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2144 Tagesgclchichte. natürlich durch die „Kreuzzeitung'' in Wortlaut ver- Drcsdcn, 30 Dezember. Ihre Majestäten der König und die Königin geruhten gestern, Freitag, breitet, obwohl das Blatt doch wissen müßte, daß der nachmittag einer großen Anzahl Kinder von Hof« hockverdiente General Albedyll längst nicht mehr das beamten und Hofllvreedienern eine Weihnachtsfreudc Corps führt und seines Ruhestandes sich bestens verdoppelt worden ist, braucht hier nicht gesagt zu werden. Ende. Ein Korrespon fangene aus den H Es sind dreS der Oi »änden des Mahdi befreien will, berst in der früheren ägyptischen ist und nur die sich einen Plan der Gefangenen Mahdi mit Geld nichts auszurichten Flucht Helsen könne, hat Zubovic zurechtgc'egt und will die Befreiung allein bewerkstellig»!, Die Wrlluerscbe Flugmaschine. erfreut. Das Ziel und die Absicht aller dieser Aus streuungen ist zu durchsichtig, als daß wir es näher Armee Kantineur war. Die Genannten gerieten in Gemeinschaft mit dem österreichischen Geistlichen Joseph Ohrwalder vor 10 Jahren in der Schlacht bei EHartum in die Gefangenschaft de» Mahdi nnd teilen dies« noch heute mit anderen 800 Leidensgefährten Nachdem es Ohrwalder und zwei ebenfalls gefangenen Nonnen gelungen war, zu entfliehen, schrieb er Hrn. Zubovics, Szlatin und Neufeld ließen ihn bitten, sie zu be freien. Da Ohrwalder ihm bekannt gegeben, daß beim hier darzulegen brauchten. Wir bedauern nur, daß die leicht zu erratenden Hintermänner dieser falschen Ausstreuungen auf eine solche Stufe herabgesunken sind, daß sie den persönlichen Kampf, den sie gegen den Grafen Caprivi kämpfen, mit solchen elenden Waffen auszufechten versuche»." — Die „N. A. Z." schreibt: Tie über einen ge meinsamen Bortrag des Reichskanzlers und preußischer Minister bei Sr. Majestät dem Kaiser am 28. d. M. von öffentlichen Blättern gebrachten Nachrichten entbehren, wie wir zuverlässig erfahren, jeder Begründung. Der Reichskanzler wurde zunächst von Sr. Majestät allein empfangen, worauf der ganz andere Gegenstände betreffende Vortrag zweier preu- ßiscker Minister folgte. vor die Seele zu führen Die Ausdrucks- und Denkweise unserer Zeit ist eine andere geworden. An Stelle des hausbackenen Brotes ist vielfach süße» Konfekt getreten. Man wünscht sich „Glück", aber man wünscht sich sehr selten mehr „Segen". Wenn man nur an irdische Güter am Sylvesterabend froh sich erinnert und fürs neue Jahr sich gegenseitig wünscht, oder dem Leid über irdischen Verlust, den man im letzten Jahre erlitten hat, am Jahresschlüsse trübe nachhängt, und nicht auch seiner Fehler und Sünden gesenkt und dessen, der sie heben kann; wenn man fürs neue Jahr ein Vorwärlskommen ersehnt im Geschäft, in der Stellung, die man einnimmt und nicht ernstlich auch an den Fortschritt denken wollte, den man in seinem Christenstand, im Glauben, in der Heiligung notwendigerweise machen muß, dann würde man verkehrt durch die Pforte des neuen Jahres eingehen, dann würde man gleich sein dem, der, statt die Thüre mit dem Drücker am Schlosse zu öffnen, sie mit dem Fuße roh aufzustoßen versuchte. ,,^nno voinini" schrieben unsre Alten über die Thür- schwelle, über die sie täglich auS- und eingingen. Auch bei drm wichtigen Eingang, den wir jetzt nehmen, wollen wir auf dieses Zeichen sehen; denn von da kommt allein die rechte Kraft Im heißen Indien arbeitete ein Missionar in seinem Garten. Es fiel ihm ein: Du mußt Dich doch einmal nach Deinem Kindchen