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Dresdner Journal : 29.12.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189312291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931229
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-12
- Tag 1893-12-29
-
Monat
1893-12
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 29.12.1893
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rm wurde dann in der neuen Fassung in den Tagen vom 20 bis 22. September einer eingehenden Beratung mit Vertretern von Arbeitgebern und Arbeitnehmern der in Frage kommenden Industriezweige unterzogen. Nach Prüfung der bei dieser Beratung geäußerten Wünsche ist dann die jetzt dem BundeSrate vorgelegte Fas sung entstanden. Mit dem Entwürfe ist dem Bundes rate nur ein Teil derjenigen Ausnahmebestimmungen unterbreitet, welche auf Grund des ß 105 ä der Gewerbeordnung zu erlassen sein werden. Wegen der übrigen in Frage kommenden gewerblichen Gruppen sind die Vorarbeiten noch nicht beendet. Man hat jeooch ge glaubt, nicht erst aus diesen Abschluß warten zu sollen, weil die gesamten AussührungSbestimmungen über die Sonntagsruhe in Industrie und Handwerk einen sehr großen Umfang annehmen werden und weil, je mehr Be ratungsmaterial auf diesem Gebiete angesammelt würde, je weiter hinaus der Zeitpunkt geschoben werden würde, an welchem die Sonntagsruhe für Industrie und Hand werk in Kraft gesetzt werden könnte. Jedoch ist mit der gesonderten Einbringung der Ausnahmebestimmungen für die Sonntagsruhe in der Montanindustrie an den Bundesrat nicht beabsichtigt, für diesen Industriezweig nun auch gesondert, also früher als für die anderen die Sonn tagsruhe ins Leben treten zu lassen Vielmehr hält man an der Absicht fest, die Aussührungtzbestmrmungen für sämtliche in Betracht kommenden Erwerbszweige gleichzeitig zu erlassen. Man wird je nach dem Vorschreiten der Vorarbeiten die weiteren Abschnitte dieser Bestimmungen dem Bundesrate einzeln vorlegen Mit dem letzten Ab schnitt wird beabsichtigt, den Entwurf der Kaiser!. Ver ordnung einzubringen, welche nach der Gewerbeordnung, ebenso wie es bei der Sonntagsruhe für das Handels- gcwerbe der Fall war, die Sonntagsruhe für Industrie und Handwerk in Kraft setzen soll — Der Reichsanzeiger" veröffentlichte in einer besonderen Beilage die Beschlüsse und den Text des vom Reichskanzler dem Bundesrat und dem Reichstag vorgelegten Berichts der Börsenenquetekommis sion, ohne Anlagen. Der Bericht nebst Anlagen (mit Ausschluß der nachstehend bezeichneten) ist, wie das amtliche Blatt bemerkt, für 20 M, die steno graphischen Protokolle über die Vernehmung der Sachverständigen und das Register dazu (Anlagen 2—6 des Berichts) sind für 50 M, soweit der Vorrat reicht, von der Reichsdruckerei, Berlin 8., Oranien- straße 90/01, zu beziehen. Die Drucklegung einiger weniger Anlagen ist zwar noch nicht beendigt, ihr Erscheinen steht aber binnen kurzem zu erwarten. Auch die Drucklegung der sogenannten SitzungS- (Beratungs-)Protokolle ist im Werke, so daß die Ab gabe auch dieser demnächst wird erfolgen können Die „Voss. Ztg." faßt die Hauptpunkte des Berichts fol gendermaßen aufs kürzeste zusammen: Die Zulassung zur Börse ist wesentlich erschwert, auch d e Vörsen- disziplin ist schärfer angezogen. Ebeoso haben die Grundsätze über