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Dresdner Journal : 20.12.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189312204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931220
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-12
- Tag 1893-12-20
-
Monat
1893-12
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 20.12.1893
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AW finanziellen Verpflichtungen gegen da» Reich zu genügen haben werden, was eine um so größere Bedeutung für die Stetigkeit und mithin für die Ordnung im Haushalte der Einzelstaaten gewährleistet, al« die Etatsperioden der Einzelstaaten sich, nach Beginn und Dauer, mit der jährlichen Etatsperiode de« Reiche« keineswegs überall decken Ist nun auch die durch gedachte 40 Millionen Mark den Einzelstaaten erwachsende Beihilfe nur eine Verhältnis» mäßig sehr geringe, so wird sie doch als ein Ausfluß der die gefährliche Unsicherheit in der Finanzwirtschaft und die allzustraffe Anspannung der Kräfte hinsichtlich der Tragung der direkten Steuern beseitigenden Neugestaltung will kommen sein Wir halten die Berwirklichung des Planes durchaus für geeignet, die zu fürchtende Verwirrung in der Finanz wirtschaft der Eimelstaaten ebenso wie die drohende Überbürdung der Bevölkerungen hinsichtlich der direkten Steuerlasten, — nach Umständen das Hineintreiben der Einzelstaaten in fortgesetztes, nicht minder gefährliche« Schuldenmachen, abzuwenden Da die Schwierigkeiten, welche zu überwinden sind, im letzten Grunde durch die Unzulänglichkeit der dem Reiche zur Zeit gebotenen Mittel veranlaßt worden sind, geht auch ohne weiteres hervor, daß zur Erfüllung der zufolge de« Plane« ihm zugeteilten wesentlichen neuen Verpflichtungen da« Reich eine ansehn liche Verstärkung der ihm bisher zur Verfügung ge stellten Mittel nicht entbehren kann Dieselben sind in der dem Entwürfe beigegebenen Denkschrift, wie wir nach der von un« oben bewirkten Darstellung der Verhältnisse und nach den in der Druckschrift enthaltenen, hauptsächlich statistischen, Angaben überzeugt sind, keineswegs zu hoch auf rund 100 Millionen Mark (Einhundert Millionen Mark) jährlich veranschlagt. Die Mittel zur Aufbringung dieses Aufwande« sollen mit Hilfe der drei besonderen Steuergesetze beschafft werden, deren Entwürfe mit dem von uns bisher besprochenen allgemeinen Gesetzentwürfe gleich zeitig vorliegen. Es sind Reichsstempelabgaben, besonder» soweit dieselben die Börsengeschäfte treffen — daher die oft gehörte Bezeichnung: Börsen steuergesetz —, nicht minder ist es der Tabak und der Wein, deren ErtragS- fähigkcit im Punkte der Besteuerung, unter Berücksichtigung der diese Ertragsfähigkeit herbeisührenden Bewegungen des alltäglichen Verkehrs, hierbei in Betracht genommen worden ist. Die Mehreinnahmen, welche man für da« Reich durch die drei Steuergesetze zu erzielen hofft, sind in den „Be gründungen" zu den Gesetzentwürfen, unter Berufung auf die beigegebenen umfänglichen und übersichtlichen statistischen Unterlagen und auf sonstige Erhebungen: bei dem Entwürfe wegen Abänderung des Gesetze« betreffend die Erhebung von Rcichestempelabgaben vom 1. Juli 1881 — „„n — bei dem sogenannten Borsensteuer- 29. Mm 1885 gesetzt — veranschlagt auf rund 36 Millionen Mark, bei dem Tabaksteuergesetze auf rund 45 