umsehen; die Mutter hatte ja Weggehen müssen. Dar kleine Ding war erst einige Monate alt. Er trat in die Stube ein; ja, da liegt das Kind in seinem Belt und schläft. Aber was liegt denn da für ein gräulicher Klumpen im Bett zu seinen Füßen? Dem Mann steigen die Haare zu Berge. DaS war ja die Cobra, die giftigste aller Schlangen, die da zusammevgeringelt schlief. Das Kind brauchte sich nur zu rühren und daS Tier mit feinen Füßen zu berühren, so war es gestochen, zum Tode gestochen. Entweder Du oder ich! denkt der Vater. Mit zwei Schritten ist er am Bettchen, er greift mit eisenharter Foust die Schlange beim Schwänze, und ehe das schlaftrunkene Tier sich wenden und ihn stechen kann, hat er im Nu seinen Kopf an der Wand zerschmettert, daß es tot nieder fiel Sanft schlief das Kind weiter; erst später hat es erfahren, in welcher Gefahr es war und wie sein Vater sein Lebrn gewagt und sein Retter geworden ist. Diese Geschichte erinnert an die uralte geheimnisvolle Weissagung, an das Wort zur Schlange: „Derselbe wird dir den Kopf zertreten und du wirst ihn in die Ferse stechen", und an den, von welchem in der Weih nachtszeit müder verkündet worden ist, daß er uns zum Heil und zur Erlösung gesetzet ist. Wie wollen wir es hallen anno Domini 1804? Die Arbeit des neuen Jahres, die Not, der wir entgegengehen, die Sorgen, die dos Herz uns beschweren, die drohenden Gefahren im Blick auf die Zukunft unseres Houses, die Bangigkeit, der kein Freund des Vaterlandes sich entziehen kann, im Blick auf sein Volk: das alles liegt auch vor uns wie ein scheußlich geballter Schlangenklumpen. Sollen wir darunter erliegen, sollen wir von dem Gift getroffen dahinsiechen? „Ent weder Tu oder ich", sogen auch wir und erfassen in der Kraft von oben, in der Kraft dessen, der die Ver heißung gegeben „ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende" den Feind und schleudern ihn von uns mit lotbringendem Wurf. und nun erschien er bald auf dieser, bald aus jener Lokomotive -u Gaste, mit einem Ge häuse, das bequem auf dem Tender Aufstellung sand und das als Gestell für ein Riefensegel diente; uud zu bereiten, indem auf Allerhöchsten Befehl die ge dachten Kinder in Omnibussen nach dcr König!. Villa Strehlen gefahren und dort mit Schokolade und Ge bäck bewirtet wurden. Hierauf ließen Ihre Maje stäten die Kinder um sich versammeln, verteilten allerlei Geschenke und unterhielten Allerhöchstsich aufs leutseligste mit denselben. Nach über einstündigem Aufenthalte wurden die Kinder wieder nach Hause gefahren. Heute wurde aus Hosterwitzer Revier eine Königl. Jagd abgehalten, an der Se. Majestät der König und Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg mit den Adjutanten vom Dienste teilnahmen und zu der nach genannte Herren mit Einladungen ausgezeichnet worden waren. Ihre Excellenzen KriegSminister Edler v. d. Planitz und General drr Infanterie v. Holleben, Flügeladjutant Oberst v. Wilsdorf, Major v. Warden- sie sang am Schluß des Konzerts als Zugabe Grieg'S bekanntes Lied „Ich liebe Dich" . . . Frau Marga rete Stern entzückte das Publikum ganz besonders mit dem Vortrag der 6-äur Barcarole von Rubinstein und des b'-ckur - Nocturne (op. 15, 1) von Chopin. Die Virtuosität der ausgezeichneien Künstlerin glänzte daneben in Chopins ^ woll-Etude, während ihre musikalische Vortragskunst, mit spiritueller und poeti scher Empfindung, mit Selbständigkeit und edlem Maß des Gestaltens voll dem gedenklichcn Inhalt dcs Tonstücks hingegeben, in Beethovens Ois-woII- Sonate