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Hochschulspiegel
- Bandzählung
- 1983
- Erscheinungsdatum
- 1983
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- A 812
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770833978-198300005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770833978-19830000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770833978-19830000
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Projekt: Bestände der Universitätsbibliothek Chemnitz
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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-
Zeitschrift
Hochschulspiegel
-
Band
Band 1983
-
- Ausgabe Nr.1, Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, Januar 1
- Ausgabe Nr. 3/4, Februar 1
- Ausgabe Nr. 5, März 1
- Ausgabe Nr. 6/7, April 1
- Ausgabe Nr. 8, April 1
- Ausgabe Nr. 9, Mai 1
- Ausgabe Nr. 10, Mai 1
- Ausgabe Nr. 11, Juni 1
- Ausgabe Nr. 12, Juni 1
- Ausgabe Nr. 13, Juli 1
- Ausgabe Nr. 14, Juli 1
- Ausgabe Nr. 15, August 1
- Ausgabe Nr. 16/17, August/Sept. 1
- Ausgabe Nr. 18, September 1
- Ausgabe Nr. 19, Oktober 1
- Ausgabe Nr. 20, Oktober 1
- Ausgabe Nr. 21, November 1
- Ausgabe Nr. 22, November 1
- Ausgabe Nr. 23, Dezember 1
- Ausgabe Nr. 24, Dezember 1
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Band
Band 1983
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- Hochschulspiegel
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Unser Buchtip: Eduard Klein Die Last der Berge „Eine Festlichkeit hatten sie aus der Übergabe machen wollen. Damit Chile sah, es gab auch ein anderes Deutsch land. Das aber hatte der Pa ter hintertrieben. Martin konnte nur noch verhindern, daß der Feuerlöschwagen in ein Geschenk der Bundesre publik umfunktioniert wurde.“ Drei junge Mechaniker, Kord, Peter und Jürgen und der Journalist Martin Kröger sind in Chile, um Solidaritäts güter aus der DDR zu über geben. Unweigerlich werden sie in die politischen Ereignisse des Landes verstrickt. Kord, der gemeinsam mit Martin im Hafen von Valparaiso eine Sendung übergabefertig macht, rammt mit einem DDR-Laster den Wagen eines deutsch-chilenischen Faschi sten, der einen Redner der Unidad Populär überfahren hat. Nur durch die Fürsprache eines linken Offiziers kann Kord der gerichtlichen Ver folgung entgehen. Bei der Übergabe eines Feuerwehrautos in Pillanhue, einem kleinen Ort bei Valpa raiso, wollen die Chilenen aus Unkenntnis heraus das Deutschlandlied spielen. Pater Ignacio, der Dolmetscher der Gruppe, erweist sich als An hänger der Unidad Populär und sorgt dafür, daß in letz ter Minute die DDR-Hymne eingeübt wird. Als Martin einen Malariaanfall erleidet, bringt ihn Pater Ignacio zu seiner Schwester Marina Du arte, einer progressiven Leh rerin, um ihn gesundpflegen zu lassen. Zwischen Marina und Martin entsteht eine tiefe Zuneigung. Ihr Auftrag führt die vier Delegierten in den Süden des Landes, nach Orsono, etwa 1000 km von Santiago ent fernt. Dort sollen sie eine komplette Schuleinrichtung übergeben. Sie werden von Pater Ignacio und Marina be gleitet, die im Süden zu Hause sind. Diese Fahrt ist wahrhaft abenteuerlich. Die Fuhrunternehmer streiken, gesprengte Brücken versper ren den Leuten aus der DDR den Weg, und Faschisten hin dern sie am Weiterfahren. Nach großen Strapazen kom men sie endlich in Orsono an. Dort erhalten sie die Nach richt vom Putsch. Pater Igna cio wird von den Faschisten ermordet; den anderen ge lingt die Flucht nach Las Ver- tientes. Marina verabschiedet sich von Martin, Kord, Jürgen und Peter, die nach Santiago zurückkehren, um von dort aus die Heimreise anzutreten. Mit dem Roman „Die Last der Berge“ (292 Seiten - Ganzleinen - 8,80 M) beweist Eduard Klein