Millionen Mark, bei dem Gesetze, betreffend die Neueinführung einer Weinsteuer, auf rund 17 Millionen Mark, rund, im ganzen: 98 Mil lionen Mark. Bedenkt man, daß bei diesen Schätzungen unverkennbar mit größter Vorsicht vermieden worden ist, „hoch" zu greifen und daß, was die Weinsteuer angeht, ein Ertrag derselben in betreff des Kunstweins gar nicht in Ansatz gekommen ist, weil es zur Zeit an zuverlässigen Anhalts punkten über den Umfang der Kunstweinerzeugung fehlt, so wird man richt irren, wenn man davon auSgeht, eS werde durch die in Aussicht genommene Gesetzgebung eine Mehreinnahme von jährlich 100 Millionen Mark für das Reich herbeigeführt werden. Tages geschützte. Dresden, 20. Dezember. Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Großherzogin von Toscana ist heute vormittag 9 Uhr 55 Minuten in Begleitung der Hofdame Gräfin Dürckheim und des K. und K. Käm merers Rittmeisters Frhrn. v Lilien hier eingetroffen. Tie Durchlauchtigste Frau Großherzogin wurde auf dem Böhmischen Bahnhofe von Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Friedrich August, dem K. und K. Österreichisch-Ungarischen Gesandten rc. Graf Chotek, Excellenz, und dem Hosmarschall Frhrn. v. Reitzenstein empfangen. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit hat im Palais am Taschenberge, wo Höchstdieselbe bei der Ankunft im Allerhöchsten Auftrage Ihrer König!. Majestäten vom Hofmarschall v. Carlowitz-Hartitzsch empfangen wurde, Wohnung genommen. Tie Dauer des Besuchs der Frau Großherzogin dürfte sich auf mehrere Wochen erstrecken. Nachdem Ihre König!. Hoheit die Prinzessin Josephine von Belgien vollständig genesen ist, werden Ihre König!. Hoheiten die Frau Gräfin von Flandern und Prinzessinnen-Töchter Henriette und Josephine heute abend die Rückreise nach Brüssel an treten. Dresden, 20. Dezember. Das am 18. d. Mts. heraukgegebene 38. Stück des Reichsgesetzblattes enthält: Bekanntmachung, betreffend die Ergänzung Residenzthratcr. Am 19. Dezember führte diese Bühne im lobenswerten Drange, neue Leistungen der Litteratur zur Anschauung zu bringen, Roseggers VolkSftück mit Gesang in 4 Akten, „Am Tage des Gerichts", auf. Die Darstellung war unter der Regie de» Hrn. Haid im Ganzen eine recht befriedigende, im einzelnen zeichneten sich in den Rollen Straß! Toni, dessen Weib, der Oberförster und der Verteidiger, Hr. Norini, Frau Förster, Hr. Wallisch und Hr. Haid durch überraschende Natürlichkeit und durch schweren Ernst des LebenStons ganz besonders aus, vorzugsweise die beiden erstgenannten Kräfte; auch die drei Arrestanten, die Herren Friese, Siegmund und Böhla erwiesen achtbare Geschick lichkeit, das Charakteristische zu treffen. Die erwähnten Partien sind sämtlich schwierig und ihre Ausführung entbehrte auch eines gewissen Dialektkoloriies nicht. Dem Totalbilde kam ein rasches Zusammenspiel zu gute. Es würde ungerechtfertigt sein, an die Wieder gabe eines plötzlich eingestreuten Volksstückes aus der Alpenwelt zu tief eingehende strenge Anforderungen in stellen. Handelt eS sich doch um ein Genre, dessen Lokallon eine jahrelange Bewegung auf diesem Grund und Boden zum völligen Gelingen voranSsetzt. DaS Stück selbst vermochte nur teilweise anzu- sprechen und auch dieser Erfolg, der an einigen Stellen nicht auf der Oberfläche blieb, sondern das Gemüt der Zuschauer