sich in einer für den Hörer genußvollen Art bewährte. Die Pianistin, in deren Wiedergabe auch die 0-molI Rhapsody von BrahmS zu beschwingtem Ausdruck kam, dankie für den allgemeinen Beifall mit der Zugabe zweier Stücke von Bizet und Chopin... Hr. Carl Pretzsch begleitete die Sängerin mit Sicher heit und musikalischem Geschick an einem minder guten Blüthner-Flügel. -v- * Rittmeister Feodor ZubovicS hat sich, wie der „Pester Lloyd" meldet, dieser Tage ganz allein auf den Weg nach Kairo aufgemacht, um sich von dort in daS Innere Afrikas zu begeben, wo er zwei Ge- Ein holländischer Beamter hat dieselben heute früh aus Amsterdam hierhergebracht." Sprachlos schaute Agnes die Zofe ihrer Tante an. „Der Briefträger ist mein Bräutigam, wie ich Ihnen schon sagte, gnädiges Fräulein", erklärte diese. „Ich hörte, was die gnädige Frau Rätin von Amsterdam und von den Diebeshehlern dort sagte; das ging mir im Kopf herum, ich redete mit meinem Karl darüber nnd forderte ihn auf, acht zu geben, ob dieser Brand nicht Briefe aus Amsterdam erhielte. DaS war leicht zu machen, da Brand im Bestellbezirk meines Karls wohnt. Karl redete auch mit seinem Chef, und als richtig ein Brief auS Amsterdam an Brand einlief, da wurde er an die Kriminalpolizei abgegeben, die ihn öffnete und dann den Dieb auch gleich festnahm." Agnes wußte kaum, wie sie an jenem Tage wieder nach House kam. — Ein Jahr darauf erregte sie als Baronin v. Trotha mit ihren wundervollen Rubinen an der Riviera und in Rom Aufsehen. Herr Brand hat auf eine Reihe von Jahren Arbeit in einem unserer Zuchthäuser erhalten. Bertha und ihr Briefträger sind ein glückliches Paar geworden; Karl ist noch immer im Dienst, denkt denselben aber bald zu quittieren und ein Geschäft zu eröffnen, denn die Baronin hatte aus Dankbarkeit und um allerlei Unrecht wieder gut zu machen, der' braven Bertha eine solche Summe Geldes als Heiratsgut geschenkt, daß dieselbe sich zuerst tagelang in einem Märchen- traum besangen glaubte. Sechstausend Mark waren auf dir Entdeckung des Diebe» au-gesetzt gewesen; wie ost dieser Bettag durch die reuevolle Baronin dent des „Neuen Wiener Tagbi." befragte dieser Tage den Erfinder der Seqelradflngmaschine, Hrn. Professor Wellner. Seit 20 Jahren studiert Wellner schon an dem Problem und hat besonders eingehende Messun gen des Luftwiderstandes gemacht. Es ergaben sich hierbei unzählige Kombinationen. ES mußte gemessen werden: der Druck der Luft auf eine Segelfläche bei ruhiger und bei allen Arten von bewegter Atmosphäre, bei allen Arten von Regen, bei allen Arten von Stürmen. Dann aber mußte gemessen werden: der Luftdruck bei fixem Standorte des Segels und der Luftdruck bei allen möglichen Fahrgeschwindigkeiten während der Fahrt. Die Messungen bei fixem Stand orte wurden auf dem Spielberg bei Brünn vor ¬ genommen, die anderen aber auf — Lokomotiven. Als Prüfungskommissär für Lokomotivführer, der er ist, erbat sich nämlich Professor Wellner von den — Die von einem hiesigen Berichterstatter in der „Kreuzzeitung" aufrechterhaltene Version, daß zwischen dem Reichskanzler und dem Finanzminister eine Meinungsverschiedenheit bestehe, wird dadurch nicht wahrscheinlicher, daß die , Krruzzeitung" sie abdruckt. Die Nachricht trägt an sich schon den Stempel der Unwahrhafligkeit deshalb, weil in ihr die Behauptung ausgestellt wird, der „Reichskanzler nehme bezüglich der Steuer- und Finanzreform den Standpunkt ein, daß mit dem Reichstage uur die DeckunqSfrage, soweit sie sich auf die Deckung