die Zulassung von Papieren zum Handel und zur Notiz eine Verschärfung erfahren. Bei den aus ländischen Wertpapieren sollen in der Regel sowohl für Zinsen wie Kapitol Zahlstellen im Jnlande begründet werden. Die ausländischen Wertpapiere sollen thunlichst auch auf deutsche Valuta lauten; auch sollen bei der Emission außer dem letzten Budget die Abschlüsse der letzten drei Jahre angegeben werden. Wird eine auswärtige Anleihe von einer deutschen Börse ab gelehnt, so darf das Papier an keiner anderen Börse zugelassen werden, bevor nicht die ablehnende Emissionsbehörde ihren Widerspruch zurückzieht. Die Zulassung von Aktien eines zur Aktiengesellschaft um- gewandelten Unternehmens zum Börsenhandel darf vor Ablauf eines Jahres nach Eintragung der Gesell schaft in das Handelsregister nicht erfolgen. Für die Zulassung von Aktien wird ein Mindestbetrag deS Grundkapitals von drer Millionen für Berlin, von zwei Millionen für Frankfurt und Hamburg und von einer halben Million für die anderen Börsen vorgcschlagen. Das Emissionshaus soll für den Schaden haftbar sein, der einem Erwerber eines Papieres daraus erwächst, daß in den Prospekten un richtige oder unvollständige Angaben gemacht werden. Wesentlich beschränkt wird ferner der Terminhandel. Für Termingeschäfte in Waren soll ein Register an gelegt werden, in dem alle diejenigen einzutragen sind, welche die rechtliche Fähigkeit zu Termingeschäften in Waren erlangen wollen. Dafür soll eine Ein tragungsgebühr von 500 M. und weiter jährlich eine Gebühr von 100 M. gezahlt werden. Die erfolgten Eintragungen werden öffentlich bekannt gemacht. Börsentermingeschäfte über Waren mit anderen Per sonen sollen rechtsunwirksam sein. Für die Ver leitung zum Börsenspiel werden harte Strafen an- aedroht. Auch das Maklerwesen wird strengeren Be stimmungcn unterworfen. stand? Und heute mußte gerade ein Brief des Barons Wolfgang eintreffen! Richtig, der Brief war dabei, er lag gleich obenauf, wie sie vom Fenster aus deutlich erkannte. Wir Menschen sehen alles von einem per sönlichen Standpunkte aus . . . Agnes zog heftig am Glockenzuge. Bertha erschien auf der Schwelle. „Befehlen Sie etwas, gnädiges Fräulein?" „Jawohl", antwortete sie schroff. „Ich will wissen, was Sie da unten mit dem Briefträger zu verhandeln haben und weshalb Sie die Briefe durchsuchen!" „Der Briefträger ist mein Bräutigam", versetzte das Mädchen ruhig, „und die Briefe habe ich nicht durchsucht." „Ein schreckliches Frauenzimmer!" sag'e Agnes zu sich selber. „Und stets mit einer Lüge bei der Hand!" .... Im Laufe deS Tages erwähnte sie den Vorfall gegen die Tante. Sie war einigermaßen betroffen, als diese des Mädchens Angabe bestätigte. „Ja, ja", sagte die Rätin, „wie ich mich jetzt erinnere, ist Bertha mit dem Postboten verlobt. Ich kümmere mich sonst nicht um die Herzensangelegen heiten der Leute, aber Bertha hat mir dies selber mitgeteilt. Sie meinte allerdings, daß an eine Ver heiratung noch nicht zu denken sei. Das sagte ne mir vor acht Tagen. Womit soll solch ein armer Briefträger auch wohl einen Hausstand begründen?" „Run", entgegnete Agnes, „inzwischen können sich die Aussichten der beiden vielleicht gebessert haben. Wer weiß, er hat vielleicht geerbt, oder sie —" „Möglich," nickte die Rätiu gleichgiltig. „D«S müßte aber sehr plötzlich