energisch berührte, muß haupt sächlich der verdienten Beliebtheit Roseggers und dessen schönen poetischen Wirkungen in anderen litterarischen Gebieten der Litteratur zugeschrieben werden. Sie gehören der Erzählung und der schmucklos naiven, aber ost durch Raturwahrheit und Herzensinnigkit und Abänderung der Anlage L zur Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands. * Berlin, 20. Dezember. Se. Majestät der Kaiser nahmen im Neuen Palais gestern die Borträge de» ChefS de» Militärkabinetts und des Staatssekretärs des ReichSamts de- Innern, sowie anschließend daran militärische Meldungen entgegen. — Der Ausschuß des Bundesrats für Handel und Verkehr hielt gestern eine Sitzung ab. — Eine unter Berufung auf die Autorität eines Parlamentariers durch die Presse gehende Mitteilung, wonach die Regierung auf die vorgeschlagene Wein steuer verzichte und eine neue Form suche, welche die Steuer wirklich den Konsumenten auferlege, entbehrt, wie die „Nordd. Allgem. Zeitung" schreibt, der Be gründung. — über die weitere geschäftliche Behand lung der Steuervorlagen im Reichstage steht, der „B. B. Ztg." zufolge, so viel fest, daß zunächst am 11. Januar die erste Lesung der Tabaksteuer statt findet, daran wird sich die erste Beratung der Wein steuer anschließen und zuletzt der allgemeine Finanz reformplan folgen. Alle diese Vorlagen werden natür lich einer Kommissionkberatung unterzogen werden, und zwar werden sie wahrscheinlich in dieselbe Kom mission verwiesen, die bereits für die Stempelsteuer eingesetzt ist. Die Fraktionen würden sich dabei aber Vorbehalten, je nach dem Gegenstand der Beratung Wechsel in ihrer Vertretung vorzunehmen. Die Ein setzung einer einzigen Kommission droht allerdings die Beratungen noch stärker in die Länge zu ziehen als die Verweisung an mehrere Kommissionen, indessen wird für jene Maßnahme der innere Zusammenhang geltend gemacht. Auf alle Fälle wird man gefaßt sein müssen, daß noch Wochen und Monate bis zur vollen Erledigung der Angelegenheit vorübergehen. — Über den gegenwärtigen Stand der deutsch russischen Zollverhandlungen gehen der „Schles. Ztg." aus Berlin folgende Mitteilungen zu die dieses, Blatt für gut beglaubigt erklärt: „Nachdem bezüglich der Hauptindustrien im vorigen Monate zwischen den diesseitigen und den russischen Unter händlern eine Einigung erzielt worden war, schien die Hoff nung berechtigt, daß bis zum Weihnachtsfest die eigent lichen Tarisverhanvlungen könnten zu Ende geführt werden. Da war es im weiteren Verlauf der Sache ausfällig, daß die Russen mit ihrer Antwort auf die diesseitigen Nach tragsforderungen wochenlang zurückhieltev. Als sie endlich mit einer solchen herauskamen, zeigte es sich, daß die Neigung, Konzessionen an den deutschen Standpunkt zu machen, geringer gewesen war, als man erwartet hatte. Die Verzögerung, die dadurch eintritt, daß erneut versucht werden muß, die Gegenseite zu weiterem Entgegenkommen zu vermögen, ist bedauerlich; doch muß konstatiert werden, daß nicht etwa von den Unterhändlern Zeit versäumt worden ist, daß die Hinderungen, welche emtraten, viel mehr wesentlich in St. Petersburg zu suchen sind, wo sich anscheinend der Zollbeirat recht zäh erweist. Bi« zum Weihnachtdfeste wird voraussichtlich fleißig weiter gearbeitet werden und dann eine acht- bis zehntägige