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Dresdner Journal : 22.12.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189312227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-12
- Tag 1893-12-22
-
Monat
1893-12
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 22.12.1893
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Ei-zel«« N»«uer«: io Pf Grschet««»: Ulrich «tt Ausnahme der So»»- und Feiertage abends Semfpr.-««fchl»ß: «r. IS». Journal. Für di« Gesamtleitung Verantwortlich: Hofrat Vtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. Für den Raum einer affpal- tenen Zeile kleiner schritt «0 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile SO Pf. Bei Tabellen - und Zifsernsah entsprechender Ausschlag. Her»»rgedrr »ünigliche Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr r». Fernspr - Anschluß: Nr ISti. M 297 1893. Freitag, dm 22. Dezember, abends. Nichtamtlicher Leit. Tek^rapyische u«d lelepyouische Nachrichten Stargard, LS. De««der (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ruf der Chaussee nach Märkisch-Fried- land »urde der Brauer Gustav Koppe auü Ber lin e.mordet aufgefuaden. Di« Leiche wie» am Kopfe drei tiefe Stichwunde« auf. Die mutmaß liches THLter, zwei reifeude Handwerksgesellen, find bereit» verhaftet und iu da» Amt-gefLngai- zu Falkenberg eingeliefert worden Paderborn, SS. Dezember. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der vergangenen Rächt ist eine Diebesbande in da» Unionhotel eiug,stiegen, hat dort einen 4 Zentner schweren Geldschrauk ge- stöhlen, ihn auf da» nahe Feld geschleppt und seine» Barinhalt» beraubt. Prag, 2i. Dezember. (D. B. Hd.) Nachdem uuumebr da» Tynamitatteutat gegen vr. Wolf brkaunt geworden ist, erfährt man noch, daß vor einigen Tagen avch der gleichfall» iu Rakonitz wohnende 0». Cohn einen Drohbrief erhalte« hat, der die Aufforderung enthielt, unverzüglich SOV Gulden für de» tschechische» Schulverein zu hiuterlegru, Widrigenfall» man ein Attentat gegen ihn an»führea werde. Pari», 21. Dezember. (D. B. Hd) Eia heftiger Südstnrm herrscht an der ganzen fran- zöfische« Küste. Zwischen Brest und Calai» find zahlreiche Schiff»vvfSlle vorgekommen. Palermo, 22. Dezember. (Tel. d Drcsdn. Journ.) Der Bürgermeister und 12 Gemeinde- Vertreter von Monreale protestierten gegen die Absetzung de» ersteren und gegen die Auflösung de» Gemeivderat». Die Bewegung hat sich auf einige Nachbarorte verbreitet. Trotzdem ist die Bewegung al» i« Abaehmeu begriffe» m be- trachten, da fie var von Mitgliedern der Maffia und Schmugglern unterhalten wird. — Ja der letzten Nacht warde zwischen Palermo und Mo«- reale ein SchilderhäuSchen in Brand gesteckt. London, 21. Dezember. (D.B.Hd.) Wie die „Daily New»" au» Konstantinopel «eldm, find deftige Streitigkeiten in Nosgat durch aufrührerische Maueranschlägr veranlaßt worden Mehrere Ler haftungen haben bereit» stattgefuudea. Lie Türken u»d Armenier beschuldigten sich gegenseitig der Lerantwortung für die Plakate. Auf beiden Seiten wuchs der Grimm derartig, daß e» schließ lich zu einem heftigen Straßrnkampf kam Der selbe endete mit schweren Verwundungen auf beiden Seiten. Obwohl der Muteffarif von Doögat dem Streit gegenüber seiner Pflicht gemäß vorgivg, enthob ihn der Sultan feine» Amte» und ließ ihn unter Polizeie»korte nach Konstantinopel bringen Gothrvburg, 21. Dezember. (D. B. Hd.) Ankommende Dampfer berichten, daß zahlreiche Wrack», meisten» mit Holzladung, iu den äußeren Schären umhertreiben und für die Schiffahrt sehr gefährlich find. Kopenhagen, 21. Dezember. (D. B.Hd.) Im Folkething hat der