gescheht« sein, den» ich — Die halbamtliche „Loburger Zeitung" veröffentlicht an der Spitze ihrer letzten Nummer folgende Kundgebung: „Es ist rin Irrtum, wenn anläßlich der ukulicheo sng- lilchen Parlament Verhandlungen von manchen denlschrn Zettungen angenommen wird, bei der sogenannten Apanage deS Herzog» von Sachlen Loburg Gotha handle eS sich um eine jährlich neu ja diStuiierende und zu bewilligende Summe Die beiden Bells, der im Parlament in Frage kamen, konnten nur bei di ser jetzigen Eelegenheit geändert oder auf gehoben werden; die eine ist durch den Verzicht des Her zogs gegenstände los geworden; die andere ist unverändert an erkannt worden, und eS kann nicht mehr an ihr gerüttelt werden. Sie steht hinfort über der Diskussion deS englischen Parlament» Beide Bill- waren in ihrem Wesen durchaus von einander unterlchi.den: die erste bestimmte die Apanage sür den damaligen Herzog von Edinburg al- englischen Prinzen; die zweite setzte, der der Vermählung keS Herzog», die Apanage für den Haut- Halt des Herzog» fest, und war unlö-lich verbunden mit der Bestimmung über das Wittum seiner Gemahlin. In Bezug ans diese zweite Bill (von l878) konnte kein Verzicht des Herzog» crsolgen. Eurerseits hätte ein solcher das aesetzl'ch sestgestellte und aus Beitrag zwischen England und Rußland beruhende Anrecht der Herzogin sür den Fall ihrer Witwenschast rrnpfindlich geschädigt. Und andererseits besteht die englische Hofhaltung des Herzog» feit Dezennien: nicht nur, daß der H rzog große Summen in das der englischen Krone angehörige Ela>ence House hineingebaut hat, er hat nam nllich auch zahlreiche Beamte und Bedienstete ha ten müssen, die jetzt doch nicht einfach entlassen werden können Sollen diese etwa ihre Gehällcr und Pensionen aus denjenigen Mitteln beziehen, die dem Herzog in seiner jetzigen Sllllung al» Herzog von Coburg Gotha zufließen? Möge man bei unbefangener und vormleilsloscr Prüfung der Sachlage erwägen, daß der Herzog von Edinburg als Thronerbe de» hochseligen Herzog- von Coburg keine wie immer geartete Dotation au» Loburg Botha bezogen hat und seine briherige Hofhaltung nicht plötzlich au» der Welt zu schafsin ist Wenn also da» englische Parlament jene von früher her datierenden englischen Beipflichtungen de» Herzogs von Edinburg anerkennt, so liegt, sollt n wir meinen, kein Grund sür die deutiche Presse vor, darüber ungehalt n zu fein, daß die jetzt erst beginnenden deutschen Bezüge de» Herzogs von Coburg ausschließlich seiner deutsch « Stellung und der cobuig- gothaischen Bivölkerung zu gute kommen. Zumal wenn man in Betracht zieht, duß auch in Coburg schon seit zwanzig Zahlen der Herzog in seiner Eigenschaft als Thronerbe für sich und seine Familie aus eigenen Mitteln deutschen Wohnsitz ge gründet und Hos gehalten hat." — Bis zu welchem Unsinn die phantasievolle Produktion gewisser Zeitungsberichte!stalter gelangt, erhellt auS nachstehendem, Berlin, 25. Dezember, datierten Telegramm, welches die „Judependancc beige" in ihrer Nummer vom 26. d. MtS. ver öffentlichte: „In politischen Kr isen ist die Häufigkeit der in letzter Zeit in Berlin stattgehabten SiaatSministerialjitzungen aus- gesallen. Ich rrsahre au» sehr guter Quelle, daß dieser That- fache ziemlich ernste Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Reichskanzler und dem Finanzminister Miquei zu Gründe liegen L tzterer soll, um die Annahme de» Tabalsabrikat- steuer Gesetzentwurfs zu sichern, gewillt sein, den konservativen gewisse Zugeständnisse zu machen, und zu düs m Behuf.