Pause bi« zum 2. oder 3. Januar eintreten, worauf von neuem ans Werk gegangen werden soll. Daß die Russen während der Vause nach Hause reisen, ist unwahrscheinlich Sobald die eigentlichen Tarifverhandlungen beendigt sind, beginnt erst die schwierige Redaktionsarbeit. Berechnungen, bis zu welchem Zeitpunkte im günstigsten Falle an einen Ab schluß der mühevollen Verhandlungsthätigkeit zu denken sei, lassen sich augenblicklich schlechterdings gar nicht anstellen." * Seit der ernsten Wendung, welche die Währungs frage in den letzten Monaten genommen hat, ist eine umfang reiche Litteratur über den Gegenstand erschienen, die zum Teil geeignet ist, daß sich der Laie ohne allzu umfang reiche Studien ein eigenes Urteil über die heiß umstrittene Frage zu bilden vermag Hierher gehören zunächst die „Wissenschaftlichen Gutachten über dre ^ähr- ungsfrage" (Berlin, Hermann Walther« Verlag, Preis 60 Pf). Sie enthalten eine Reihe von Aussätzen, die zuerst im „Deutschen Wochenblatt" erschienen sind und von den hervorragendsten deutschen Nationalökonomen versaßt wurden Wir finden hier kurze Meinungsäußerungen der Professoren Lexis Göttingen, Conrad-Halle, Kleinwächter- Czernowitz, Scharling Kopenhagen, sowie des Staatsministers I)r. A Schäffle. Die Schrift zeigt jedem unbefangenen Leser die ganze Bedeutung de« Währungsproblems und macht ihn auf die Mängel der Goldwährung aufmerksam Als zweite Schrift ist zu nennen der „Leitfaden der Währungs frage" von Dr. Otto Arendt (derselbe Verlag und der selbe Preis), eine kleine Schrift, die sich das Ziel gesetzt hat, eine gemeinverständliche, kurze Darstellung der Währ ungsfrage zu geben und namentlich auch alle die zahl reichen technischen Ausdrücke zu erklären (». B Valuta, Parität, Agio, Wertrelation u. s. w ). Wie erwünscht dies dem Publikum ist, beweist der Umstand, raß die Schrift seit Neujahr 9 Auflagen erlebte, deren letzte, die entzückenden Darstellung von Lebenserinnernngen an. Mit den hier einschlagenden Talenten und ihrer Übung läßt sich jedoch auf der Bühue nicht einzig und allein auskommen DaS epische und dramatische Schaffen bleiben beide noch heute ganz so ge sonderte Elemente voll verschiedenartiger Dasein«- bedingnngen, wie sie bereits seit alten Zeiten von den berufensten Geistern anerkannt und ästhetisch klar gestellt sind Wir dürfen diese Unterscheidungen wohl als allgemeingiltig und bekannt voraussetzen. Die Grenzen derselben willkürlich zu überschreiten gehört za den häufigsten Verirrungen der Gegenwart, die zu dem Wahn geneigt ist, alles scenisch Behände te wirke sogleich auch dramatisch und ermög liche ein Bühnenkunstwerk. Üm sich von dem Vor wurf gegen solche schiefe Auffassung, die koch auch diesem Schauspiel zu Grunde liegt, frei zu halten, hat Rosegger einen Prolog versucht, der um Nachsicht mit seiner mangelhaften Bühnentechnik bittet; — eine Dorf geschichte wäre dankenswerter und der Entschuldigung nicht bedürftig gewesen. Was nun, ganz abgesehen von Formen, diese Dicht ung am meisten schädigt, ist eine psychologisch unbe greifliche und unwahre Haupthandlung, auf welcher eigentlich die Rührung und Weihe deS sittlichen und christlichen Empfindens aufgebaut werden soll. Der OberförsterSfrau wird ihr geliebter Mann vor ihren Augen im Walde von einem rachedürstigen Wilderer erschossen. Sie sieht