Jnstizmiuister die Lor laae eine» Gesetzentwurf», betreffend den Beitritt Dänemark» zu einer internationalen übereinknnft »egen der Güterbefördervug auf den Eisenbahnen, angeküodigt. Christianis, 21. Dezember. (D. B Hd.) Za der Vorwoche wurden hier S78 Erkrankung»- -ngemeld^ Knust nnL Wissenschaft. Der Dichter Grast Müler Ersäht»«, »o» E. Rein holv. d (Schluß.) Assessor Opitz war soeben mit dem Zuge von Bcrlin an- gekommen, um durch seine Anwesenheit da» Schmirgel berger Fest, für seine Braut wenigsten», zu verschönern. Noch vor dem Eintritt erfuhr er die Verlobung seine» Freunde». Nach seiner wortreichen offiziellen Beglückwünschung flüsterte er dem Freunde in» Ohr: Mensch, wo ist Dein pädagogisches Gewissen? Wie kann ein Lehrer sich soweit vergessen, sich mit der Schwester seine» Schüler» zu verloben?" Doch der Oberlehrer entgegnete kaltblütig: „Der Fall liegt hier io, daß das ganz angebracht ist. Da» kannst Du, al» Jurist, aber nicht verstehen." In den Feste»räumen, wo die Gesellschaft bereit» vollzählig versammelt war, erregte die Nachricht von Oberlehrer Aßmann» und SuSchen Schröter» Ver lobung natürlich Sensation, obgleich die meisten, namentlich die Damen, beständig versicherten, daß sie e» längst hätten kommen sehen. Erst al» man sich an der Abendtafel niedergelassen hatte, und da» erste aufgetraaene Gericht einer Prüfung unterzogen wurde, legte sich die Bewegung ein wenig, und e» trat etwa» Vnlh« ein. Da klopfte der Assessor an sein Gla». Al» ältester her hier anwesenden Bräutigam» bat er, den Toast Sofia, 21. Dezember. (D.B.Hd.) »ei Er öffnung der Bahnlinie Sofia-Pernik hielten der Kürst und Minister Petkow bemerkea»werte Reden. Der erstere betoute, daß die Bahn mit eigene« bulgarischen Kräften und Mitteln erbaut worden sei. Der letztere bezeichnete Bnlgarien al» Träger der Kultur auf der Balkanhalbiusel. Petko« «einte ferner, e» sei zu wünschen, daß die Bemühungen jener Markt, welche Bnlgarien» Verderben au- strebe, auch ferner erfolglos bliebe«. Belgrad, 21. Dezember. (D. B. Hd.) Z« der heutigen erste« Verhandlung gegen die aa< geklagten liberalen Minister trat der Staat»- gerichtthof in einem großen Saale de» Hotel» Bajloni zusammen, wo alle für die Zwecke de» Gericht» erforderliche» Einrichtungen getroffen wurden. Trotz der verhältnismäßig weiten Räum lichkeit find die Plätze für die Richter, Aa- geklagtnr, Lerteidiger und Journalisten sehr be schränkt, so daß da» zuströmende Publikum nur wenig berücksichtigt werden konute. Den er schienenen Angeklagten, einstige« Ministern Ava- kamowie, Stoianowie, Llkowic, Bogitschewit, Lelitschkowie, Georgiewie, Ribaratz und Gwozdie standen zwanzig Advokaten al» Verteidiger zur Seite. Der Gerichtshof setzte sich auS sechzehn Mitgliedern de- StaatSratr» und Kaffatiovs- grriedteS zusammen; Präsident Belimirowie leitete die Verhandlung. Buenos-ApreS, 22. Dezember. (Tel.d.Dresdn. Journ) Der Senat hat daS seinerzeit von Romero mit Rothschild vereinbarte übrreinkomme« an genommen. Rio de Janeiro, 22. Dezember. (Tel. d. DreSdn.Journ.) Lie Lage hat sich verschlemmert. Der Geschäftsgang stockt. Dresden, 22. Dezember. Der Plan einer auderweiten Ordnung de» Finanzwesens de» Reiche». HI. Müssen wir nach allem Gesagten dahin un» erklären, daß ei bei der bisherigen Sreuerverfaffung im Verhält nisse de« Reichs zu den Einzelstaaten ihren arund- legenden Gedanken nach zu verbleiben und daß unter Beibehaltung dieser Grundlage die dringend gebotene Neugestaltung d«S Finanzwesens de« Reiches sich zu voll- ziehen habe, so finden wir unS vor die Entscheidung der Frage gestellt: Hat man die Opfer, welche