der Mehrkosten für die Militärvorlage bezieht, zu lösen sei" Aus der That- saHe, daß die Steuervorlage und die Finanzreform- Vorlage die Unterschrift des Reichskanzlers tragen, ergiebt sich für jeden Unbefangenen, daß ein Ein verständnis vorhergegangen fein muß, ehe die Vor lagen überhaupt an den Reichstag kommen konnten. Im übrigen ist es thöricht, von einer Fiuanzrefo'M des Finanzministers Vv. Miquel zu sprechen. Die Finanz- und Steuerentwürfe, welche dem Reichstage vorliegen, sind gemeinsame Anträge der verbündeten Regierungen. — Durch Königl. Verordnung ist der Landtag der preußischen Monarchie auf den 16. Januar 1894 einberufen worden. — (B. P. N) Wenn die „Freisinnige Zeitung" gegen über anderweiten Meldungen mitieilte, daß gestern die Ver handlungen über den deutsch-russischen Handels vertrag wieder ausgenommen werden sollten, so ent sprach diese Meldung nicht den Thalsachen. Nicht nur die russischen, sondern auch einzelne deutsche Delegierte haben für die Festtage einen kurzen Urlaub genommen. Was den Stand der Verhandlungen selbst betrifft, so ist allerdings richtig, daß die Hoffnung auf ein Zustande kommen des Vertrages auf Grund des Ergebnisses der letzten Besprechungen größere Berechtigung hat. ES sollen jedoch noch einige Tarispositionen offen gelassen und ein Einverständnis über die Dauer des Vertrages bisher nicht erzielt sein. Es wird bestätigt, daß von Rußland eine so kurze Geltungsdauer angeboten war, daß von einer Annahme des Vorschlages durch Deutsch land keine Rede sein konnte. In industriellen Kreisen wird bekanntlich dcr größte Wert darauf gelegt, daß der russische Handelsvertrag eine ebenso lange Dauer wie der Vertrag mit Österreich-Ungarn, also bis zum Jahre 1904, hat. — Ganz im Einklang nut unseren Ausführungen („DreSdn. Journ." Nr 295—297. Der Plan einer ander weiten Ordnung des Finanzwesens des Reiches.) schreiben die „B P N": Wer sich die Finanzlage des Reiches und der Bundesstaaten vor Augen hält, wird nicht im Zweifel darüber sein, daß sie für beide gleich ungünstig ist und daß die Ursache dieser ungünstigen Lage wenigsten« zu einem großen Teile in drr mangelhaften Ordnung der Reichsfinanzen zu suchen ist. Dem Reiche fehlt ,s nicht nur an den zur Deckung seines Ausgabebedarfs notwendigen eigenen Einnahmen, so»dern auch an der für jede fach gemäße Finanzwirtschaft unerläßlichen Einrichtung, daß die Pflicht, für die nötigen Einnahmen zu forgen, an derselben Stelle liegt, wo die Ausgaben beschlossen werden. Die BunrcSstaaten ihrerseits leiden nicht bloß darunter, daß ihnen der Anteil an den Reichseinnahmen, welcher ihnen als Äquivalent für die Abgabe dec reichsten Steuerquellen an das Reich zugedacht war, und auf den sie dauernde Ausgaben gegründet hatten, wieder entzogen worden ist, sondern daß ihnen für Reichszwecke Ausgaben in vorher nicht übersehbarer Höhe auferlegt werden können. Unter diesen Umständen fehlt es sowohl im Reiche wie in den Bundesstaaten an der Voraussetzung für eine dauernd gesicherte Finanzwirtschaft und es ist, wenn anders nicht eine unerträgliche Verwirrung eintreten und das Neben einanderbestehen selbständiger Reich«- und Staatsfinanzen unmöglich gemacht werden soll, unerläßlich, den vorhandenen Übelständen abzuhelfrn. Es handelt sich also um eine nationale Frage ersten Range«, von deren glücklicher Lösung selbst die Ausrechterhaltung des föderativen Systems ad- hängen kann Die Mittel zur Abhilfe liegen klar auf der Hand. Das Reich muß finanziell auf eigene Füße ge