den Schützen zwar nicht, ist aber wie das ganze Dorf moralisch überzeugt, daß e» der Toni war. FurchtbarsterSchmerz undZerstprung ihres LebenSglückeS. Als nun die Ärmste u>r letzten Gerichtssitzung und Verurteilung d«S Angeklagten geht, lernt sie zufällig Reue Mufikalien und musikalische Schriften. VH. Uößeoüe und ?o1oo»io» brillant«. Für Pianoforle komponiert von Graham P. Moore, op. 28. Leipzig, Breitkopf u. Härtel. Der Verfasser, welche ältere, i« aleichen Verla vorteilhaft bekannt gewo am Kreuzwege die Not seiner darbenden Familie kennen. Was thut sie hierauf vor Gericht? um die Leidenden zu retten — die sie selbst als eine Be girierte durch Unterstützung retten könnte, während der Mörder dazu als Ausgestoßener nie fähig sein würd: — sucht sie durch Unterlassung einer bestimmten Anklage Tonis Freisprechung zu ermöglichen, das geht nicht, cs ist vielleicht für Engel passend, aber für Menschen zu viel, ja eS muß zu viel sein und eS darf keine liebende Frau gefunden werden, welche auf diese Weise der objektiven Moralphilosophie ein Opfer bringt und die Blutthat gegen ihren Gatten verzeiht. SolcheAbwend- ungderSühnkschließteineEntartungallesnatürlichenEm- pfindenS in sich. Daß d^r Mörder einen Strich durch diese überirdische Rechnung macht, indem er seine Schuld ge steht, ändert nicht das Mindeste an der unpsycholo gischen Handlung der unglaublichen Witwe. Die Scene im Gefängnis ist zwar oft recht witzig gearbeitet, aber es geschah dies doch — jedenfalls ohne die Absicht deS Dichters — nm den Preis eine« widerlich frivolisierenden Eindruck«. O. B halten und auf mannigfache Spielmanieren angelegt, sichern sie sich auch durch nette Melodik und liebens würdigen Sttmmung-gehalt einen günstigen Eindruck. „Mailied", „AuS vergangener Zeit", „Bor ihrem Bild" (Gesang auf der o-Saite), „Unter ihrem Fenster" (Serenade) und „Nachtiaallen-Gesang" — dies« Anf- ichriften markieren schon die Richtung, in welcher sich die Gaben dcS geschmackvoll unterhaltenden Tonsetzer» bewegen. Lieder und Gesäuge für eine hohe Eingstimwe u»S schon durch manche mit Begleitung de» Pianosorte, von Adolf Wall» publizierte Aompofltioueu uöfer. op. 46. Deutsch-englisch Leipzig, Brrit- n ist, bietet in seinem köpf und Härtel. s., vorliegt und in allen ihren Angaben bi» aus den November 18SS fortgeführt ist. Manch« werben bann vor allem noch den Wunfch hegen, sich darüber zu unter- richten, wie man in dem wichtigsten Handelslande, in England über d.e Währung«srage denkt. Ihnen empfehlen wir zwei Übersetzungen: die Schrift de» Erzbischof» von Dublin, Walsh, und die Schrift de« Führer« der Kon servativen, Lord Balfour. Beide Schriften sind vom „Deutschen Verein für internationale Doppelwährung" heraus gegeben (Preis 1 M. bez. 50 Pf) und zeichnen sich beide durch ihre Klarheit und Überzeugung«kraft au«. Endlich wollen wir auch noch eine zweite Schrift von vr. Otto Arendt nicht unerwähnt lassen, von der auch bereits die 4. Auflage erschienen ist, „Ludwig Bam berger« goldene« Zeitalter, eine Währungsschrift au« dem 20. Jahrhundert" (Preis 50 Pf ). Hier wird der Versuch gemacht, die Unmöglichkeit der Aufrechterhaltung der Goldwährung dadurch zu erweisen, daß die Folgen ihrer allseitigen Durchführung daraestellt werden. Im An hang werden dann noch die Schließung der indischen Münzstätten