d,e Verwirk lichung de» auf diese Maßnahme sich beziehenden Gesetz entwurf« erheischen wird, indem nach den weiteren Vor lagen zu Erreichung des gedachten Zwecke» die in den drei Steuergesetzentwürfen näher bezeichneten indirekten Abgaben neueingeführt bez. erhöht werden sollen, höher zu schätzen al« die durch da« Inkrafttreten der Neu ordnung zu erlangenden Vorteile, und ist e« des halb mit der Sorge für da» Wohl de» Vaterlandes ver einbar, lrtztgedachte Gesetzentwürfe und damit zugleich die in Aussicht genommene Neugestaltung zum Fallen zu bringen, oder liegt da« Verhältnis umgekehrt, gebietet die patriotische Sorge für das große Ganze, daß man sich anschicke, die Opfer zu bringen? — Wir erledigen natür lich dieses „entweder oder" m dem Sinne, daß wir auf das „oder" bejahend antworten. E» ist unser lebhaftester Wunsch, auch in diesem Sinne aus die allgemeine Stim mung einzuwirken Wir haben die Empfindung, es sei bis jetzt den eigentlichen Steuergesetzen — der Steuer frage — einseitig und noch dazu vielfach in mißwollen- der Weise Beachtung geschenkt, die große Hauptfrage aber wegen Neuordnung der Reichifinanzen — di« Finan;- frage — beiseite gelassen worden: und doch muß die erstere Frage gerade von dem Gesichtspunkte au« gelöst »erden: wie sich diese Lösung zur Erledigung der all- «meinen Finanzfrage im Sinne der Sorge für da« ganze Deutschland stelle Wir wünschen, daß man das hierunter Versäumte noch, so lange e» Zeit ist, nachhole. E« scheint un», »an habe sich bi»her zu wenig mit den Begründungen ver traut gemacht, welche unter Berufung auf thatsächliche, größtenteils amtlich und ziffernmäßig festgestellte Unterlagen den Entwürfen beigegeben sind. Ein sorgfältige» Ein gehen hierauf fällt sehr zu Gunsten der Vorlage au«. Nameiülich wird man sich mit Hilfe dieser Nachweisungen und auf Grund von Erfahrungen, die man fonst in Hin sicht auf die Wirkung von Steueranlagen gemacht hat (z B bei einem vor längerer Zeit in England eingeführten Kasfiezolle), zu überzeugen haben, daß man sich durch Hin weisung auf einen den Konsum beim Weine und bei Tabakfabrikaten bi« zu schwerster Schädigung der Erzeuger oder Einführer dieser Artikel abmindernden Rückgang de» Verbrauchs nicht schrecken zu lassen hat; an eine derartige Wirkung würde dann gedacht werden können, wenn diese Artikel nur in einer einzigen Qualität vorhanden wären. Da dieselbe aber in, man könnte sagen, unzähligen Sorten den Markt füllen — von den feinsten und teuersten, stufenweise bis zur geringsten und wohlfeilsten Sorte —, so steht, auch wenn man der Entwickelung noch so besorgt entgegensieht, doch nur in Aussicht,daß im wesentlichen eineVer- schiebung de« Verbrauche« und der Verzehrung na ch unten zu durch die Mehrbelastung der Artikel infolge der Besteuerung eintreten werde, eine Verschiebung, durch welche sich der Konsum in den unteren Warengattungen hebt und welche den Verlust in den höheren Gattungen insoweit ausgleicht, daß letzterer für den Unternehmer bez. Lieferer al« ein bedrohliches Opfer nicht angesehen werden kann. Überdies lassen sich auch keineswegs alle Konsumenten durch eine Preissteigerung, wenn sie nicht höher ist als die nach den Gesetzentwürfen zu fürchtende, vom Gerusse der Sorten, an welche sie gewöhnt sind, zurückbringen. Unter solchen Umständen dürste sich auch die Besorgnis, e» würde ein bedenkliches Herabgehen der Arbeitslöhne in den betreffenden Verkehrszweigen auf die Einführung der neuen Besteuerung folgen, infofern nicht haltbar erweisen, «eil, wenn schon zugegeben werden muß, daß bei Her stellung der geringeren Produkte die Arbeiter