erneut, daß er es versteht, spannende und abenteuerliche Geschichten zu erzählen. Gleichzeitig gelingt es ihm, uns näher an die Er eignisse des Jahres 1973 in Chile heranzuführen. Hanni Kümmel (aus „Büchermagazin“ 2/82) Der Kohlen- Nuria Quevedo: Regen ist gefallen reichen hier doch Albrecht Gehse: Der Kohlenmann verdeckt, aber beide gebiet? (Diese betrachtenden Gedanken werden weichen und von ich in diesem Ensem- Ehren ergraute alte das auch gleichzeitig deren Wendigkeit symbolisiert — ein dokument, wenn diese Häuser „Kohlenmann“. Er schaut nicht glück lich drein, aber auch nicht unglück lich, eher zufrieden, er hat es ge schafft und kann auf ein arbeitsrei ches Leben zurückblicken. Not- Zeit- voll- und müs- Ar ¬ den Zuschläge allein nicht aus. Der Abschluß ble bildet der in ständig abgerissen einem Neubaublock sen. Albrecht Gehses Der Arbeiter im Prozeß der beit; wie verändert die Arbeit Menschen ? Udo Hasenbein tritt zu uns sagt: „Schau her, ich bin einer euch, ihr braucht mich, und Kleinplastik zur Diskussion stellen. Im Bereich der Malerei und Gra fik dominierte das Engagement un serer Künstler für die Bewältigung der Probleme unserer Zeit. Fragen zum Verhältnis Mensch — Umwelt im engeren wie im weiteren Sinne stellten sich dem Betrachter, formu liert mit den spezifischen Mitteln der Kunst als Ergebnis einer schöp ferischen Auseinandersetzung mit problematischen Erscheinungen in unserer Gegenwart. Man konnte schmunzeln, verste hend zustimmen. Aber man wurde auch betroffen gestimmt oder dazu verurteilt, an einigem — ohne es ver standen zu haben — vorüberzuge- Längst sind die Pforten der IX. Kunstausstellung der DDR in Dresden geschlossen. Und sicher war der eine oder der andere Angehörige unserer Technischen Hochschule vielleicht mehrmals in der Ausstellungsstadt, um die Fülle der Aussagen in den Ausstellungen im Albertinum auf der Brühl- schon Terrasse, im Ausstellungszentrum am Fucikplatz oder im Pretiosen saal im Dresdner Schloß in sich aufzunehmen und zu bewältigen. Vielleicht auch beschlich manch einen das Gefühl nach einem solchen Besuch: „Alles habe ich nicht gesehen, viel weniger noch verarbeiten kön nen“, und sicher ist es angebracht: Bei derart umfangreichen Kollektionen, die zeitlich begrenzt vorgestellt werden, sollte von vornherein mit einer entsprechenden Vorbereitung die Konzentration auf bestimmte Dinge do minieren. Die Kommission Kultur und Bildung der Zentralen Gewerkschaftsleitung hatte Gelegenheit, die IX. Kunstausstellung der DDR zu besuchen. Und wir möchten in diesem Zusammenhang die nachgestellten Gedanken und Mei nungen zu Exponaten aus den Bereichen der Malerei und Grafik sowie der Betrachter Schmunzeln ausgelöst. Ir- gen-dwie fühlt man sich von der ge, lungenen Plastik berührt. Es sind fünf Personen; jede für sich ein zeln stehende in Bronze gegossene Figur ist mit typischen Körperhal tungen und „berufsbeschreibenden" Attributen dargestellt. Sie sind etwa 30 Zentimeter hoch und stehen auf einer polierten Marmortraverse. An dem die Traverse tragenden Sockel sind auf einem Medaillon die Berufs bezeichnungen mit ein wenig Mühe und genauem Hinsehen lesbar. Am Beginn der Reihe — also die linke Figur — steht die „Pädagogike- rin“, die sich mit leicht nach vorn ge schobenem Kopf dem Betrachtet präsentiert. Die am Kopf gehaltene rechte Hand, als würde sie schlecht hören, sowie die straffei aufrechte Haltung weisen auf die Überzeugungsfähigkeit dieser Be: rufsgruppe hin. In der linken Hand jedoch wird — wenn auch vergoldet — ein Hammer gehalten. Die zweite, unscharf genannte Be rufsgruppe der „Städtegestaltiker" widerspiegelt sich in einem ver zückt nach rechts verdrehten Torso; die Augen sind durch einen golde nen Lorbeerkranz — vielleicht ein Hinweis auf die Auszeichnung für ein gelungen gestaltetes Neubau- hen. Die freudige Entspannung wie nach einem guten Konzert kam ins gesamt nicht auf. Warum eigentlich nicht? Der Karl-Marx-Städter Besucher entdeckte mitten in Dresden ein Stück seiner Stadt: P. Schettler zeigte uns mit einem Teleobjektiv blick „Am Opernhaus“ einige Alt- bauhäuser des Jahres 1980 an der Karl-Liebknecht-Straße als herbst liche Stadtlandschaft. Schauen wir uns diese Häuser heute an, so kön- bewegten Genossen Weigel, Vor sitzender der Kommission Kultur und Bildung der ZGL.) Kollegin Dr. Hennanies (Sektion VT) bewegte und äußerte: Kurt Dornis' „Melancholie“ zeigt uns im Vordergrund ein betoniertes Flußufer, darüber führt eine aus Metall konstruierte Brücke mit Gleisanlagen. Eine kahle Halde er hebt sich im Hintergrund, die Bäume sind tot. Eine durch die mo ¬ brauche euch.“ Sicherlich schreckt so mancher von uns bei dem Ge danken, mit Udo eine sozialistische Menschengemeinschaft zu bilden, zurück. Kann ein Mann, der am Tag ... zig Zentner Kohlen schleppt, einsackt und aussackt, eine Persön lichkeit werden oder eine solche schon sein? Mit dem „Kohlenmann könnte man meinen — einem Kohlen fahrer während einer Arbeits schicht über die Schulter, schaut ihm zu und sieht, was er macht und wie er dies macht, und stellt uns daraus eine Momentaufnahme vor. Der Betrachter nimmt das nach denklich stimmende Problem zur Kenntnis, daß in einer hochentwik- kelten Industriegesellschaft Arbei ten von niedrigem Anspruchsniveau zu bewältigen sind. Wie wird und wie kann die Persönlichkeitsent wicklung der in solchen oder ähnli chen Berufsgruppen arbeitenden Menschen unterstützt werden — ar beitsbedingt gewährte Erschwernis- An der Uferanlage sitzt eine junge, leicht bekleidete Frau. Es muß Sommer sein. Melancholisch schaut sie in die Umgebung; ver geblich sucht sie nach grünen Bäu men und Sträuchern, nach Tieren, nach dem Gezwitscher der Vögel. Das Bild deckt einen Widerspruch unserer Zeit auf: Die moderne Tech nik, das Ringen um Höchstleistun gen, die Forderung, alle möglichen Reserven zu erschließen, hat oft un sere grüne Landschaft in eine tote, unwürdige Gegend verwandelt. Doch in dieser Umgebung müssen wir leben — und die junge Frau klagt, stellvertretend für alle, ihre Umwelt an. Die werktätigen Menschen, die eine solche öde Landschaft haben entstehen lassen, brauchen aber sel ber die grüne Natur, um sich von der täglichen Arbeit zu erholen und neue Kräfte und Ideen zu schöpfen. An uns allen wird es liegen, ob auch diese Landschaft künftig so bleibt oder ob sie sich verändern wird, ob sie wieder ergrünen wird. Regen ist gefallen. In einem Stadt teil, um die Jahrhundertwende ge baut, reißt der Himmel auf, und Licht spiegelt sich in der noch nas sen Straße. Ein Bild, wenig farbig und menschenleer, wie es bei Regen in jeder Stadt zu finden ist. Die vier stöckigen Gebäude sind unbeleuch tet und die Läden im Erdgeschoß ge schlossen. Scheinbar nur einen Men schen gibt es in der Gegend; er steht im Vordergrund und schaut in das Bild — er ist der Betrachter. Das Bild läßt den soeben gefalle nen Regen erkennen, es strömt eine Stimmung aus: Man empfindet eine so oft gesuchte Ruhe, auch Einsam keit. Andererseits könnte einen eine fast unangenehme Kühle über kommen. Aber verbirgt sich hinter dieser Darstellung noch mehr? Lange farb lose Häuserfronten, Erben aus der Vergangenheit, so dunkel und trost los wie der Regen, prägen noch man che Stadtteile. Jedoch der aufgeris sene’ Himmel und das durchdrin gende Licht verkünden das Neue, die Veränderung in unserer Welt. Nicht nur neue Ansichten entste hen, auch die alten werden in neuem Glanz erstrahlen und Farbe bekommen. Ganz im