und die Aufhebung der Sherman-Bill ein- gehend besprochen. Wer diese fünf Schriften gelesen hat, wird sich ein wohlbegründete« Verständnis der Währungt- srage verschafft haben Wien, 19. Dezember. DaS Herrenhaus nahm einstimmig ohne Debatte die AuSnahmeverfügungen für Prag und Umgebung an, ferner alle auf der Tagesordnung stehenden Vorlagen, darunter das Bud getprovisorium, den Bau mehrerer Lokalbahnen auf Staatskosten und das Handelsprovisorium mit Spanien. Bei der Beratung des Budgetprovisorium» sprach Fürst Schönburg «amen» der Linken die Billigung des ministeriellen Programms aus. An ihren B.undsätzen und Traditionen sefl- halund, bringe die Partei der Negierung Bertrauen enigegen. Der Redner betonte die Noiw ndigleit der Wahlresorm unter Wahrung deS Prinzip? der Interessenvertretung und be grüßte den Enischlug der Regierung, allen dem Besamtwohl des Staates nachteiligen Bestrebungen kräftig entgegenzutreten und alle den Frieden gefährdende Elemente abzuwehren. Die Partei bewillige da» Budgetprov.sorium nicht nur aus Pflicht, um die Etaatsbedürsnifle zu befriedigen, sondern auch aus Ber trauen zu der Regierung. (Beifall.) — Hauswirth erklärte nawenS der Mitielparlei, in der Hoffnung, daß die Regierung aus das Wohl deS Staates und der Bevölkerung und auf die AusrechterhaUung und immer größere Festigung der Macht stellung und deS Ansehens des Besamtstaates hinwirken werde, wolle die Partei die Regierungsvorlagen mit allem Entgegen kommen beraten und da- Budgetprovisorium bewilligen — Bras Fallenhayn erklärte namenS der Rechten, dieselbe nehme mit Befriedigung von dem Programm der Regierung Kenntnis und werde voll Vertrauen zur Regierung dieselbe bei der Durchführung ihres Programms unterstützen und dem Budget- Provisorium zustimmen. Der Ministerpräsident Fürst Windischgrätz dankte namens der Regierung für die einmütigen Kund gebungen der drei Parteien deS Hauses und sprach die Hoffnung aus, eS werde dem redlichen Bemühen der Regierung gelingen, sich dieses wertvolle Ver trauen zu erhalten. (Lebhafter Beifall.) Darauf er klärte Fürst Windischgrätz den Neichsrat für vertagt. — Dre Landtage von Nieder-Osterreich, Mähren, Steiermark, Görz und GradiSka sind heute mit Ansprachen der Vorsitzenden unter begei sterten Hochrufen auf Se. Majestät den Kaiser er öffnet worden. Im niederösterreichischen Landtag hob der Landmarschall GudenuS hervo--, das Land dürfe dai k der Weisheit des Kaisers der Zukunft ohne Sorgen um den Frieden entgegensetzen. * Paris, 17. Dezember. Über den kürzlich vor dem Reichsgericht zu Leipzig gegen die beiden fran zösischen Offiziere gefühlten Prozeß lassen sich fran zösische Zeitungsstimmen wie folgt vernehmen. Ter „XIX. Eibele" beschränkt sich darauf, zu fordern, daß die französische Regierung fortan die „m Frankreich wimmelnden" deutschen Spione nicht mehr bloß an tue Grenze führen lasse, sondern ihnen gleichfalls den Prozeß mache. Die „Libre Parole" tischt ihren Lesern die Lüge aus, der Kaiser habe die „formelle Verpflichtung" übernommen, die beiden Offiziere zu begnadigen; rm weiteren kündigt sie mysteriöse Enthüllungen über „alle Details der Affäre" an, aus denen hervargehen w-rre, daß die beiden Ojfizicre ihre Verhaftung nicht bloß „ihrer rnrrgischrn Unvorsichtigkeit" verdanken. Der Artikel im „BaulorS", der die militärische