stellt werden, sodaß es seine derzeitigen Ausgaben au« eigenen Mitteln decken kann und für die Deckung künftiger Mehrausgaben selbst ohne Rücksicht auf die Bundesstaaten zu sorgen hat, während diesen ein wenigstens für eine Reihe von Jahren im Voraus fest bestimmter Zuschuß aus Rerchsmitteln zu sichern ist Daß, wie vorgeschlagen, letzterer den Betrag von 40 Millionen Mark im Jahre erreicht, ist angesichts der von den einzelnen Bundesstaaten auf Reichsüderweisungen hin beschloßenen Ausgaben zwar in hohem Grave er wünscht, bietet aber keinen wesentlichen Bestandteil des Gesamtfinanzplanes und kann daher sehr wohl Gegenstand der Verhandlung sein. Wesentlich aber ist die Feststellung des Grundsatzes, daß unter Fixierung des Verhältnisses der Überweisunaen und Matrikularumlagen auf längere Perioden Konzert. Am Freitag, den 29. d. Mts, hat Frl. Agnes Witting im Mufenhause ein Konzert ge geben. Der Saal war nur mäßig gefüllt, aber Teil- nähme und Beifall dcS Publikums sehr reqe und in besonderer Stärke den Darbietungen der mitwirkenden Kammervirtuosin Frau Margarete Stern zuge wendet. Die Sängerin ist eine in unserem Konzect- leben wohlbekannte Erscheinung Ausgestattet mit wohlklingenden, gut gebildeten Stimmmitteln im Klang- charakter eines Mezzosoprans, wirkt sie am stärksten in Liedern von ruhiger Empfindung; was über daS mittlere Stimmungsniveau nach der heiteren oder nach der leidenschaftlichen Seite hinwegragt, liegt ihr fern und wird von ihr nur mit konventionellem Ausdruck erfaßt. In ihrem eigensten Gebiet befand sie sich gestern mit dem Vortrag der Brahms'schcn Lieder, unter denen sie „Mainacht" sehr schön sang, mit Brückler's „Auf dem See", einem noblen Stimmungs bild«, und mit dem ersten der v. Fielitz'schen Lieder „Das Kraut Vergessenheit" (aus „Drei Geibel'sche Lieder", op. 24, Alice Barbl gewidmet; Breitkopf u. Härtel). Die beiden anderen kurzen Gesänge des jungen Komponisten, dessen lyrische Produktionen wir schon mehrfach al« ungewöhnlich frisch und im guten Sinne effektvoll der Beachtung empfohlen haben, eignen sich nicht für den Konzertvorttag und wirken nur im kleinen Raum. Sie waren die einzigen ungünstig gewählten Stücke in dem mit trefflichem Geschmack zusammeugestellten Programm Frl. Witting erfreute sich lebhafter Anerkennung für ihre Ausführungen; bürg, Major v. d Decken und Hauptmann Wilsdorf. Nach der Jagd findet in Villa Strehlen da» Jagd diner statt. Ihre Königl Majestäten werden am bevor stehenden NeujahrStage nachmittag» von 1 Uhr an im Restdenzschlosse die Glückwünschungscouren der am Königl Hofe vorgestellten fremden und einheimischen Herren vom Civil und vom Militär anzunehmen geruhen. Abend« ^48 Uhr werden Ihre Majestät die Königin die Oberhofmeisterinnen, die ZutrittSdamen uud die Hofdamen und darnach die Damen des Ovrp» ckiplowuti^w empfangen. Um 8 Uhr finden vor Ihren Majestäten und den Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses die Vorstellungen der angemeldeten Damen und Herren in der Präsentationscour statt, auf welche eine große ä.Emblee folgt, die in den Paradesälen abgehalten wird. * Berlin, 30. Dezember. Se. Majestät der Kaiser begaben sich am Donncrstag nach Kiel, tiafen daselbst abends unerwartet ein und begaben Sich vom Bahnhof zu Fuß nach der Jensenbrücke, von dort mit einer Werstpinasse nach der Barbarossa brücke und sodann in das Königl Schloß Daselbst wohnten Se. Majestät dem Hofball bei. Gestern vormittag iraf auch der Erbgroßherzog von Olden burg, von Schloß Panker kommend, in Kiel ein. Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften machten vor mittags einen Spaziergang nach Bellevue. Se Majestät der Kaiser, Se. Königl. Hoheit Prinz Heinrich, der Groß herzog von Hessen und der Erbgroßherzog von Olden burg fuhren dann um 1 Uhr in der Werstpinasse, die Prinzessinnen zu Wagen in das Schloß zurück. Das Diner wurde an Bord des Panzerschiffes Baden eingenommen, abends fand Theatervoistellung statt. Der Kaiser werden im Laufe des heutigen Tages zurückerwartet. — Die „Köln. Ztg" erhält aus Berlin, 27. De zember, nachstehende Mitteilung, welche die „N. A. Ztg." als „Beitrag zur Tagesgeschichle ohne Re flexion wiedergiebt, nachdem sie die darin besprochenen Ausstreuungen bisher unerwähnt gelassen hat." Man schreibt der „Köln. Ztg.": „Bezeichnend ist die Hetze, welche einige Blätter zur Zeit gegen deu deut schen Botschafter in Wien, Prinzen Reuß, in Scene zu setzen versuchen Den Reigen eröffnete die „Allge meine Zeitung" in München, welche sich am 21. De zember melden ließ, daß ein Nachfolger für den Prinzen Reuß bereits in Aussicht genommen sei. Prinz Reuß stehe im gleichen Alter mit dem Grafen Solms, beide seien 68 Iahte alt, und ersterer sei, wie verlautet, auf seinem Posten nur infolge des bestimmt ausgesprochenen Wunsches des Kaiser- Franz Josef verblieben Tann kommt der wegen seiner falschen und deutschfeindlichen Berliner Nachrichten berüchtigte „New Uork Herald", der zunächst diese Meldung als Gerücht verzeichnet, dann gleich auS eigenem hinzu- sügt, daß auch davon die Rede sei, daß Graf Münster ersetzt werden solle, und dieser Entenzucht die Krone aufjetzt, indcm er versichert, der Kaiser habe sich vergeblich bemüht, daS Einvernehmen zwischen dem Grasen Caprivi und dem preußischen Ministerium herzustellen; der Kaiser habe sich geweigert, der Bitte des Reichskanzlers nachzukommen und Maßregeln gegen den General Albedyll, Kommandanten des westfälischen Armeecorps, zu ergreifen. General Albedyll fei konservativ und Kandidat für die Stellung eines Reichskanzlers. Die Lage sei gespannt. Dieser Un sinn geht dann in den „Figaro" über und wird heute Armee, Szlatin Bey, ein alter Kamerad Zubovic»', Bahnverwaltungen die Erlaubnis, zu wisseuschast- und Ignaz Neufild, ein Tiroler, der bei der ägyptischen Uchen Zwecken nach Belieben auf den von - Brünn au» verkehrenden Lokomotiven mitfahreu zu dürfen. di« Bundesstaaten vor jedem Rückgriff auf chre Finanz» gesichert wrrden und emen festen Zuschuß au» Rech«, mitteln erhalten sowie daß demgemäß die Reich«einnahmen erhöht werden. Erst wenn man die Steuervorlagen unter diesem großen finanzpolitischen Gesichtswinkel al« Ganze« betrachtet, ist man zu einem richtigen Urteile über sie im« stände Einzelbedenken erheben sich mehr oder minder gegen jede Steucrvorla ze; e« kommt dabei, wenn die Not wendigkeit der Einnahrmbeschaffunz anerkannt ist, na, darauf an, da« kleinere Übel zu wählen. W>ll man daher die Einzelbcdenken nach ihrem wirklichen Werte schätzen, so wird man sich stet« vergegenwärtigen müßen, welchen Einfluß deren Berücksichtigung auf die Erreichung de« großen Ziele«, der der förderatioen Gestalt de« Reich« entsprechenden, unerläßlichen Ordnung des finanziellen Verhältmsfea zwischen dem Reiche und den Bundesstaaten, haben würde. An der Größe de« FinanzplaneL müssen die Einzelbedenken gegen die Steuervor- lagen gemessen werden, sollen sie richtig ge würdigt werden. Wien, 29 Dezember. Eine grundsätzlich wichtige Entscheidung füllte der