosekt keinerlei Entschädigung erhalten hat, während Rußland in der Mandschurei und Frankreich an der tonkinefischen Grenze eine solche bereits empfangen habe. Li-Hung-Tschang hat zwar seiner Zeit dem Deutschen Reiche schöne Ver sprechungen gemacht, aber nicht halten können. Die Treulosigkeit und Undankbarkeit Chinas giebt dem deutschen Vorgehen, wie man hier zugeben muß, eine moralifche Berechtigung. Man glaubt daher, an nehmen zu müssen, daß die Stimmung in Berlin schon vor der Ermordung der deutschen Missionare sehr chinafeindlich war. Mit der deutschen Okkupation Schantungs ist, da- wenigstens ist hier die Auffassung, die orientalische Frage nach Ostafien gerückt. Dabei ist Englands Haltung vielleicht entscheidend. Noch besitzt es den größten Einfluß daselbst. Japan hat sich mit England gut gestellt, dürfte aber doch wohl schließlich Rußland, Frankreich und Deutfchland bei treten. Schwer wird es sein, Japan mit Rußland zu versöhnen. Jedenfalls ist jetzt schon über Ostafien — Griechenland, Türkei und alles andere vergessen. WaS aus der Sache wird, weiß niemand." Aus einer Zusammenstellung der Kopfstärke der fremden Geschwaderbesatzungen in Ost asien ist Folgendes zu entnehmen: Während Deutsch, lands Geschwader 1802 Mann Besatzung zählt, hat das englische rund 4760, das russische 4173, das französische rund 1900, das amerikanische 1171 und das österreichische 530 Mann Besatzung; im Ganzen find also 14,336 Mann an Schiffsbesatzungen bei den fremden Gescdwadern dort vorhanden. Feste Stütz punkte für ihre Flotte besitzen in Ostafien Rußland in seinem sibirischen Kriegshafen Wladiwostok, England in seiner Flottenstation Hongkong, beides Anlagen, die mit allen zur Ausbesserung einer Kriegsflotte er forderlichen Einrichtungen und Materialien versehen find; ferner Frankreich in Saigun (Indochina). Da neben stehen den genannten Mächten noch eine größere Anzahl von kleineren Plätzen, Kohlenfiationen, zur Verfügung. lieber die Persönlichkeit des Kaisers schreibt ein Theilnehmer des dem wirthschaftlichen Ausschüsse zu Ehren vom Grafen PosadowSky veranstaltetenDinerS: „Man liebt es in manchen Kreisen, den Kaiser als einen militärischen Autokraten hinzustellen, der nur seinen eigenen Gedanken und Eingebungen folgt und es in dem Gefühle seiner starken Individualität ver schmäht, fremden Rath und widersprechende Anfichten zu hören. Wer den Kaiser an jenem denkwürdigen 15 November, der ein Markstein in der deutschen WirthschaftSgeschichte bleiben dürfte, beobachtet hat, wird sich überzeugt haben, wie himmelweit die That- sachen von dieser durch eine gewisse Presse verbreiteten Anficht verschieden find. Von einer doppelten Reihe von Zuhörern umgeben, unter denen die Mitglieder deS Wirtschaftsausschusses überwogen, unterhielt sich der Kaiser mit allen den Herren über die verschieden sten wirthschaftlichen Fragen mit einer Einfachheit und Natürlichkeit, wie ein wohlinformirter liebenswürdiger Privatmann im freundfchaftl chen Kreise. ES wirkte geradezu überraschend, welches Maaß von Fachkennt nissen sich der Monarch durch sein Interesse für alle Vorgänge des öffentlichen Lebens und auch durch sein Studium auswärtiger Verhältnisse erworben hat. Der Kaise'- ist eine durch und durch moderne Erscheinung; noch kein Monarch vor ihm hat in dieser einfachen menschlich natürlichen Weise mit allen Kreisen seine- Volke- verkehrt. Dabei hört der hohe Herr mit liebens würdiger Aufmerksamkeit Einwände und entgegen stehende Ansichten an und ist stets bereit, seine eigene Auffassung zu berichtigen, wenn er einer besser unter richteten begegnet. Wenn das deutsche Volk die Indi vidualität unseres Kaisers, der durch seinen ganzen Entwickelung-gang einen weiten Blick für Menschen und Verhältnisse und namentlich auch für die wirlh- schaftlichen Aufgaben Deutschlands erworben hat, besser erkennen wird, so dürfte eS auch in Zukunft dessen Plänen sicher mehr Bersiändniß entgegenbringen." Ueber die Palästtnareis« des Kaiser- gehen neuerdings wieder verschiedene Nachrichten durch die Blätter; besonder- wird behauptet, die Reise würde nicht, wie anfangs verlautet, im April, sondern erst im September oder Oktober stattfinden. Eine definitive Entscheidung über diese Reise ist bisher, wie die „Post" hört, überhaupt noch nicht erfolgt. ES dürfte auch in diesem Augenblick noch gar nicht möglich sein, so weit im Voraus schon bindende Bestimmungen über der artige Reisen zu treffen. Warum die konservative Partei im December ihren Parteitag statt in Berlin in Dresden abhält, wird von der „Schlesischen Zeitung" folgendermaaßen begründet: „Wenn der sogenannte „Tivolitag", der für die konservative Partei ohne Zweifel von vorwiegend ! guter Bedeutung war, nach ai.