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Dresdner Journal : 06.12.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189312066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-12
- Tag 1893-12-06
-
Monat
1893-12
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 06.12.1893
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1VS0 komponiert von Alexander v. Fielitz, op. 25. Leipzig, Breitkopf u. Härtel. Der wohlbegabte Komponist, dessen glückliches Talent für das Liedgenre wir bereits an vielen Hervorbring ungen nachgewiesen haben, versuchte sich bisher nur selten in der reinen Jnstrumentalform; jetzt hat er seinen Klavierstücken op. 7 und 17 eine Romanze für Violine folgen lassen, die voraussichtlich noch rascher als jene Produktionen Freunde finden dürfte. Zwar ist sie in ihrem Kantabile wenig selbständig erfunden, aber der gefällige Gesamteindruck wird davon nicht wesentlich beeinträchtigt und sicher werden gewandte Spieler mit der melodiösen Komposition in jedem Kreise eine gute Wirkung erreichen. Lieder und Gesäuge für eine hohe Singstimme mit Begleitung des Pianoforte von Adolf Wallnöfer. Op. 50. Teutsch-englischer Text. Leipzig, Breitkopf und Härtel. Der Autor, ein am Prager Deutschen Laudestheater beschäftigter und bei dem dortigen Publikum sehr be liebter Sänger, der in zahlreichen Liedern und sogar in einer Oper ein beachtenswertes produktives Talent bezeugt hat, bietet uns namentlich mit den zwei ersten Nummern seines op. 50 unmittelbar ansprechende Gaben dar; „Kann ich dafür?" und „Spaziergang" sind zwei melodiös reizende und im Empfindungsausdruck fein- finnige Lieder, welche die Aufmerksamkeit der Sängerinnen verdienen Unter den anderen steht das vorletzte „Frühling" als ein frisch beschwingter Gesang obenan. Die Klavierbegleitung ist in allen sehr sorgfältig und dankbar behandelt und tritt zu der Singstimme in starke Wechselbeziehungen, ohne daß der ersteren Selbständig keit dadurch gemindert würde Tagesgejchichte. Dre-den, 6. Dezember. Im vergangenen Sommer hatten verschiedene sozialdemokratische Zeitungen einen aus dem „Vorwärts" abgedruckten Artikel gebracht, nach welchem unter den Dresdner Truppen eine Typhus« epidemie ausgebrochen sein sollte. Speziell war an gegeben morden, daß vom Dresdner Leibregimente das ganze Lazarett voller Typhuskranker liege, daß die Kost, die zum Teil aus verdorbenem Proviant bestehe, die Ursache der Krankheit sei, daß die Leute so früh als möglich wieder aus dem Lazarett zur Truppe entlassen würden, um Platz für neue Polienten zu bekommen, daß die durch die Krankheit abgemagerten und schwäch lichen Menschen dann gleich wieder da- schwere Kommis brot essen, ihre 12 Pfund Sand im Tornister bei brennender Sonne schleppen müßten und daß die Krankheit schon vielfach tödlich verlaufen sei. Entgegen diesen Angaben ergaben die damals angestellten amt lichen Erörterungen, daß der letzte Todesfall an Typhus im Garnisonlazarett Dresden vor zwei Jahren und ^war am 24. August 1891 vorgekommen war und daß ^eit mehr al- einem halben Jahre nur 4 Soldaten im Garnisonlazarrtt an Typhus behandelt, in zwischen sämtlich aber als geheilt wieder entlassen worden waren. Die auf einen Zeitraum von 4 Jahren rückwärts angestellten, auf alle Garnisonen der Säch sischen Armee ausgedehnten Erhebungen ergaben aber noch weiter, daß auch in allen übrigen Garnisonen der Gesundheitszustand ein günstiger gewesen war und Massenerkrankungen überhaupt nirgends vorgekommen waren. Das Königl. Sächsische Kriegsministerium hat