Spionage alS ein hockst ehrenwertes Handwerk hin. »stellen bemüht ist, macht eher einen erdeiternden Eindruck, und wenngleich es em pörend ist, daß das Blatt, nachdem tagelang die Debatten deS Prozesses in allen Zeitungen erschiene» sind, die teha- ptung ausstellt: „Wir wissen noch nicht recht, wessen die beiden Osfi- ziere sich eigentlich schuldig gemacht haben", — so wirkt doch wieder versöhnlich der Umstand, daß der Artikel lediglich zu dem Zweck geschrieben scheint um den beiden Offizieren zu Hilse zu kommen. Ein Artikel deS „Jour" ist überschrieben : „Dorn Lravvo." Er beginnt mit der Lüge, das Reichsgericht habe da- härteste zulässige Slrasmaß angewendet, uud sügt hinzu: „Die deutschen Richter hätten gern noch härter gestraft aber leider «ar keine Möglichkeit." Rach dem „Jour" haben die beiden Ojfiziere keinerlei Spionage „im engen Sinne des Wortes" betrieben; sie haben ihre Exkursionen lediglich „zu geographischen Zwecken" gemacht. Nach solchen und ähnlichen Ausführungen verlangt der „Jour" die härteste Anwendung des französischen Spionage- reietzeS ^egen d.e „in Frankreich wimmelnden deutschen Spione." Jever i» Frankreich lebend« Deutsch« führt, nach de» „Jmrr* in seine» «»ß« «d feiner Sphäre eine Spivnenroll« d-rch. «ißtrauen g«g«n alle Deutsche» müsse darum »ehr »l« je die erste Tugend der Kranes« fei». Wie die „Boss. Ztg." meldet, soll der Kamme, ein von zweihundert Abgeordneten unterschriebener Antrag vocgelegt werden, nach welchem Ausländer» der Erwerb von Grundstücken in der Nähe aller Be festigungen, Häsen und Küsten zu verbieten ist. Rom, 19. Dezember. Die „Gazetta uffizialt* veröffentlicht den von dem Ministerpräsidenten EriSpi an den König gerichteten Bericht über die Absetz ung deS Sindaco von Monreale. Der Bericht besagt, der Sindaco habe Angriffe gegen die natio nalen Einrichtungen gerichtet, die Armee zur Auflehn ung und zum Widerstande gegen die Regierung aus- gesordert und die Regierung mit Schmähungen über häuft. Der Sindaco habe einen Aufruf an die Siu- daci in Sicilien beantragt, in welchem dieselben aufgefordert wurden, eine Petition auf Abschaffung der Armee, die als Scharfrichter der Bevölkerung bezeichnet wurde, zu unterschreiben. Ferner habe er von dem Munizipalrat verlangt, daß derselbe demnächst eine Verteilung von Grund uud Boden sowie die Aufhebung aller Grundzinsen ins Werk setze. Der Bericht schließt mit den Motten: Angesichts des unsin nigen Vorgehens des pflichtvergessenen Beamten, der sich gegen die Gesetze auflehne, dürfe die Regierung nicht zögern, dem Könige die Amtsenthebung de» Sindaco vorzuschlagen. London, 19. Dezember. Im Unterhause er klärte der Parlamentssekretär Grey, dem Auswärtigen Amt sei keine Information darüber zugegangen, daß der Sozialist Cipriani von Paris nach London gereist sei und daß die Ausweisung von etwa 200 aus ländischen Anarchisten oder Sozialisten au» Frankreich bevorstehe. DaS Auswärtige Amt besitze keine Kom petenz zur Beantwortung der Frage, ob die Über siedelung aus Frankreich ausgewiesener Sozialrevolu tionäre nach England zu verhindern sei. Hamilton begründete sodann die von ihm kingebrachte Resolution, betreffend die Notwendigkeit der Verstärkung der eng lischen Flotte, indem er ausführle, Englands See- Herrschaft stehe auf dem Spiele. Die Gefahr sei nur durch