Gegensatz zum ersten Bild läßt Nuria Quevedo im Bild arbeiter genutzte Altbausubstanz er weckt äußerlich einen trostlosen „Herbst“-Eindruck mitten in unse rem Stadtzentrum. Und man wünscht sich, daß ein baldiger Früh ling diese Häuser in freundliche, schön anzusehende Wohn- und Kul turstätten verwandeln möge. Ein Bild, das von den sozialen Verände rungen in unserer Zeit kündet und Hände fassen den links verdeckt ge haltenen Kurbelinduktor, mit dem die nötige Baufreiheit freigesprengt wird... Hier offenbart sich der stän- dige Konflikt zwischen Wohnkom fort und äußerer Gestalt, zwischen eintönig wirkendem Neubaugebiet und der-Restaurierung erhaltungs würdiger Gebäude. Die dritte Figur namens „Ra- tionalisatikerin" zeigt sich als Zwit ter. Der Unterleib mit geradem Zu schnitt kann als Mann, der übrige Körper als Frau gedeutet werden. zwei zu „Eine Art, den Regen zu be schreiben“ einen stürmenden, sich ergießenden Regen erkennen. Zwei nach vorn gebeugte Gestalten er kämpfen sich den Weg durch das nasse Wetter. Diese zwei Bilder, die ganz unter schiedlich den Regen beschreiben, sind stimmungsvoll und wunder schön dargestellt. Sie sind aus dem Leben gegriffen und verkörpern ein Stück unserer Gegenwart. Kollege Dr. Zschocke sah: Die von Bernd Göbel, Jahrgang 42, geschaffene Kleinplastik „Be ginn einer Reihe“ hat bei manchem mann“, „Der Kohlenmann unter wegs“, „Kohlenträger Udo Hasen bein“ bilden eigentlich eine Einheit. Es ist unverständlich, weshalb diese Bilder in der Ausstellung räumlich getrennt vorgestellt wurden. Nachbetrachtende Gedanken, Meinungen zur IX. Kunstausstellung der DDR Beeindruckt vom Engagement unserer Künstler für die Bewältigung der Probleme unserer Zeit - ■- ■ nen wir das nur bestätigen. Die ge genwärtig als Unterkunft für Bau ¬ derne Technik verwandelte Land schaft. Bernd Göbel: Beginn einer Reihe. 1978—80, Bronze, zum Teil vergoldet/ Marmor Leider fehlt eines der schönsten Attribute der Frau — das kann wohl Kurt Teubner: Seine Bilder vermitteln Bilder einer Lebensweise Kurt Teubner: 1903 in Aue ge boren. 1919—1921 Glasmaler. 1923 Mitglied der KPD. 1921—1939 ar beitslos, Gelegenheitsarbeiter. Diffamierung durch die Faschi sten, 1942 Malverbot. 1939 bis 1944 Geschäftshilfe und Lino leumleger. 1944 zwangsverschickt zum Festungsbau nach Frank reich. 1945 Flucht in die Illegali tät. Im gleichen Jahr Mitbegrün der des Kulturbundes. Organisa tor der ersten antifaschistischen Kunstausstellung „Befreite Kunst“. Seit 1958 freischaffend in Aue. Ausgezeichnet mit dem Vaterländischen Verdienstorden. Es gibt nur wenige Künstler, die erst in ihrem achten Lebens jahrzehnt zu nationaler Bedeu tung gelangten. Auf Kurt Teub ner, am 28. Juni dieses Jahres achtzig Jahre alt geworden, trifft das zu. Auf den letzten Bezirks kunstausstellungen war er im mer vertreten. Die Collagen „Eine Altbauwohnung wird ge räumt“ beziehungsweise das Ma terialbild „Kellerstilleben“ wird dem Besucher der VIII. und IX. Kunstausstellung der DDR in Dresden noch in Erinnerung sein. Beide Werke waren auch in der kürzlichen Ausstellung in der Galerie am Brühl zu sehen. Kurt Teubner ist in seiner Hal tung, seinem Anliegen, seiner Kunst jung geblieben. Ständig sucht er nach neuen Ausdrucks möglichkeiten. Immer wieder entdeckt er in seiner Umwelt Neues, Mitteilenswertes, Gestal tungswürdiges. In den ersten, von Arbeitslo sigkeit und Gelegenheitsarbeiten gekennzeichneten Schaffensjah ren waren es meist Themen, die sich teilweise sinnbildhaft mit dem Leben der Arbeitenden be schäftigten. Genannt seien hier nur „Der Spießer“, „Im Gefäng ¬ nis“ und „Hintenraus“. Das letztgenannte zeigt die Hinter front eines typischen Straßen zuges in einem Arbeiterviertel. Auf braunem Bretterzaun