deshalb sich veranlaßt gesehen, gegen verschiedene Zeitungen, die die vorstehenden unwahren Angaben gebracht hatten, Strafanträge zu stellen. Daraufhin ist jetzt die erste Verurteilung erfolgt, indem durch rechtskräftiges Urteil der zweiten Strafkammer des Königl. Landgerichts zu Leipzig der Redakteur Heinisch der Zeitung „der Wähler" wegen Beleidigung des Offizierscorps des 1. Königl. Sächsischen Leibgrenadier regiments Nr. 100 zu 250 M. Geldstrafe, an deren Stelle im Falle der Uneinbringlichkeit 30 Tage Ge fängnis zu treten haben, und zur Tragung der Kosten deS Verfahrens verurteilt worden ist. Auch ist den Beleidigten die Befugnis zugesprochen worden, die Verurteilung auf Kosten des Schuldigen durch Ab druck im „Wähler" öffentlich bekannt zu machen. * Berlin, 6. Dezember. Se. Majestät der Kaiser arbeiteten gestern vormittag zunächst allein, nahmen darauf einen Vortrag entgegen und erteilten Audienzen. Nachmittags 3 Uhr erschien Oberstlieutenant Graf Klinckowström mit dem Trompetercorps der Garde kürassiere zur Vorführung alter deutscher Märsche. — Die Handelskammer zu Köln hat an den Reichstag die Bitte gerichtet, den Handelsverträgen mit Spanien, Rumänien und Serbien, die dem System von Handelsverträgen weitere wichtige Glieder hinzu- fügen, feine Zustimmung zu erteilen und der Handels- Politik der Regierung seine Unterstützung zu gewähren. Die Handelskammer verweist dabei, der „Köln. Ztg." zufolge, ausdrücklich auf die Vorteile, die der deutschen Industrie, dem deutschen Handel und der deutschen Schiffahrt auS den bisher abgeschlossenen Verträgen erwachs-n sind, und spricht ihre Überzeugung aus, daß auch die drei der Genehmigung harrenden Handels verträge dem deutschen Handelsverkehr mit jenen Ländern eine sichere Unterlage für eine gedeihliche Entwickelung bieten und die deutscherseits zugestandenen Gegenleistungen rechtfertigen werden. — Der ,Fköln. Ztg." wird ouS Groß-Strelitz gemeldet, daß der frühere preußische Kultusminister Graf Zedlitz-Trützschler bei einem JagdauSfluge vom Schlage betroffen wurde und daß der Zustand desselben bedenklich ist. — Ob der von preußischer Seite im Bundesrat demnächst einzubringende Antrag auf Revision der Strafprozeßordnung bereits in der laufenden Session des Reichstages diesem als Gesetzentwurf wird unterbreitet werden können, ist zur Zeit noch ungewiß. Die Verhandlungen im Bundesrat dürften, der„Post" zufolge, namentlich dann ziemlich langwierig werden, wenn der preußische Antrag dahin gehen sollte, die Berufungsinstanz in die Landes- und nicht in die Oberlandesgerichte zu legen. Wien, 5. Dezember. Den Blättern zufolge kann es als ziemlich sicher angenommen werden, baß dec ReichSrat sich spätestens am 15. oder 16. d. MtS. vertagt und erst im Februar, vielleicht erst in der zweiten Hälfte deS Februar, wieder zusammentreten wird. In der zweiten Hälfte, vermutlich erst gegen Ende Dezember, werden die Landtage zusammen treten und dann auch über den Januar tagen. — Wie das „Vaterland" meldet, ist in der letzten Sitzung der Gruppe der Rechten deS Herrenhauses der Beschluß gefaßt worden, am Vortage der Sitzung, in welcher das Budgetprovisorium im Herrenhause zur Verhand lung kommen wird, eine größere Versammlung der Mitglieder der Gruppe einzuberufen. In dieser Sitz ung dürfte auch die neue politische Lage besprochen und die Stellung präzisiert werden, welche die Gruppe der neuen Regierung gegenüber ei"zunehmen sich ver anlaßt sehen wird. — Der Ausnahmeausjchuß des Abgeordnetenhauses hielt gestern eine Sitzung