- auf d,n Gedanken einer erneuten Auswerfung der internationale» Münzfragc verfallen sein, die wie man weiß, den Konservativen sehr am Herzen l>cgt. Hier soll er aber auf starre Ablehnung beim Reichskanzler gestoßen sein; es verlautet, daß e» zu leb haften Erörterungen gekommen sei, in denen Hr. M-quel nach drückliche Unterstützung seilens d-s Giasen Eulnburg gefunden bat. Ter Zwiespalt ist jetzt der Entscheidung des Kaisers unter- breilet, d ren Ausfall mit lebhafter Spannung erwartet wird. Je nachdem sie sür Hrn Miquel gü stig oder ungünstig lautet, lönnte dieser sich zur Eindeichung seimr Entlassung bewogen fühlen. Auf alle Fälle sieht man einer parlamentarischen Er- öiterung diele Angelegenheit entgegen, nachdem der Reichstag seine Sitzungen wieder ausgenommen Haden wird." Da das cingangsgenannle Brüsseler Blalt als ein ernstes tagespolitischeS Organ gilt, so ist anzu nehmen, daß vorstehendes Telegramm ihm wirklich aus Berlin übermütelt worden ist Diese Datierung wäre aber auch der allein zutreffende Punkt der ganzen Meldung. Was den Inhalt betrifft, bemerken hie „B. P. N.", so besteht derselbe aus völlig freier Erfindung. Insbesondere erklärt sich das dem Korre spondenten der „Intlex. delgs" so auffällig erscheinende öftere Stattfinden von Staatsmimsterialsitzungen sehr einfach daraus, daß in den letzten Tagen des Jahres erfahrungsgemäß eine große Zahl von Personalsachen ihrer Erledigung zu harren pflegt, wie wir schon gestern erwähnten Wir erinnern hierbei nur an die Feststellung der Sr. Majestät zur Dekorierung beim OrdenSfest vorzuschlagenden Personen, DiSziplinar- sachen u. s. w. Man wird kaum sehlgehen, wenn mann annimmt, daß auch in diesem Jahre hierin vor nehmlich der Grund der öfteren Staatsministerial- sitzungen zu suchen ist. Was die „luäepeuÜLuce" sich über Schwierigkeiten und Differenzen im preußischen Staatsministerium oder zwischen einzelnen Ressorts des letzteren und dem Reichskanzler auS Berlin melden läßt, hat jetzt ebenso wenig Begründung, wie die zahlreichen Nachrichten, die seit zwei Jahren in dieser Beziehung von Zeit zu Zeit in Umlauf gesetzt worden sind. Wie», 28. Dezember. Erzherzog Albrecht empfing heute vormittag die militärische Deputation unter Führung de» Generaloberst Frhru. v. Los, welcher im Auftrage Sr. Majestät deS Deutschen Kaisers den Marschallstab überreichte. Die Militär« deputation wurde sodann von Sr. Majestät dem Kaiser in besonderer Audienz empfangen. Die Audienz dauerte eine Viertelstunde. Der Militär attache Oberst v. Deiner stellte die Mitglieder der Deputation vor, welche von einem GeneralstabSosfizier in Hofwagen abgeholt worden waren. Prag, 28. Dezember. Der böhmische Land tag wurde heute in herkömmlicher Weise eröffnet. Der Oberstlandmarschall Fürst Georg Lobkowicz richtete an die Landesvertretung eine Begrüßungsansprache, in welcher er auf die großen wirtschaftlichen Aufgaben hinwieS, deren Erledigung dem Landtage obliege, namentlich auf die Notwendigkeit der Vollendung deS Lokalbahnnetzes (der Landesausschuß hat bereit- eine hierauf bezügliche Vorlage dem Landtage