ßen hin nicht so be- ! friedigt hat, wie er hätte befriedigen sollen und können so lag da- wohl zu einem großen Theile daran, daß er nicht besonders gut vorbereitet war; fehlte doch damals jede Erfahrung auf diesem Gebiete; denn eS war im Jahre 1892 das erste Mal, daß die Konser, vativen einen allgemeinen Parteitag abhielten. Schon Neuilleton. verschlossenes Paradies, an da- ich kein Recht mehr habe und nun kann ich mich nicht wieder losreißen. Es hält mich wie mit hundert Armen. Begreifen Sie da- nicht?" „Nur zu wohl, aber wie soll eS nun werden in Zukunft? Ihre Schwester rechnet auf Sie." „O, meine Schwester — kann sie in mein Herz sehen? Ihre Absicht mag ja gut sein, aber waS soll ich in fremden Landen? Rein, nein, am Liebsten möchte ich hier bleiben und wär'- als Magd auf dem Hof, als Hirtin oder al- Gänsemädchen, von Niemand ge kannt. Die gute Sascha mag darum wissen, auch der alte Kuzmin und Frau Ustinja, die werden mich gewiß nicht verrathen." In solchen excentrischen Ideen schien sie sich zu gefallen und wußte jedem Bedenken zu begegnen, zuerst in Betreff ihre- BaterS. ,O, der sollte nicht- von mir gewahr werden", sagte sie. „Wie glücklich wäre ich^enn ich ihn jeden Tag von Weitem sehen könnte, wie heute. Ach, er ist alt geworden seit den drei Jahren und gewiß au- Kummer um mich ; ich hätte mir die Augen au» dem Kopse weinen können, al- ich ihn jetzt wiedersah. Aber so wird e- gehen, so wird e- gehen." Vergeben» erschöpfte ich «ich in Einwendungen. „Können Sie nur denken, theuerste Frau, daß die- un entdeckt bliebe auf die Dauer? Und gesetzt auch, - gelänge, aber Ihre Pflichten gegen Ihren Gatten —" „Auch daran hab? ich gedacht", erwiederte sie, „ich hatte an ihm fest und hoffe auf ihn. Bi- j» tz war ja Alle- uur Hoffnung und vertrauen, wa- mich da- Schlimmste trogen ließ. Und erreicht er sein Ziel Der Spion. Historischer Roman auS der Geschichte deS heutigen Rußlands von Julius Grosse. (Nachdruck verboten.) (22. Fortsetzung.) Frau Nadja saß wirklich noch oben in dem braunen Kirchenstuhl, gebeugt und regungslos, al- wäre sie ein geschlafen. Als ich dann unerwartet neben ihr stand, schrak sie empor und als sie mich erkannte, streckte sie mir beide Hände entgegen. „Nur keine Vorwürfe jetzt, Herr Oberst, ich konnte nicht ander»." „Wer will Ihnen Vorwürfe machen, theuerste Frau", erwiederte rch, „aber Sie müssen einen Entschluß fassen, auch Tatiana wünscht e-. Entweder Sie reisen nachher mit ihr und dann müssen Sie jetzt schon vor an», damit sie beim Popen einsteigen können, oder Sie entschließen sich ander» und dann nehme ich Sie morgen nach Rovomirgorod mit." „Bester Herr Oberst, quälen Sie mich nicht", sagte sie mit müder S tmme. „Wenn Sie wüßten, wie e- in mir auöfieht. Jeder Eindruck seit gestern qualvoll und beglückend und vollend- hier — jeder Winkel voll vou tausend Erinnerungen bi- iu die «inderzeit hinauf. Ich hätte nicht gedacht, daß Vie Heimath solche Macht hat. Erst fürchtete ich sie, wie eine trostlose Wüste, wo «ich Niemand kennt, wie ein früher oder später, uun, so mag er mich von hier ab holen in allen Ehren und vor Aller Augen. Nur so kann Alles wieder gut werden — auch deS Vater- halber." „Soll ich da- Alle- Ihrer Schwester sagen?" „Wie Sie wollen, aber quälen Sie mich nicht mehr. Wenn sie Alles überlegt, wird sie selbst e- so am Besten finden." Damit war ich in Gnaden entlassen und mußte meinen Rückzug antreten. Tatiana, der ich sofort Alles mittheilte, war über diesen Wankelmuth, diese Charakterlosigkeit, wie sie e- nannte, fast aufgebracht. Sie hatte e- sich so schön gedacht, der armen vom Schicksal Bersolgten eine neue sonnige Zukunft zu schaffen und die trübe Vergangen heit in Vergessenheit zu bringen. Sie schickte mich einige Male hinauf mit anderen Vorschlägen, die ebenso wenig Gehör fanden. Ueber diesen fruchtlosen Verhandlungen mochte mehr al- eine Stunde vergangen sein. Die Gäste, wie da-Brautpaar, hatten sich bereit- erhobea und standen nur in Gruppen, um Abschied von den Neuvermählten zu nehmen. Besonder- Wadkow-ki drängte unablässig zur Abreise, während der alte Uschakoff, der de- Guten mehr al» hinreichend gethan, in einem Meer von Rührung schwamm und dem geliebten Schwiegersohn noch tausenderlei Dinge zu sagen hatte. E» war ein laute-, bewegte», farbenreiche- Bild nicht minder drinnen io den Sälen, wie draußen in» vorhau» auf der Freitreppe uud im Gutt Hof, wo ein lärmende- Treiben herrschte, während sich die Pferde vor den Schlitte» d仫te», die Kutscher fluchte» uud