ab, welcher der Minister des Innern, Marquis Bacquehem, beiwohnte In derselben gelangten die vom Bericht erstatter vr. v Fuchs verfaßten Berichte zur Ver lesung. Graf PininSki sprach den Wunsch auS, es möge am Schluffe des Berichtes ein Passus ausgenommen werden, in welchem der Hoffnung Ausdruck gegeben werde, daß sich die Zustände in Böhmen bald bessern, sodaß die Regierung den Aus nahmezustand aufheben könne. Der Bericht wurde mit dieser Einschaltung genehmigt. Man nimmt a», daß die Behandlung der Berichte über die Aus nahmevorlage zwei Sitzungen in Anspruch nehmen werde. Die Verhandlung dürfte am Donnerstag be ginnen und, wenn möglich, am Sonnabend fortgesetzt und beendet werden. — In der gestrigen Sitzung der österreichisch - ungarischen Handelskonferenz gelangte der Entwurf des Handelsvertrages unt Spanien zur letzten Lesung. Der Vertrag selbst dürfte in der nächsten Woche in Madrid zur Unter zeichnung gelangen. Da das Handelsprovisorium zwischen Österreich und Spanien mit diesem Jahre zu Ende geht, und es gegenwärtig noch nicht feststeht, ob bis zum Jahresschlüsse im österreichischen, ungari schen und spanischen Parlamente die legislative Er ledigung des neuen Vertrags zu crzielen ist, wird dir Regierung in den nächsten Tagen eine Vorlage ein bringen, durch welche sie in die Lage versetzt wird, das Provisorium auch über dieses Jahr hinaus zu verlängern. — Die Verhandlungen mit Rumänien haben seit dem Monate Juli vollständig geruht; dieselben sollen jedoch in den nächsten Wochen wieder ausgenommen werden, und zwar sollen die An knüpfungspunkte im diplomatischen Wege gefunden werden. Paris, 4. Dezember. Infolge der Übernahme deS Kriegsministeriums durch General Mercier und des Übertritts des Generals Villain zur Reserve werden zwei Armeecorpskommandantenstellen frei. Als Nachfolger werden der Divisionsgeneral der Infanterie, Larchey, für General Mercier bezeichnet, welcher das 18. Armeecorps in Bordeaux übernehmen und der Tivisionsgeneral der Kavallerie, de Jeffs, der an Stelle „ vs Ilaria". Uoloäio rslißeuue pur Oster 8 euoit, Bruxelles, Schott Freres (Leipzig, Otto Junne). Es ist ein charaktervolles Gesangstück von einfacher Kraft des Ausdruckes und von sicherer Wirkung bei warm herzigem Vortrag. Der Verfasser, einer der bedeutendsten belgischenTonsetzervonmoderncrRichtung, hat gleich meh- rereAusgaben von demselben erscheinen lassen, für eine und für drei Singstimmen mit Begleitung des Pianoforte oder der Orgel, sowie für Orgel oder Harmonium allein; eine Bearbeitung für Piano, Orgel und Violine (oder Violoncell) hat Mr. Lebeau besorgt. Geistliches Lied für eine Altstimme mit Klavier- oder Orgelbegleitung komponiert von Oskar Hoff mann. — „Dein gedacht". Gedicht für eine Sing stimme mit Begleitung am Klavier, komponiert von Demselben. Leipzig, Otto Junne. Jed-! der beiden Kompositionen ist in ihrer Art wohlgelungen. In dem geistlichen Liede wird man von dem edlen Gefühlston und der schönen Steigerung des Vortrags angemutet und in dem weltlichen Gesang fesselt der mit einfachen Effekten hübsch malende Kla viersatz, welcher dem Ganzen ein leichtes exotisches Kolorit giebt und die lyrische Stimmung charakteristisch verstärkt Das zweite Lied ist auf ein sinniges Ge dicht von l)r KaSper komponirt, welche- vor einiger Zeit die „Fliegenden Blätter", die neuerdings auch in solchen Beiträgen interessieren, veröffentlicht haben Illustrierte Musikgeschichte von Adalbert Svo boda. Mit Abbildungen von Max Frhrn. v. Branta. Zwei Bände. Stuttgart, Verlag von