rasches und entschlossenes Vorgehen abzuwenden. Die britische Flotte sei gegenwärtig zwar noch so stark wie die ruffische und die französische Flotte zu- sammcngenommen, der Bau großer Schiffe erfordere aber mindestens LH Jahre und es sei daher keine Zeit zu verlieren, mit dem Bau neuer Schiffe vorzugehen, wenn England nicht überflügelt werden solle. Der Premierminister Gladstone beantragte die Ablehnung deS Antrags Hamilton sowie die Annahme seine? eigenen Unterantrages, welcher besagt, cS sei die erste Pflicht deS verantwortlichen Monsters, hinreichende Maßregeln zu treffen, um die Flotte sür die Ver teidigung de» Landes und den Schutz der Interessen des Reiches in Stand zu setzen. Des weiteren führte der Premierminister aus, die Regierung könne Hamiltons Antrag nur als Mißtrauensvotum ansehen; sie müsse denselben daher durch die Forderung eines Vertrauensvotums bekämpfen. Hamilton verlange, da? System umzustoßcn, wonach die Flottenbedürfnisse dem Unlerhause alljährlich zur Bewilligung vorgclegt werden. Zwar erfordere der Ban großer Schiffe in England 3 Jahre, aber in Frankreich seien dazu 4H Jahre erfordkrlicki. Außerdem unternehme die britische Admiralität Schritte zur Beschleunigung des Schiffsbaues. Tie Mittel Englands zum Bau von Schiffen seien im Vergleiche mit denen anderer Nationen außerordentlich groß. Die Forderung Hamiltons, daj die Negierung ihre Absichten bezüglich deS Schiffs baues darlege, würde die Verantwortlichkeit sür diesen wichtigen Verwaltungszweig von der Regierung auf da» Parlament übertragen. Die Regierung halte an dem bisherigen Syst-m fest, wonach die Schiffrbau- pläne alljährlich vom Unterhause zu genehmigen sind. Alsdann wies Gladstone statistisch nach, daß die britische Flotte den vereinten Flotten von Rußland und Frankreich weit überlegen sei. — Das Darniederliegen des Erwerbslebens in England ist so allgemein wie kaum je zuvor. Erst jetzt kommen, so schreiben die „B. P. St.", die Wirk ungen der Streiks in vollem Umfange zu Tage, welche den englischen ArbeitSwalkt im Laufe diese- Jahrrs wiederholt und tieferschütterten. Die Sozialdemokratie erhebt ihr Haupt, und der den Arbeitern künstlich ein- geimpfte Klaffenhaß macht ein gedeihliche- Hand- inhanvgrhen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern immer mißlicher. Die Arbeiter verlangen wohl Hotz neuesten Opus zwei effektvolle Klavierstücke von melo discher und itzthmischrr Frische und wohlklingendem Satz dar, an denen technisch gewandte Spieler Freude haben werden. Namentlich die Legende empfiehlt sich als ein nicht schweres und dankbares VortragSstück V»l8« pvetique (6 miveur) pour Io lsi»vo xar ?sieo H. Northrup, ap. 119 Nr. 6. Leipzig, Breitkopf u. Härtel Dieser Walzer ist eine gefällige kleine Produktion, die leicht ausführbar im anspruchslosen häurlichen Kreise ihre beste Wirkung finden dürfte. Kompositionen für Violine mit Blegleflung des Pianoforte. Von Jenö Hubay. Leipzig. Verlag von Otto Junne. Unter diesem Titel sind fünf Hefre erschienen, von denen jedes ein Stück enthält. Mit Ausnahme des letzteren, dessen Wiedergabe schon ein stärkeres tech nisches Können deS Vortragenden beansprucht, wenden sich die Kampositionen an Spieler von mittlerer Fertigkeit. Durchweg im angenehmen Salonton ge-
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