zum Teil — nicht durchgängig — geringer gelohnt werden, die vermehrte Nachfrage nach den geringeren Produkten Mittel an die Hand geben wird, die Differenz zwischen den verschiedenen LohnNasfen ohne sonderliche Beschwerung der Arbeitgeber auszugleichen Gan; ohne Opser können wir alle — Produzenten wie Konsumenten — freilich nicht wegksmmen, da« bringt die politisch« Weltlage mit sich — ist nicht zu ändern Prüft man die Steuersätze, wie sie der (Futwurf de« Tabak- und de» Weinsteuergcsetze» vor- schlägt, so erhellt auf das deutlichste, daß man bemüht ist, gerade die Kleinbetriebe, soweit nur irgmd denk bar, gegenüber den Großbetrieben zu schonen; in betreff der Weinsteuer geben wir dabei allerdings der Hoffnung Ausdruck, daß man im Interesse des Zustandekommen» de« Gesetzes sich noch über die Wertgrenze zu verständigen wissen werde; diese Verständigung bildet doch für die Weinsteuer den Kernpunkt! Wa« die Börse angeht, so versteht e« sich von selbst, daß wir keineswegs auf Seite der rein verneinenden Bör sianer stehen; im Gegenteil, wir sind der Meinung, daß auch die Börse es den veränderte« Verhältnissen schuldig sei, erheblich mehr als ihr bisher angesonnen worden zu den Reichslasten beizutragen Wir sind aber zugleich auch der Ansicht, daß dieses empfindliche Thema mit großer Vorsicht zu behandeln sei. Schon der Umstand, daß die sogenannte Börsenuntersuchungskommission seit rem 9. Mai 1892 in Thätigkeit ist und jetzt nach Abhörung von mindesten« einem und einem halben Hundert Sachverstän diger erst ihren Bericht an den Hrn. Reichskanzler ge langen läßt, — was noch lange nicht eine Gesetzesvorlage bedeutet, — schon dieser Umstand beweist die außerordent liche Schwierigkeit der Aufgabe für den Gesetzgeber, wenn er in den Bereich der Börse eintritt! Vor allem ist e» gesetzgebungspolüisch vollkommen unverständlich, wenn man, wie zuweilen geschieht, die besonder« scharfe Besteuerung der Zeitgeschäfte im Börsenverkehre damit zu rechtfertigen versucht, daß man sagt, man wisse sonst die reinen Differenzgeschäfte nicht zu fassen. Letztere Geschäfte müssen im Wege der bürgerlichen Gesetzgebung über Glücksverträge, Spiele, Wetten und im Weg« der Straf gesetzgebung, namentlich über Wucher und Betrug, bekämpft werden, nicht nebenbei durch ein Steuergesey. Im übrigen aber können wir zu einer besonders hohen Besteuerung der Zeitgeschäfte überhaupt nicht raten; ob eine etwas höhere Besteuerung, als für dieselben nach dem vorliegenden Ent würfe sich herauLstellt, eintreten könnte, ist für uns hier um deswillen eine offene Frage, weil eine derartige Er höhung jedenfalls nur eine geringe sein dürfte — denn: wir vermögen uns von der — vielfach vertretenen — Ansicht nicht zu trennen, daß eine barte Behandlung der Zeitgeschäfte im Gebiete der Steuer diese einen sehr wich tigen Teil des börsenmäßigen Geschäftsbetriebes und deü Handelsverkehrs überhaupt bildenden Geschäfte auf aus ländische Plätze drängen würde, wo man sich beeilen würde, dieselben gastfrei aufzunehmen. Auch zu einer besonderen, den Akt der Emission als solchen treffenden und hohen „Emissionssteuer" auf aus ländische Werte raten wir — unter dem jetzigen Stande der Verhältnisse — nicht. Schon von anderer Seite ist be merkt worden, daß die bei sogenannten Emissionen in Betracht kommenden ausländischen Wertpapiere einer höheren Stempel abgabe unterworfen seien als inländische Effekten und daß schon hierdurch eine, wenn auch mäßige Emissionssteuer thatsächlich zur Erscheinung gelange. Eine weitere, die Emission als solche noch besonders treffende Besteuerung würde auf eine