Karl Grüninger. Der erste Band diese- von angenehmer Populari tät der Stoffbehandlung und Darstellung getragenen BillaiuS an die Spitze des 9. ArmeecorpS in Tour- gestellt werden soll. — 5. Dezember. Die kleine Mehrheit der Re gierung in der ersten Abstimmung über den Amnestie antrag nach der glänzenden Aufnahme der Erklärung Casimir PerierS erregte, wie der „Boss. Ztg." berichtet wird, in der Kammer großes Aufsehen und beschäftigt heute alle Blätter. Die Abstimmung zeigt bei der Zergliederung folgende Ergebnisse: Für die Regierung stimmten 205 Republikaner, 42 Monarchisten, 10 Be kehrte, gegen sie 215 Republikaner, darunter 12 Mit glieder der Regierungslinken, 6 Monarchisten und 5 Bekehrte. Der Abstimmung enthielten sich 48 Re publikaner, darunter gegen 30 von der Regierungs- linken, dann 15 Monarchisten und 9 Bekehrte. Vielfach wird versucht, die Abstimmung als Folge eines Miß verständnisses hinzustellen. Viele Abgeordnete, hieß es, sind Neulinge, sie wollten die Erörterung über die Amnestie nicht ersticken, sie stimmten für den Eintritt in die Einzelberatung, aber nur um in der Einzelberatung den Amnestievorschlag abzulehnen. An der Regierung war es, einige aufklärende Worte zu sprechen und sich dem Ein tritt in die Einzelberatung zu widersetzen Daß sie es unter ließ, war ihr Fehler, und diesem hat sie ihren Halb erfolg zuzuschreiben. Andere Abgeordnete erklären, sie seien für keine allgemeine Amnestie, hätten sie aber gern für Rochefort bewilligt. Alle sind aber darin einmütig, daß Raynal schwach und ungeschickt war und durch seine aufreizenden Worte — er nannte z B. die Boulangisten VaterlandSverräter — den ausgezeichneten Eindruck der Regierungserklärung zer stört habe. Die Blätter finden die Anfänge der Re gierung und der Kammer äußerst schlecht. Die gemä ßigten Organe beklagen das Fehlen eines guten Steg- reisrednerS im Kabinett, betonen RaynalS Unzuläng lichkeit und weisen auf die Pflicht der Regierung hin, die Mehrheit zu sammeln und einzuschulen, da zwar ihr Rohstoff in der Kammer vorhanden, dessen Be arbeitung aber Sache des Ministerpräsidenten sei. Die Sozialisten jubeln und weissagen dem Kabinett ein rasches Ende; schon gestern habe eS sich nur mit Hilfe der Rechten gehalten. Clemenceau führt in der „Justice" aus, die Sitzung habe gezeigt, daß man sich vergebens der Notwendigkeit entziehen wolle, mit dem Zusammenfassungssystem zu regieren. Kein Kabinett könne sich ohne die Ünterstützung der Radikalen dauernd halten. Bei der heutigen Vorsitzendenwahl der Deputiertenkammer wurde Dupuy mit 251 Stimmen gegen Brisson, welcher 213 Stimmen erhielt, zum Präsidenten gewählt. Madrid, 5 Dezember. Wie der „Heraldo" meldet, ist der Oberbefehlshaber des Jngenieurcorps, GanizareS, in einer vertraulichen Mission nach Tanger zu dem Sultan von Marokko abgereist und hat Befehl erhalten, sich sofort zu dem Sultan zu be geben. London, 5. Dezember. In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Parlamentssekretär deS Auswärtigen Grey, die portugiesische Regierung habe einen Schiedsspruch betreffs der Manicagrenze vor geschlagen. Dieser Vorschlag sei jedoch von England nicht angenommen worden, weil dasselbe die von der englischen Grenzkommission festgesetzte Linie als über einstimmend mit dem Vertrage von 1891 erachtet. Die Unterhandlungen dauerten fort. — Lord Salis burys Äußerungen über die dringende Notwendigkeit einer Verstärkung der britischen Flotte, welche vom nationalen Standpunkte den wichtigsten Passus feiner kürzlich zu Cardiff gehaltenen Rede