unterbreitet, in welcher 30 neue Bahnen besprochen werden) und auf die Regelung der finanziellen Verhält« isse de» Landes, wobei insbesondere die Frage in Erwägung zu ziehen sei, in welcher Weise neue Einnahmequellen für das Land erschlossen werden können, „denn, sollte dies nicht gelingen" — fügte der Oberstlandmarschall hinzu — „so würde der Landeshaushalt Erschütter ungen entgegengehen, vor welchen das Land zu be wahren, wie ich hoffe, der Weisheit des hohen Land tages gelingen wird." — Der Oberstlandmarschall, welcher die politischen Verhältnisse gar nicht berührte, schloß seine Ansprache mit einem dreimaligen Sluva und Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König, in welches die Versammlung mit Begeisterung ein« stimmte. — Die Sitzung nahm einen raschen Verlauf. Unter den Initiativanträgen, welche eiugebracht wurden, befinden sich ein Antrag des Abg. Or. Friedrich Prinzen Schwarzenberg und Genossen, betreffend die Bewilligung von 1 Million Gulden auS Landesmitteln für die vom Mißwüchse betroffenen Gemeinden, ein Antrag von jungtschechischen Abgeordneten auf Ver handlungen des Landesausschusses mit der Regierung wegen Erhöhung der staatlichen Unterstützung für diese Gemeinden und wegen Gewährung eines unver zinslichen Darlehens an die betreffenden Gemeinden, endlich ein Antrag von jungtschechischen Abgeordneten, wonach die Regierung aufgefordert werden soll, un verzüglich die Äu-nahmeverordnungen aufzuheben. * Pari», 28. Dezember. Da die mit Spanien gesührten Verhandlungen notwendigerweise heute abend geschlossen werden müssen, hat der Ministerrat definitiv die Bedingungen festgestellt, unter denen es möglich sein würde, die Handelsbeziehungen mit Spanien zu sichern — Der italienische General konsul von Marseille, Dmando, stattete dem Prä fekten von Angoulöme einen Besuch ab, wobei er demselben erklärte, er wohne dem Prozesse bei, um sich zu ver gewissern, daß sich die italienischen Arbeiter nicht gegen die Pflichten, welche ihnen die si auzösische Gastfreundschaft auferlegt habe, vergangen hätten. Jede andere Aus legung seiner Anwesenheit beim Prozesse wäre falsch. Mehrere Blätter verurteilen nämlich die Anwesenheit des italienischen Generalkonsuls bei dem Prozeß von Angouleme, die eine Beleidigung für die französischen Richler bedeute. Jetzt, wo es klar erwiesen sei, von welcher Seite die Provokation auSgegangen sei, könne auch eine Erklärung des Generalkonsuls gegenüber dem Präfekten keinen Vorwand bilden; er möge schleunigst nach Marseille zurückkehren. — Über den Fortgang der Verhandlung vor dem Schwurgericht zu Angoulöme ist folgendes zu berichten: ES wurde die Persönlichkeit mehrerer Angeklagten durch verschiedene Gendarmen festgestellt Die Gendarmen erklärten jedoch, sie könnten nicht genau jagen, in welcher Wels- die An geklagten an den Ausschreitungen beteiligt gewesen wären; dazu sei die Verwirrung und die allgemeine Aufregung zu groß ge wesen. Ter Befehlshaber der Gendarmerie gab eine Schilderung der Vorgänge, welche sich bei deu Ruhestörungen in Aigues- MorteS abspielten; die wütende Menge habe, trotz der Anstreng ungen der Gcndarmen, eS zu verhindern, die Häuser belagert, in welche sich die in den Salinen beschäftigten italienischen Ar beiter geflüchtet hatten, md habe dort die Fenster und die Dächer