unwirtschaftliche Doppelbesteuerung hinaus kommen Aber hiervon abges hcn ist uns auch das Be- denken bisher noch nicht widerlegt worde», daß eine hohe Belastung ausländischer Werte an ausländischen Börsen plätzen Vergeltungsmaßregeln bezüglich unserer Werte Hervorrufen würde, die möglicherweise zu sehr ungelegener Zeit sich uns fühlbar machen könnten. Auch die Unfolidität im Emissionswesen ist durch besondere, die Beaufsichtig ung der Börsen ordnende gesetzgeberische Maßregeln zu bekämpfen — nicht aber nebenbei durch ein Steuergesetz Es hat unS immer einen komischen Eindruck gemacht, wenn man bei einem Stcuergesetz von der „ethischen" Wirkung desselben gesprochen hat Endlich soll man niht vergessen, daß viele durch Vermittelung der Börse geschlossene Ge schäfte Anschaffunzsgeschäfte im reinen Prwatverkehre sind und daß m solchen Fällen die Steuer nicht nur die Börse, sondern auch das außerhalb stehende Publikum trifft Manche von den erhobenen Bedenken, namentlich was die Besteuerung der Quittungen und der Frachtpapiere angeht, werdm sich auch erledigen, wenn man sich die Mühe nimmt, die Bestimmungen in allen drei Gesetzent würfen zu studieren, welche die Befreiungen und die Ermäßigungen betreffen, welche hinsichtlich der Steuer teil« schlechthin, teils unter besonderen Umständen, eintreten sollen. Dadurch, daß die beabsichtigte Neuordnung des Finanz wesens des Reiches nach den Eingangsworten des Ent wurfes nur auf die Z:it vom 1. April 1895 bis 31. März 1900 beschlossen werden soll, woraus folgt, daß mit letz terem Zeitpunkte der Gesetzgeber sich anderweit schlüssig zu machen Haden wird, ob und inwieweit auf Grund der bi» dahin gemachten Erfahrungen die Bestimmungen des Gesetze» beizubehalten oder abzuändern seien, oder ob man das Gesetz einfach erlöschen und damit den rechtlichen Sachstand, wie er zur Zeit der Jnkrafttretung de» Gesetzes in Wirksamkeit gewesen, wieder auslelxn lassen wolle, — durch dieses Entgegenkommen hat man allen denen, welch« den Entwürfen nicht besonder» freundlich gegenüberstehen, ein großes, ein sehr großes Zugeständnis gemacht Faßt man die drei Steuergesetzentwürse im Zusammen hänge auf, so muß man, unsere» Erachtens, zugeben, daß dieselben, wenn auch in untergeordneten Punkten vielleicht v:rbesserung«fähig, in allen Hauptpunkten den gegebenen Verhältnissen praktisch sich anschließen, das Mögliche mit er reichbaren Mitteln erstreben und daß die Verwirklichung der Vorschläge im Wege der Gesetzgebung dazu führen werde, das Reich wie die Einzelftaaten und die gesamte Be völkerung vor drohender, schwer ins Gewicht fallender finanzieller Verwirrung zu bewahren. Dresden, im Dezember 1893. Geheimer Rat Klemm, Sachsen auf da» jüngste Paar ausbringen zu dürfen. Dann hielt er eine zündende Rede, — denn da» konnte er, — die mit begeistertem Jubel ausgenommen wurde und mit einem brausenden Hoch auf da» neue Brant- paar schloß. Roch ehe der Oberlehrer sich zu einigen DankeS- wviten erheben konnte, verschaffte sich ein anderer Gehör. Er war Herr Sattler, der Buchhändler von Schmirgelberg. „Der geehrte Herr Vorredner/ begann er, „ist unserem Helden de» Tage» in einer Beziehung nicht voll gerecht geworden. Sie, meine Herrschaften, wissen, worauf ich hinan» will. Herr Oberlehrer Aßmann, feit zwei Tagen wissen wir, daß der Dichter Ernst Müller unter un» weilt." Bei diesen Motten schraten zwei Personen sichtbar zusammen, Surchen und der Assessor. SuSchen hatte in ihrem jungen Glück ihr Verbrechen ganz vergessen gehabt WaS würde der Geliebte sogen? Sie wagte gar nicht ihn anzusehen Der Assessor aber hatte seine „Dummheit" längst