VerwaltungSgerichtShof in der Streiifrage wegen der Aufschriften der Straßen tafeln. Der slovenische Gemcinderat von Laibach hatte beschlossen, die Straßen der Stadt fortan nur slovenisch zu bezeichnen. Tie Deutschen Laibachs erhoben Be rufung bei der Krainer Landesregierung, welche die Entscheidung deS Laibacher GemeinderatS aushob. DaS Ministerium des Innern entschied in demselben Sinne. Auf eine Beschwerde des Laibacher Gemeinderats hob heute der VerwaltungSgerichtShof die Entscheidung der Regierung als gesetzwidrig mtt der Begründung auf, da« Vorgehen der Gemeinde Laibach bilde keine Ver letzung der sprachlichen Gleichberechtigung Die Urteile des Verwaltungsgerichtshofes sind unanfechtbar. Damit ist auch die Frage dcr Straßentafeln in Prag ent- schieden; diese werden demnach in Zukunft bloß tschechische Aufschriften erhalten. Prag, 29. Tezember. In der heutigen Ver handlung des böhmischen Landtages gab Abg. Engel namens der Jungtschechen die Erklärung ad, daß die Jungtschechische Partei in keinerlei Ver bindung mit den Vorfällen der letzten Tage stehe, wegen deren sie auf das heftigste angegriffen worden sei. Die Angriffe könnten weder die Partei noch ge wisse Mitglieder derselben berühren Redner hob so dann hervor, sofern die tschechische Partei Einfluß auf die Erziehung der tschechischen Jugend habe, würde dieselbe in den Traditionen wahrer patriotischer Liebe und edler Menschlichkeit erzogen, unter entschiedenem Festhalten an den nationalen Grundsätzen; niemals habe die Partei die Selbständigkeit des Königreiches Böhmen außerhalb des österreichischen Staats- verbandeS als Programm aufgestellt. Die Gegner der tschechischen nationalen Bewegung versuchten die selbe zu diskreditieren und durch Vorspiegelung eines trügerischen Zusammenhanges als umstürzlerisch zu kennzeichnen. — Alsdann wurde das Budgetprovi sorium angenommen. Rom, 28. Dezember. Über die gegenwärtige Lage in Sizilien bringt das „B. T." folgenden Bericht: In dcr geplünderten Stadt Valguarnera bildete sich eine Bürgergarde, die sich den Behörden zur Verfügung stellte Inzwischen wurden die Okttoi- stellen wieder hergestellt Viele bei der Plünderung geraubte Gegenstände sind beschlagnahmt worden, 30 Plünderer wurden verhaftet. Am 11. Januar fallen 12000 Mann Truppen nach Sizilien obgehen. — Die Stadt Palermo ist strategisch besetzt, um jeden RebellionSversuch sofort unterdrücken zu können. Was man am meisten fürchtet, ist, daß die Land bevölkerung — wie dies in allen früheren Revolutionen geschah — bewaffnet nach der Stadt ströme und sich mit den Unzufriedenen Palermos vereinige. Patrouillen durchziehen deshalb nicht nur die Straßen der Stadt, sondern auch die Umgebung, und alle vorhandenen Truppen sind Tag und Nacht in den Kasernen kon zentriert. — Noch schlimmer steht er in der Stadt Monreale (bei Palermo), die vor 14 Tagen der Schauplatz großer Tumulte gegen die städtischen Oktrois war, die samt und sonders verbrannt wurden. Die Einwohner haben trotz eines bedeutenden Auf gebots von Gendarmerie und Mililär die Wieder einführung der Verzehrungssteuer bis zur Stunde nicht gestattet und erklären, sie werden sich einer der artigen Maßregel mit Gewalt widersetzen. London, 29. Dezember. Gladstone tritt heute in sein 85. Lebensjahr. Die „Times" beglückwünschen ihn warm dazu, ein so hohes Alter erreicht zu haben, benutzen jedoch diese Gelegenheit auch dazu, um die Frage aufzuwerfen, ob eS im öffentliche» Interesse oder vorteilhaft für seinen Rus sei, daß er länger