zerstört. Als am anderen Tage die Gendarmerie die italienischen Arbeiter nach A'gues-Mortes geleitete, habe eine bewaffnete Sckar die Italiener angegriffen, einige Verwundete seien mit Knütteln totgeschlagen worden Der Angeklagte kuffat gestand ein, verwundete Italiener mit einem Knüttel geschlagen zu haben. Er sührie zu seiner Entschuldigung an, daß er br- irunken gewesen sei. — Geflissentlich verbreiten die französischen Blätter stets von neuem Mitteilungen, nach denen glaube, es war am Tage vor Deinem Verluste, als sie mir ihre beiderseitige Armut klagte." Agnes horchte auf, sagte aber weiter nichts. Eine Stunde später saß die Rätin bei Agnes im Zimmer, während die letztere sich zu einem Ausgange von Bertha frisieren ließ. (Schluß solgt) * Sonnabendvesper inderKreuzkirche, nachm. 2 Uhr, der letzten in diesem Jahre. 1) Variationen über „O du fröhliche, gnadenbringende Weihnachtszeit" von Paul Hiller. 2) „ES ist ein Ros' entsprungen", Weihnach'slied für Chor und Solostimmen von Michael Prätorius, bearbeitet von Carl Riedel. 3) Des Hir ten Wiegenlied in der heiligen Nacht, Charakterstück für Englisches Horn und Orgel. DaS Englische Horn hat der Königl. Kammermusikus Hr. Ritter Schmidt gefälligst übernommen. 4) „Hoäie Obristus uutur «8t", fünfstimmige Motette von Jan Pieter Sweelinck (1562—1612). Diese Motette wnd auf Wunsch wiederholt. 5) Frohe Botschaft, Tonstück für Orgel (mit dem Choral „Vom Himmel hoch, da komm ich her"; zum ersten Male), von Oskar Wermann. 6) „Bleibe, Abend will eS werden", geistl. Lied (op. 40) von Franz Ries, gesungen von Fräulein Manja Frej- tag. 7) „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen", Motette von Joh. Bartz, Organist rn Moskau. — Die nächste Vefper wird am 13. Januar stattfinden, da am 6. Januar da- Epiphaniasfest gefeiert wird. * Beim Jahresschlüsse sei unter den deutschen Wochenschriften ganz b« anders auf ein altes, aber immer jugendfrisches Oraaa: „Die Grenzboteu", Zeitschrift für Politik, Litteratur und Kunst, hin- gewiesen, die sich in den letzten Jahren durch die un gewöhnliche Energie ausgezeichnet haben, mit der sie die Sache eines gesunden, edlen, darum auch fort schrittsfähigen und einsichtigen Konservativismus auf allen Gebieten vertreten. Noch bedeutsamer und wich tiger, als die Fülle geistvoller Artikel zu den wichtigsten lozialpolitischen Aufgaben der Gegenwart erscheint uns die feste, urteilskräftige und von großen Überzeugungen getragene Bestimmtheit, mit der sie auf den Gebieten der Litteratur und Kunst daS Wertvolle, innerlich Be rechtigte und Bleibende gegenüber dem Ansturm des sensationellen Schwindels und ter Reklamewirtschast vertreten. Die (im Verlage von F. W. Grunow in Leipzig erscheinende) Zeitschrift tritt mit nächster Nummer ihren 53. Jahrgang an und sollte, obschon sie unablässig an Verbreitung gewinnt, in allen wahr Haft gebildeten Kreisen noch viel weiter verbreitet sein, als sie zur Zeit ist. Paris. Vor Weihnachten haben einige wichtige Versteigerungen von Kunstsachen stattgesunden. So einer kostbaren Sammlung persischer und spanisch maurischer Fayencen. Drei altpersische Fliesen, zu einem FrieS gehörig, erreichten 1500 FrcS. Eine runde Schüssel, Alt Valencia, 1700 FrcS.; ein großes Becken mit Blätterwerk und Rosetten, blau und gelb mit Metallglanz, Valencia, 