begraben geglaubt. Oberlehrer Aßmann aber blickte sich verwundert um Wo war Ernst Müller? Er sah ihn nicht. Herr Sattler fuhr fort, sich direkt an den Ober lehrer wendend: „Gestatten Eie uns, verehrter Herr, daß wir, nachdem e» un» bekannt geworden, daß hinter dem Pseudonym Ernst Müller Sie zu suchen sind, Ihnen unsere Frende auisprechen, Sie in unserer Mitte al» den Unseren zu sehen. Wie stolz die ganze Stadt daraus ist, einen Dichter zu den Ihrigen zähle» zu dürfen, zeigt Ihnen die Thal jache, daß eine stattliche Zahl von Ex.mplaren Ihrer Gedichte" — Da erhob sich Oberlehrer Aßmann^ „Verzeihen Sie, Herr Stadtrat" — Herr Sattler war auch Stadttat — „Verzeihen Sie, Herr Stadt- rat, daß ich Sie unterbreche. Ich höre mit Er stannen, daß man mich für den Dichter Ernst Müller hält. Ernst Müller ist gar kein Pseudonym, ich kenne den Dichter persönlich, er lebt in Berlin. Und nun, verehrter Herr Stadttat, gestatten Sie mir die Frage: Wer hat mich Ihnen als Dichter denunziert?" Allgemeine» Erstaunen. SuSchen aber fühlte sich wie von einem Banne erlöst Also er war kein Dichter, dann brauchte sie auch nicht ehrfurchtsvoll zu ihm aufzujchauen. Das war ihr erster Gedanke. Darauf aber lächelte sie. Mochte er auch ein Dichter sein, sie konnte doch weiter nicht» thun, al» ihn lieben. Der Oberlehrer hatte inzwischen seine Frage wiederholt: Wer hatte ihn verdächtigt, ein Dichter zu sein. Da begegnete sein Blick dem de» Freunde», und er wußte sofort, wer der Attentäter war, und der Assessor war sich darüber im selben Augenblick klar, daß er entlarvt war und eutschloß sich rasch zu einem Bekenntnis Er erhob sich und hielt noch einmal eine Rede Er schilderte die Jammerlage und Entmutigung dc» nicht erkannten Dichter», we er, Redner, da durch gerührt, beschlossen habe, einem strebenden Talent in die Höhe zu helfen, wie er dabei an da» rege geistige Interesse der Schmirgelberaer dachte. Dieser Appell verfehlte nicht feine Wirkung, da» zeigte dem Assessor der Beifall, der seinen Gotten folgte „Darum, meine Hrrrfchafteu, lassen wir immerhin du» vorhin unterdrückte Hoch aus den Dichter Ernst Müller erschallen, oder senden wir ihm von hier au» einen freundlichen Gruß nach der großen Stadt, in sein stilles Kämmerchen, damit er wisse, hier bei uns findet er die Würdigung, die er verdient. Vivat hoch Ernst Müller, der Dichter! — Wenige Tage später brachte der „Schmirgelberger Anzeiger" die offizielle Anzeige von der Verlobung des Königl. GymnasialoberlihrerS Or. Arthur Aßmann mit Fräulein SuSchen Schröter, einzigen Tochter des SanitätSratS vr. Schröter und dessen Gemahlin. Ein namentlich über Personalangelegenheiten stet» gut unterrichtetes Berliner Blatt aber brachte folgende Notiz: „Ernst Müller, dessen Gedichte in kurzem in zweiter vermehrter Auflage erscheinen werden, beabsichtigt dem nächst nach Schmirgelberg überzusiedeln." (Ende). Zum Gedächtai» de» Künstler« Oberstlieutevavt v. Götz. Oberstlieutenanl Theodor v. Götz, dieser ver dienstvolle sächsische Offizier mit dem tapferen Soldaienherzen, mit dem feinfühligen Takt wohl- wollender Gesinnung, gehörte zugleich im ganzen deutschen Heere zu den hervortretenden Persönlichkeiten durch sein ausgezeichnete» Talent al» Schlachtenmaler, al» Darsteller militärischer Ereignisse in Krieg»- und FriedenStagev. E'ne hohe staatliche Auffassung der Pflichlkn gegen die Forderungen der Geisteskultur er möglichte e» dem b^abte« Manne von Jugend auf, dieses Talent nach Möglichkeit zu euttvickeln. Er hat e» in der würdigste, Weise gethan und seine ihm vo«
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