bildeten, haben im ganzen Lande den lebhaftesten und sym pathischsten Widerhall hervorgerufen. Der Führer der Opposition hat mit denselben, wie der „Pol. Corr." geschrieben wird, einen Gegenstand berührt, der augen blicklich die öffentliche Meinung in England hervor ragend beschäftigt, und über welchen sich fast alle ernsten Politiker ohne Rücksicht auf den Parteistand punkt ein mit Lord Salisburys Ansichten überein stimmendes Urteil gebildet haben. Man glaubt auch in konservativen Kreisen, daß die Regierung sich der Erkenntnis dieser nationalen Gefahr nicht verschließen könne, und erwartet zuversichtlich die baldige Vorlegung eines neuen Flottenprogramms, dessen Ausarbeitung gegenwärtig den Gegenstand ernster Beratung seitens des Kabinetts bildet. Hierbei handelt es sich jetzt, wie in aut informierten Kreisen verlautet, in erster Linie um Herstellung eines Ausgleichs zwischen den wider- streitenden Ansichten des sehr weitgehende Forderungen aufstellenden MarineministeriumS und des gerade jetzt zur allergrößten Sparsamkeit genötigten Schatzamtes. Ta« letztere hat, »re die Opposition ebenfalls zugeben muß, noch mit der besonderen Schwierigkeit zu kämpfen, daß die gegenwärtiqe Regierung neben den laufenden Ausgaben für die Marine auch noch die bedeutende« Kosten für die von der vorigen Regierung au-ge- führten Flottenverstärkungen aufzubringen hat und gr- mäß der Naval Defence Bcll von 1889 einen Rück stand von 3146000 Pf. Sterl., ferner gemäß der Imperial Defence-Bill von 1888 eine Schuld von 2455000 Pf. Sterl, übernehmen mußte, welche iu jährlichen Quoten, die letztere sogar erst von 1894 an, -bzuzahlen sind Man nimmt daher an, die Re gierung werde zur Deckung weiterer, durch eine Flottenverstärkung verursachter Mehrkosten zur Auflage einer neuen Steuer oder zur Erhöhung der Ein kommensteuer greifen müssen. — Heute nachmittag entdeckte ein mit der Beschlagnahme von Mobiliar in einem Zimmer des Hauses Chancery Lane Nr. 27 beauftragter Beamter eine 24 Pfund Dynamit ent haltende Blechbüchse Der Zimmermieter, ein gewißer Schneider, w-r vor Eintreffen deS Beamten entwichen. Das Dynamit wurde nach dem Polizeibureau in Bowstrcet gebracht und dort unschädlich gemacht. St. Peter-burg, 4. Dezember. Nach einer der „Pol. Corr." zugehenden Meldung wird in der letzten fetten der russischen Regierung irr der Angelegenheit deS mit Österreich-Ungarn abzuschließenden Handelsver trags an das Wiener Kabinett vor ungefähr einer Woche gerichteten Note dre Meistbegünstigung, welche Rußland in seinen gegenwärtigen Handelsverträgen gewährt, streng von jener getrennt, welche eS eventuell in künftigen Verträgen einräumen sollte. Die von Rußland gestellten Forderungen lauten selbstverständlich für jeden dieser beiden Fälle verschieden. Belgrad, 5. Dezember. Die Kabinettsbildung wurde bis spät nachts nicht vollzogen, doch erwart« man bis heute mittag die Veröffentlichung der neuen Ministerliste. Die Personenfragen bereiten unerwar tete Schwierigkeiten. Es tritt eine völlige Personen- vrrschiebung ein. Ter bisherige Minister des Äußern Nikolitsch tritt in das neue Kabinett nicht ein; be stimmt genannt werden nur der Kriegsminister Gruitsch, der auch daS Äußere übernehmen soll, so dann der Handelsminister Miloschewitsch, der falls Vuitsch nickt annimmt, das Finanzressort übernimmt, ferner der bisherige Justizminister Moximowitsch und der Bautenminister Stankowitsch. Als Kultusminister wird Professor Luka Lazarewitsch genannt. Vom Finanzminister Vuitsch wird bekannt, daß er an Genreal