15. Jahrh, 4400 FrcS.; ein kleineres Becken, mit dem Adler in den Wappen, 2105 FrcS. Von italienischen Fayencen wurden mehrere Schüsseln von Dernta mit 820, 68V, 1150 und 1460 FrcS. bezahlt. Lin Elsrnbeinkästchen, eng lische Arben de» 14. Jahrh., mit Eeevrn au« der biblischen Geschichte, wurde mit 2750, ein ftanzästscheS die Deutsche ReichSregieruug iuternationale Maß, nahmen gegen die Anarchisten planen soll, wäh, rend in Wirklichkeit von Anfang an feststand, daß gerade für Deutschland keine Veranlassung vorläge, die bisherige Zurückhaltung aufzugeben und eine diplomatische Aktion zu beginnen, deren Erfolg höchst zweifelhaft sein würde Der „GauloiS" veröffent licht nunmehr nachstehende- angebliche- Telegramm au» St. Petersburg: .Aus Meldungen, die aus diplomatischem Weqevon Berlin eingelroffen sind, geht hervor, daß trotz de« ablehn, »den Be- schetde», den das Ber iner Kabinett den Lorjü lägen tflierrnch Ungarn» (?) hinsichtlich e ner gemeinsamen Akiio» gegen die «narchiftea entgegengesetzt hat, die Deutsch- Regi-rung rin ans Veqenmaßregeln bezüglich » Rundschreiben an die europäischen Mächie vorbereitet. Diese würden eingelad-n werden, wechfel- feitig Maßregeln gegen die Anarchisten »u rrgrOsen, die den Btisuch machen sollten, nach einem der Länder zu flüch'ea, die sich diesem Vorgehen angrlchiossen haben. Ta» Rundschreiben wird in einige-, Tagen mehreren europäische» Kabinetten mit geteilt werden.' Es braucht nach dcm früher über den Gegenstand Gesagten kaum besonder- hervorgehoben zu werden, daß da- „Rundschreiben" eben nur in der Phantasie des „St. Petersburger" Korrespondenten des „Gau- lois" existiert, vorausgesetzt, daß ein solcher Korrespon dent überhaupt vorhanden ist, und nicht vielmehr da angebliche St. Petersburger Telegramm in Pari» selbst fabriziert worden ist. Wie schlecht unterrichtet oder wie ungeschickt tendenziös der „GauloiS" ist, er hellt auch daraus, daß er der österreichisch-ungarischen Regierung die Initiative zu internationalen Maß regeln zuschreibt, wahrend längst authentisch bekannt ist, daß ein solcher, aber vergeblicher Versuch aus schließlich von Spanien auSgegangen ist. Rom, 28. Dezember. Über einen politischen Skandal im Opernhaus zu Rom weiß daS „B. T." folgendes zu melden: Als die Königin gestern abend mit dem Kronprinzen das Opernhaus betrat, wo die Premiere der , Medici" von Leoncavallo stattfand, erschollen von d.r Galerie gellende Rufe: „Hoch Sizilien!" „Hoch die erschossenen Sizilianer!" DeS Publikums bemächtigte sich große Aufregung. Der Mann, der ten Ruf ausgestoßen, wurde sofort ver- haftet. Dann wurde die Aufführung fortgesetzt. — Die Obmänner der Arbeitervereine in Lercara gaben dem Ministerpräsidenten Cr>rpi telegraphisch Kenntnis von der Genugthuung, welche die Aktion der Regierung zu Gunsten der Arbeiterklassen hervorgerufen habe und fügten hinzu, sie hegten das volle Vertrauen, eS werde dem Patriotismus Crispis gelingen, zu be wirken, daß die von der lokalen Tyrannei befreite Bevölkerung dem Auslände gegenüber, welches, der Einheit deS Vaterlandes feindlich gesinnt, dieselbe mit Hilse Siziliers zerstören möchte, gereinigt auszutreten im stände sei. — Die Voruntersuchung in Val'guernera wegen der Unruhen vom 25. d. M. dauert fort. Es ist der Sicherheitsbehördr gelungen, einen