ist deutlich zu lesen: „Wählt KPD! Liste 31“. Alle seine Bilder wei sen Kurt Teubner als Kommuni sten und proletarisch-revolutio nären Künstler aus. Trotz der Verfolgungen in der Zeit des Faschismus und des 1942 ausgesprochenen Malverbotes malte er weiter. Arbeiten wie „Und das Holzkreuz zum Eiser nen Kreuz“ lassen seine unge brochene antifaschistische Hal tung erkennen. Auch nach 1945 blieb die künstlerische Tätigkeit zunächst nur auf die Freizeit be schränkt. Als Aktivist der ersten Stunde stellte er sich sofort den Tagesaufgaben, und erneut blieb vieles ungemalt (Die Ungemal ten). So begann erst in den sechziger Jahren eine neue, intensive Schaffensphase, die bis zur Ge genwart reicht. Neben der Land schaft und dem Stilleben gewin nen historische Themen zuneh mend an Bedeutung. Er entdeckt Collage und Materialbild als für sein Anliegen besonders geeig nete Techniken. Das Foto von einem Gefallenen im ersten Welt krieg, ein altes Sofa, die Brot kapsel, Briefe und Zeitungen rufen Erinnerungen wach, die zu künstlerischer Gestaltung drän gen. Selbst alte Werkzeuge und verrostetes Eisen oder Blech tra gen für ihn Spuren sowohl des Vergangenen wie des Gegenwär tigen. Er hat ein ausgesprochenes Gespür für Material und dessen ästhetische Wirkung. Um Aufgefundenes zu bewahren, bezieht er es in seine Gestal tungen ein. Viele der Bilder ver mitteln so Aussagen über prole tarische Lebensweise und Le bensumstände, über den Faschis mus („Armer Leute gedeckter Tisch um 1910“, „Haussuchung“). Kurt Teubner erfaßt ebenso heute vorhandene Unzulänglich keiten. Liegengebliebene Bauma terialien und Bauschutt am Rande eines Neubaugebietes las sen ihn sein Bild malen „Das kommt noch weg“. Auch in an deren Collagen hält er dem Zeit genossen den Spiegel vor die Au gen. So entstanden Materialbil der, die dem Betrachter , helfen sollen, ästhetische Momente in seinem Alltag zu erkennen. Selbst Spuren, die Bilder auf er blaßter Tapete hinterließen, ha ben für Kurt Teubner ästheti schen Reiz („Da hingen Bilder“). Meist sind es aber inhaltliche Be züge, die ihn zu derartigen Bild lösungen veranlaßten. Der Betrachter seiner Werke könnte leicht zu der Auffassung gelangen, daß vieles einfach und rasch von der Hand ging. Hier verweist das Bild „Der Kurtsche Knoten“ darauf, daß es im Le ben Kurt Teubners manchen Konflikt, manches scheinbar un lösbare Problem gab. Er selbst bekennt: „Arbeit muß Freude machen, auch wenn es um sehr ernste Dinge geht.“ die Folge der Rationalisierung „an sich selbst“ sein. Die goldene Säge, in der linken Hand gehalten wie von einem nach getaner Arbeit, ist offensichtlich die Ursache. Die vierte Person weist sich als Herr aus. Der stark nach rechts ge- krümmte Körper, ein goldenes Hör rohr umfassend und daher in sich selbst horchend, wird als „Diagno stiker“ bezeichnet. Es ist eine Art sich selbst überwachendes System, dem eigenen Herzklopfen lau schend, ohne die Umwelt wahrzu nehmen. Die. fünfte Berufsgruppe fällt durch goldene Ohren und Nasenspit zen auf. Göbel nannte sie schlicht „Kunsttheoretiker“ — dieser steht mit gerader Haltung, freiem Blick bei etwas geneigtem Kopf, so, aß höre er nebenbei doch genau hin. Hinter seinem Rücken halten die Hände versteckt ein Kompendium. Wenn man dem Erklärer der Kleinplastik Glauben schenkt, weiß man, daß die guten Ohren Grund lage für Veröffentlichungen mit wohl erklecklichem Gewinn — dafür die goldene Nase — sind. . Weitere Worte sind für diese Kleinplastik nicht nötig — nur, daß Bernd Göbel ein Keinod geschaffen hat. ’ Und wer will, kann darin ei gene oder Züge seiner Umwelt er kennen. .. Aber: Welche Eindrücke, lieber Leser, hatten Sie von der IX.!?
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