Gruitsch ein Schreiben richtete, in dem er auf das Bestimmteste erklärt, die Leitung der Finanzen nicht mehr übernehmen zu wollen. — Nach einer späteren Meldung werden mit Ausnahme von Dokitsch und dem Minister deS Äußern Nikolitsch alle bis herigen Minister im Amte verbleiben, an Stelle von Dokitsch soll der Abg. Dr VeSnitsch daS UnterrichtS- porteseuille übernehmen. Konstantinopel, 5. Dezember. In den letzten 48 Stunden sind in Konstantinopel und der Umgebung der Stadt 107 Cholerafälle vorgekommen, von denen 27 tödlich verlaufen sind. — Die voir ver schiedenen auswärtigen Blättern gebrachte Nachricht, Frankreich, England und Rußland hätten der Pforte eine Note bezüglich der Lage auf der Insel Samos unterbreitet, wird von gut unterrichteter Seite als vollständig erfunden bezeichnet. New-Dort, 5. Dezember. Nach einer Depesche des „New-Jork Herald" aus Lima vom 4.d. hat die Regierung von Ecuador infolge der Angriffe auf die Gesandtschafts- und Konsulatsgebäude von Peru in Quito und Guayaquil und weitere Repressalien be fürchtend, ihre Konsulate in Peru angewiesen, ihre Wappenschilder zu entfernen. Gleichzeitig wurde der Gesandte in Lima bis auf weiteres abberufen mit der Erklärung, daß dieser Schritt keineswegs den Abbruch der freundschaftlichen Beziehungen herbeiführen solle. Der Gesandte wird sich heute nach Guayaquill begeben. Werkes ist vor Jahresfrist erschienen und von uns besprochen worden. Derselbe giebt ein knappes fesseln des Bild der geschichtlichen Entwickelung der Tonkunst bei den Naturvölkern wie bei den Kulturnationen der alten Welt und zwar in ihrer Beziehung zur Religion und Volkspoesie; der Zusammenhang der Musik mit dem übrigen Kulturleben der Völker wird darin beleuchtet durch Streiflichter auf eine Fülle der verschiedenartigsten Lebenserscheinungen von allgemeinem geschichtlichen Interesse. Der jetzt ver öffentlichte zweite Band behandelt das sachlich Wich tigste und Anmutendste aus der Musikgeschichte des Mittelalters und der Renaissancezeit bis zur Gegen wart. In der gemeinverständlichen Darstellung des Verfassers sind nicht nur die Ansprüche gebildeter Leser beachiet, welche Beziehungen der Musik zu an deren Kunstformen ihre Teilnahme schenken, sondern auch Rücksichten für Komponisten beobachtet, insofern alles für tondichterisches Schaffen Wichtige in den Mittelpunkt mancher Betrachtung tritt. So kann ein Tonsetzer, der nach einem Opernstoffe aus dem frühen Mittelalter sucht, gleich im ersten Abschnitte des Buches Wissenswertes über die Pflege der Tonkunst, sowie über die Zusammenhänge derselben mit der Poesie vom ersten bis zum elften Jahrhundert erwähnt fin den, nicht in trockenen Hinweisen auf Thatsachen, son dern in zeitgetreuem Kolorit nach Quellen, welche meist aus alten Heldengesängen ihren Stoff holten. Ein Kapitel über Volkspoesie und Volksmusik bespricht die weit ins Mittelalter zurückgreifendrn epischen und lyrischen Dichtungen der Völker Europas ES wird darin auf die Fälle zarter poetischer Gedanken hinge- wiefen, welche der Volksseele entsprießen, sowie die Dresdner Nachrichten vom 6. Dezember. * Ihre Majestät die Königin beehrten gestern m Begleitung Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin von Belgien das Kronleuchter- und Bronzewarenmagazin von K. M. Seifert, Prager Straße 2S, mit Allerhöchst- ihrem Besuche. — Ee. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg beehrte gestern nachmittag da- Magazin ve- Hoflieferanten Eduard Pachtmann (Prager Straße 11) mit Höchst- seinem Besuche. * Ihre Durchlauchten Prinz und Prinzessin Alexi» von Croy Dülmen mit Primesfintochter Marie, ferner musikalisch anmutende Eigenart der Volksweisen be leuchtet. Im Anschluß daran behandelt der Verfasser mythische Stoffe, welche Sagen und Liedern des Volkes entnommen, sich sür Vertonungen gut eignen; es stecken gerade in diesen Erzeugnissen der Volks phantasie köstliche Motive, welche mit edel mensch lichem Inhalt an unser Herz greifen. Fesselnd sind die Beziehungen der Tonkunst zum höfischen Leben im 12. und 13. Jahrhundert, sowie zur Jdcenbewegung dieser Zeit überhaupt. ES wurden damals alle Stände vom Adel bis zum fahrenden Sänger von einer kräftigen Neigung für die Ton- und Dichtkunst erfaßt, wie es später niemals wieder wahr genommen wurde, denn zur Zeit der Renaissance treten für das künstlerische Schaffen andere Bewegründe auf. Den interessanten Erscheinungen der Minnesänger und Spielleute des Mittelalters hat Svoboda deshalb be sondere Darstellungen gewidmet. Die Tonkunst im Dienste der Religion ist in mehreren Rückblicken be achtet, wie auch der Geschichte der Instrumente, musik historischen Werken und jener Musiklitteratur, welche besonders für häusliche Aufführungen Wert besitzt, ver diente Aufmerksamkeit geschenkt wurde. DaS Leben und Wirken der großen Tondichter von Händel und Bach bis zu Wagner und Brahms ist in lauter Einzel darstellungen gewürdigt; die bedeutendsten Tonwerle der Meister werden darin mit Sachlichkeit auf ihren Wert geprüft. Auch Richard Wagner, der durch heftige Angriffe gegen Fachgenoffen sowie durch ausdrucksvolle Hinweise auf seinen eigenen Wert sich so viele Gegner erschuf, sucht der Verfasser, nur ein sehr bedingter Freund dieses Komponisten, nach Möglichkeit gerecht zu werden. larischen Lage der tschechischen Reich-rat-delegation den Entschluß derselben, aus der vereinsamten Sonder» stellung, welche bis jetzt von den „Nar. Listy" selbst stets als die vorteilhafteste Position gepriesen wurde, herau-zukommen und den Anschluß der übrigen slawi schen Fraktionen an sie anzustreben. Außer stände, jetzt schon überzeugungSkräfllge Belege für die Er sprießlichkeit dieses Gesinnungswechsels der jung- tschechischen Partei zu beschaffen, vertröstet er seine Gesinnungsgenossen im Lager der „Narodni Listy" mit allerhand Prophezeiungen von ZukunftSerfolgen der neuen slawischen Koalition. Den Zweifeln in die Daueihaftigleit der neuen Parteibildung setzt er, auf die wochenlangen Anstrengungen der Koalitionsgründer hindeutend, entgegen — den trivialen Spruch von der Verläßlichkeit des Baues, der lange angedauert hatte, und den Nörglern, denen die politische Buntscheckig- keit der slawischen Koalition mißfällt, malt er einen EituationSplan dieses ParteiverbandeS vor, von dessen Borteilhaftigkeit er selbst wohl am wenigsten über zeugt sein dürfte. Als die beste Empfehlung für den hohen politischen Wert der slawischen Koalition spielt er die hochgradige Verstimmung der Regierungs koalition über das glückliche Zustandekommen derselben aus. Aus den diesem politischen Ereignisse gewid meten Auslassungen der Organe der Regierungs parteien können wir indessen einen Anhaltspunkt für die Stichhaltigkeit dieser Annahme nicht gewinnen —, im Gegenteil beschäftigt man sich auf dieser Seite mit der slawischen Koalition jetzt, nachdem sie endlich zu stände gekommen ist, weit weniger, als zu der Zeit, wo sie noch als vielverheißende Fata morgana den Blicken der Gegner der Regierungskoalition vor schwebte.
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