großen Teil der entwendeten Gegenstände wieder zu erlangen. Ungefähr 30 Personen, darunter die Anstifter der Brai dlegung und Plünderung, wurden verhaftet. Auf die Initiative des Präfekten ver sammelte sich heute der Genieinderat, um sür die Wiederherstellung der Gemeindeverwaltung zu sorgen. Die VerzehrungSsteuerämter sind nunmehr wieder eröffnet. Valguernera nimmt wieder das gewöhnliche Aussehen an und daS Vertrauen kehrt allmählich zurück Madrid, 28.Dezember. Indem spanisch-marok kanischen Streite rst, wie es nach einem gestrigen Telegramme scheint, eine Besserung eingetreten, welche die Hoffnung auf eine friedliche Beilegung erweckt. Wie nämlich aus Melilla gemeldet wird, lieferte der Bruder de» Sultan- von Marokko, Araaf, an den Marschall Martinez Camposdie hervorragendsten Häuptlinge der Riffkabylen auS. Martinez Campos, welcher inzwischen zum außerordentlichen Botschafter ernannt worden ist, um mit dem Sultan von Marokko in Verhandlungen zu treten, jedoch den Oberbefehl über die Armee beibehält, war der Ansicht, daß der Sultan selbst die Häuptlinge bestrafen solle und schickte die Gefangenen daher nach Tanger. Es ergiebt sich auS dieser Auslieferung, daß der Bruder de- Sultans sehr wohl über die Macht verfügte, die Rif- fioten zu zügeln und daß diese den Gedanken au weiteren Widerstand aufgegeben Haden Hierzu mag allerdings die Anwesenheit der bedeutenden spanischen Streitmacht um Melilla und der Umstand beigelragen haben, daß ein marokkanisches Corps unter einem der Söhne deS Sultans im Anmarsche ist, um die Kabylen zu unterwerfen. Die Bestrafung der Häuptlinge dem Sultan zu überlasten, war, so bemerkt lmrzn die „Voss. Zweibild derselben Zeit, aus Elfenbein »nd be malt, mit 1800 FrcS. bezahlt. LimogeS - Arbeiten wurden wieder in reicher Auswahl verkauft. Die höchsten Preise erzielten: ein Zweibild, Mon- vaerni zugeschrieben, die heilige Jungfrau vor Gott bittend bei dem Weltgericht, 2350 FrcS, ein Wasser becken von Leonard Limousin (1537) mit Bildern verschiedener Persönlichkeiten 2650 Frcs; ein Re liquienschrein, 13. Jahrh., 3150 FrcS. Sehr reichlich waren auch Waffen vertreten. Eine deutsche Rüstung erzielte 2180 Frcs.; eine andere deutsche Rüstung aus der Zeit Maximilians ging auf 6100; ein alter bayerischer Helm 1500; ein sächsischer Helm, Ende deS 16. Jahrhunderts, 1480 FrcS. Mehrere franzö sische Degen aus dem 16. Jahrhundert erzielten 1200, 1250, 1lOO, 1720 Frcs. Eine deutsche Radschloß- pisto'e, 17. Jahrh., Nürnberger Arbeit, erzielte 650 FrcS., trotzdem daß die schönen Elfenbeinverzierungeu längst verschwunden sind. Ein Rundschild in ge triebenem und ziseliertem Eisen mit schönen Ver zierungen, zum Teil in Silber eingelegt, 2600 FrcS. Die vollständige Kopfrüstung eine- Pferde» au» dem 16. Jahrhundert 2200Frc». — Bei der Versteigerung de» Nachlasse» de» Maler» Leiß in Antwerpen hat der Louvre ganz im Stillen ein Hauptbild von B. Breugh dem Alteren für 18100 Frc». erworben. E» stellt einen Blinden vor, der andere Blinde führt und dabei selbst in den Graben fällt. („Voff. Ztg.") Altigyptische Aulturbilder. Die Verwaltung der ägyptischen Altertümer m Kairo hat iu diesem Kommer auf dein Toteufrlde bei Saktara eine wich tige Entdeckung gemacht Ma« wußte, daß die Pyra«
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